Et jit net jerannt 3
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Et jit net jerannt 3

Gesammelte Eifel-Einsichten

Fritz-Peter Linden

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  1. 224 pages
  2. German
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Et jit net jerannt 3

Gesammelte Eifel-Einsichten

Fritz-Peter Linden

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Dritte Lieferung – lang erwartet: Seit sechs Jahren ist die Kolumne "Eifel-Einsichten" von Fritz-Peter Linden fester Bestandteil im Eifeler Lokalteil des Trierischen Volksfreunds. Der mahnende Schlusssatz "Et jit net jerannt!" ist seitdem ein geflügeltes Wort bei den Fans der Kolumne. Hier kommt nun der nächste Schub mit Eifel-Einsichten – mehr als 120 der beliebten Samstagskolumnen. Dieser Band versammelt alle "Einsichten" von November 2013 bis September 2016, ergänzt durch ein paar vollkommen unnötige Extras.

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Information

Publisher
KBV
Year
2016
ISBN
9783954413478

Olé!

Ach, mir wird warm um jenes Organ, von dem manche, ich weiß es, glauben, ich hätte es gar nicht eingebaut im oft so eingeschnürt sich anfühlenden Brustkasten. Aber die Mail von Margot Ludwig aus Pronsfeld ist so schön. Gleich mehr.
Erst muss ich nochmal auf vorletzte Woche zurückkommen. Ihr wisst schon, die »Alle drehen durch«-Kolumne. Es ist nämlich nicht besser geworden. Ohnehin ein Fehler zu denken, nur weil man was ausspreche, werde sich das dann regeln. Nein, alle drehen irgendwie immer noch mehr durch. Geht mir voll auf den, Dings, diese Dauerempörtheit. Dieses Ewigbeleidigte. Dieses Permanentangepisste. Diese säuerliche Soforterregung. Dieses erschütternd Unsensible. Dieses Direktdenschuldigenausgemachthabende. Dieses Fingerzeigen. Diese Automatikwut. Dieser Verschwörungsquatsch. Dieses Hochundhöherschaukeln. Dieses Gnadenlose. Dieses Nichtverzeihende. Dieses Bistdunichtmeinermeinungdannbistduuntendurch. Dieser Hyperhass.
Echt. Da freut man sich umso mehr über schöne Post von Menschen, die grade nicht beleidigt sind. Wie Margot. Das schreibt sie: »Am Samstag, dem 16. Januar, machten meine Tochter Larissa und ihr Freund Thomas eine Pause auf dem Parkplatz Prümer Land bei der A 60 zwischen Bitburg und Prüm. Dort sahen sie einen LKW-Fahrer (wahrscheinlich Spanier), der einen großen Schneemann am Bauen war. Er band dem Schneemann noch einen Schal um, winkte den beiden Zuschauern und schoss ein Foto, vermutlich für seine Familie (bei denen es wahrscheinlich wenig Schnee zu sehen gibt). Vorhin sind mein Mann Reinhard und ich auf der Rückfahrt von Bitburg extra zum Parkplatz gefahren, dort steht der Schneemann immer noch.«
Wie schön. Und dann schickt sie das Beweisschneemannfoto. Olé! Margot: Das hat gutgetan. Und ich Depp hab keinen Platz für das Bild. Bitte nicht, äh, beleidigt sein, ja?
Et jit net jerannt.
Aber hier im Buch, da haben wir Platz für die Fotos: Dä!
Image

Lauter guter Stoff

Ein Onkel, der Gutes mitbringt, hat Wilhelm Busch gesagt, sei besser als eine Tante, »die bloß Klavier spielt«. Nicht wahr, Kinder? Jou, und umgekehrt geht’s auch: Die (allerdings gar nicht tantenhafte) Julia Peter hat Prickelndes mitgebracht. Las sie doch vorige Woche, dass im Karnevalsgetümmel die redaktionellen Sektbestände (nur für Notfälle! Nur für Notfälle! Ich schwöre, bzw. »Ischwör!«) auf Null geraten sind, weil Dreigestirn und Garde uns überfallen hatten (ach so, @gardist Stefan Maselter: Du hast deinen Sack noch hier liegen. Aber ich pass drauf auf.). Und was brachte sie vorbei? Genau: »Füllmaterial« für den Kühlschrank. Weil: »Dass geht gar nicht, eine Redaktion ohne Stoff.« Heißa, zum Wohl und dankeschön!
Aber, ach, die Zeiten, in denen man in den Redaktionen stets schicker war und seine Texte beschwingt in die Schreibmaschine hämmerte, bevor man in der selbstverständlich direkt gegenüber platzierten Bar mittags nachladen ging, die sind schon so lange vorbei, dass nicht mal ich sie mitbekommen habe.
Apropos lange her: Der liebe Onkel Hermann Josef (Jupp) Fuchs, Bürgerchef im Bitburger Stadtteil Matzen, hat uns auch was Gutes vorbeigebracht: Eine alte Geschichte von dem Matzener Bauern, der eines Tages ins Bitburger Schuhhaus »Lunkebein« stiefelte (kann ein Schuhhaus schöner heißen?). Die Verkäuferin präsentierte ihm diverse Modelle, »von denen auch jeweils der rechte Schuh anprobiert wurde«. Irgendwann hatte sich der Bauer entschieden, wollte aber partout nicht auch noch den linken Schuh anziehen. Das ging der Verkäuferin gegen die Ehre: »Eich verkeefen eich die Schohn nett, wenn Dir se nett bidd (beide) oaprobiert hatt…!« Da musste der Bauer gestehen: »Daat geht nett – eich sinn nett geriiecht
Jupps Übersetzung für Nicht-Eifeler: »Er hatte sich nur mit einem Fuß hygienisch auf den Kauf vorbereitet …« Sauber, Herr Fuchs, richtig guter Stoff! Dank – und, wie ihr in Matzen sagt: Et gitt nett gerahnt.

