Supervision - Konzepte und Anwendungen
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Supervision - Konzepte und Anwendungen

Band 1: Supervision in der Praxis - ein Überblick

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Supervision - Konzepte und Anwendungen

Band 1: Supervision in der Praxis - ein Überblick

About this book

Das zweibĂ€ndige EinfĂŒhrungswerk der Buchreihe "Supervision im Dialog" informiert ĂŒber Supervisionsbegriffe und -schwerpunkte in verschiedenen Disziplinen und Anwendungsbereichen sowie ĂŒber aktuelle Entwicklungen und Kontroversen. Als Auftakt zu der Buchreihe "Supervision im Dialog" soll dieser Band einen ersten Einstieg ermöglichen. Die BeitrĂ€ge berichten in kurzgefasster Form und in einem einheitlichen Aufbau ĂŒber ihr jeweiliges Gebiet und erlĂ€utern ein zentrales Thema mittels eines kurzen Beispiels.

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Information

Year
2016
Print ISBN
9783170293380
eBook ISBN
9783170293403
Edition
1
 

1          Einleitung zum ersten Band

Andreas Hamburger & Wolfgang Mertens

 
 
Supervision gehört seit vielen Jahren zum SelbstverstĂ€ndnis anspruchsvoller Arbeit in den verschiedensten beratenden und therapeutischen Anwendungsfeldern. Sie entstand vor nahezu einem Jahrhundert aufgrund der Erfordernisse sorgfĂ€ltiger Sozialarbeit und der Institutionalisierung psychoanalytischer Ausbildung mit den drei SĂ€ulen des theoretischen Lernens, der Selbsterfahrung sowie der Supervision der mit Patienten durchgefĂŒhrten Behandlungen. Mit der Entstehung neuer Anwendungsfelder und weiterer Therapie- sowie Beratungsverfahren hat sich Supervision von diesen UrsprĂŒngen gelöst und wird seit geraumer Zeit nicht mehr nur im psychosozialen und therapeutischen, sondern auch im (sozial-)pĂ€dagogischen, medizinischen und kirchlichen Bereich in Form von Einzel- und Teamsupervision ausgeĂŒbt. Und ebenfalls seit vielen Jahren haben auch soziale sowie gewinnorientierte Unternehmen Supervisionsbedarf angemeldet, der von Coaching und der Supervision Einzelner bis hin zur Organisationssupervision reicht. Supervidiert werden somit nicht mehr nur einzelne Therapeuten, sondern auch Gruppen, Teams und Organisationen. Aber auch in der Einzelsupervision ist es wichtig, parallel laufende gruppendynamische, institutionelle, ja sogar gesellschaftliche Faktoren im Auge zu behalten, die Einfluss auf beraterische, therapeutische sowie supervisorische Prozesse nehmen können.
Standen bei den ersten Anwendungen von Supervision Beaufsichtigung und Kontrolle noch im Mittelpunkt, so hat sich dies aufgrund der soziokulturellen VerĂ€nderungen deutlich zu partnerschaftlichen Formen des GesprĂ€chs mit einem außenstehenden Experten hin entwickelt. Dennoch existieren aufgrund der unterschiedlichen Methoden, Menschenbilder und VerĂ€nderungskonzepte zum Teil erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Aufgaben und Zielsetzungen von Supervision. Diese Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, ist eine Absicht des vorliegenden Buches.
