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WO, WIE, WAS
Dieses Buch ist ein praktischer Ratgeber fĂŒr angehende Aktfotografen, um den Start in die fotografische Königsdisziplin zu erleichtern. Es ist keine umfassende Fotoschule, sondern eine Sammlung von Anregungen und Antworten auf Fragen, die sich dem tatendurstigen Fotoamateur stellen mögen, der einen Leitfaden auf dem Weg in die lockende Welt der HĂŒllenlosen sucht. Es enthĂ€lt zudem Tipps fĂŒr Hobbyfotografen, die schon die ersten AusflĂŒge in dieses Metier gewagt haben, das seine Faszination auf ewig erhalten wird, seine Schwierigkeiten aber auch.
Ein abgelegener kleiner See in der NĂ€he von Berlin bot die Kulisse fĂŒr dieses ebenso natĂŒrliche wie völlig entspannte Modell.
ISO 200 :: 225 mm :: f/6.3 :: 1/200 s
Jenseits aller Theorie widmen wir uns hier den praktischen Fragen: wo kann ich Aktaufnahmen machen, ohne Ărger mit meinem Modell oder empörten, neugierigen und aufdringlichen Fremden zu bekommen? Wie und wann mache ich die Fotos am besten? Was nehme ich mit? Und was soll mein Modell vor der Kamera tun, damit nicht nur simple Nacktbilder, sondern stimmungsvolle Aktaufnahmen entstehen, die man eventuell auch herzeigen kann?
Wir beschrĂ€nken uns in diesem Buch auf die Outdoor-Fotografie, das Ablichten des unbekleideten menschlichen Körpers in der freien Natur sowie an Orten in bebauter oder (auch ehemals) bewohnter Umgebung, deren Bewohner dem geplanten Geschehen möglichst nicht beiwohnen. Unsere kleine Expedition ins Reich der blanken Haut beginnt direkt drauĂen vor der HaustĂŒr.
NOVIZEN
Nehmen wir an, Sie besitzen eine Kamera, vielleicht sogar eine ganze KameraausrĂŒstung und können damit auch schon recht gut umgehen. Sollte dies nicht der Fall sein, hat es wenig bis gar keinen Sinn, gleich mit Aktbildern in die Hobbyfotografenkarriere starten zu wollen. Der Novize sollte erst einmal ausgiebig den Gebrauch der GerĂ€tschaften und die Grundlagen der Bildgestaltung studieren, bevor er sich anschickt, die hĂŒbsche Nachbarin (oder den hĂŒbschen Nachbarn) zu ĂŒberreden, die HĂŒllen vor seiner (oder ihrer) Kamera fallen zu lassen. Vielleicht gelingt das Ăberreden; prĂ€sentable Fotos gelingen so vermutlich nicht.
GRUNDWISSEN
Haben Sie also bereits einige Erfahrungen hinter der Kamera gesammelt, wissen, was eine Brennweite und eine Verschlusszeit ist, wie sich die gewĂ€hlte Blende auf das Bildergebnis auswirkt und auf welches Knöpfchen man drĂŒcken muss, können Sie es wagen, sich auf die Suche nach einem geeigneten Aktmodell zu machen. Den Start in dieses Abenteuer sollten Sie jedoch tunlichst zuvor mit Ihrer besseren HĂ€lfte besprechen und sich deren Zustimmung oder zumindest Duldung vergewissern, ehe Sie sich fotografisch den Schönheiten der Natur widmen. Vielleicht lĂ€sst sich die bessere HĂ€lfte ja auch ĂŒberreden, Ihre kĂŒnstlerischen Ambitionen selbst als Modell zu unterstĂŒtzen. Anfangs zumindest.
Naturschönheiten wie jene auf diesem Bild findet man nur Ă€uĂerst selten zufĂ€llig auf der Pirsch im Unterholz. Es empfiehlt sich, den zentralen Bildbestandteil mitzubringen und auf dem Fels zu drapieren.
ISO 200 :: 165 mm :: f/5.0 :: 1/250 s
MODELLSUCHE
Die gröĂte HĂŒrde auf dem Weg zum gestandenen Aktlichtbildner ist fĂŒr die meisten Aspiranten wahrscheinlich die Suche nach einem ebenso willigen wie optisch geeigneten Modell. Zwar sind die GeschmĂ€cker verschieden, und mancher, dem es nicht gelingt, ein besonders attraktives Modell aufzutreiben, mag sich in die schwache Ausrede retten, er mache schlieĂlich Kunst und wolle sich den Klischees und gĂ€ngigen Schönheitsidealen nicht beugen. Unzweifelhaft aber bewirkt ein Foto mit einem nach landlĂ€ufigen Kriterien gutaussehenden und wohlproportionierten Modell darauf mehr Zuspruch und Interesse als ein unbekleidetes Ensemblemitglied aus der Geisterbahn.