Da liegt noch was rum

Vor lauter Verlaad läuft mal wieder gar nix, und ich such schon die ganze Zeit auf dem Schreibtisch (der muss hier irgendwo sein, der Schreibtisch. Mal unter dem Papier gucken .. das würde doch runterfallen, wenn nicht da drunter der … ah. Da isser) nach dieser einen Leserzuschrift, die ich so … oh, da ist noch eine. Und die hier, die ist doch auch schön …. Ja, schon klar: Ich hab wieder zu viel rumliegen. Das sieht schlimm aus, richtig, wie sagt man denn … ah: Werner Kandels schickt vom Schüllerer Berg ein schönes Wort, das jemand angesichts des genauso unaufgeräumt rumliegenden Gemölters bei einem Bauernhof aussprach: Da sehe es aber schoufelzisch aus. Und Werner fragt gleich hinterher, wo denn der Begriff herkommen mag. Vielleicht lasse sich das ja in der Kolumne klären. Danke, Werner, und bitte, Leser: Wisst ihr’s?
Apropos: Einen sehr geduldigen und eifeltypisch zielorientierten Landwirt präsentiert Wilma Herzog aus Gerolstein: Der sitzt beim Doktor (pardon: Dokter) eine Stunde im Wartezimmer, wird reingerufen, soll sich frei machen, zieht brav Hemd und Hose aus. Kommt der Arzt und sagt: »Was bringt Sie denn heute zu mir?« Antwort: »Schrompere. Esch wollt nemme wosse, ob esch diss Johr och wier fönnef Zenner liwwere sollt.« Danke, Wilma, wieder mal.
Und da find ich dann auch noch die traumschöne, am Telefon mitgekritzelte Geschichte von Martha Faustges aus Wawern: Sie berichtet von vom Verwandtenbesuch in Amerika, damals, in den 60ern. Es ging, mit ihrem Bruder, per Flugzeug nach Denver, Colorado. »Eine Riesensache« sei das gewesen. Entsprechend nervös saßen die Eifeler im Flugzeug. Das über den Rocky Mountains in wüste Turbulenzen und schwer ins Vibrieren geriet. Woraufhin er aufsteht und »in Richtung Pilot« durch die Kabine ruft: »Loot mech erous, ech john dat letzt Stöck zo Fooß!« Danke, Martha. Ich räum jetzt hier mal auf. Ein bisschen. Et jit net jerannt.

Schön und schoufelzich

Das war ergiebig: Die Frage, woher der Begriff schoufelzich stammt, vorige Woche von Werner Kandels aus Schüller gestellt, ist beantwortet. Und zwar von ganz vielen, aus ganz vielen Eifel-Ecken, die zudem ganz schnell geantwortet haben: wie Norbert Schmitz aus Herforst. Er verweist auf das Jenische, die Händlergeheimsprache der Eifel, hier in der Südvariante, die auch von den Herbischder Ferkelsverkäufern gesprochen worden sei. Und schenkt uns den schoufelen Houts – den Taugenichts.
»Gemein, niederträchtig, misslich, schlecht« – ich hätt nur im Wörterbuch über den Speicherer Dialekt nachgucken müssen, da steht’s, sagt Meta Endres, deren Mann Norbert das Werk verfasste. Und sie verweist auf die jiddische Herkunft des Worts: »schofl«.
Alois Mayer aus Daun legt die Spur zum Rotwelschen, der Gaunersprache, die sehr viele Wörter aus dem Jiddischen übernommen habe. Wer sich schofel(z)ich betrage, der sei »lumpig, gemein, niedrig, schäbig, niederträchtig«.
Ist »hochträchtig« eigentlich das Gegenteil von »niederträchtig«? Egal, weiter: Helga Wagner von der Irreler Mühle (das »halwe Ehesakrament vum Mielich Pit«) verweist auch auf das Rotwelsche. Und das Jiddische.
Und den Bogen zurück in seine Kindheit schlägt Blums Herbert aus Ormont: »Da bin ich aber froh«, schreibt er, »dass ich meinem ehemaligen – und guten – Klassenlehrer Kandels auch mal was beibringen kann.« Auch Herbert verweist auf die Hebräisch-Jiddische Herkunft und ergänzt die Wortbedeutung noch: Man verwende es, wenn jemand sich unfreundlich zeigt oder den Dank schuldig bleibe (äh, Leute: Dank. Dank. Dank!!!). Zitat: »Dä hät sich ärch schofel jezeich. Jejewe hät hä mir nix.«
Herbert hat sich übrigens super verguckt: Anstatt »Schüllerer Berg«, wie ich vorige Woche schrieb, las er: »Schul-Lehrer-Berg«. Passt doch wunderbar.
Et jit net jerannt.

