Rockabillies - RocknRoller - Psychobillies
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Rockabillies - RocknRoller - Psychobillies

Portrait einer Subkultur

  1. 192 pages
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Rockabillies - RocknRoller - Psychobillies

Portrait einer Subkultur

About this book

"Eigentlich hab ich jeden Tag nur meinen RocknRoll im Kopf."Ein spannender Bericht ĂŒber eine Subkultur zwischen gestern und heute, zwischen Rebellion und Nostalgie, zwischen Sozialkritik und Stil-Liebhaberei. In dichten Portraits werden die befragten Szeneangehörigen mit ihren persönlichen Geschichten vorgestellt und kommen dabei ausfĂŒhrlich selbst zu Wort. Ausdrucksstarke Photographien dokumentieren die Ästhetik der Szenen.

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Information

Publisher
Hirnkost KG
Year
2012
Print ISBN
9783940213280

Portraits – Teil 1

Peter: „Ich will nicht so leben wie die Leute heute.“

„Ich lebe eigentlich schon in einer anderen Zeit, ohne zu vergessen, dass es ‘ne heutige Zeit gibt. Aber – mir gefĂ€llt halt die Welt, in der ich eigentlich lebe. Ich verschließ’ mich nicht zur Außenwelt, aber ich möchte gerne so leben. Mit alten Möbeln, mit alten Klamotten, mit alter Musik.“
Peter ist 29 Jahre alt und arbeitet bei einer Behörde im öffentlichen Dienst. In seiner Freizeit schreibt er fĂŒr Fanzines und spielt in einer Rockabilly-Band. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und kommt aus einer gutbĂŒrgerlichen Familie, zu der er ein durchschnittliches VerhĂ€ltnis hat. Seine Eltern seien ein bisschen altmodisch, die Mutter Hausfrau, der Vater Beamter. Und der Bruder sei ein Spießer. Aufgewachsen ist Peter im Brennpunktgebiet einer Großstadt. Seine Eltern versuchten ihn aber vor dem „negativen“ Einfluss der eher „einfachen“ MitschĂŒler zu bewahren. Mittlerweile zieht es ihn mehr zur „gebildeteren“ Schicht hin, wobei sein soziales Umfeld relativ gemischt ist.
Peter findet es doof, sich als Rockabilly zu bezeichnen, aber nun gut, wenn man einen Begriff dafĂŒr braucht, dann ist er halt ein Rockabilly. Schon als kleines Kind hat er durch seinen Vater die Liebe zum Rock’n’Roll entdeckt. Dieser wurde in den 50er Jahren noch von seinem Vater dafĂŒr geschlagen, dass er „Negermusik“ hörte, dabei war er gar kein „gesetzesloser Rebell“, sondern eigentlich nur ein ganz ordentlicher Rock’n’Roller. Als Jugendlicher wollte Peter in verschiedene Szenen hineinschnuppern, hat dann aber schnell wieder zu den „Wurzeln“ zurĂŒckgefunden. In der Stadt hat er schließlich seinen ganzen Mut zusammengenommen und ein paar Typen angesprochen, die aussahen wie Elvis. Sie konnten ihm dann Platten empfehlen und sagen, wo man hingehen kann. Das war so mit 16, 17 Jahren. Damals fand er Crazy Cavan und Stray Cats toll. GlĂŒcklicherweise hatte er einen MitschĂŒler in der Berufsschule, der seit ein paar Jahren in der Szene war und ihn dann zu Veranstaltungen mitnahm. Damals lief Peter wie alle anderen mit Haarspray-Tolle, Motorrad-Lederjacke, Bikerboots, kariertem Hemd und Halstuch herum. Es war die Zeit, in der die Szene durch Neo-Rockabilly und Psychobilly bestimmt war. So richtig der Typ fĂŒr diesen harten Stil war er eigentlich nie. Den Coolen raushĂ€ngen zu lassen, mit Lederjacke, so hat er halt angefangen, weil er damals nicht wusste, dass es auch andere Facetten des Rockabilly gibt. Nach und nach hat er sich weiterentwickelt, aber er glaubt noch lange nicht, am Endpunkt angelangt zu sein.
