1Ab in die Cloud
In der Grundform ist „die Cloud“, die viel zitierte Datenwolke, nichts anderes als ein Speichersystem, das über das Internet online zur Verfügung steht. Folgerichtig wurde die Cloud zunächst vor allem von Unternehmenskunden für die Datensicherung eingesetzt. Dadurch dass Daten an unterschiedlichen Orten gespeichert wurden, erhöhte sich die Datensicherheit enorm. Die Speicheranbieter sorgten durch redundante Hardwarekomponenten und weitere interne Datensicherungen für ein Sicherheitsniveau, das kleinere Unternehmen unmöglich für sich selbst schaffen konnten. Schnell kamen weitere Dienstleistungen hinzu, und es konnten auch IT-Infrastruktur (IaaS = Infrastructure as a Service) und Programme (SaaS = Software as a Service) hinzugebucht werden, die nur online zur Verfügung standen. Das Cloud-Computing war geboren.
Cloudentwicklung
Schon bevor der Begriff Cloud entstand, gab es viele Dienste, die entsprechende Leistungen auch für Privatleute anboten. Denken Sie nur an Webmail-Dienste wie Web.de oder GMX. Ihre Mails werden dort ja auch ausschließlich online gespeichert und verwaltet. Oder denken Sie an YouTube oder Flickr. Auch hier werden Videos und Fotos ausnahmslos online gespeichert und genutzt.
Im Zuge der rasanten Verbreitung von Smartphones, Tablets und anderen Mobilgeräten wurde die Cloud aber weiter kommerzialisiert und für den privaten Massenmarkt tauglich gemacht. Die Mobilgeräte sind nun Vertriebsplattformen für digitale Produkte aller Art: Musik, Videos und Apps werden online über die „Stores“ der drei Großanbieter Google (Play Store), Apple (iTunes) und Microsoft (Store) bezogen. Gleichzeitig sichern und synchronisieren die Mobilgeräte Ihre Daten online.
Im letzten Schritt sind jetzt auch Desktop-Computer mit der Cloud und deren Speicher- und Einkaufsmöglichkeiten verbunden. Bei den aktuellen Betriebssystemen Windows 8.1 und Mac OS X ist mittlerweile die Anmeldung mit einem Microsoft-Konto bzw. einer Apple-ID und damit die Anbindung an das jeweilige Cloudsystem obligatorisch. Da zur Anmeldung auch gleich noch eine gültige E-Mail-Adresse gehört, sind die Grenzen zwischen Cloudspeicher, E-Mail-Dienst und dem jeweiligen Store verschwunden. In der Cloud ist alles vereint.
Eine direkte Folge der Cloudentwicklung ist, dass auf einmal die Inhalte völlig unabhängig vom Gerät sind. Wenn sich die Inhalte auf einem Cloudspeicher befinden, können Sie normalerweise mit jedem beliebigen Endgerät darauf zugreifen. Einzige Voraussetzung ist, dass sich das Gerät mit dem Cloudspeicher verbinden kann. Dafür notwendig sind eine Internetverbindung und die erforderlichen Zugangsdaten. Ganz davon abgesehen, dass Sie dadurch auch vor Verlusten geschützt sind, wenn Ihr PC oder Tablet aufgrund eines technischen Defekts komplett ausfällt, können Sie Ihre Inhalte nun auch auf beliebigen Endgeräte nutzen und bearbeiten. Gleichzeitig sorgt die Cloud dafür, dass Inhalte auf unterschiedlichen Geräten automatisch und fast in Echtzeit synchronisiert werden.
Konkret bedeutet dies, dass Sie ein Buch, das Sie auf Ihrem Tablet lesen, auf Ihrem Notebook exakt an der Stelle weiterlesen können, an der Sie die Tablet-Lektüre unterbrochen haben. Rufen Sie das Buch auf dem Notebook auf, erscheint die aktuelle Seite dort automatisch. Kindle, iBooks und viele andere E-Book-Reader bieten Ihnen diesen Komfort. Tragen Sie auf Ihrem Smartphone einen Termin oder neue Kontaktdaten ein, werden Ihnen diese Angaben auf Ihrem PC sofort auch in Outlook angezeigt.