Lern mich die net kennen!

Krieg ich doch, ausgerechnet auch noch bei der CDU-Party in der Prümer Karolingerhalle am Donnerstag (ich war da nur dienstlich! Und weil Billenmichel angerufen hat! Ging so: »Hier is Billenmichel! Kommt da einer von euch? Und ich so: Ja, ich. Und er so: »Wie viel darfste denn schreiben?« Und ich so: »So viel, wie ich will. Und wie es wert ist, aufzuschreiben. Wenn da nix kommt, schreib ich natürlich nix.« Und er, aus der tiefsten Sohle seiner Billenmichelhaftigkeit: »Haaa…. Haaaa … Haaa!« Da hatt ich dann ein bisschen Angst), also, krieg ich doch ausgerechnet da von Gerhard Kauth aus Lauperath noch den Satz ans Ohr genagelt: »Also manchmal merkt mer ja, wenn de in der Kolumne nix zu schreiben weißt … aber du gibst das dann wenigstens zu. Da biste dann wenigstens authentisch. Hähä.«
Jaha, Gerhard! Und das unterscheidet mich nämlich von der CD … Uh, nein, das war als Witz gemeint, ehrlich, sonst gehen mir ja in der Eifel 71 Prozent der Leserschaft und 82 Prozent meiner beruflichen Gesprächspartner verloren. Nein, im Ernst jetzt: Ich komm mit denen klar. Bestens.
Mit anderen nicht. Bei denen du nicht weißt, wo du dran bist. Bei denen du keine Ahnung hast, in welcher Laune sie grade sind und was du dir einfängst, wenn du irgendwas sagst, und sei es noch so harmlos. Bei denen man nie sagen kann: Ist der wirklich nett und hat erkannt, was für ein wahnsinnig sympathischer Mensch ich bin, oder will der mir irgendwas andrehen? Und was passiert, wenn ich das nicht will? Dann kracht’s. Dann lernst du die Leute kennen. Und stellst fest: Nä, mit dem will ich nix zu tun haben. Von dem hätt ich besser nix gewusst. Beziehungsweise: Dann weißt du wieder, für wen der Eifeler, wie mir letztens Kollegin Uli in Bitburg am Telefon sagte, den herrlichen Satz erfunden hat: »Lern mich die net kennen!« Genau.
Et jit net jerannt, haaaa … haaa … haaa!

Was mach ich nur?

Herrschaften, es ist Zeit. Der Winter war sehr nass, der Frühling dräut mit Glücksgefühlen und Gewerbeschauen, doch mir ist klar geworden, dass ich am Scheidewege stehe. Wie einst der sagenhafte Robert Johnson, der, so will es die Legende, at the crossroads dem Gehörnten begegnete und mit ihm einen Pakt schloss: Super Gitarre spielen können, dafür aber Seele weg. Und auch im Leben eines jeden Eifeleinsichtenverfassers ist es irgendwann so weit: Du musst dich entscheiden, drei Felder sind frei. Drei? Ach, wären es nur so viele.
Dabei will ich das gar nicht in der Hast und Eile entscheiden. Und doch, ich muss. Denn immer habe ich mir gesagt: Wenn du dich zu wiederholen beginnst, dann ist Sense. Huch, auweia, Sense, Sensenmann. Teufel auch, mir wird schon wieder bang. Doch tapfer gilt es sich der Wirklichkeit zu stellen: Ich kriegte Post von Dieter Bernardy aus Hillesheim. Wegen der Kolumne von voriger Woche, Die mit dem Titel »Lern mich die net kennen«. Ja, die. Mit dem Gastauftritt von Billenmichel. Und dem Eifeler Spruch für Menschen, die so unnüedisch sind, dass man von ihnen nix wissen will. Und was schreibt Dieter? Hier: »Das hatten wir doch schon mal. In der Kolumne vom 25. April 2015, ab...

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