Systemische Beratung
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Systemische Beratung

  1. 132 pages
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About this book

This work introduces to the basics of systemic counselling and demonstrates the most important parts of counselling based on practical examples. An essential attribute of systemic counselling can be seen in the self-concept and method of work of the counsellor. He limits himself to moderating the dialogue and takes responsibility for its course but not for the contents which lie entirely in the clients? responsibility The special questioning technique lies at the centre of systemic counselling and serves to broaden the perspective, to initiate reflection and to clarify the situation. An overview over the various questions and examples are given.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2014
eBook ISBN
9783170257351
Edition
2

1

Wieso Beratung und Beratungskompetenz immer wichtiger werden

Klient:
Mir steht das Wasser bis zum Hals. Was soll ich nur machen?
Berater:
Lassen Sie den Kopf nicht hÀngen!
In frĂŒheren Jahren wurde Beratung im schulischen Kontext nur punktuell eingesetzt. Es gab:
  • die Elternberatung, die als ein Element von Elternarbeit angesehen wurde,
  • die Schullaufbahnberatung, in deren Rahmen Lehrer VorschlĂ€ge oder Empfehlungen aussprachen fĂŒr den weiteren Schulbesuch ihrer SchĂŒler,
  • die Berufsberatung in den Abschlussklassen, in der Regel durchgefĂŒhrt von den Mitarbeitern des Arbeitsamtes,
  • Beratung fĂŒr Referendare von ihren Fachleitern und
  • Supervision, sprich: hin und wieder kam es in dem einen oder anderen Kollegium zu Beratungsprozessen im Team.
In aller Regel sahen sich die „Berater“ als die Experten fĂŒr das Auffinden der bestmöglichen Lösung fĂŒr anstehende Probleme oder notwendig gewordene Entscheidungen.
Vergleicht man diese RĂŒckblende mit dem gegenwĂ€rtigen Bild, so wird schnell deutlich, dass sich in punkto Beratung Wesentliches getan hat. Im Kontext von Inklusion und Kooperation beraten sich Grund-, Regel- und Förderschullehrer, aus der Elternarbeit ist Elternmitarbeit geworden und SchĂŒler, die selbstorganisiert lernen (sollen), werden selbstverstĂ€ndlich zu Partnern im Dialog. Der Erwerb der Beratungskompetenz ist fester Bestandteil in der Ausbildung von Referendaren (oder sollte es zum Mindesten sein), Sonder- oder Förderschulen nennen sich heute „Förder- und Beratungszentrum“ und an allen Schulformen gibt es den „Beratungslehrer“.
Der zentrale Grund fĂŒr das Anwachsen von Beratung und Beratungsbedarf, der – wie sich gleich zeigen wird – in vielerlei Facetten zum Vorschein kommt, liegt in der stetig wachsenden Delegation von Verantwortung und Entscheidungskompetenzen aus ĂŒbergeordneten Instanzen an die sogenannte Basis sowie aus dem sich daraus ergebenden Arbeiten an „Lösungen vor Ort“.
Dabei gilt dieser Gedanke sowohl fĂŒr die Schule als Institution und als (lernende) Organisation als auch fĂŒr die in ihr stattfindenden Inhalte, sprich pĂ€dagogisches und unterrichtliches Handeln. Postmoderne PluralitĂ€t zwingt auch hier zunehmend zur Aushandlung eigener und gemeinsamer Positionen und Plattformen.
Deshalb werde ich die Ausgangshypothese eines stetig wachsenden Beratungsbedarfes zunĂ€chst fĂŒr Schule allgemein und danach in ihrer Bedeutung fĂŒr pĂ€dagogisches Handeln konkretisieren und begrĂŒnden.
Beratung im Schulentwicklungsprozess
