IV Vatersein - Voraussetzungen, Barrieren und Formen
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Zwischen »traditionellen« und »neuen« VÀtern. Zur Vielgestaltigkeit eines Wandlungsprozesses
Hans-Walter Gumbinger, Andrea Bambey
Vom traditionellen zum neuen Vater - Perspektiven aktueller Typologien
Vergleicht man das heutige Familienleben mit demjenigen vor 50 Jahren, scheint sich auf den ersten Blick vieles verĂ€ndert zu haben. Der Wandel von der Gatten- zur Elternfamilie (SchĂŒtze 1994) und die enorme Bedeutung des Kindes fĂŒr das FamilienglĂŒck stellen fĂŒr die Familie eine grundlegend andere Situation dar.
Dies gilt ebenso fĂŒr die neuen und stark gewachsenen Anforderungen an die Erziehung. Nicht mehr an Konventionen angepasste und gehorsame, sondern autonome und sozial kompetente Kinder sind heutige Erziehungsziele, die den Eltern entsprechende Handlungskonzepte, Haltungen und soziale FĂ€higkeiten abverlangen. Elternschaft ist inzwischen - unterstĂŒtzt auch durch die stĂ€rker am Kindeswohl orientierte Gesetzgebung - »verantwortete Elternschaft« (Kaufmann 2005) und rĂŒckt im Hinblick auf den damit verbundenen Normenkomplex in die NĂ€he ihrer Professionalisierung.
Auch das gewandelte GeschlechterverhĂ€ltnis, u. a. bedingt durch die gestiegene Beteiligung der Frauen an der Erwerbsarbeit und durch die rechtliche Gleichstellung der Frau, macht ein modernisiertes RollenverstĂ€ndnis der Elternschaft notwendig. Die LebensverlĂ€ufe und -optionen gestalten sich bei Frauen in Richtung einer doppelten, an Familie und Beruf orientierten Lebensplanung. Die patriarchalen Familienstrukturen wandeln sich zunehmend in partnerschaftliche und egalitĂ€re Beziehungsmuster mit wachsenden Aushandlungsprozessen ĂŒber die familialen Belange. Dies verlangt von der Familie groĂe Anpassungsprozesse und schafft damit auch neue Konfliktpotenziale. Dagegen setzen die fehlende Infrastruktur zur Betreuung von Kindern und die »strukturelle RĂŒcksichtslosigkeit« (Kaufmann 1995) gegenĂŒber Familien weitere Rahmenbedingungen, die eine situative Umsetzung komplexer Anforderungen notwendig machen.
Der Wandel der Vaterrolle ist vor diesem Hintergrund eingebettet in Prozesse der gesellschaftlichen Modernisierung. Vor allem die Verschiebung der Vaterrolle vom FamilienernĂ€hrer hin zum Erzieher, die gröĂere Beteiligung von VĂ€tern an Haushalts- und Familienarbeit, die infrage gestellte vĂ€terliche AutoritĂ€t sowie die neuen Leitbilder einer engagierten Vaterschaft gelten als Anzeichen einer grundlegenden VerĂ€nderung.
Trotz all dieser Tendenzen sind Zeitpunkt, Umfang und Bedeutung einer VerĂ€nderung der Vaterrolle strittig. Vielfach wird beispielsweise die Existenz der »neuen« VĂ€ter infrage gestellt, da den gewandelten Einstellungen zu einer höheren Beteiligung in Haushalt und Familie das Verhalten der VĂ€ter keineswegs entspreche. Zudem zeigen viele Untersuchungen, dass Frauen diese Ungleichverteilung durchaus nicht als Verletzung ihrer Interessen betrachten. Zwar wĂŒnschen viele Frauen eine höhere Beteiligung von VĂ€tern, ohne jedoch damit EgalitĂ€t und gleiche ZustĂ€ndigkeit zu verbinden (Tazi-Preve 2006; Döge und Volz 2002; Rost und Schneider 1995). Zudem werden die neuen VĂ€ter mit dem Verdacht konfrontiert, mit der Aneignung eines traditionell weiblichen Terrains die alte patriarchalische Ordnung latent eher noch zu vertiefen, indem sie Mutterschaft insgesamt entwerten und sie gleichsam ersetzen (Pohl 2006). Die Richtung und die konkreten Merkmale des VerĂ€nderungsprozesses sind also durchaus strittig. Auch lassen sich die Folgen dieser VerĂ€nderungen in Bezug auf die Sozialisationsprozesse der Kinder schwer abschĂ€tzen.
