Beratung anders.
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Beratung anders.

Consulting fĂŒr BetriebsrĂ€te und Gewerkschaften Gewerkschaften im Umbruch - neue Anforderungen, neue Antworten

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Beratung anders.

Consulting fĂŒr BetriebsrĂ€te und Gewerkschaften Gewerkschaften im Umbruch - neue Anforderungen, neue Antworten

About this book

In Zeiten der Globalisierung und vielschichtiger sozio-ökonomischer VerĂ€nderungen steigt der Stellenwert richtungweisender Konzepte einer nachhaltigen Standort- und Arbeitsplatzsicherung. DarĂŒber hinaus mĂŒssen Antworten auf Fragen zukĂŒnftiger Arbeitsformen und der Zukunft sozialer Sicherungssysteme in der Gesellschaft gefunden werden. Wie können Berater zur StĂ€rkung von Mitbestimmung, Beteiligung und Sozial(staats-)prinzip beitragen? Welche Projekte und Programme sind geeignet, auch mit Hilfe von externem Sachverstand ein soziales und demokratisches Europa zu schaffen, in welchem Gewerkschaften und betriebliche Interessenvertreter die Belange der BeschĂ€ftigten und ihrer Familien effektiv sichern können?Zielgruppenspezifische Beratung fĂŒr Gewerkschaften und BetriebsrĂ€te sowie wissenschaftliche Forschung können auf der Suche nach betrieblichen und gesamtgesellschaftlichen Lösungen UnterstĂŒtzung bei der BewĂ€ltigung dieser Herausforderungen anbieten. Vor diesem Hintergrund versucht das vorliegende Buch "Beratung anders. Consulting fĂŒr BetriebsrĂ€te und Gewerkschaften" Einblicke in Erfahrungswelten und Perspektivendebatten verschiedener Akteursgruppen zu eröffnen. Dieses Buch richtet sich sowohl an Gewerkschaftsvertreter/innen und BetriebsrĂ€te als auch an interessierte Fachleute (Wissenschaft, Stiftungen, Berater, etc.).

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Information

Mireille Battut / Philippe Duchamp / Pascal Nonat / Alpha Conseil

Beratung von BetriebsrÀten in Europa: von der Diagnose zur Antizipation

Ob auf Ebene der Unternehmen oder in der Politik – die Notwendigkeit eines qualitativ hochwertigen Dialogs zwischen den Sozialpartnern wird heutzutage von allen HandlungstrĂ€gern anerkannt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass der Dialog zwischen den Sozialpartnern ein fĂŒr den Erfolg und die WettbewerbsfĂ€higkeit der Unternehmen bedeutender Faktor geworden ist. Aber unabhĂ€ngig vom Land und den nationalen Traditionen – die ja bekanntermaßen gerade im sozialen Bereich sehr vielfĂ€ltig sind – sind trotz dieser formellen Anerkenntnis noch oft genug Hindernisse zu ĂŒberwinden und entsprechende Voraussetzungen zu schaffen. Hierzu zĂ€hlen u. a.:
1. Korrektur der Asymmetrien der Beziehung zwischen den Sozialpartnern1: Die GeschĂ€ftsleitung des Unternehmens fĂŒhrt das Unternehmen und wird beim VerstĂ€ndnis des Marktes, bei der Entscheidungsfindung und bei der Umsetzung ihrer AktionsplĂ€ne von zahlreichen SachverstĂ€ndigen bzw. Beratern unterstĂŒtzt. Die Arbeitnehmervertreter verfĂŒgen selbstredend nicht ĂŒber einen derartigen Zugang zu externen Informationen und Kompetenzen.
2. Sowohl die GeschĂ€ftsleitung als auch die Arbeitnehmervertreter mĂŒssen bereit sein, in gewissem Maße althergebrachte Denk- und Verhaltensmuster in Frage zu stellen.2
Dieser Aspekt ist sicherlich eher in LÀndern wie Frankreich von Bedeutung, wo der Dialog der Sozialpartner lange Zeit durch eine Konfrontationshaltung beeintrÀchtigt wurde, als in LÀndern wie Schweden, wo traditionell die Suche nach einem Konsens im Vordergrund steht. Unter diesen UmstÀnden können selbst die Àltesten Traditionen des sozialen Dialogs heutzutage in multinationalen Unternehmen kaum leistungsfÀhig bleiben.
3. Ermöglichung eines ausreichenden Zeitrahmens fĂŒr die Entwicklung der kognitiven Prozesse3.
Hinzu kommt, dass die durch Krisen bedingten Restrukturierungsprozesse der 80er Jahre zu PhĂ€nomenen des stĂ€ndigen Wandels geworden sind. Die rechtlichen Grundlagen fĂŒr die Unterrichtungs- und Anhörungsverfahren im Rahmen der Restrukturierungen bleiben jedoch in einer Sichtweise der Restrukturierung als «Krise» verhaftet. Die gewĂŒnschte Entwicklung in Richtung anderer Strukturmuster, die die Antizipation und ein vorausschauendes Management begĂŒnstigen, ist also bei Weitem noch nicht gegeben, obwohl die Entwicklung der Vertragspraxis – in einigen FĂ€llen vom Gesetzgeber gefördert – die FĂ€higkeit der HandlungstrĂ€ger zur «Lösungsfindung», d. h. zur Innovation, unterstreicht.
Welche Rolle spielen unter diesen Bedingungen die Berater? Wer sind sie? Was wird von ihnen erwartet? Welche Rolle spielen sie im Verlauf der Restrukturierungsprozesse? Der vorliegende Artikel soll diese Fragen unter besonderer BerĂŒcksichtigung der Fallstudien des Projekts AgirE beantworten.4