FĂŒr Schule als Organisation und Institution wird die Bedeutung von Beratung unter anderem in folgendem VerĂ€nderungsstrang erkennbar. Im Kontext von Schulentwicklung (bzw. Schulentwicklungsprogrammen, -prozessen, Profilbildung etc.) wird die einzelne Schule als das System angesehen, das als eigenstĂ€ndige GrĂ¶ĂŸe, als „eigenverantwortliche Schule“ den eigenen VerĂ€nderungsprozess betreibt und das als „lernende Organisation“ sowohl in den Bereichen der administrativen Selbstverwaltung als auch der pĂ€dagogischen Programmatik zunehmende Autonomie beanspruchen kann und diese auch erhĂ€lt (Bildungskommission NRW, 1995)1.
Diese Entwicklung ist im Zusammenhang zu sehen mit gesamtgesellschaftlichen VerĂ€nderungsprozessen, die sich zusammenfassen lassen unter dem Stichwort „Postmoderne“ (Welsch, 1988) und den darin enthaltenen Tendenzen zu PluralitĂ€t, Individualisierung und Differenzierung, „bunter Vielfalt“ eben.
Der begrĂŒĂŸenswerten Möglichkeit zu mehr IndividualitĂ€t und EigenstĂ€ndigkeit, der Formulierung unverwechselbarer Profile und inhaltlicher Schwerpunktsetzung steht die Notwendigkeit gegenĂŒber, diesen Prozess nach außen hin transparent zu gestalten und durch kontinuierliche Evaluation vor sich selbst und vor den relevanten Bezugssystemen zu verantworten (Stichwort: Rechenschaftslegung).
Als weitere wĂŒnschenswerte VerĂ€nderungen könnte man nennen:
  • Kooperationsprozesse werden hĂ€ufiger werden.
  • Die Berufsrolle des Lehrers verĂ€ndert sich von der des „EinzelkĂ€mpfers“ immer stĂ€rker zu der eines Teammitglieds.
  • In vielen Schulen werden Klassen doppelt besetzt.
  • Das Gesamtkollegium bildet mehr oder weniger autonome Teams.
  • „Relevante Umwelten“ werden verstĂ€rkt einbezogen.
  • Schule öffnet sich nach außen usw.
Auch hier nehmen die Notwendigkeit von kommunikativer Kompetenz und das BedĂŒrfnis nach Informationsaustausch und Beratung zu.
Alle drei Aspekte,
  • die individuelle Profilbildung (einschließlich der Formulierung von Zielen und/oder Visionen),
  • das Arbeiten in (interdisziplinĂ€ren) Teams und
  • die Vertretung schulspezifischer Komponenten nach außen (Rechenschaftslegung),
legen eine intensive Inanspruchnahme interner und externer Beratung nahe, da nur so eine kontinuierliche Reflexion des eigenen Tuns gewĂ€hrleistet ist und eine theoriegeleitete Praxis entwickelt und begrĂŒndet werden kann.
Beratung wird heute noch hĂ€ufig nach dem Kurzmotto: „Wenn Problem – dann Beratung“ verstanden! Sie gilt als begrenzte Arbeitsform, die sich konzentriert auf gelegentliche punktuelle Aspekte oder auf einen bestimmten thematischen Ausschnitt – der in der Regel als Problem definiert und bewertet wird. Ich verwende den Beratungsbegriff in diesem Buch in einem etwas anderen, erweiterten VerstĂ€ndnis (das die obige Sichtweise allerdings nicht ausschließt): Beratungsprozesse bilden einen festen, unverzichtbaren und kontinuierlichen „reflexiven“ Baustein im Schulsystem und begleiten so alle relevanten Handlungsebenen.
Dieser Gedanke lĂ€sst sich fortschreiben in Richtung auf die im System Schule befindlichen Subsysteme. Mehr Autonomie und Eigenverantwortung fĂŒr die Schule lĂ€sst sich letztendlich nur denken, wenn dies auch mehr Autonomie und Eigenverantwortung fĂŒr die in ihr arbeitenden Leiter, Lehrer und auch SchĂŒler bedeutet (vgl. Palmowski, 1998).
  • Ein Mehr an Entscheidungskompetenz in den HĂ€nden der Schulleitung verlangt auch mehr Raum und Zeit fĂŒr Prozesse des Sich-Beratens (wiederum intern und extern).
  • Wachsende SpielrĂ€ume fĂŒr pĂ€dagogisches Handeln, Auswahl von Unterrichtsinhalten oder gar Risikokalkulation in einer „fehlerfreundlichen Schule“ brauchen den Lehrer, der im und durch den Beratungsprozess seine Handlungsoptionen finden und begrĂŒnden kann.
  • Der SchĂŒler, der – gedacht als mögliche Vision – seine Lernprozesse zunehmend selbst organisiert2, wird ebenso zunehmend auf flankierende Hilfen durch Beratung und Gedankenaustausch angewiesen sein.