Ausprobieren und kombinieren
Neben den Cloudriesen Google, Apple und Microsoft, deren Angebote einige unschlagbare Vorteile haben, gibt es mittlerweile ein Heer von Clouddienstleistern, die Ihnen die unterschiedlichsten Cloudsysteme mit vielen individuellen Anpassungsmöglichkeiten anbieten. Noch ist der Wachstumsmarkt von Cloudsystemen groß, sodass das Angebot immer unüberschaubarer wird.
Das Schöne dabei ist, dass die meisten Dienste zumindest in der Grundversion kostenfrei sind. Sie können sie daher ohne jegliches finanzielle Risiko ausprobieren und bis zu gewissen Kapazitätsgrenzen sogar völlig kostenlos einsetzen. Kostenpflichtig sind normalerweise nur die erweiterten Dienste, die deutlich mehr Speicherplatz bieten und manchmal auch noch zusätzliche Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten beinhalten.
Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass Sie die Dienste mehrerer Anbieter parallel verwenden, wenn der Onlinespeicherplatz bei einer Gratisversion doch einmal knapp werden sollte. Legen Sie es darauf an, können Sie mehrere Hundert GB Onlinespeicher kostenlos und ohne irgendwelche Verpflichtungen nutzen.
| SSOs geben Ihnen zentralen Zugriff Damit Sie beim Einsatz mehrerer Cloudspeicher den Überblick behalten, können Sie einen zusätzlichen, allerdings kostenpflichtigen Dienst einsetzen, der es Ihnen ermöglicht, alle Speicher zentral zu verwalten. Da Sie mit der Anmeldung beim Verwaltungsdienst Zugriff auf all Ihre Onlinespeicher haben, ohne sich bei diesen jeweils noch einmal anmelden müssen, werden diese Dienste als Single-Sign-on-(SSO-)Lösungen bezeichnet. Die wichtigsten SSOs stellen wir Ihnen in Kapitel 9 kurz vor. |
Die parallele Verwendung mehrerer Cloudsysteme ist sogar durchaus anzuraten: Sie können zum Beispiel Fotos, Videos und weniger wichtige Dokumente auf Cloudsystemen speichern, die Ihnen viel Platz und einfache Möglichkeiten zum Teilen Ihrer Inhalte mit anderen Personen bieten, und hinterlegen Dokumente mit wichtigen persönlichen Informationen bei Anbietern, die Ihnen ein besonders hohes Sicherheitsniveau und Vertraulichkeit bieten.
Darauf sollten Sie achten
Der Umfang des Speicherplatzes spielt sicher eine ebenso zentrale Rolle bei der Auswahl Ihres Cloudanbieters wie die Erweiterungsmöglichkeiten und deren Preis. Daneben sollten Sie aber auch einige weitere Merkmale beachten. Die Anbieter setzen unterschiedliche Schwerpunkte bei den Funktionen und Zusatzprogrammen. Bei einigen stehen einfache Speicheroptionen und integrierte Multimediafunktionen im Mittelpunkt, andere betonen die Sicherheit der gespeicherten Daten oder legen großen Wert auf den einfachen Austausch von Daten zwischen mehreren Nutzern.
Einfache Bedienung und nahtlose Integration
Natürlich sollte die Bedienung möglichst einfach sein, damit Sie die Daten schnell und unkompliziert zwischen Ihrem Rechner und dem Onlinespeicher austauschen können. Sehr hilfreich ist es dabei, wenn der Onlinespeicher direkt in das Dateiverwaltungssystem Ihres PCs oder Macs eingebunden ist, sodass es von der Bedienung her keinen Unterschied macht, ob Daten in einem Ordner auf der Festplatte oder auf dem Cloudserver gespeichert werden. Viele Anbieter stellen Ihnen dafür eine spezielle Software zur Verfügung, die nach dem Herunterladen dafür sorgt, dass der Onlinespeicher als Laufwerk oder Ordner nahtlos in die Dateiverwaltung integriert ist.
| Integration auch per WebDAV möglich Die meisten Onlinespeicher unterstützen den WebDAV-Standard, der diese Funktionalität auch in anderen Anwendungen und auf verschiedenen Betriebssystemen ermöglicht. |
Apps für Tablets und Smartphones
Wichtig ist in diesem Zusammenhang nicht nur die Unterstützung von Desktop-Rechnern. Auch von Tablets und Smartphones aus sollten Sie möglichst einfach per App auf die Daten zugreifen und Dateien in der Cloud speichern können. Nicht alle Dienste bieten Apps für alle gängigen...