Will man diese VerĂ€nderungen im Sinne der Modernisierung der Familie allein auf der Achse »traditionelle« versus »neue« VĂ€ter abtragen, ergibt sich ein nur unzureichendes Bild. Viele VĂ€ter- und MĂ€nnerstudien neigen dazu, einen komplexen Vorgang der Modernisierung auf den Wandel vom traditionellen zum modernen Mann oder vom traditionellen ĂŒber den partnerschaftlichen zum - noch kaum realisierten - neuen Vater zu verkĂŒrzen. Eine EngfĂŒhrung auf die Fragen, ob es den neuen Vater gibt oder ob sich dessen Engagement, oftmals gemessen an dem der Mutter, wirklich nennenswert verĂ€ndert hat, verliert unter dem normativen Blick egalitĂ€rer Aufgabenteilung die reale Kontur des VerĂ€nderungsprozesses aus dem Auge. Damit bleiben aber sowohl Potenziale möglicher VerĂ€nderungen verdeckt als auch problematische Aspekte auĂer Acht.
dp n="187" folio="197" ?Bevor im Folgenden die Ergebnisse einer eigenen Studie zu diesen Fragen ausgefĂŒhrt werden, soll ein kurzer Blick auf Untersuchungen geworfen werden, die ebenfalls Typenbildungen von VĂ€tern bzw. MĂ€nnern auf empirischer Basis vorgenommen haben. In der Studie von Zulehner und Volz (1998) sowie der Folgestudie (Zulehner 2003) wurden ausgehend von einer an eine Fragebogenerhebung anschlieĂende Clusteranalyse MĂ€nnertypen gebildet, zu deren Konturierung auch das VerstĂ€ndnis von Vaterschaft sowie Fragen nach der vĂ€terlichen Praxis herangezogen wurden. Die daraus resultierende Typologie bildet eine Vielzahl von Aspekten des Wandels des vĂ€terlichen SelbstverstĂ€ndnisses und der Ausgestaltung von Vaterschaft heute ab.
Beschrieben wird ein Typenspektrum, das allerdings etwas schematisch anhand der Pole traditionell - modern konstruiert ist. Neben zwei »Reintypen«, dem »traditionellen« und dem »modernen« Mann, konnten zwei »Mischtypen«, der »pragmatische« und der »unbestimmbare« Mann, herausgearbeitet werden. Die Autoren sehen in ihren Ergebnissen eine eindeutige Entwicklung von den »Traditionellen« hin zu den »Neuen« (Zulehner und Volz 1998: 17). Den »Traditionellen« kennzeichnet eine starke Orientierung an Â»ĂŒberkommen-traditionellen Aspekten des MĂ€nner- und eines entsprechenden Frauenbildes« (Zulehner 2003: 21). Als MĂ€nnertyp reprĂ€sentiere dieser Typ den »herkömmlichen FamilienernĂ€hrer« (ebd.). Die »modernen« MĂ€nner stellen den Gegenpol dar; sie orientieren sich an modernen Merkmalen, wie etwa den Aussagen »Frauenemanzipation ist eine notwendige und gute Entwicklung; Mann und Frau schrĂ€nken ihre Erwerbsarbeit ein und kĂŒmmern sich gleichermaĂen um Haushalt und Kinder; auch eine berufstĂ€tige Frau kann ihrem Kind genauso viel WĂ€rme geben wie eine Mutter, die nicht arbeitet« (Zulehner 2004: 7). Sie seien ein »zeitangepasster (Lebens-)Partner« (ebd.) und lehnten traditionelle Merkmale deutlich ab. »Pragmatische« MĂ€nner stehen dem traditionellen Typ nahe; allerdings stimmen sie - dies unterscheide sie - sowohl traditionellen wie modernen Merkmalen zu. Alte wie neue Aspekte der Rollenbilder wĂŒrden »pragmatisch kombiniert« (Zulehner 2003: 21), es kennzeichne sie, dass sie sich »aus den jeweiligen Merkmalsets jene herauspicken, die sie fĂŒr vorteilhaft halten« (Zulehner 2004: 7).
