Lynch III
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Lynch III

Der Weg zum Börsenerfolg

Peter Lynch, John Rothchild, Walter Hofmann, Bernhard Steinebrunner

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  1. 352 pages
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Lynch III

Der Weg zum Börsenerfolg

Peter Lynch, John Rothchild, Walter Hofmann, Bernhard Steinebrunner

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Peter Lynch brauchte nur 13 Jahre – von 1977 bis 1990 –, um zu einer Wall-Street-Legende zu werden. Danach zog sich der Fondsmanager ins Privatleben zurĂŒck und gab sein Wissen fortan an Privatanleger weiter. Lynch möchte den Menschen zeigen, wie sie ein Vermögen aufbauen können, wenn sie in ihrem Leben die richtigen Weichen stellen. Mit "Lynch 3" wendet er sich in erster Linie an die Einsteiger. Er erklĂ€rt die ewigen Gesetze der Vermögensmehrung; welche Investmentmöglichkeiten es gibt; weshalb der Aktienmarkt die besten Chancen bietet; den Lebenszyklus eines Unternehmens und welche SchlĂŒsse ein Investor daraus ziehen sollte; weshalb es sich lohnt, auf die QualitĂ€t des Unternehmens-Managements zu achten. "Lynch 3" ist der perfekte Einstieg in die Welt der Geldanlage: ohne Fachchinesisch, lebensnah, auf den Punkt.

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Information

Year
2020
ISBN
9783864706868
Edition
1

KAPITEL 1

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EIN KURZER RÜCKBLICK AUF DIE GESCHICHTE DES KAPITALISMUS

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Die Morgenröte des Kapitalismus

Kapitalismus liegt vor, wenn Menschen Dinge erzeugen und fĂŒr Geld verkaufen. Vielleicht erbringen sie fĂŒr Geld auch Dienstleistungen. WĂ€hrend des grĂ¶ĂŸten Teils der bisherigen Geschichte der Menschheit war der Kapitalismus unbekannt, denn die große Masse der Weltbevölkerung bekam nie Geld in die Hand. Über Tausende von Jahren hinweg lebte der durchschnittliche Mann oder die durchschnittliche Frau ein ganzes Leben lang, ohne jemals einen einzigen Gegenstand zu kaufen.
Die Menschen lebten als Leibeigene, Sklaven oder Diener und Dienerinnen fĂŒr Herren, die das Land und alles, was es darauf und darunter gab, besaßen. FĂŒr ihre Arbeit bekamen die arbeitenden Menschen freie Wohnung in einer HĂŒtte und vielleicht ein kleines StĂŒckchen Land zur eigenen Bearbeitung, auf dem sie GemĂŒse ziehen konnten. Ein Gehalt oder einen Lohn gab es nicht.
Niemand beklagte sich ĂŒber das fehlende Einkommen, denn es gab keine Gelegenheiten, das Geld auszugeben. Gelegentlich kamen fahrende HĂ€ndler durch den Ort und hielten kurz einen Markt ab, aber das war ein sehr seltenes Ereignis. Die Könige, Königinnen, Prinzen, Prinzessinnen, Herzöge, Grafen und so fort, die alle Sachwerte besaßen – Schlösser, GebĂ€ude, Möbel, Tiere, Ochsenkarren, Hausrat, einfach alles von Goldschmuck bis zu Töpfen und Pfannen –, hielten alles im Besitz der Familie. Es wĂ€re ihnen nie in den Sinn gekommen, ein StĂŒck Land zu verkaufen, selbst wenn sie dabei einen großen Profit gemacht und außerdem weniger Rasen zu mĂ€hen gehabt hĂ€tten. Es gab keine handgepinselten Schilder mit der Aufschrift „Zu verkaufen“ im Rasen vor den Schlössern. Grundbesitz konnte man nur durch Erbschaft oder Krieg erringen.
In vielen Teilen der Welt, seit den frĂŒhen Tagen des Judentums und dann weiter im Christentum, war eine TĂ€tigkeit zur Erzielung von Gewinn etwas anrĂŒchig, und wer Zinsen verlangte, konnte aus der Synagoge oder der Kirche ausgestoßen werden und einen ewigen Aufenthalt in der Hölle erwarten. Bankiers hatten einen ĂŒblen Ruf, und die Menschen mussten sich heimlich zu ihnen schleichen. Der Gedanke an einen Nutzen aus einer Transaktion oder das Streben, im Leben voranzukommen, wurden als selbstsĂŒchtig, unmoralisch und gegen Gottes Plan fĂŒr ein wohlgeordnetes Weltall angesehen. Heutzutage will jeder seine LebensumstĂ€nde verbessern, aber wenn Sie im Mittelalter gelebt und den Wunsch, „voranzukommen“ oder „sich zu verbessern“ geĂ€ußert hĂ€tten, dann hĂ€tten Sie von Ihren Freunden nur einen Gesichtsausdruck der VerstĂ€ndnislosigkeit erwarten können. Den Begriff des Strebens nach oben gab es nicht.
Falls Sie weitere Einzelheiten ĂŒber das Leben vor dem Vorhandensein von MĂ€rkten und dem Arbeiten fĂŒr einen Gehaltsscheck sowie der Freiheit, ihn auszugeben, erfahren wollen, sollten Sie das erste Kapitel des Klassikers „Die Denker der Wirtschaft“ von Robert Heilbroner lesen. Es macht beim Lesen viel mehr Spaß, als es sein Titel verspricht. Etwa in den Jahrzehnten nach 1750 hatte sich in der Welt ein GeschĂ€ftsleben mit lebhaftem Handel zwischen den Nationen entwickelt. Überall wurden MĂ€rkte eingerichtet und genĂŒgend Menschen konnten Dinge kaufen, sodass die Kaufleute gute GeschĂ€fte machten. Diese neue Klasse von Ladeninhabern, Hausierern, Spediteuren und GroßhĂ€ndlern wurde reicher und mĂ€chtiger als die Prinzen und Herzöge mit all ihrem Grundbesitz und ihren Armeen. Die Bankiers wagten sich ans Tageslicht, um Darlehen zu vergeben.