Je weiter man voranschreitet auf dem Weg von der einen Vorschrift fĂŒr alle (Schulen oder Schulleiter oder Lehrer oder SchĂŒler) zur systembezogenen oder individuellen Lösung vor Ort, desto umfangreicher und umfassender wird der Anteil und die Bedeutung von Beratung im schulischen Kontext werden (mĂŒssen).
Beratung und PĂ€dagogik
In pĂ€dagogischen Arbeitsfeldern, in denen man mit problematischen Verhaltensweisen zu tun hatte, besaß Beratung schon immer eine besondere Bedeutung: „Gerade in der Erziehung bei Verhaltensstörungen jedoch muss die Beratung zum Kern des professionellen Handelns gerechnet werden“ (Hillenbrand, 1999, 143 f.).
Otto Speck verweist jedoch darauf, dass dies inzwischen nicht mehr als ausschließlich oder vorrangig sonderpĂ€dagogisches Thema angesehen werden kann. Er schreibt: „Der Beratungsbedarf ist im Besonderen angewachsen im Bereich der Erziehung, speziell der Schule. Es gibt offensichtlich kein VerstĂ€ndnis von Erziehung und Schule mehr. Die normativen Orientierungen sind ebenso plural geworden wie die Erziehungs- und Lernziele und die pĂ€dagogischen Methoden und Institutionen“ (Speck, 1989, 361).
Neben den VerĂ€nderungen auf institutioneller Ebene lösen sich auch in Bezug auf inhaltliche Bereiche und pĂ€dagogische Fragestellungen Sichtweisen und Positionen auf, die man vielleicht noch vor wenigen Jahren als gesichert, konsensfĂ€hig und allgemeingĂŒltig angesehen hat.
GegenwĂ€rtig ist weder klar noch verbindlich, was denn nun das Wesentliche an der Lehrerrolle ausmacht, etwa in welchem VerhĂ€ltnis Erziehungs- und Unterrichtsauftrag zueinander stehen, wie man „professionelle Beziehungskompetenz“ (Palmowski, 2010) erwerben kann und worin genau sie besteht, welche Aufgaben den Lehrern zufallen, wenn SchĂŒler weitgehend selbstorganisiert arbeiten, und wie man die Arbeit im Team fĂŒr alle zufriedenstellend organisieren kann.
Diese Auflösung gemeinsamer inhaltlicher Positionen oder verbindlicher Vorgaben hin zu einer PluralitĂ€t (oder Fragmentierung) von Sichtweisen und Meinungen, verlangt vom Einzelnen im professionellen Kontext die kontinuierliche Reflexion des eigenen Handelns zur Bestimmung und BegrĂŒndung der eigenen Position, zur Formulierung individueller Ziele, zur Vernetzung eigener Projekte (oder Projektideen) mit denen anderer sowie zur Aushandlung, Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung gemeinsamer Vorstellungen ĂŒber gemeinsame Sachverhalte. Dies alles ist Inhalt von Beratung, verstanden als ein Prozess des „Sich-Miteinander-Beratens“. Da es in diesem Prozess um das gemeinsame Aushandeln von gemeinsamen Positionen und um Sich-VerstĂ€ndigen auf gemeinsame Positionen geht, kann dieses nur in kooperativer Form erfolgen.
Die stĂ€ndig wachsende Bedeutung von Beratung ergibt sich demnach logischerweise und zwangslĂ€ufig aus der immer geringer werdenden Bedeutung oder Akzeptanz allgemeingĂŒltiger oder als verbindlich deklarierter Vorgaben. Genau hieraus ergibt sich die Notwendigkeit der subjektiven oder lokalen Aushandlung und Entscheidungsfindung eigener Wege und Ziele.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, deutlich zu machen, dass Beratung in dem hier beschriebenen Sinne nicht mehr ausschließlich der Ort ist, an dem es um die Auflösung von als problematisch erlebten Konstellationen geht, sonder...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. 1 Wieso Beratung und Beratungskompetenz immer wichtiger werden
  7. 2 Die beiden Grundmuster von Beratung oder: Drei GrĂŒnde, den Klienten als Experten zu sehen
  8. 3 Theoretische Grundlagen oder: Die Bedeutung von Theorie fĂŒr die Praxis
  9. 4 Bausteine fĂŒr die Praxis I – Angemessen ungewöhnlich fragen
  10. 5 Bausteine fĂŒr die Praxis II
  11. 6 Ausblick oder Einladung zum Dialog
  12. Literatur