Das knallt: Explosionen,
die man nicht verpassen sollte (1)
Die erste dramaturgisch eingesetzte Filmexplosion wurde 1903 für den zwölf Minuten kurzen Western DER GROSSE EISENBAHNRAUB gezündet. Seither kommt kaum ein Hollywood-Blockbuster ohne ein bis zwei Explosionen aus – oder 50, wenn Michael Bay Regie führt. Laut einer nicht streng wissenschaftlichen Untersuchung steigt der Umsatz von Michael-Bay-Filmen tatsächlich mit der Anzahl der von ihm gezündeten Explosionen pro Film. So spielte auch die Dauer-Explosion TRANSFORMERS 3 (2011) weltweit mehr als 1,12 Milliarden Dollar ein.
APOCALYPSE NOW (1979)
Francis Ford Coppola drehte seinen Vietnam-Kriegsfilm auf den Philippinen und wurde – gegen Geld – kräftig von Diktator Ferdinand Marcos und seiner Armee unterstützt. Er musste sich aber verpflichten, alle Filmbauten nach Drehende zu entfernen. Anstatt das im Khmer-Stil errichtete Dschungelversteck des General Kurtz (Marlon Brando) abzureißen, ließ Coppola die Kulisse mit einem Riesenarsenal an Benzinbomben sprengen und filmte das nächtliche Spektakel mit 15 Kameras. Einzelne Versionen des Films enden mit diesen durch Effekte verfremdeten Bildern, obwohl Coppola die Fehldeutungen vieler Zuschauer missfiel, dass die Szene eine von Captain Willard (Martin Sheen) befohlene Bombardierung des Lagers und seiner Bewohner sei.
BAD BOYS II (2003)
Bei einem Einsatz auf Kuba lassen Will Smith und Martin Lawrence in der Villa eines Drogenbosses nur den Pool heil. Erst fahren sie mit dem Hummer die Einrichtung platt, dann sprengen sie das Anwesen. Gedreht wurde in einer Villa in Delray Beach, Florida. Sie stand über Jahre leer, der neue Besitzer wollte nur das Grundstück und bot in einer Variety-Anzeige Produktionsfirmen an, das Haus für Dreharbeiten zu sprengen. Regisseur Michael Bay griff zu.
DAS BOOT
DAS BOOT (1981)
Seinen Spitznamen Charly Bum Bum trug der Bayer Karl Baumgartner (1912–2012) nicht von ungefähr. Als Pyrotechniker, der seinen Sprengstoff anfangs aus Fliegerbomben des Zweiten Weltkriegs gewann, sorgte er schon bei DIE BRÜCKE (1959) und DER LÄNGSTE TAG (1962) für Knalleffekte. Da durfte er auch bei Wolfgang Petersens DAS BOOT nicht fehlen. Der Fliegerangriff auf den U-Boot-Bunker im Hafen von La Rochelle, zu dem Baumgartner die Explosionen beisteuerte, musste aus Kostengründen in nur einem Take gedreht werden. Dafür waren zwei französische Flugzeuge zu britischen umdekoriert worden.
DIE BRÜCKE AM KWAI (1957)
David Leans Klassiker wurde in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, gedreht. Die Sprengung der titelgebenden Brücke und eines auf ihr fahrenden Zuges war für den 10. März 1957 geplant. Selbst der damalige Premierminister Ceylons und andere Politiker waren als Ehrengäste geladen. Leider stand Kameramann Freddy Ford im Bild, der Regisseur stoppte die Sprengung, der Zug fuhr über die Brücke, rammte einen Generator und war kaputt. Es blieben 24 Stunden zur Reparatur, bis die Sprengung tags darauf wie geplant erfolgen konnte. Der Premierminister blieb extra einen Tag länger.
DER CLOWN – PAYDAY
DER CLOWN – PAYDAY (2005)
Die russische Antonow-Transportmaschine ist das größte Flugzeug der Welt. Um sie zu sprengen, bedurfte es der größten Filmexplosion Europas. Auf dem Flugplatz in Euskirchen inszenierte Sebastian Vigg für seinen Produzenten Hermann Joha (ALARM FÜR COBRA 11) den nicht wiederholbaren Stunt. 200 Liter Benzin und viel Sprengstoff sorgten für eine 60 Meter hohe Feuersäule. Die gesprengte Antonow war eine Attrappe, die beim Stunt nur von vorn zu sehen ist, da sie bloß aus Cockpit und Flügeln bestand.
THE DARK KNIGHT (2008)
Regisseur Christopher Nolan hatte ein klares Ziel: «Ich wollte mehr Sachen in die Luft jagen als jemals irgendeiner zuvor.» So setzte er bei der Sprengung des Gotham General Hospitals nicht auf Modelle, sondern ließ das komplette Hauptquartier der Pleite gegangenen Süßwarenfirma Brachs Candy in Chicago sprengen. Das vier Etagen hohe Büro- und Fabrikgebäude stand seit 2001 leer.
