Deutschland Einwanderungsland
eBook - ePub
Available until 5 Dec |Learn more

Deutschland Einwanderungsland

Begriffe - Fakten - Kontroversen

  1. 315 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub
Available until 5 Dec |Learn more

Deutschland Einwanderungsland

Begriffe - Fakten - Kontroversen

About this book

The issues of migration and integration have dynamically evolved in recent years to become stand-alone policy areas. Politics and business, the public and the media are in agreement that these are key issues for the future. The issues of migration and integration are not only on everyone?s lips, but are increasingly becoming a practicalpolicy area at all levels of administration, where tens of thousands of people are dealing with these issues, both professionally and voluntarily. The publishers of this book have compiled a handy compendium, which offers reliable information on over 60 key terms from the policy area of migration and integration in the form of short, factual articles from well-known authors from all over Germany.

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
At the moment all of our mobile-responsive ePub books are available to download via the app. Most of our PDFs are also available to download and we're working on making the final remaining ones downloadable now. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Deutschland Einwanderungsland by Karl-Heinz Meier-Braun, Reinhold Weber in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in History & 20th Century History. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Year
2017
eBook ISBN
9783170318663
Edition
3

Gesellschaft und Religion

Migration und Demographie

Hans Dietrich von Loeffelholz

Mit Blick auf die seit Herbst 2015 sprunghaft auf rund 890 000 gestiegene FlĂŒchtlings- und Asylmigration aus den BĂŒrgerkriegsregionen rund um das Mittelmeer und vom Balkan vor allem nach Deutschland rĂŒcken neben den praktischen Versorgungs- und Unterbringungsproblemen immer mehr auch die demographischen Aspekte dieser »neuen« Wanderungsbewegungen von Ost nach West in den Vordergrund des Interesses. Drei Viertel dieser Zuwanderer sind mĂ€nnlich und unter 35 Jahre alt. Damit hat die aktuelle Entwicklung gesellschaftliche, insbesondere ökonomische und soziale Auswirkungen auf die Bundesrepublik.
Politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Push- und Pull-Faktoren in den Herkunfts- und ZiellĂ€ndern haben an Bedeutung und Dynamik gewonnen. Unter den Push-Faktoren dominieren BĂŒrgerkriege und politische UmwĂ€lzungen in Nahost. Hinzu kommen enttĂ€uschte Erwartungen bei Jugendlichen auf dem Balkan und in Nordafrika ĂŒber die baldige Verbesserung ihrer Lebenslagen. Unter den Pull-Faktoren gerade fĂŒr die Zielrichtung der Migration nach Mittel- und Westeuropa und hier insbesondere neben Deutschland nach Österreich, in die Niederlande und nach Schweden wirken zunĂ€chst jeweils die dortigen ethnischen Netzwerke fĂŒr Syrer, Afghanen, Iraker und andere FlĂŒchtlinge. Hinzu kommen relativ attraktive wirtschaftliche Perspektiven in Europa, die verlĂ€sslichen Rechtssysteme, das transparente Regierungshandeln und die ArbeitsmĂ€rkte, die sozialen Sicherungen und die materiellen wie die immateriellen Infrastrukturen in den nationalen Bildungs- oder Gesundheitsbereichen. Alle diese Faktoren ĂŒben besondere Anziehungskraft auf FlĂŒchtlinge aus. Sie machen sich auf den Weg und suchen in der EU den »Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts«, den die Union erstmals 1997 im Vertrag von Amsterdam reklamiert und in den VertrĂ€gen von Nizza (2000) und Lissabon (2009) bekrĂ€ftigt und weiterentwickelt hat.