„Ich bin sehr intolerant in Sachen Kleidung, Möbel, Musik.“ Peter hat aber auch gemerkt, wie man sich schnell von der Gesellschaft abkapselt, wenn man zu intolerant ist. Deswegen versucht er, z. B. auf Konzerten auch andere Leute zu integrieren, indem er mit seiner Band nicht nur streng Musik im Stil der 40er und 50er Jahre spielt, sondern auch das eine oder andere 60er-StĂŒck. Wenn man das nicht versucht, sei die Kultur irgendwann am Ende. Er weiß gar nicht, warum seit Mitte der 90er Jahre die Szene so klein geworden ist. Die Leute seien einfach sehr schlecht zu mobilisieren. Der Nachwuchs fehlt in der Szene, wobei er gerade versucht, sich ein paar Leute „heranzuziehen“.
„Home, sweet home.“
„Es ist mein Leben, ja. Es bestimmt mein Leben.“ Um sich dieses Leben finanzieren zu können, arbeitet er. Es ist halt wie eine Sucht. So wie ein DrogensĂŒchtiger nicht ohne seine Spritze leben könne, so kann er nicht ohne die Musik, die Kleidung, die Möbel usw. Er möchte kein normales, spießiges Leben fĂŒhren, das ist ihm zu langweilig. In jeder freien Minute hört er Musik, sieht fast nie fern, fĂ€hrt ĂŒberall hin, wo der Rock’n’Roll ruft, durchstöbert liebend gerne FlohmĂ€rkte, Secondhand-LĂ€den, hockt sich vor seine Platten oder besucht Freunde. Er liest wenig, wenn, dann nur BĂŒcher ĂŒber Möbel und Architektur, Musiker und Schauspieler, d. h. ausschließlich Sachen, die mit der Szene zu tun haben. Ab und zu guckt er mal in die Tageszeitung. Über Politik informiert er sich meist ĂŒber seinen Vater, der da gut Bescheid wisse. Peter besucht nur szenespezifische Veranstaltungen. Er geht nie in CafĂ©s oder Kneipen, höchstens, wenn da keine Musik gespielt wird. Eine Ausnahme ist vielleicht mal ein Restaurant-Besuch, eine amerikanische Bar, ein Diner oder alte CafĂ©hĂ€user. Ich sage lachend, da hĂ€tte es seine Frau aber schwer mit ihm. Nein, erwidert er ernsthaft, denn sie sei eine der wenigen gescheiten Frauen in der Szene und genauso wie er. Bevor er sein Geld in einer Kneipe verschwendet, sitzt er lieber bei sich zu Hause, wo alles seinem Geschmack entspricht: „Home, sweet home.“
Er sieht sich als besonderen und intoleranten Menschen und sei anderen Leuten gegenĂŒber eher zurĂŒckhaltend und vorsichtig, weil er sich nicht gerne offenbart. Peter wundert sich, dass er mir das ĂŒberhaupt alles erzĂ€hlt. Sein Bekanntenkreis ist sehr groß, richtige Freunde habe er aber wenige. Mit Menschen, die nichts mit der Szene zu tun haben, kann er gar nichts anfangen. Seine Freunde aus der Schulzeit haben ihn immer nur mĂŒde belĂ€chelt und Popmusik gehört. Da hat er ‘ne Macke bekommen, diese Musik kann er nicht ertragen, und so nahm er schnell Abstand von ihnen. „Ich hab’ gar keinen Bekannten oder Freund erst recht nicht oder Freundin, die nicht aus der Szene sind. Weil ich mittlerweile auch gar nicht wĂŒsste, ĂŒber was ich mich mit denen unterhalten soll.“ Wenn Peter sich dann mal mit Leuten trifft, die die Musik zumindest nett finden, aber sonst nicht in der Szene sind, dann kann er mal so drei Stunden mit denen palavern, ĂŒber normale Themen, aber dann reicht’s auch fĂŒr den nĂ€chsten Monat. Er betreibe die ganze Sache halt viel zu „exzessiv“, das sei fĂŒr die meisten Leute nicht nachvollziehbar.