THE DARK KNIGHT
AIRWOLF
Teures Pilotprojekt
Der Pilot Stringfellow Hawke muss den entführten Superhubschrauber Airwolf aus Libyen zurück in die USA holen, versteckt ihn aber vor der Regierungsorganisation «Die Firma», um die Suche nach seinem in Vietnam verschollenen Bruder zu erzwingen. Fortan fliegt Hawke für «Die Firma» geheime Missionen.
Wenn die Hubschrauberstaffel in APOCALYPSE NOW (1979) zu Richard Wagners Walkürenritt ein vietnamesisches Dorf zerschießt oder DAS FLIEGENDE AUGE (1983) die totale Überwachung von Los Angeles ermöglicht, kann sich niemand der Faszination für diese Fluggeräte entziehen. Produzent Donald P. Bellisario, in dessen Serienhit MAGNUM (1980–1988) der Hubschrauberpilot T.C. ständig über Hawaii rattert, schuf 1984 mit AIRWOLF die erste Serie, die sich allein um eine martialisch aufgerüstete Bell 222 drehte. Neben Jan-Michael Vincent gehörte Hollywood-Veteran Ernest Borgnine zur Crew der ersten drei Staffeln. Als dem US-Sender CBS die hohen Gagen und die Material verschleißende Luftakrobatik im Monument Valley zu teuer wurden, tauschte er Stars gegen Unbekannte, Flugszenen gegen Archivbilder und kurbelte die vierte Staffel billig im grauen Kanada runter, weshalb echte Fans die letzten 24 Folgen, die in den USA als AIRWOLF II liefen, nicht anerkennen. Die original Bell 222 wurde nach dem Ende der Serie an die deutsche HSD-Luftrettung verkauft, stürzte nach einem Einsatz ab und tötete die Besatzung.
Pilot Hawke und Bordtechniker Santini sind die Helden am Steuerknüppel
ALARM FÜR COBRA 11 –
DIE AUTOBAHNPOLIZEI
Autobahnraser
«Ihr Revier ist die Autobahn. Ihr Tempo ist mörderisch. Ihre Gegner: Autoschieber, Mörder und Erpresser. Einsatz rund um die Uhr für die Männer von Cobra 11. Unsere Sicherheit ist ihr Job!»
Manchmal steckt in der Parodie viel Wahrheit: In einer Folge der ProSieben-Comedy SWITCH RELOADED werden die Helden der RTL-Serie ALARM FÜR COBRA in den Innendienst strafversetzt, weil sie draußen zu viel Schaden anrichten. Während die zwei Beamten, parodiert von Peter Nottmeier und Michael Müller, eine Beschwerde an den Polizeipräsidenten aufsetzen, zerlegen sie ganz nebenbei ihr Büro in Trümmer. Sie können halt nicht anders – und das Zelebrieren der Zerstörung von Fahrzeugen und Stadtteilen ist nun mal der Herzschlag des RTL-Dauerbrenners, der 1996 mit dem Pilotfilm BOMBEN BEI KILOMETER 92 startete. Stuntman und Produzent Hermann Joha hat die vernichtenden Kritiken bis heute aufgehoben, die den explosiven Erstling begleiteten. Doch 10,06 Millionen Zuschauer waren für RTL und Johas Firma action concept Grund genug, weiter aufs Gaspedal zu treten. «Cobra 11» ist der Funk-Codename der beiden Autobahnpolizisten.
Erdogan Atalay spielt seit der dritten Folge den türkischstämmigen Hauptkommissar Semir Gerkhan, der mit Tom Beck als Hauptkommissar Ben Jäger inzwischen den sechsten Partner an seiner Seite hat. Zum Team gehören außerdem – mit wechselnder Besetzung – eine verständnisvolle Vorgesetzte, eine Sekretärin und leicht behäbige Streifenbeamte in uncoolen Uniformen. Die überschaubaren Geschichten sind so geschrieben, dass sie pro Folge drei Verfolgungsjagden, Massenkarambolagen oder Explosionen enthalten: ein Stunt am Anfang, ein Stunt in der Mitte und ein Stunt zum Schluss. Als die Serie von 1996 bis 1998 noch von der Polyphon produziert wurde und action concept nur die Stunts lieferte, war Brandenburg der Handlungsort. Gedreht wurde im Süden Berlins auf einem stillgelegten Autobahnstück, das inzwischen renaturiert ist. Später verlegte action concept als alleiniger Produzent die Geschichten nach Nordrhein-Westfalen und durfte bei Bedarf die A540 bei Grevenbroich sperren, weil das Teilstück zu einer damals noch nicht vollendeten Autobahn gehörte. Seit 2005 wird die extra für Dreharbeiten geschaffene Film & Test Location (FTL) auf einem früheren Zechengelände in Aldenhoven genutzt.
Die Straßenverkehrsordnung wurde nicht für das Cobra-11-Team erstellt
In den ersten 16 Jahren fuhren die Stuntleute über 4000 Autos zu Schrott, doch auch Lastwagen, Motorräder, Boote und Helikopter kamen zum Einsatz. Meist werden Vorserienmodelle von BMW und Mercedes, abe...