Die Migrationspolitik hat auf europĂ€ischer wie nationaler Ebene etwa seit Beginn des vergangenen Jahrzehnts nicht nur hierzulande, sondern in vielen anderen EU-Staaten und weiteren hochentwickelten IndustrielĂ€ndern die Signale und damit die Anziehungskraft fĂŒr Zuwanderer dadurch verstĂ€rkt, indem Migration und Integration als demographisch-ökonomische Handlungsoptionen akzentuiert wurden. Migration und Integration als »zwei Seiten einer Medaille« (Wolfgang SchĂ€uble, 2005) sollen – ohne VernachlĂ€ssigung von internationalen humanitĂ€ren Verpflichtungen – wirtschaftlichen und demographischen Anforderungen im Globalisierung- und Digitalisierungszeitalter entsprechen. Deutlich kommt dies im Begriff Managing Migration zum Ausdruck, indem neben der Gewinnung von The Best And The Brightest als (hoch-)qualifizierten Migranten am globalisierten Arbeitsmarkt mit der Förderung der Einwanderung JĂŒngerer nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch demographischen Aspekten Rechnung getragen werden soll.
Die Organisation fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt regelmĂ€ĂŸig die hohe Bedeutung der Migration und Integration fĂŒr die ökonomische Entwicklung in den IndustrielĂ€ndern heraus. Sie attestiert Deutschland erhebliche Fortschritte bei der Steuerung der qualifizierten Arbeitsmigration seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Die Global Commission on International Migration (GCIM) hatte in ihrem Bericht von 2005 an die Vereinten Nationen (UN) darauf hingewiesen, dass im Jahr 2000 rund um den Globus etwa 190 Millionen Menschen ĂŒber internationale Grenzen hinweg unterwegs gewesen seien und sich lĂ€nger als ein Jahr außerhalb ihres Herkunftsland aufgehalten hatten. Dies entspricht einer Verdoppelung der internationalen Wanderungen von 1970 bis zur Jahrtausendwende. In den zurĂŒckliegenden zehn Jahren hat sich die Zahl der Migranten nach UN-Angaben weiter um 27% auf 243 Millionen (Mitte 2015) erhöht, darunter in Europa (einschließlich Russische Föderation und TĂŒrkei) von 64 auf 76 Millionen Personen bzw. um 19%.
Stellt man diese Angaben in Relation zur Weltbevölkerung bzw. zur Bevölkerung in Europa, so hat sich die globale Migrationsquote von 2,9% in 2005 auf 3,3% im Jahr 2015 erhöht. Die europĂ€ische Quote ist im Betrachtungszeitraum von 8,8% auf 10,3% gestiegen, davon in Nordeuropa von 10% auf 13%, in Westeuropa von 12,3% auf 14,4%, in Osteuropa nur von 6,6% auf 6,7% und in SĂŒdeuropa von 8% auf 10,3%. Darin sind indes die aktuellen Entwicklungen der Flucht- und Asylmigration nach West- und Nordeuropa seit Herbst 2015 noch nicht enthalten. Halten sie weiter an, werden die europĂ€ische Migrationspolitik auf der Grundlage des Lissaboner EU-Vertrags und in diesem Rahmen die nationalen Migrationspolitiken der ZiellĂ€nder noch stĂ€rker als schon in der vergangenen Dekade versuchen, die Migration weiter zu begrenzen und nach den ökonomischen, insbesondere arbeitsmarktspezifischen Erfordernissen im demographischen und gesellschaftlichen Wandel des jeweiligen Landes sowie nach der Aufnahmebereitschaft seiner BĂŒrger fĂŒr FlĂŒchtlinge zu steuern. Wenn Mitte dieses Jahrhunderts nach den vorliegenden Projektionen der UN je nach den Varianten und demographischen Annahmen zwischen fast acht und mehr als elf Milliarden Menschen auf dem Erdball leben, werden bei einer weiter leicht auf 