Die stĂ€rkste Gruppe bildet jedoch die der sogenannten »Unbestimmbaren«. Diese Gruppe wurde in der Ausgangsuntersuchung noch als »Unsichere« benannt; dagegen seien aber »nicht wenige MĂ€nnergruppen Sturm gelaufen« (ebd.). Damit sind jene MĂ€nner charakterisiert, die sich nicht mehr ĂŒber traditionelle MĂ€nnermerkmale definieren, aber auch nicht konsequent moderne Einstellungen zeigen, die »keinen Zugang mehr zu traditionellen MĂ€nnermerkmalen« haben, die aber auch die modernen nicht verlocken (ebd.).
Die Unbestimmtheit kann, so Zulehner (1998), viele Ursachen haben: Desinteresse an der Thematik der Geschlechterrollen oder aber Unsicherheit sowie die Suche nach der eigenen Verortung. Diesen MĂ€nnern, die in der Ausgangsstudie als »Àngstliche Rolleneskapisten« (Zulehner und Volz 1998: 41) charakterisiert wurden, schreibt Zulehner als den »formbaren Suchern« das gröĂte Entwicklungspotenzial hin zu den »neuen« MĂ€nnern zu.
Bei aller MaterialfĂŒlle, die diese Studien hervorbringen konnten, sind die MĂ€nnertypen jedoch eher plakativ und vermitteln ĂŒberdies den Eindruck einer weitgehend konfliktfreien Ausgestaltung der Rollenbilder. Zwar beschreibt Zulehner (2004) bestimmte »Schieflagen«: Auch moderne MĂ€nner bevorzugen als »neue VĂ€ter« Aufgaben in der Kinderbetreuung, die nicht unmittelbar versorgend sind, sondern erzĂ€hlen Geschichten oder treiben mit den Kindern Sport. Ebenso sind sie eher zu »mĂ€nnerspezifischen« Hausarbeiten bereit. Zudem dominieren in der Rollendefinition nach wie vor spezifisch mĂ€nnliche Eigenschaften, auch wenn »weiche« und »sanfte« zugelassen werden können.
Mit den damit formulierten Ungleichzeitigkeiten in der Rollenentwicklung des modernen Mannes kommen spezifische Aspekte des Wandels jedoch u. E. nur unzureichend zutage. Es sind weitere Ambivalenzen der vĂ€terlichen Rolle, vor allem spezifische Reibungen von normativen Rollenvorgaben und individueller Praxis, die die unterschiedlichen Ausgestaltungen von Vaterschaft heute markieren. Einen wesentlichen Aspekt haben Zulehner und Volz (1998: 247) selbst deutlich hervorgehoben. Die Entwicklung scheine derzeit weithin auf der einstellungsbezogenen OberflĂ€che und allenfalls in einigen lebenspraktischen Bereichen zu verlaufen. Die Tiefenschichten, »die einen Mann, eine Frau ausmachen«, bewegten sich hingegen, wenn ĂŒberhaupt, sehr viel langsamer. Zugespitzt: Der normative Wandel auf der Ebene der GeschlechterverhĂ€ltnisse, dessen Leitvorstellung die Gleichberechtigung der Geschlechter ist, steht alltagspraktischen, im Alltagswissen verankerten hierarchisierenden Vorstellungen der Geschlechterbeziehungen, der Geschlechterdifferenz gegenĂŒber.
dp n="189" folio="199" ?Gerade diese Diskrepanz bleibt jedoch nicht folgenlos. Es kann daraus ein »Vereinbarkeitsproblem« mĂ€nnlicher und vĂ€terlicher Rollenbilder resultieren, das zu unterschiedlichen Lösungen, vielfach auch zu Verunsicherung insbesondere in Bezug auf die vĂ€terliche Rolle fĂŒhrt. Ist das SelbstverstĂ€ndnis mĂ€nnlicher IdentitĂ€t von traditionellen Geschlechtsstereotypen geprĂ€gt, scheint dies mit den Anforderungen an den »neuen Vater« eher unvereinbar. In umgekehrter Perspektive kann sich fĂŒr egalitĂ€re VĂ€ter die Frage stellen, »obâs richtig war, sich da auch als Mann oft ein StĂŒck weit zurĂŒckzunehmen, um dann mehr der Vaterrolle gerecht zu werden« (Interviewzitat eigene Erhebung).