A – Ausgangssituation: Die Vielfalt der Bedingungen in Europa

Ein umfassender Überblick ĂŒber die TĂ€tigkeit von arbeitnehmerorientierten Beratern in Europa ergibt eine beeindruckende Vielfalt der Bedingungen je nach Land und Traditionen.
Das französische Arbeitsrecht bietet, im Vergleich mit anderen in der EuropĂ€ischen Union geltenden nationalen Gesetzgebungen, den umfassendsten Rahmen fĂŒr die TĂ€tigkeit der Berater in den Unternehmen.5 Dies hat zur Entwicklung einer arbeitnehmernahen BeratertĂ€tigkeit gefĂŒhrt, wie es sie außerhalb Frankreichs nicht gibt:
‱ ZunĂ€chst hat die bestĂ€ndige UnterstĂŒtzung des Betriebsrats durch Berater seit 1945 dazu beigetragen, die Unterrichtung und die Information ĂŒber die finanzielle und wirtschaftliche Situation des Unternehmens voranzutreiben.
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Abb. 1 Vielfalt der Bedingungen in Europa
‱ Weiterhin unterstreicht die TĂ€tigkeit von Beratern im Rahmen von Restrukturierungen seit 1982 den unternehmensbezogenen Charakter ihrer TĂ€tigkeit.
‱ Zudem stehen seit 2002 die Diskussion (Möglichkeit zur Vorstellung von Alternativen) und die Verhandlung (Methodenvereinbarungen) mit einem starken Anreiz zur Antizipation durch Vereinbarungen zum «antizipierenden Arbeitsplatzmanagement» im Vordergrund. Hierdurch geht die TĂ€tigkeit der Berater ĂŒber die Unterrichtung/Anhörung hinaus und sie beteiligen sich auch an Verhandlungen.
In den meisten LÀndern hat sich die TÀtigkeit von Beratern jedoch in Verbindung mit Restrukturierungsprozessen entwickelt. So ermöglicht das deutsche Betriebsverfassungsgesetz in der Fassung von 2001 zum Beispiel in Paragraph 111 die Hinzuziehung eines Beraters bei BetriebsÀnderungen oder Restrukturierung von Unternehmen mit mehr als 300 Arbeitnehmern. Diese Entwicklung ist auch in den neuen Mitgliedsstaaten zu beobachten.
Das gemeinschaftliche Sozialrecht umfasst nun Bestimmungen, die die Hinzuziehung eines Beraters bei Restrukturierungen fördern sollen.6
Gemeinschaftliche Richtlinien fördern die Hinzuziehung von Beratern
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In allen FĂ€llen soll die Hinzuziehung eines Beraters die Kompetenz der Arbeitnehmervertreter in wirtschaftlichen Fragen stĂ€rken. Dies kann geschehen, um die Interessen der Arbeitnehmer im Vorgriff auf die Restrukturierung zu verteidigen, um eine fundierte Meinung zur wirtschaftlichen Berechtigung und zur QualitĂ€t der sozialen Begleitmaßnahmen fĂŒr die von der Restrukturierung betroffenen Arbeitnehmer einzuholen oder um Inhalt und Folgen der Restrukturierung zu verhandeln. So hat der EuropĂ€ische Metallgewerkschaftsbund (EMB) jĂŒngst ein Expertennetzwerk auf europĂ€ischer Ebene gebildet, um die Kenntnisse insbesondere zu den Unternehmensstrategien im Rahmen der Globalisierung zu bĂŒndeln. Auch die Einrichtung von EuropĂ€ischen BetriebsrĂ€ten bietet einen neuen Raum der Begegnung fĂŒr Arbeitnehmervertreter und Berater, insbesondere bei Restrukturierungen.7