3,5% steigenden Migrationsquote weltweit zwischen 280 und 380 Millionen Personen nicht in ihrem Geburtsland leben, darunter 87 bis 120 Millionen in Europa bei einer projizierten Bevölkerung von 800 Millionen bis 1,1 Milliarden Bewohnern. Inwieweit es sich dabei neben BĂŒrgerkriegsflĂŒchtlingen sowie Arbeits-, Familien- oder Bildungsmigranten auch um mehr UmweltflĂŒchtlinge im Zuge des Klimawandels handeln wird, inwieweit sie im Rahmen der jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen oder irregulĂ€r zuwandern, und auf welche Kontinente sowie LĂ€nder und Regionen innerhalb und außerhalb Europas und der EU sie sich konzentrieren werden, ist von den genannten politischen und wirtschaftlichen Push- und Pull-Faktoren abhĂ€ngig.
Demographische Auswirkungen von internationalen Wanderungen von meist jĂŒngeren Migranten auf die wegen geringer Geburtenraten anhaltende Alterung und partiell auch spĂŒrbare Schrumpfung der Bevölkerung werden hierzulande nicht nur aus aktuellem Anlass der Flucht- und Asylmigration aus dem SĂŒden in den Blick genommen, sondern schon seit dem RĂŒckgang der Geburtenraten seit Mitte der 1970er-Jahre. Migration und Demographie wurden schon damals von der Wissenschaft zunehmend als Megatrends erkannt, vor allem unter sozioökonomischen Aspekten analysiert und in die politische Debatte eingebracht, z. B. ĂŒber die erforderlichen Arbeitsmarkt- und Rentenreformen. In Deutschland legten Enquetekommissionen des Deutschen Bundestages dem jeweiligen Gesetzgeber zwischen 1992 und 2002 entsprechende Berichte vor. Die Ergebnisse, in denen bereits auf die lĂ€ngerfristig bevorstehende Schrumpfung und Alterung der hiesigen Bevölkerung hingewiesen wurde, sind allerdings infolge der deutschen Einigung und der damaligen massiven Aussiedler- und Asylzuwanderungen zunĂ€chst in den Hintergrund gedrĂ€ngt worden. Politische Reaktionen auf die immer ungĂŒnstiger erscheinenden demographischen Perspektiven erfolgten erst Mitte des vergangenen Jahrzehnts durch Maßnahmen zur VerlĂ€ngerung der Erwerbsphase. Diese sollen der steigenden Lebenserwartung und der niedrigen GeburtenhĂ€ufigkeit Rechnung tragen. Halten diese Tendenzen aller Voraussicht nach weiter an, wird die Zahl der Einwohner in Deutschland – ebenso wie in anderen EU-MitgliedslĂ€ndern, so in Polen, in der Slowakei, in den baltischen Staaten und in Irland sowie in den mediterranen LĂ€ndern, aber anders als in Frankreich, Großbritannien und Skandinavien – bis 2060 spĂŒrbar zurĂŒckgehen. Nach amtlichen Vorausberechnungen und Projektionen der EU-Kommission in den vergangenen Jahren, d. h. also noch vor der aktuellen FlĂŒchtlingsmigration, auf Basis der entscheidenden demographischen Variablen (GeburtenhĂ€ufigkeit, Lebenserwartung und [Netto-]Immigration) – also auch ohne BerĂŒcksichtigung politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Anpassungsreaktionen – wird sich die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2060 je nach Variante von heute 81 bis 82 Millionen Personen auf einen SchĂ€tzkorridor zwischen 62 und 77 Millionen verringern. Die aktuelle FlĂŒchtlingsmigration nach Deutschland wird an diesem Trend kaum etwas Ă€ndern, vorausgesetzt sie wird wie in solchen frĂŒheren Migrationsphasen auch durch politische Maßnahmen auf ein Niveau von jĂ€hrlich 100 000 bis 300 000 Zuwanderern begrenzt. Die UN schĂ€tzt in ihrer Revision 2015 die Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2050 auf knapp 75 Millionen Einwohner und hĂ€lt sich damit im oberen Bereich des genannten