Matzner (2004) hat vor dem Hintergrund »subjektiver Vaterschaftskonzepte« auf der Grundlage problemzentrierter Interviews ebenfalls eine Typologie entwickelt. Ein wesentliches Element des subjektiven Vaterschaftskonzeptes ist ein individueller Entwurf der vÀterlichen Rolle auf der Basis eigener Kindheitserfahrungen bzw. der Persönlichkeitsentwicklung des Vaters. Das Modell integriert die psychologische Bedeutung von Vaterschaft, die Entwicklung der vÀterlichen IdentitÀt sowie das Ausmaà der Orientierung an dieser IdentitÀt im familialen Alltag.
Matzner (ebd.) charakterisiert vier Vatertypen: Der »traditionelle ErnĂ€hrer« hat traditionelle Rollenvorstellungen in Hinblick auf Ehe, Familie und Erziehung der Kinder und zeigt hohes berufliches Engagement. Die diesem Vatertyp entsprechende Familienform ist nach Matzner eher im traditionellen Milieu, »beispielsweise einer Bauernfamilie«, vorzufinden (ebd.: 343). »Rolemaking« und »Roletaking« sind fĂŒr diesen Typus »relativ ausgewogen«, die Verhaltenssicherheit der VĂ€ter ist »recht stabil« (ebd.: 443).
Der »moderne ErnĂ€hrer«, angesiedelt »in der âșbreiten Mitteâč unserer Gesellschaft« (ebd.: 375), ist ebenfalls beruflich stark engagiert, versucht aber, in der Freizeit fĂŒr seine Kinder prĂ€sent zu sein. Er will und soll aktiver Vater sein, auch aus der Perspektive der Partnerin. Die Rollenaufteilung verbleibt gleichwohl einem traditionellen Modell verhaftet, Betreuung und Erziehung der Kinder obliegen der Mutter. Infolgedessen besteht fĂŒr diese VĂ€ter ein Vereinbarkeitsdilemma, es kommt zu »Unzufriedenheiten, Konflikten und Unsicherheiten« (ebd.). Die modernen ErnĂ€hrer sind »besonders im konservativ-technokratischen Milieu sowie im aufstiegsorientierten Milieu, also in Familien mit einer hohen Leistungsorientierung angesiedelt« (ebd.: 364 f., Hervorhebung im Original).
dp n="190" folio="200" ?Der »ganzheitliche Vater« hat sich sehr bewusst fĂŒr die Vaterschaft entschieden. Das elterliche Rollenmodell ist auf gleichberechtigte Aufgabenteilung hin orientiert, der Beruf ist fĂŒr diese VĂ€ter bedeutsam, das Familienleben wird dem beruflichen Engagement jedoch nicht untergeordnet. Dieser Typus ist vorwiegend dem liberal-intellektuellen Milieu zuzuordnen.
FĂŒr den »familienzentrierten« Vater hat der Beruf keine hohe Bedeutung; er dient dem Gelderwerb, Familie und Vaterschaft sind die maĂgeblichen Bezugspunkte. Oftmals sind diese MĂ€nner HausmĂ€nner, wobei diese Situation auch aufgrund spezifischer UmstĂ€nde wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit entstanden sein kann. Diese VĂ€ter sind ebenfalls vorwiegend dem liberal-intellektuellen Milieu zuzuordnen.
Matzner kommt unter Bezugnahme auf Lupton und Barclay (1997) zu dem Schluss, dass Vaterschaft heute als »amorphes PhĂ€nomen« mit einer groĂen »Spannweite von ReprĂ€sentationen des Vaterseins« und inhĂ€renten »Spannungen und Paradoxien« (ebd.: 155) beschrieben werden muss. Dazu bietet seine Typologie eine Reihe von Ansatzpunkten, bleibt jedoch in der Ausleuchtung eben dieser Spannungen und Paradoxien eher zurĂŒckhaltend.
