Mein Jahr als biblische Frau
eBook - ePub

Mein Jahr als biblische Frau

Eine moderne Frau lebt nach biblischen Traditionen und entdeckt überraschend Zeitloses.

Rachel Held Evans

Share book
  1. 320 pages
  2. German
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Mein Jahr als biblische Frau

Eine moderne Frau lebt nach biblischen Traditionen und entdeckt überraschend Zeitloses.

Rachel Held Evans

Book details
Book preview
Table of contents
Citations

About This Book

Rachel steht mitten im Leben, ist verheiratet und macht beruflich Karriere. Die überzeugte Christin glaubt an Gott und liest regelmäßig in der Bibel. Trotzdem stand sie bisher eher auf Kriegsfuß mit der "Superfrau" aus dem biblischen Buch der Sprichwörter. Als einige ihrer Freundinnen erklären, sie wollen "biblischer leben", ihrer Karriere den Rücken kehren und häuslich werden, stimmt sie das nachdenklich.Ist das wirklich der richtige Weg, als Frau nach der Bibel zu leben? Rachel will es wissen und versucht ein Jahr lang, so biblisch wie möglich zu leben. Dabei nimmt sie so manche Passage wörtlich. Einige ihrer Maßnahmen scheinen absurd, andere genial. Auf ihrer Reise in die Vergangenheit dringt Rachel tief zum Kern biblischer Aussagen vor und entdeckt überraschend Zeitloses.