Wir haben zu diesem Zweck Fachleute aus den jeweiligen Richtungen und Anwendungsbereichen gebeten, den state of the art darzustellen. Welches sind ĂŒberdauernde, aber auch neue Erkenntnisse in den jeweiligen DomĂ€nen? Welche ungelösten und immer wiederkehrenden Probleme geben Anlass zu weiterer konzeptueller und empirischer Forschung? Anhand eines kurzen Beispiels sollen sich daraus ergebende Fragen zur Veranschaulichung beitragen.
WĂ€hrend der zweite Band des vorliegenden zweibĂ€ndigen Überblicks der Supervision in Ausbildungskontexten und der Supervisionsforschung gewidmet ist, wenden wir uns im ersten Band einem Überblick ĂŒber Supervisionskonzepte und der Rolle der Supervision in verschiedenen Praxisfeldern zu, von der Ă€rztlichen und psychotherapeutischen Praxis bis zu SozialpĂ€dagogik und Schule. Therapeutische und beraterische TĂ€tigkeiten sind hoch komplexe Prozesse, die stets die Gefahr von Fehlentscheidungen, Verletzungen, bis hin zu Retraumatisierungen in sich bergen. Nicht nur BerufsanfĂ€nger, auch versierte Praktiker können ihre Kompetenz ĂŒberschĂ€tzen und den ihnen anvertrauten Patienten oder Klienten schaden.
Der erste Abschnitt ist den grundlegenden Konzepten von Supervision gewidmet, wie sie sich in der gegenwĂ€rtigen Diskussion darstellen. Einleitend skizzieren W. Mertens und A. Hamburger die psychoanalytischen Konzepte von Supervision, die in der langen historischen Ausdifferenzierung des psychoanalytischen TheoriegebĂ€udes durchaus unterschiedliche Schwerpunkte entwickelt haben, verbunden vor allem mit dem Übergang von der Einpersonenpsychologie zum Beziehungsparadigma. Anschließend diskutiert B. Schiffner Supervision vor dem Hintergrund des Paradigmenwechsels zum systemischen Ansatz, einschließlich seiner Umsetzung in der Praxis, wobei sie besonders die Bedeutung intuitiver Prozesse im systemischen Vorgehen hervorhebt. V. Sipos und U. Schweiger geben einen Überblick ĂŒber kognitiv behaviorale Supervisionskonzepte und unterscheiden einen Problemlöseansatz in der Supervision von einem Fertigkeitendefizit-Modell. Danach öffnet K. Gröning in ihrem Beitrag zur Supervision als eigenstĂ€ndiger Form personenzentrierter berufsbezogener Beratung den Blick fĂŒr die grĂ¶ĂŸeren gesellschaftlichen ZusammenhĂ€nge. Engagiert entwickelt sie am Beispiel eines tragischen Behördenversagens die grundlegende und zugleich eminent praktische Bedeutung verstehender Fallsupervision. Vertieft wird der Blick auf die gesellschaftliche Bedeutung von Supervision in der philosophischen Untersuchung von P. Heintel und M. Ukowitz, wo Supervision im vordergrĂŒndigen Dilemma von »Schmiermittel« und »Systemkritik« als Akt praktischer AufklĂ€rung beschrieben wird, wenn sie weder einen Ausgriff auf gesellschaftliche Kontexte noch eine kritische Hinterfragung des verselbstĂ€ndigten AufklĂ€rungsbegriffs scheut.