Die Frankfurter VÀterstudie »Neue VÀter - andere Kinder?«
Die VĂ€tertypologie, die wir im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekts am Frankfurter Institut fĂŒr Sozialforschung erarbeitet haben, baute auf der Erwartung auf, dass die Spannung zwischen »neuen« Rollenerwartungen und traditioneller Aufgabenteilung in den Familien und Partnerschaften ein breites Spektrum konkreter Ausgestaltungsformen von Vaterschaft hervorbringen wĂŒrde. Die darin zum Ausdruck kommende Vielgestaltigkeit des Wandels wollen wir illustrieren.
Um dieses Spektrum differenziert analysieren zu können, wurde ein umfangreicher Fragebogen (165 Items) mit der Zielsetzung konzipiert, möglichst vielschichtige Aspekte von Vaterschaft zu erheben. Dabei sollten rollenförmige, beziehungsstrukturelle und psychologische Dimensionen berĂŒcksichtigt werden. Neben der Haltung zu traditionellen Rollenklischees sollten vorrangig die emotionale Kompetenz und EinfĂŒhlung in Bezug auf das Kind, das Erleben der Partnerschaft, das familiale Engagement und die Positionierung im familialen GefĂŒge, die Sicherheit in der vĂ€terlichen Rolle und die Einstellung zur Herkunftsfamilie auf der Grundlage entsprechender Skalen erfragt werden.
Itembeispiele aus dem Fragebogen:
- Wenn mein Kind mir etwas erzÀhlen will, habe ich öfter keine Lust, lÀnger zuzuhören.
- Wenn die Frau zu emanzipiert ist, ist das nicht so gut fĂŒr das Familienleben.
- Ich habe manchmal den Eindruck, meine Frau wĂŒrde unser Kind am liebsten allein erziehen.
- Kindererziehung ist nicht so meine Sache.
- Ich frage mich hÀufig, ob ich mich mit meinem Kind genug beschÀftige.
Die Bildung der Vatertypen wurde dann auf der Basis einer Clusteranalyse vorgenommen und fĂŒhrte zu folgendem Ergebnis:
| Anzahl VĂ€ter | Prozent |
|---|
| Fassadenhafter Vater | 376 | 24,7 |
| Partnerschaftlicher, traditioneller Vater | 91 | 6,0 |
| RandstÀndiger Vater | 156 | 10,2 |
| Traditioneller, distanzierter Vater | 271 | 17,8 |
| Unsicherer, gereizter Vater | 195 | 12,8 |
| EgalitÀrer Vater | 435 | 28,5 |
| Gesamt | 1.524 | 100 |
Im Anschluss an die statistische Auswertung der Fragebögen wurden leitfadengestĂŒtzte Interviews mit Elternpaaren durchgefĂŒhrt, die aus den jeweiligen Typvarianten ausgewĂ€hlt wurden. Damit konnte den ermittelten Vatertypen, die an dieser Stelle nur kurz umrissen werden können, zusĂ€tzlich Kontur verliehen werden. Die Interviews widmeten sich vor allem den Themen des individuellen Erlebens der Elternschaft, der jeweiligen Beziehung zum Kind, der Bedeutung der Herkunftsfamilie fĂŒr die eigene Elternschaft, der Zufriedenheit mit der Paarbeziehung und schlieĂlich den heutigen normativen Erwartungen an Elternschaft und insbesondere Vaterschaft.
dp n="192" folio="202" ?Unsere Untersuchung (Gumbinger und Bambey 2007; Bambey und Gumbinger 2008) belegt eine zunehmende Orientierung am Bild einer engagierten Vaterschaft, deren praktische Umsetzung bei den Vatertypen jedoch zu sehr unterschiedlichen Lösungsformen fĂŒhrt, wie die folgenden AusfĂŒhrungen zeigen. Der Wandel der Vaterschaft drĂŒckt sich u. a. in Ambivalenzen und BrĂŒchen sowie in strukturell spezifischen Formen von Vaterschaft aus.
So ist das normative Leitbild »neuer« Vaterschaft - auch in der Praxis - deutlich prĂ€gend fĂŒr das SelbstverstĂ€ndnis des egalitĂ€ren wie des partnerschaftlichen, traditionellen Vaters. Auch der unsichere, gereizte Vater teilt im Grunde das damit einhergehende GrundverstĂ€ndnis, erreicht jedoch keine Rollensicherheit. Die Orientierung des fassadenhaften Vaters an einem modernisierten Vaterbil...