Unsere ersten Investoren als Pioniere in Amerika

Die GeschichtsbĂŒcher enthalten viele GrĂŒnde fĂŒr Amerikas gewaltigen Erfolg – das gĂŒnstige Klima, das fruchtbare Land, die große Ausdehnung, die „Bill of Rights“, das zweckmĂ€ĂŸige politische System, den endlosen Strom von arbeitswilligen Einwanderern, die Ozeane auf beiden Seiten, die uns vor ÜberfĂ€llen schĂŒtzen. TĂŒftler und Erfinder, TrĂ€umer und Planer, Banken, Geld und viele Investoren gehören auch in diese AufzĂ€hlung.
Im ersten Kapitel der Geschichte unseres Landes als selbststĂ€ndige Nation lesen wir von den Eingeborenen, den Indianern, von französischen Fallenstellern und PelzhĂ€ndlern, von spanischen Konquistadoren, Seeleuten, die in die falsche Richtung segelten, GlĂŒcksrittern, Entdeckern mit MĂŒtzen aus WaschbĂ€rfell und den PilgervĂ€tern beim ersten Erntedankfest. Hinter der ganzen Szene musste aber jemand die Rechnungen bezahlen fĂŒr die Schiffe, die Verpflegung und alle anderen Kosten dieser Abenteuer. Der grĂ¶ĂŸte Teil dieser Gelder kam aus den Taschen englischer, hollĂ€ndischer und französischer Investoren. Ohne sie wĂ€ren die Kolonien nie kolonisiert worden.
Als die Stadt Jamestown in Virginia entstand und die PilgervĂ€ter beim Plymouth Rock in Massachusetts landeten, gab es entlang der OstkĂŒste der heutigen Vereinigten Staaten Millionen Hektar Land voller Wildnis, aber man konnte nicht einfach mit einem Schiff dorthin segeln, sich einen guten Platz aussuchen, ein StĂŒck des Waldes darauf roden und anfangen, Tabak zu pflanzen oder mit den Indianern zu handeln. Man musste dazu von einem König oder einer Königin eine Erlaubnis erhalten.
In jenen Zeiten hing alles von den Königen und Königinnen ab. Falls man auf den königlichen GrundstĂŒcken, die den grĂ¶ĂŸten Teil der LĂ€ndereien der Erde umfassten, tĂ€tig werden wollte, musste man eine königliche Lizenz, die „Charter of Incorporation“ genannt wurde, erwerben. Diese Lizenzen waren die VorlĂ€ufer der modernen Gesellschaften, der „Corporations“, und die GeschĂ€ftsleute konnten ihre TĂ€tigkeit nicht ohne eine „Charter“ oder einem Anteil an der Charter eines anderen aufnehmen.
Religiöse Gruppen wie etwa die QuĂ€ker in Pennsylvania, erhielten solche Charters. Gruppen von GeschĂ€ftsleuten, wie beispielsweise die GrĂŒnder der Stadt Jamestown, wurden ebenfalls Charters erteilt. Wenn man dann die königliche Erlaubnis, das Land zu besiedeln und eine Kolonie zu grĂŒnden, besaß, musste man sich nach Finanzierungsmöglichkeiten umsehen. Nun entstand die erste Börse.
Schon im Jahr 1602 kauften Menschen in Holland Aktien der Vereenigde Oostindische Compagnie. Dies war die erste der Allgemeinheit zugĂ€ngliche Aktie der Welt, und sie wurde an der ersten allgemein zugĂ€nglichen Börse der Welt gehandelt. Diese befand sich auf einer BrĂŒcke ĂŒber die Amstel in Amsterdam. Dort drĂ€ngten sich lebhaft interessierte Investoren und versuchten, die Aufmerksamkeit eines Maklers auf sich zu ziehen; und wenn das Stoßen und Schieben außer Rand und Band geriet, wurde die Polizei gerufen, um die Ordnung wiederherzustellen. Die HollĂ€nder gaben Millionen von Gulden fĂŒr das Vorrecht des Besitzes von Aktien der NiederlĂ€ndischen Ostindien-Kompanie aus. Heutzutage, wo viele Gesellschaften nur mit ihrer AbkĂŒrzung bekannt sind, wie zum Beispiel IBM oder VW, könnte man jene Gesellschaft kurzerhand VOC nennen.