Von hier aus geht es mit Schwung in die Anwendung. Die im zweiten Teil zusammengestellten Arbeiten von Autoren mit großer Praxiserfahrung zeichnen ein multiperspektivisches Bild. Supervision in der sozialen Arbeit wird vorgestellt von D. Knaier, mit einem Fallbeispiel fĂŒr die Einbeziehung kreativer Gestaltung in die Supervision einer schwierigen interkulturellen Fragestellung. W. Weigand gibt vor dem Hintergrund seiner umfassenden Erfahrung einen weiten Überblick ĂŒber zentrale Aspekte der Teamsupervision, wie die vielfĂ€ltigen Interdependenzen von Team und Organisation und die bestehenden konzeptuellen AnsĂ€tze dazu, wobei er vor allem psychoanalytische und systemische ZugĂ€nge charakterisiert. Eine innovative Form leiterloser Supervision in der psychoanalytischen Praxis, die jedoch auch auf andere Anwendungsfelder ĂŒbertragbar ist, stellt B. Salomonsson mit seiner Konzeption der »interweaving thoughts« in Intervisionsgruppen vor. BeitrĂ€ge zu spezifischen Chancen und Herausforderung weiterer Anwendungsfelder schließen den zweiten Teil ab. Die Supervision in der Klinik mit ihrer fĂŒr Teamsupervisionen unverzichtbaren Reflexion des Ineinandergreifens funktioneller Ebenen wird behandelt von M. Lohmer und C. Wernz mit einem PlĂ€doyer fĂŒr eine klare strukturelle Orientierung an der PrimĂ€raufgabe. Auf die Supervision in der stationĂ€ren Jugendhilfe und die dort beobachtbaren spezifischen, aus der Aufgabe ableitbaren strukturell und individuell unbewussten Themen geht A. Hamburger im Zusammenhang mit einem aktuellen Forschungsprojekt ein. B. West-Leuer beschreibt AnsĂ€tze und Aufgaben der Supervision in der Schule mit Bezug auf die Auswirkung der »School-in-the-Mind« auf Erleben und Handeln im schulischen Kontext. Abschließend wird die in der Medizin gut eingefĂŒhrte, aus der Psychoanalyse entwickelte Methode der Balintgruppe von G. Bergmann praxisnah beschrieben.
Ein dritter Teil des Bandes befasst sich damit, wie Supervisoren, die in der Praxis tĂ€tig werden, ausgebildet werden sollten. Exemplarisch stellen die Vorsitzende und der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Supervision (DGSv), B. Geißler-Piltz und P. Fortmeier, die Standards der DGSv zur Qualifizierung vor, und M. Lohmer erlĂ€utert die Ausbildung in Organisationssupervision des Instituts fĂŒr Psychodynamische Organisationsberatung MĂŒnchen (IPOM), einer psychodynamisch orientierten Supervisorenausbildung. Weitere Aus-, Fort- und Weiterbildungsmodelle fĂŒr Supervisoren werden im zweiten Band behandelt, der sich schwerpunktmĂ€ĂŸig mit der Supervision in der Ausbildung zum Psychotherapeuten beschĂ€ftigt. Gerade hier ist die Frage der Qualifikation zum Supervisor ein hoch aktuelles Thema.
Die einzelnen BeitrĂ€ge behandeln zunĂ€chst die Geschichte des jeweiligen Themas, um dann grundlegende Themen und Konzepte, veranschaulicht nach Möglichkeit an einem Fallbeispiel, sowie aktuelle (Forschungs-)Desiderate vertieft zu behandeln. Um die Lesbarkeit der BeitrĂ€ge zu verbessern und mit RĂŒcksicht auf die Einheitlichkeit des Verlagsprogramms haben wir uns in Absprache mit dem Verlag entschieden, auf ein sprachliches Gender-Mainstreaming grundsĂ€tzlich zu verzichten und das generische Maskulin zu verwenden bzw. die von den Autoren unterschiedlich gehandhabten Sprachregelungen diesbezĂŒglich zu vereinheitlichen.