Frequently asked questions

How do I cancel my subscription?
Simply head over to the account section in settings and click on “Cancel Subscription” - it’s as simple as that. After you cancel, your membership will stay active for the remainder of the time you’ve paid for. Learn more here.
Can/how do I download books?
At the moment all of our mobile-responsive ePub books are available to download via the app. Most of our PDFs are also available to download and we're working on making the final remaining ones downloadable now. Learn more here.
What is the difference between the pricing plans?
Both plans give you full access to the library and all of Perlego’s features. The only differences are the price and subscription period: With the annual plan you’ll save around 30% compared to 12 months on the monthly plan.
What is Perlego?
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Do you support text-to-speech?
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Is Mein Jahr als biblische Frau an online PDF/ePUB?
Yes, you can access Mein Jahr als biblische Frau by Rachel Held Evans in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Theology & Religion & Religious Biographies. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Publisher
Gerth Medien
Year
2014
ISBN
9783961220458
September: Gnade
Zeit des Staunens
»Sage zu den Israeliten:
Am ersten Tage des siebenten Monats
sollt ihr Ruhetag halten mit Posaunenblasen zum Gedächtnis,eine heilige Versammlung.«
3. Mose 23,24
Diesen Monat:
Challah
(Hefezopf) backen nach Ahavas Rezept (4. Mose 15,17-21).
Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, feiern mit Schofar Blasen und traditionellem Essen
(3. Mose 23,23-24; 3. Mose 29,1-6).
Eine Liste mit Neujahrsentschlüssen erstellen
Das Ende des Jahres mit einer
»Taschlich«-Zeremonie begehen
Haare schneiden
»Ich muss irgendwo ein Schofar auftreiben«, rief ich Dan von der Küche aus zu.
»Einen was?«
»Ein Schofar! Ich muss ein Schofar auftreiben, um darauf zu blasen.«
»Kannst du das bitte noch mal wiederholen?«
»Ich habe gesagt, dass ich ein Schofar brauche! Ich muss ein Schofar auftreiben, um darauf zum Rosch Haschana zu blasen.«
Dan drückte auf den Pausenknopf der Fernbedienung und kam mit einem verdutzten Gesichtsaudruck zu mir in die Küche.
»Das ist ein Widderhorn«, sagte ich erklärend. »Ich brauche ein Widderhorn, um es zu Rosch Haschana zu blasen.«
»Ach so, ich hatte verstanden, du brauchst einen Chauffeur«, sagte Dan kichernd. »Einen ganz kleinen Moment habe ich mir schon Sorgen gemacht.«
Was war das für ein Jahr für Dan! Erst kampiert seine Frau im Vorgarten, dann adoptiert sie ein Computerbaby. Sie lebt in einem Kloster, und bald darauf sucht sie ein altertümliches Blasinstrument, das den Beginn des neuen Jahres verkündet … im September!
Es waren nur noch ein paar Wochen bis zum Ende des Projektes. Inzwischen hatte ich aufgehört, auch nur so zu tun, als hätte ich alles im Griff. Ich überließ meine wilde Haarmähne völlig sich selbst und ignorierte die fünfeinhalb Kilo, die ich seit dem Beginn des Projektes zugenommen hatte. Außerdem schloss ich mich stundenlang in meinem Büro ein, um zu schreiben. Ich vernachlässigte meinen Blog und rannte in der Stadt herum, um Zutaten für meine letzten paar Aufgaben zusammenzusuchen. Dabei wirkte ich wohl richtig durchgeknallt. Denn eine Freundin fragte besorgt: »Willst du nicht vielleicht ein, zwei Monate Pause machen und die Sachen nach Weihnachten nachholen?«
Eine Pause so kurz vor dem Ende? Das kam gar nicht infrage. Ich hatte dieses »Endspurt-Gefühl«! Wenn nötig, würde ich lieber drei Liter Kaffee und noch mehrere Energydrinks hintereinandertrinken, nur um es endlich hinter mir zu haben!
Dass unser Sexleben litt, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Und unsere Beziehung mit Freunden und Familie auch.
Ebenso wie jede Art von anderem Leben, das wir einmal gehabt hatten.