Wer im Freundes- und Bekanntenkreis kein geeignetes Motiv erspĂ€ht oder sich nicht traut, den frivolen Wunsch bei der oder dem AuserwĂ€hlten oder dessen nĂ€heren Anhang zu artikulieren, verlagert seine Suche heutzutage dorthin, wo alle suchen und meist auch fĂŒndig werden: ins Internet. Auf einschlĂ€gigen Plattformen (z.B. www.model-kartei.de) offerieren Amateur- und semiprofessionelle Fotomodelle ihre Dienste, zeigen, was sie zu bieten haben, und geben an, ob und wie weit sie sich im Dienste der Kunst entblĂ€ttern wĂŒrden. Einige tun dies nur aus SpaĂ an der Freude; die meisten allerdings verlangen ein Honorar und die Erstattung ihrer Reisekosten, zahlbar in cash.
Ein Modelvertrag, in dem die getroffenen Vereinbarungen zwischen Fotograf und Modell schriftlich fixiert werden, wird in aller Regel nicht nur von den Modellen verlangt, sondern sollte auch dem Fotografen als wichtiges Dokument erscheinen, aus dem er zwar meist keine AnsprĂŒche gegen das Amateurmodell herleiten kann, aber zu seiner eigenen Sicherheit festhĂ€lt, dass die gebuchte Person volljĂ€hrig ist und ob sie einer Veröffentlichung der Bildwerke zustimmt oder nicht. Beide Punkte sind Ă€uĂerst wichtig, will der Fotograf vermeiden, statt im Olymp der AktkĂŒnstler in Teufels KĂŒche zu landen. Vorlagen fĂŒr einen Modellvertrag â neudeutsch meist âModelreleaseâ genannt â findet man im Internet.
REGELN
Ganz gleich, ob Sie Ihr Modell aus dem Bekanntenkreis rekrutieren oder ĂŒber das Internet buchen â versuchen Sie, jede Art von MissverstĂ€ndnis oder Missklang im Umgang mit dem Modell vom ersten Kontakt an zu vermeiden.
LITERATUR
Eine Fotoschule fĂŒr unkomplizierte Aktfotografie mit ausfĂŒhrlichen Tipps fĂŒr die Suche nach Modellen und den Umgang mit ihnen finden Sie in meinen BĂŒchern âKein Akt!â und âAktfotografieâ, beide erschienen im Franzis Verlag.
So relaxt, selbstsicher und gekonnt posiert nur ein geĂŒbtes Modell. Diese junge Dame ist kein Profi, aber als Amateurmodell sehr erfahren. Das sieht man dem Foto an. Dem Foto sieht man glĂŒcklicherweise nicht an, dass das Bild Anfang November entstand und mein Modell erbĂ€rmlich fror, wĂ€hrend es an dem Stamm eines Mammutbaums lehnte. Ein solches Modell ist jeden Cent seines Honorars wert.
ISO 400 :: 56 mm :: f/8 :: 1/30 s
ErklĂ€ren Sie Ihrem kĂŒnftigen Modell genau, was Sie zu tun gedenken, wo Sie dies tun möchten und wie das Shooting ablaufen soll. Vor allem aber sollten Sie besprechen, welche Art von Aufnahmen gemacht werden sollen, ob sich das Modell mit den bearbeiteten Bildern als Lohn zufrieden gibt (das nennt man âTfpâ â time for pictures), oder wie hoch das Honorar und die Fahrtkosten sein werden. Die Höhe des Honorars richtet sich in der Regel nach dem Zeitaufwand und danach, wie erfahren das Modell vor der Kamera ist.
Es ist ganz und gar unĂŒblich, dass sich das Modell an den Kosten des Shootings, der Location oder der Requisiten beteiligt. Alle Produktionskosten trĂ€gt immer allein der Fotograf.
WÀhrend des Shootings gibt es eiserne Verhaltensregeln, die man unbedingt beachten sollte. Der Fotograf fasst das Modell niemals an! Allenfalls schiebt er ihr oder ihm mal vorsichtig eine HaarstrÀhne aus dem Gesicht, allerdings erst, nachdem er die Zustimmung des Modells erhalten hat, das derweil versucht, seine eingenommene Position zu halten.
Beachten Sie die geltenden Verhaltensregeln, damit aus Ihrem schönen Shooting keine Schlammschlacht wird! No go!
ISO 400 :: 140 mm :: f/8 :: 1/800 s
Man beglotzt das Modell auch nicht beim Aus- oder Umziehen. Alle Anweisungen und Kommentare sollten möglichst sachlich und prĂ€zise erfolgen, ohne âFlirtmodusâ und vulgĂ€re SprĂŒche. Benimmt sich der Fotograf daneben, ist das Modell schneller wieder angezogen und verschwunden, als Sie abdrĂŒcken können.
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OUTDOOR-LOCATIONS
Planen Sie ein Aktshooting auĂerhalb Ihrer Wohnung oder des vertrauten privaten Reichs Ihres Modells, benötigen Sie einen geeigneten Ort, an dem Sie möglichst ungestört und unbehindert I...