Auf jeden Fall nahm diese hollĂ€ndische Gesellschaft diese Millionen Gulden, die sie beim Verkauf der Aktien eingenommen hatte, und gab das Geld dafĂŒr aus, einige wenige Schiffe auszurĂŒsten. Diese Schiffe wurden nach Indien und in andere „LĂ€nder“ im fernen Osten geschickt, um die neuesten fernöstlichen Waren zurĂŒckzubringen, die damals in Europa groß in Mode waren.
WĂ€hrend Optimisten immer höhere Preise fĂŒr die Aktien der NiederlĂ€ndischen Ostindien-Kompanie bezahlten, weil sie sich ausrechneten, dass die Gesellschaft ihnen ein Vermögen einbringen wĂŒrde, wetteten Pessimisten mittels eines gewitzten Verfahrens, des sogenannten Leerverkaufs (auch als „Shorten“ oder „Shortselling“ bezeichnet), auf einen KursrĂŒckgang der Aktie. Diese Masche wurde nach 1600 erfunden und wird auch heute noch von Pessimisten an den Börsen angewendet. Im Falle der NiederlĂ€ndischen Ostindien-Kompanie behielten die Optimisten recht. Der Kurs der Aktie verdoppelte sich nĂ€mlich wĂ€hrend der ersten Jahre, in denen sie gehandelt wurde, und die AktionĂ€re erhielten regelmĂ€ĂŸig einen Bonus ausbezahlt, der als Dividende bekannt ist. Die Gesellschaft bestand nahezu 200 Jahre lang, bis sie an Kraft verlor und im Jahr 1799 aufgelöst wurde.
Vielleicht haben Sie einmal davon gehört, dass Henry Hudson mit seinem Schiff, der Half Moon, den Hudson, an dem heute der Staat New York liegt, auf der Suche nach einer Passage nach Indien hinaufsegelte. Er wiederholte damit denselben Fehler, den Kolumbus schon begangen hatte. Haben Sie einmal darĂŒber nachgedacht, wer diese Suche nach einer goldenen Gans bezahlte? Wir alle wissen, dass Kolumbus von König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien finanziert wurde. Hudson erhielt seine Mittel von der soeben besprochenen NiederlĂ€ndischen Ostindien-Kompanie.
Ein anderes hollĂ€ndisches Unternehmen, die NiederlĂ€ndische Westindien-Kompanie, schickte die ersten EuropĂ€er aus, die sich auf der Insel Manhattan niederlassen sollten. Als daher Peter Minuit den berĂŒhmtesten Landerwerb der Geschichte durchfĂŒhrte, indem er fĂŒr Schmuck und Waren im Wert von 60 Gulden (24 Dollar) Manhattan kaufte, handelte er im Namen der AktionĂ€re der NiederlĂ€ndischen Westindien-Kompanie. Es ist schade, dass jene Gesellschaft nicht lange genug bestand, um Gewinn aus den vielen teuren BĂŒrorĂ€umen im Stadtkern von New York zu ziehen.
Als sie sahen, wie die HollĂ€nder ihre AbenteuerzĂŒge in der Neuen Welt finanzierten, folgten die EnglĂ€nder ihrem Beispiel. Die Virginia Company in London hatte ausschließliche Rechte auf ein riesiges Gebiet, das sich von North und South Carolina durch den heutigen Staat Virginia bis hinauf in Teile des heutigen Staates New York erstreckte. Diese Gesellschaft bezahlte die erste Expedition nach Jamestown, wĂ€hrend derer die verliebte Indianerin Pocahontas ihre wĂŒtenden Verwandten davon abhielt, dem AnfĂŒhrer der neu Angekommenen, Hauptmann John Smith, den SchĂ€del einzuschlagen.