Teil I Konzepte und Schulen

2 Psychoanalytische Supervisionskonzepte

Wolfgang Mertens & Andreas Hamburger

2.1 Historischer Abriss und wichtige Konzepte

Nach Ogden hat die Psychoanalyse »zwei Formen menschlicher Beziehung hervorgebracht, die es so zuvor nicht gab, die analytische Beziehung und die Supervisionsbeziehung« (Ogden, 2006, S. 197). Psychoanalytische Supervision existiert seit vielen Jahrzehnten. Sie wird im Allgemeinen als ein unverzichtbarer Baustein der psychoanalytischen Ausbildung betrachtet (Mertens, 2016,
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Band 2, Kap. 2). Ihre Grundgedanken haben sehr viele Vorstellungen von Supervision in anderen Berufen und Therapieschulen geprÀgt. Neben der psychoanalytischen Einzelsupervision im Rahmen der Aus- und Fortbildung sind psychoanalytische Konzepte in der Balintgruppe, in zahlreichen SupervisionsansÀtzen in Schule und sozialer Arbeit sowie in Team- und Leitungssupervision prÀsent (s. Weigand, 2016,
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Kap. 8).
In einer psychoanalytisch orientierten Supervision wurde seit jeher großer Wert auf die BerĂŒcksichtigung unbewusster Prozesse gelegt, die bei der Entstehung gestörten Erlebens und interpersonellen Verhaltens eine ausschlaggebende Rolle spielen. Diese manifestieren sich in der therapeutischen Situation vor allem als Wahrnehmungs- und DenkvorgĂ€nge, in denen der frĂŒhere Anteil von traumatischen und konflikthaften Erfahrungen ĂŒberwiegt, wodurch nur in eingeschrĂ€nktem Umfang neue LernvorgĂ€nge möglich werden können. Gegen das Bewusstwerden von Übertragungen richten sich intensive WiderstĂ€nde, deren Bearbeitung im Zentrum der analytischen und tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie steht. Im Gegensatz zur therapeutischen Anwendung kommt in der psychoanalytischen Supervision der Arbeit mit dem Widerstand weit geringere Bedeutung zu.
Seit geraumer Zeit wird der Beziehungsdimension in der therapeutischen Begegnung sehr viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als dies frĂŒher der Fall war. Die Psychoanalyse in der ersten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts rĂ€umte dem Austausch zwischen den verschiedenen GedĂ€chtnissystemen, wie dem Bewussten und dem Unbewussten in Form von intrapsychischen Übertragungsprozessen in der Person des Patienten PrioritĂ€t ein. Erst in den 1960er- und 1970er-Jahren geriet die klassische Ein-Personen-Psychologie immer stĂ€rker in die Kritik. Diverse psychoanalytische Objektbeziehungstheorien, die Selbstpsychologie, interpersonelle, relationale und intersubjektive Richtungen, die EinflĂŒsse der SĂ€uglings- und Kleinkindforschung machten deutlich, dass psychische Entwicklung nur in und durch Beziehungen stattfinden kann. Feldtheoretische und relationale Positionen betrachteten das Unbewusste nicht als intrapsychischen, sondern als eo ipso interpersonalen Prozess (Sullivan, 1953; Baranger & Baranger, 1961–62; Bauriedl, 1980, 1994; Stern, 1996). Dementsprechend lassen sich auch therapeutische Interventionen nicht ohne die BerĂŒcksichtigung von Beziehung denken. Der Therapeut wurde damit zu einem »handelnd-teilnehmenden Beobachter«, dessen Mimik, Gestik und vor allem auch die Prosodie des Sprechens, in denen Emotionen kontinuierlich zum Ausdruck kommen, stĂ€ndig vom Patienten wahrgenommen werden. Aus heutiger Sicht muss ein psychoanalytischer Therapeut deshalb seine Aufmerksamkeit sowohl dem Beziehungsgeschehen als auch den Übertragungsprozessen zuwenden, dem interpersonellen und dem intrapsychischen Geschehen, die allerdings vielfĂ€ltige Verflechtungen miteinander aufweisen (z. B. Ponsi, 1997; Moser, 2001). Gödde und Buchholz (2011) haben in diesem Zusammenhang von einem »horizontalen« Unbewussten und einem »vertikalen« Unbewussten gesprochen.