Punks und Grufties findet er ganz okay, rechte Skins verabscheut er, weil er ihre politische Einstellung und Gewalt ablehnt. HipHop und Techno, das kann er alles nicht verstehen, aber er nimmt es so hin. Mit „AuslĂ€ndern“ habe er nie Probleme gehabt, mit anderen Menschen eigentlich auch nicht und in der Szene sowieso nicht. Er sei kein gewalttĂ€tiger Mensch und wĂŒrde eher kneifen als zuschlagen.
In den 50er Jahren gelebt hĂ€tte er nicht gerne, denn damals wĂ€re er strenger erzogen worden und hĂ€tte nicht die Möglichkeiten und Freiheiten gehabt, die er jetzt hat. Aber er denkt eben mehr an die schönen Sachen dieser Zeit, da war die Welt noch in Ordnung. Er kann ja auch nur vermuten, wie es war: „Ich verbinde mit der Zeit halt nur die schönen Sachen, ich will nur die schönen Sachen sehen (lacht).“ Das sind nicht nur die Möbel, Musik und Autos, sondern auch das „ruhigere, gesittetere Leben“, das man so in den Filmen sieht, und das Familienleben, das findet er halt schön.
Das Klischee verlangt es, Rebell zu sein.
Das Klischee verlangt es zwar, Rebell zu sein, aber fĂŒr ihn ist das nicht so, vielleicht ist er auch ‘ne Ausnahme, die anderen Leute wĂŒrden sich wahrscheinlich schon als rebellisch sehen: „Vielleicht Protest gegen die Konsumgesellschaft heutzutage, das schnelllebige Leben. Ich will nicht so leben wie die Leute heute, weil ich das furchtbar finde.“ FrĂŒher hat er den Computer auf der Arbeit gehasst und verachtet, mittlerweile tastet er sich an die Sachen ran und weiß das Medium Internet auch zu schĂ€tzen, weil er sich nicht total verschließen will.
Peter wĂŒnscht sich, dass die Szene wieder grĂ¶ĂŸer und gemeinschaftlicher wird. Manchmal wĂ€re er schon sehr frustriert, wenn sie einen Auftritt haben und die Leute so schwer zu mobilisieren sind. Außerdem wĂŒnscht er sich, gesund zu bleiben und immer in einer glĂŒcklichen Partnerschaft zu leben.
Als mich Peter von der Bahn abholt und zu seiner Eigentumswohnung fĂ€hrt, öffnet sich mit der TĂŒr ein Museum: Vom Wasserglas bis zur Tapete, die Möbel und die Wanddekoration, alles ist mit Liebe zum Detail im Geist des Rock’n’Roll und der 50er Jahre gestaltet. Und tadellos ordentlich. Abgesehen von uns beiden, den Keksen, der Wasserflasche und meinem TonbandgerĂ€t scheint in dieser Wohnung alles mindestens 50 Jahre alt zu sein. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist wie eine Reise mit der Zeitmaschine. Die Tatsache, dass Peter mit anderen Menschen, die nichts mit der Rockabilly-Szene zu tun haben, gar nichts anfangen kann, verblĂŒfft mich sehr. Rockabilly und Rock’n’Roll ist sein Leben. Wie bei keinem anderen GesprĂ€ch spĂŒre ich die bedingungslose Ernsthaftigkeit, mit der er dieses Leben lebt.