B – Versuch einer Typologie der BeratungstĂ€tigkeit auf Grundlage von Fallstudien

Im Rahmen der Fallstudien des Projekts AgirE wurde eine «funktionale» Definition des Beraters verwendet: Es handelt sich um einen «Außenstehenden», der von außen an das im Umbau oder in der Restrukturierung begriffene Unternehmen herantritt und der ĂŒber Kompetenz und Erfahrung verfĂŒgt. Die TĂ€tigkeit des Beraters ist entweder vom Gesetz oder durch Billigung der Parteien sanktioniert.

1. Wer ist der Berater?

Die große Vielfalt der Kategorien von Beratern erklĂ€rt sich aus der Tatsache, dass das VerstĂ€ndnis eines «Außenstehenden» je nach Land und...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Gewerkschaften im Umbruch – Neue Anforderungen, neue Antworten
  7. Perspektiven der arbeitsorientierten Beratung – Neue Handlungsfelder aus Sicht der Gewerkschaften
  8. Michael Vassiliadis, Mitglied des GeschĂ€ftsfĂŒhrenden Vorstandes der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie im GesprĂ€ch mit Klaus Kost (Hrsg.) und Uwe Knape
  9. Gewerkschaftliche Beratung und europÀische Netzwerke
  10. TarifvertrĂ€ge und Berater – Neue Handlungsfelder fĂŒr Arbeitnehmerinteressen
  11. Die gewerkschaftliche Innovations- und Strukturpolitik und die Rolle der Berater
  12. BetriebsrĂ€te und Berater – Betriebsratsarbeit als Innovationstreiber
  13. «Immer nur Restrukturierung – und wo bleiben die BeschĂ€ftigten?» Restrukturierungsprozesse und arbeitsorientierte Berater
  14. Verhandeln mit Strategie
  15. NeuansĂ€tze der arbeitsrechtlichen UnterstĂŒtzung fĂŒr BetriebsrĂ€te und Gewerkschaften
  16. Externe Berater und SachverstĂ€ndige fĂŒr den Betriebsrat
  17. Beratung von BetriebsrÀten in Europa: Von der Diagnose zur Antizipation
  18. «Äpfel und Birnen» vergleichbar machen: Berater im interkulturellen Kontext
  19. Arbeitnehmerbeteiligung jenseits nationaler Grenzen. Anforderungsprofil an Beratung fĂŒr BetriebsrĂ€te und Gewerkschafter 194
  20. Von der Technologieberatung zur Gestaltung sicherer und guter Arbeit
  21. Die EinfĂŒhrung von Informationsmanagement im Mitbestimmungsumfeld
  22. Arbeitsorientierte Forschung und Beratung – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
  23. Vom Personaltransfer zur Personalentwicklung
  24. Autoreninformationen