Dies machte Analysieren und Supervidieren keineswegs einfacher. Zu Beginn des psychoanalytischen Nachdenkens stand zunĂ€chst der Patient nahezu alleine im Mittelpunkt der Betrachtung, auch wenn Freud hin und wieder darauf aufmerksam gemacht hatte, dass jeder Therapeut mit seinem Patienten nur so weit komme, wie es seine eigene Neurose gestatte, und C. G. Jung vom »verwundeten Heiler« sprach. Nun rĂŒckten auch Persönlichkeit und Erscheinung des Therapeuten, sein Auftreten, sein Therapieraum, seine Äußerungen und Deutungen und natĂŒrlich auch seine unverarbeiteten Konflikte und Traumatisierungen in den Fokus der Betrachtung. Denn mittels all dieser PhĂ€nomene sendet er kontinuierlich unbewusste Botschaften aus, die das Material seines Patienten beeinflussen. Oftmals geht deshalb die GegenĂŒbertragung bzw. die EigenĂŒbertragung des Therapeuten der Übertragung des Patienten voraus. Diese unbewussten wechselseitigen Einflussnahmen geschehen in verschiedenen SinneskanĂ€len, mit, aber auch jenseits der Sprache. Systemisch betrachtet wird in jeder Sitzung durch die beiderseitige selektive Diskurssteuerung mittels verbaler, non- und paraverbaler BeitrĂ€ge ein gemeinsames Unbewusstes, Ausgeschlossenes erzeugt. Die psychoanalytische Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf diesen kommunikativen Prozess. Sie erschöpft sich freilich nicht darin, denn Vergangenheits-Unbewusstes im Patienten und im Analytiker wird mitreflektiert, im Sinne des bereits von Lorenzer (1970) beschriebenen Oszillierens zwischen Teilhabe an der Szene und Reflexion darĂŒber.
Sich nicht nur als angehender, sondern auch als erfahrener Psychoanalytiker mit einem Patienten zu befassen, löst deshalb unweigerlich Angst aus. Denn man kann sich nicht hinter Diagnosen und Apparaturen verstecken, sondern das eigene Erleben wird zum wichtigsten therapeutischen Instrument. EinfĂŒhlung, szenisches Verstehen und ein ErspĂŒren der Emotionen, Stimmungen und AtmosphĂ€ren sind zentral. An all diesen Erkenntnisleistungen ist die eigene SubjektivitĂ€t maßgeblich beteiligt. Man spricht also in der Supervision oder in Fallvorstellungen nicht nur ĂŒber den Patienten, sondern in einem unterschiedlichen Ausmaß auch von sich selbst.
Die supervisorische Situation in der psychoanalytischen Ausbildung wird damit zu einem Kraftfeld ganz besonderer Art. Analytiker und Patient erleben sich in bewussten und unbewussten Beziehungsstrukturen. Der Supervisand berichtet in der Supervision ĂŒber seinen Patienten, dessen erschlossene und rekonstruierte Beziehungen zu vergangenen sowie gegenwĂ€rtigen Personen inklusive der vermuteten Übertragungsbeziehung zu ihm sowie seine eigenen bewussten und unbewussten Reaktionen darauf. Gleichzeitig entwickelt der Supervisand eine Übertragungsbeziehung zu seinem Supervisor, der ebenfalls auf seinen Supervisanden ĂŒbertrĂ€gt. Beide sind abhĂ€ngig von weiteren Personen, wie dem Ausbildungsleiter, den Mitgliedern des Ausbildungsausschusses, dem Lehranalytiker sowie anderen Kollegen. Vorrangig soll es um das Verstehen der LeidenszustĂ€nde des Patienten gehen; Supervisand/Therapeut und Supervisor tragen gemeinsam dafĂŒr Verantwortung, dass es ihm im Verlauf der Behandlung besser geht. In diesem komplexen Beziehungsfeld mit verschiedenen EinflĂŒssen gilt es somit, einen genĂŒgend guten Überblick zu bewahren und die verschiedenen Faktoren zum Wohle des...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titel
  3. Copyright
  4. Inhalt
  5. 1 Einleitung zum ersten Band
  6. Teil I Konzepte und Schulen
  7. Teil II Anwendungsfelder
  8. Teil III Ausbildung zum Supervisor
  9. Stichwortverzeichnis
  10. Personenverzeichnis