Zu all dem kam hinzu, dass mich im August ein Journalist um ein Interview bat und einen netten, langen Online-Artikel über mein Jahr biblischen Frauseins veröffentlichte. Dieser Artikel zog Tausende Kommentare nach sich, die Titelgeschichte einer Zeitschrift, jede Menge kontroverse Debatten und das Interesse mehrerer großer Verlage in den USA, Großbritannien, Australien und sogar Israel. Eh ich mich versah, lief mein E-Mail-Postfach beinah über mit Interviewanfragen …
Wie sich herausstellte, findet nicht jeder Gefallen an der Idee, dass eine Frau es ein Jahr lang mit den biblischen Regeln ganz genau nimmt. Im Internet entwickelten besonders zwei völlig entgegengesetzte Lager einen regelrechten Hass auf das Projekt: Atheisten und Evangelikale. Die Atheisten hielten mich für eine naive religiöse Spinnerin, die das Ganze als eine Demonstration besonderer Frömmigkeit veranstaltete, um die patriarchalischen Elemente der Bibel zu glorifizieren. Die Evangelikalen warfen mir vor, ich sei eine radikale liberale Feministin und inszeniere das Ganze als Akt der Rebellion, um diejenigen, die die Bibel lieben, dumm dastehen zu lassen. Mein Projekt sei ein »Affront gegen alle, denen die Bibel lieb und teuer ist« und »eine Verhöhnung Gottes und der Bibel«.
Nun hätte man vielleicht meinen können, dass all diese negative Aufmerksamkeit mich ernüchtert oder mir den Mut genommen hätte. Doch dieses Mal merkte ich, dass der Hass, der online über mir ausgeschüttet wurde, nicht in dem Maße zu mir durchdrang wie damals bei der Ankündigung des Projektes. Nein, ich distanzierte mich nicht von meinen Gefühlen und Überzeugungen. Vielmehr hatte ich nun eine Strategie, um mit all dem Negativen umzugehen: durch kontemplatives Gebet und Meditation. Wenn die Wellen von extremer Kritik und extremem Lob mich aus dem Gleichgewicht brachten, nahm ich mir einen Augenblick Zeit, um die Augen zu schließen und über einem Psalm oder einer Bibelstelle zu meditieren. Ich betete, bis ich mein inneres Gleichgewicht wiedererlangt hatte. Immer wieder kam ich auf das Gebet von Teresa von Avila zurück, das ich ganz am Anfang des Projektes entdeckt hatte.
Lass dich nicht ängstigen, nichts dich erschrecken.
Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe.
Wer Gott hat, hat alles. Gott allein genügt.
Alles erreicht der Geduldige,
und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.
Das oder ein Stück Fair-Trade-Schokolade mit Himbeeren führten meistens zum Erfolg. Ich hatte sowieso nicht viel Zeit, um mich auf irgendwelches Online-Geplänkel einzulassen. Denn es standen die Vorbereitungen für den letzten jüdischen Feiertag – Rosch Haschana – an. Rosch Haschana ist das jüdische Neujahrsfest und für die frommen Juden eine heilige Zeit der Bestandsaufnahme und des In-sich-Gehens. Viele Menschen auf der ganzen Welt begehen den Jahreswechsel mit Partys, auf denen der Alkohol in Strömen fließt und es zu allen möglichen Exzessen kommt. Rosch Haschana bietet dagegen die Möglichkeit der jährlichen Cheschbon Hanefesch, einer Selbsterforschung, einer inneren Bestandsaufnahme. In 3. Mose 23 wird sie beschrieben als eine Zeit, in der die Kinder Israels das Schofar blasen sollen, was daran erinnern soll, wie dem Volk am Berg Sinai die Thora gegeben wurde. Dadurch werden die Getreuen gesammelt, »um aus ihrer Trägheit aufzuwachen« und sich vor dem Schöpfer zu demütigen.
»In einem Jahr hatten wir einen Nachbarn, der während des gesamten Monats jeden Abend bis zum Rosch Haschana sein Schofar blies«, erzählte mir Ahava über Skype. »Damals hatten wir einen Säugling, der zu dieser Zeit immer schlief. Ich muss also gestehen, dass mich diese ganze Sache ziemlich geärgert hat.«
Rosch Haschana beginnt mit einer zehntägigen Zeit der Buße, die ihren Höhepunkt im Jom Kippur, dem Versöhnungstag, hat. Diese Tage der Ehrfurcht, wie sie auch oft genannt werden, haben eine geradezu mystische Bedeutung in der Gemeinschaft der Juden. Denn man glaubt, dass sie eine Phase des Gerichtes darstellen, in der alle Menschen auf der Welt der Überprüfung durch den Allmächtigen unterworfen werden.