Korridors. Damit verbunden ist eine erhebliche und politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich höchst relevante Verschiebung der Altersstruktur der Bevölkerung. WĂ€hrend heute rund 35 Personen im Alter von 65 und mehr Jahren von 100 Personen im Alter zwischen ĂŒber 20 und unter 65 Jahren versorgt werden mĂŒssen, verdoppelt sich diese Altersrelation bis 2060 auf 67 Ältere zu 100 JĂŒngeren. Erhöht man die Altersgrenze, wie in den Rentenreformen fĂŒr den Eintritt ins Rentenalter beschlossen, von 65 auf 67 Jahre bis zum Jahr 2029 und danach in AbhĂ€ngigkeit von der weiteren Zunahme der Lebenserwartung um zusĂ€tzlich zwei Jahre auf 69 Jahre bis zum Jahr 2050, könnte bei einem spĂŒrbaren Anstieg des Renteneintrittsalters die Erhöhung der Versorgungsrelation auf etwa 45 Ältere zu 100 JĂŒngeren begrenzt werden. Jedenfalls steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland, das die ProduktivitĂ€tsentwicklung der weiter globalisierten und digitalisierten Wirtschaft und damit das Wirtschaftswachstum maßgeblich beeinflusst, von 44 auf 50 Jahre.
Vor diesem Hintergrund interessiert nicht nur die gegenwĂ€rtige und voraussichtlich in den nĂ€chsten Jahren weiter steigende Migration nach Europa und nach Deutschland. Zur historischen Einordnung dieser aktuellen Entwicklungen sind auch die frĂŒheren Wanderungen nach Deutschland interessant, die bei ArbeitskrĂ€ften dem Auf und Ab der Konjunktur seit Mitte der 1950er-Jahre folgten, aber auch aus nichtwirtschaftlichen GrĂŒnden wie Vertreibung, Flucht, Asyl, FamilienzusammenfĂŒhrung oder zum Zwecke der Bildung und Ausbildung erfolgten. Dadurch erhöhte sich der Gesamtbestand an AuslĂ€ndern in Deutschland von 506 000 Personen im Jahr 1951 bis auf den Höchststand von fast 7,5 Millionen im Jahr 1996. Dies entsprach einem AuslĂ€nderanteil in Bezug auf die Bevölkerung von 9,1%. Bis Ende 2009 gab die Zahl – auch durch EinbĂŒrgerungen – auf etwas mehr als 7,1 Millionen nach. Der AuslĂ€nderanteil fiel damit auf 8,7%. Im Zensusjahr 2011 wurden nur 6,3 Millionen AuslĂ€nder (7,9%) festgestellt. Bis 2014 hat sich die Zahl wieder auf fast 7,5 Millionen (9,3%) erhöht. Fast die HĂ€lfte der Einwanderer stammt dabei aus EU-LĂ€ndern, darunter wiederum die HĂ€lfte aus den sĂŒdost- und osteuropĂ€ischen EU-LĂ€ndern (EU-14), fĂŒr die seit Mai 2011 bzw. Januar 2013 die volle ArbeitnehmerfreizĂŒgigkeit gilt. Nach dem aktuellen Zuwanderungsmonitor des Instituts fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Januar 2016 war die Zahl der AuslĂ€nder in Deutschland im Dezember 2015 um 955 000 Personen höher als im gleichen Vorjahresmonat und stieg damit auf knapp 8,5 Millionen AuslĂ€nder im Dezember 2015 (AuslĂ€nderanteil erstmals ĂŒber 10%). Unter den Zuwanderern stammen 341 000 Personen aus den EU-28-MitgliedslĂ€ndern und 408 000 aus den Kriegs- und KrisenlĂ€ndern sowie 99 000 Personen vom Westbalkan. Zu beachten ist hierbei, dass viele FlĂŒchtlinge noch nicht registriert wurden. Seit dem europĂ€ischen »Krisenjahr« 2011 ist die auslĂ€ndische Bevölkerung in Deutschland zuwanderungsbedingt um ein Drittel und damit so stark gewachsen wie seit der Arbeitsmigration der 1950er- bis 1970er-Jahre und in den Jahren der Deutschen Einheit nicht mehr.