Thorsten: „open-minded Rockabilly“

„So die Coolness von den Typen und so, das macht schon was her, also, du wirst natĂŒrlich als Kerl auch von kleinen MĂ€dchen angeguckt, weißte. Und (mit selbstironisch-dunkel-harter Stimme): Wenn du da in Leder und Boots kommst und dein Flammen-Portemonnaie rausholst oder cool deine Haare noch mal zurĂŒckkĂ€mmst, das hat auch alles Stil. Aber das ist meist eben auch nur dieser Ă€ußere Schein bei vielen. Es gibt natĂŒrlich auch ‘n paar wirkliche Jungs, die das durchboxen. Ich weiß nicht, ob ich denen Respekt zollen soll oder ob ich sagen soll: ‘Arme WĂŒrste!’ – Keine Ahnung, das schwankt irgendwie dazwischen. Nur denke ich, die Frauen sind im Grunde genommen oft so ’n Beiwerk, ne. Nur soweit ‘ne Beziehung sich verintensiviert, is ’ne Frau nicht nur Beiwerk, sondern genauso wie fĂŒr jeden anderen unersetzlich. ‘n Rockabilly liebt genauso wie ’n stinknormaler Typ. Dass sie alle nach außen oft ultrahart wirken und (wieder mit ironisch-harter Stimme): ‘Ach, dann nehm’ ich mir halt die Tussi, wenn die andere weg ist!’ – Im Grunde genommen is’ das alles nur ’n Lacher, weil die meisten machen das eben nicht.“
Thorsten ist 33 Jahre alt und hat eine Ausbildung als Verlagskaufmann und eine EDVUmschulung absolviert. Außerdem hat er viele Jahre in einem Plattenladen gearbeitet. Jetzt ist er arbeitslos. Nebenbei organisiert er Rockabilly-Konzerte und spielt in einer Band. Auch wenn er dabei manchmal draufzahlt, so möchte er irgendwann vom Rock’n’Roll leben. Es ist einfach sein Lebensinhalt, das, was ihm Spaß macht. Im Moment lebt er mit seiner Freundin in einer Kleinstadt. Die Eltern ließen sich scheiden, als er ca. 16 war. Seine Mutter, eine Kauffrau, ist seine „beste Freundin“, er könne sich keine „liebere Mutti“ vorstellen; mit dem mittlerweile verstorbenen Vater hat er sich nicht besonders gut verstanden. Sein Vater, gelernter Handwerker, habe nie GefĂŒhle zeigen können, außer, wenn er einen getrunken hat. Er sei zwar witzig und nett gewesen, aber sie lagen „nicht auf einer Welle“. Erst kurz vor dessen Tod hat sich die Beziehung etwas gebessert. Zu seinen beiden jĂŒngeren Geschwistern hat er ein ganz gutes VerhĂ€ltnis, insbesondere zur Schwester, einer Krankenschwester, die auch gerne mal auf ein Rockabilly-Konzert mitfĂ€hrt. Der Bruder ist beim Grenzschutz.
Sein soziales Umfeld beschreibt er als sehr gemischt, allerdings meide er „Saufproleten“ und unterhalte sich lieber mit Leuten „mit IQ“. Thorsten wĂŒrde sich selbst als „wirklich open-minded Rockabilly“ bezeichnen, oder vielmehr als Rock’n’Roller, weil das umfasse eigentlich alles. Angefangen habe das Ganze 1982, als er nach einer durchzechten Nacht sonntags das Radio angemacht habe und Psychobilly lief. Er dachte: „Was ist das denn? Das is’ ja geil!“, hat schnell die Sendung aufgezeichnet, genauso wie sein Kumpel, der zufĂ€llig an eben diesem Tag dasselbe einschneidende Erlebnis hatte. Dann habe er das erste Konzert besucht und Restless gesehen, es folgten „die großen Psychobilly-Jahre“, wo er viel auf Konzerte fuhr. In seiner Kleinstadt waren er und sein Kumpel die ersten, die Psychobilly hörten und sich dann auch so angezogen haben, wobei er immer mehr sein eigenes Ding machen wollte und sich nicht gleich den ganzen Oberkörper tĂ€towieren und ein blond gefĂ€rbtes Flat tragen musste. Teilweise hat ihm seine Mutter sogar Sachen genĂ€ht, so hatte er richtige Unikate an.