»In dem Monat vor Rosch Haschana sprechen wir Bußgebete und es wird jeden Tag der Schofar geblasen«, erklärte Ahava. »Wir bereiten uns durch eine innere Bestandsaufnahme geistlich vor. Es ist ja einfach, jeden Tag um die ganz normale Vergebung zu bitten, aber in dieser Zeit des Jahres nehmen wir die Dinge in den Blick, die wir vielleicht versäumt oder vernachlässigt haben, besonders die kleinen Dinge, die sich im Laufe der Zeit einschleichen. Wir bitten diejenigen um Vergebung, denen wir Unrecht getan haben, auch unsere Verwandten, Kinder, Ehepartner und Eltern.«
In diesem Jahr fiel Rosch Haschana genau auf die letzten drei Tage meines Jahres biblischen Frauseins. Deshalb fand ich es sehr passend, das ganze Projekt mit einer Zeit der Bestandsaufnahme und Selbsterforschung und dann mit einem Essen und Bräuchen abzuschließen, die typisch sind für das »biblische« Neujahr.
Aber woher sollte ich ein Schofar besorgen? Glücklicherweise rief mein Vater an: »Rachel, ich habe ein Shofar in meinem Büro, erinnerst du dich denn nicht daran? Ich benutze es als Anschauungsobjekt in meinen Bibelkursen.«
Möge der Tag der Ehrfurcht also beginnen!
Als ich Ahava fragte, ob es sonst noch etwas »Biblisches« gäbe, das ich bis zum Ende des Jahres unbedingt noch ausprobieren müsse, schrieb sie zurück: »Hast du schon Brot gebacken? Das ist ein wichtiges Gebot für die Frauen: Brot zu backen und den zehnten Teil davon für die Priester abzunehmen. Ich backe zu den Feiertagen meistens einen Hefekranz als Symbol für den Kreislauf des Lebens. Wenn du das Rezept haben möchtest, dann melde dich einfach.«
Der Tradition gemäß sollten drei Sabbatmahlzeiten und zwei Mahlzeiten an Feiertagen mit »Challah« beginnen. In 4. Mose 15 wird festgelegt, dass beim Backen ein Teil des Teiges abgenommen und als Opfer für den Herrn dargebracht werden muss. »Auch wenn es gar keinen Tempel gibt, an dem die Priester es entgegennehmen könnten«, erklärte Ahava, »trennen wir immer noch einen Teil des Teiges (etwa von der Größe eines Eies von der Gesamtmenge des Teiges) ab, und dieser Teil ist heilig. Diesen kleinen Teil verbrennen wir, damit er nicht mehr für andere Zwecke verwendet werden kann oder wir ihn selbst essen. Dieser kleine Teil wird als Challah bezeichnet und daher hat das Brot seinen Namen – nicht umgekehrt.«
Seit Jahrhunderten praktizieren jüdische Frauen diesen Brauch, nehmen einen kleinen Teil vom Teig ab, nachdem er gegangen ist, verbrennen diesen Teil im Ofen und sprechen dabei einen Segen. Ich gab Ahava recht. Das musste ich vor dem Ende meines Jahres biblischen Frauseins unbedingt noch ausprobieren.
Also bat ich Ahava um das Rezept und sie schickte es mir mit folgender Anmerkung: »Bevor mein Mann und ich uns verlobt und geheiratet haben, hat er dieses Brot immer gebacken. Es war um Längen besser als jedes Challah, das ich jemals selbst gemacht oder woanders probiert habe. Er weigerte sich jedoch, mir das Rezept zu geben, bevor wir verheiratet waren. Inzwischen backe ich dieses Brot andauernd und ich gebe dir das Rezept einfach so. Du brauchst mich dafür nicht mal zu heiraten!«
Das Rezept war für sechs Brote berechnet und ich benötigte dafür 2300 g Mehl, sieben Eigelb, 1 Liter Wasser, 300 g Zucker, ein wenig Öl, sieben Teelöffel Hefe und vier Esslöffel Salz. Das schien ziemlich viel. Aber ich fand es einfacher, sechs Challah zu backen, als das ganze Rezept durch sechs zu teilen. Doch weil man nicht einfach mal so nebenbei sechs Brote zusammenrührt, hielt ich mir die beiden Tage vor Rosch Haschana frei, um Challah zu backen. An einem Dienstagnachmittag bestäubte ich unseren Esstisch mit Mehl, zog meine Rüschenschürze an, band mein Haar zusammen und machte mich ans Werk.
Dan hat als Kind immer zugeschaut, wie seine Mutter Brot backte, und hatte eine Art männlichen Respekt vor diesem Vorgang, der wie ein naturwissenschaftliches Experiment anmutet. Deshalb half er mir beim Abmessen aller Zutaten und gab sich dabei größte Mühe, genau zu sein: 1100 ml handwarmes (nicht heißes!) Wasser, 300 g Zucker und sieben Teelöffel Trockenhefe. In einer großen Schüssel mischten wir Wasser, Zucker und Hefe, dann schauten wir gespannt zu, wie sich in der hellbraunen Mischung Bläschen bildeten. Ein gutes Zeichen! Nach fünf Minuten fügten wir die Eigelbe hinzu, Öl und Salz.
»Dann fügst du langsam das Mehl hinzu...

Table of contents