ZusĂ€tzlich zu den Personen mit einem auslĂ€ndischen Pass leben in Deutschland 8,4 Millionen Deutsche mit Migrationshintergrund, also zusammen 17 Millionen mit einem solchen Hintergrund, was einem Bevölkerungsanteil von mehr als einem FĂŒnftel (21%) entspricht. Dieser Bevölkerungsanteil wird zukĂŒnftig selbst ohne weitere Zuwanderung nach Deutschland noch zunehmen. Die Menschen werden also nicht nur Ă€lter und weniger, sondern die Gesellschaft wird immer »bunter«, vor allem wenn auch in Zukunft die Migration nach Deutschland wie in der Vergangenheit anhĂ€lt. Die skizzierten Niveau- und StrukturverĂ€nderungen gelten naturgemĂ€ĂŸ auch in Bezug auf die ErwerbstĂ€tigen und Arbeitslosen sowie in Bezug auf die sogenannte »Stille Reserve«, also fĂŒr das zivile Erwerbspersonenpotenzial. In welchem Ausmaß diese Einwohner in welcher Frist tatsĂ€chlich als effektives ArbeitskrĂ€fteangebot zur VerfĂŒgung stehen und erwerbstĂ€tig sind, ist dann von einer Vielzahl von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und rechtlich-institutionellen Rahmenbedingungen sowie allfĂ€lligen Anpassungsmechanismen im Unternehmensbereich abhĂ€ngig. Vor allem aber sind erhebliche Integrationsanstrengungen auf allen privaten und öffentlichen Ebenen bei den Migranten selbst bzw. bei den privaten und staatlichen Akteuren vor allem im Bildungsbereich erforderlich. »Integration heißt Investitionen«, um aus Zuwanderern Einwanderer nach Deutschland zu machen und – anders als vielfach in der Vergangenheit – um hohe ökonomische und gesellschaftliche Kosten der Nichtintegration dieser aktuellen FlĂŒchtlingen und Asylbewerber zu vermeiden. Solche bestehen in entgangenen WertschöpfungsbeitrĂ€gen sowie fehlenden Steuern und BeitrĂ€gen zum Gemeinwesen sowie erhöhten Transfer- und Sicherheitsausgaben des Staates.
Jedenfalls bedeutet die aktuell hohe Zuwanderung nach Deutschland, wie sie seit den 1990er-Jahren nicht mehr zu registrieren war, dass sich der Trend zur demographisch bedingt weiter abnehmenden Zahl der jĂŒngeren Personen bei zunehmender Zahl der Ă€lteren vorĂŒbergehend abschwĂ€cht und damit die Anpassungsanforderungen an alle Altersgruppen ein StĂŒck weit sinken. Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, auf eine einschlĂ€gige Untersuchung der Bundesagentur fĂŒr Arbeit (BA) zurĂŒckzugreifen, die zu Beginn dieses Jahrzehnts vorgelegt wurde, als nur wenige nach Deutschland kamen und zeitweise sogar viel mehr Deutsche ab- als zuwanderten. Es wurden damals die sich schon rein demographisch fĂŒr 2025 abzeichnenden Arbeitsmarktperspektiven skizziert, nach denen eine FachkrĂ€ftelĂŒcke in Höhe von bis zu 6,5 Millionen Personen entstehen könnte. Auch aus heutiger Sicht ist in etwa eineinhalb Jahrzehnten bis 2030 mit einer LĂŒcke bis zu dieser GrĂ¶ĂŸenordnung zu rechnen.
Die Bundesagentur fĂŒr Arbeit nannte zehn Handlungsfelder, um eine nachhaltige und sichere Versorgung der deutschen Wirtschaft mit FachkrĂ€ften zu erreichen. Neben neun internen Feldern, wie z. B. die Verringerung der Zahl der Ausbildungsabbrecher und die Erhöhung der Arbeitszeit sowie die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, wird die Gewinnung von 400 000 bis 800 000 FachkrĂ€ften aus dem Ausland, also jahresdurchschnittlich 28 000 bis 56 000 Personen, gefordert. 2011 sind aus Nicht-EU-Staaten etwa 25 000 FachkrĂ€fte gekommen, bis 2014 stieg ihre Zahl auf 37 000. Wie viele zusĂ€tzlich aus der EU im Zuge der Arbeitnehme...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort der Herausgeber
  6. Einleitung: Deutschland Einwanderungsland
  7. Flucht und Asyl
  8. Grundlagen und Geschichte
  9. Zuwanderergruppen
  10. Wirtschaft und Recht
  11. Gesellschaft und Religion
  12. Integrationspolitik und politische Teilhabe
  13. Die Autorinnen und Autoren
  14. Abbildungsnachweise