„Ich will nicht zwingend dazugehören. Also ich könnte auch ohne ‘ne Subkultur leben. Aber das ist, glaube ich, der Weg, den ich gehen wollte.“ Er mochte schon immer gerne schnelle, harte Musik, viel Punk und Hardcore. Manchmal konnte er sich nur eine einzige Platte kaufen und ist dafĂŒr weite Wege gefahren, um dann im Plattenladen zu stehen und sich nicht entscheiden zu können. Da hat er dann die Kinder reicher Eltern beneidet.
„In der Anfangszeit war das auf den Konzerten immer noch ziemlich locker und leger, sag ich mal, da wurde zwar gewrecked und mit Armen und Beinen geschleudert und dann hat auch ma’ einer aus Versehen was auf die Fresse gekriegt, aber das war nie so aggressiv, wie’s dann spĂ€ter wurde. Irgendwann wurde die Szene so aggressiv, da kamen auch viele Rechte dazu, die dann irgendwie das Konzert aufgemischt haben. Die berĂŒhmt-berĂŒchtigte Wreckin’ Crew, das waren so die Meteors-AnhĂ€nger, die ihre eigene Hauergemeinde hatten, und das fand ich super unangenehm, weil ich eigentlich – was heißt eigentlich: Ich bin ‘n sehr friedfertiger Mensch. Also ich hab’ meinen Spaß nicht mit Hauereien, sondern ich hab meinen Spaß mit ‘nem guten Konzert, mit ‘ner wilden Band und vielleicht wild tanzen und saufen, aber dann is auch gut.“ So hat er sich dann auch aus der Szene zurĂŒckgezogen, ist lieber zu Ska- und Punk-Konzerten gefahren und hat ĂŒber seinen Job im Plattenladen immer mehr Geschmack am Rockabilly gefunden. Viel zu oft werde durch Äußerlichkeiten bestimmt, was man sei. Das ewige Gerede darĂŒber, wer am authentischsten ist, geht ihm auf die Nerven: „Ich kenn’ Leute, denen wĂŒrdest du niemals ansehen, dass sie Rock’n’Roller sind und die sind wie ’n Lexikon. Die schlĂ€gst du auf und die wissen alles. Und die haben alles zu Hause. Die haben ‘ne Mörder-Plattensammlung und du denkst, die haben grade ihren Haferbrei aufgegessen und gehen gleich zur Uni. (Wir lachen.) Vor den Leuten ziehe ich am meisten den Hut!“
Zum Szeneleben gehört es dazu, bereit zu sein, weite Wege auf sich zu nehmen. So ist er sehr viel unterwegs auf Konzerten und Festivals, aber auch, um sich einfach so mit Freunden zu treffen. Wenn er zu Hause ist, sitzt er oft am Computer, bastelt an Flyern, stöbert in AuktionshĂ€usern im Internet. Er interessiert sich sehr fĂŒr die beiden Weltkriege und den BĂŒrgerkrieg in Amerika, liest SachbĂŒcher, guckt Dokumentationen. Er hat eine Abneigung gegen Zerstörung, Beschmieren. Solange die Leute so was nicht machen, sei er sehr offen fĂŒr andere Menschen, auch wenn sie aus einer anderen Szene kommen oder „ganz normal sind“. Allerdings habe er ein Problem mit der hardcore-rechten Gesinnung, solche Freunde will er nicht haben: „Die passen da nicht r...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort: „Je weniger die Leute ĂŒber uns wissen, desto besser ist es fĂŒr uns!“
  6. Mit der Zeitmaschine auf die Rock-A-Tiki-Insel
  7. Zur Geschichte der Rockabillies, Rock’n’Roller und Psychobillies
  8. Portraits – Teil 1
  9. Der Rockabilly-Stil: Zwischen Rebellion und Nostalgie
  10. Portraits – Teil 2
  11. Rockabillies und Politik: „Rock’n’Roll-technisch unpolitisch“ und ansonsten querbeet
  12. Zum GeschlechterverhĂ€ltnis: Über „Puttchen“, „Bratbirnen“ und Machos zwischen Emanzipation und anachronistischen Geschlechterrollen
  13. Psychobilly: Die Wahnsinnigen sind los!
  14. Portraits – Teil 3
  15. Epilog
  16. Bibliographie