Die Siedler von Jamestown arbeiteten, aber sie erwarben keinen Landbesitz, was gleich von Anfang an eine heikle Frage war. Sie wurden angeheuert, um die Wildnis zu roden, die Felder zu bestellen und HĂ€user zu bauen, aber das ganze Land, die durchgefĂŒhrte Kultivierung und alle neuen LĂ€den und Gewerbebetriebe gehörten den AktionĂ€ren daheim in London. Wenn die Kolonie Jamestown Gewinn abwarf, sahen die Siedler keinen Penny davon.
Nach sieben Jahren heftiger Streitigkeiten und Klagen der Siedler von Jamestown wurden die Vereinbarungen abgeĂ€ndert. Die Menschen konnten nun eigenen Privatbesitz, echtes Eigentum, erwerben. Es stellte sich heraus, dass dies nicht mehr so wichtig war, denn die ursprĂŒngliche Kolonie ging bankrott. Aus der Sache mit der Kolonie Jamestown konnte man jedoch eine wichtige Lehre ziehen: Eine Person, die Eigentum besitzt und einen Anteil an einem Unternehmen hat, wird wahrscheinlich hĂ€rter arbeiten, sich glĂŒcklicher fĂŒhlen und eine bessere Leistung erbringen als eine Person, die besitzlos ist.
Die ausschließlichen Rechte auf die restlichen LĂ€ndereien an der OstkĂŒste Amerikas, vom heutigen Staat Maryland bis hinauf nach Maine, wurden einer weiteren englischen Gesellschaft, der Virginia Company of Plymouth, erteilt. In der Darstellung auf den Landkarten der damaligen Zeit gehörte der grĂ¶ĂŸte Teil der heutigen Neuengland-Staaten zum nördlichen Teil von Virginia. Als spĂ€ter die PilgervĂ€ter bei Plymouth Rock ankamen und an Land stolperten, drangen sie in Land, das der Plymouth Company gehörte, ein.
Schon Schulkinder lernen, wie die PilgervĂ€ter und ihre Familien ihr Leben aufs Spiel setzten, um religiöse Freiheit zu erlangen, wie sie den schrecklichen Ozean in einem kleinen Schiff, der Mayflower, ĂŒberquerten, wie hart fĂŒr sie die Winter im kalten Neuengland waren, wie sie mit den Indianern Freundschaft schlossen und von ihnen die Rezepte fĂŒr die Zubereitung von KĂŒrbissen erhielten; aber kein Wort ĂŒber die bemerkenswerte Geschichte, woher sie ihr Geld bekamen.
Wir wollen einen Augenblick innehalten, um die einzelnen Kapitel dieser Geschichte kurz zu ĂŒberprĂŒfen. Die PilgervĂ€ter hatten England verlassen und waren nach Holland gekommen, wo die erste Börse eingerichtet worden war – die PilgervĂ€ter kĂŒmmerten sich jedoch nicht um Aktien. Nach einigen Jahren Aufenthalt in Holland missfielen ihnen die LebensumstĂ€nde aber immer mehr und sie beschlossen, irgendwo anders hin zu flĂŒchten. Drei Landstriche auf der Erde hatten sie in die engere Wahl gezogen: die Gebiete am Orinoco in SĂŒdamerika, ein StĂŒck des heutigen Staates New York, der im Machtbereich der HollĂ€nder lag, und eine Gegend, die ihnen von der Virginia Company of London angeboten wurde.
Der schwerwiegendste Grund, der sie noch zurĂŒckhielt, war Mangel an Bargeld. Sie brauchten Reiseproviant und ein Schiff und konnten sich beides nicht leisten. Ohne finanzielle Hilfe wĂ€ren sie fĂŒr immer in Europa stecken geblieben, und die Amerikaner hĂ€tten nie etwas von ihnen gehört. An diesem Punkt der Geschichte trat nun Thomas Weston auf.
Weston war ein reicher Londoner EisenwarenhĂ€ndler. Er hatte Zugriff auf LĂ€ndereien in Neuengland und außerdem Zugriff auf eine große Menge Bargeld. Er und seine Freunde waren zu der Ansicht gekommen, dass die PilgervĂ€ter eine hervorragende Investition darstellen wĂŒrden. Sie machten diesen daher ein Angebot, von dem sie hofften, dass die PilgervĂ€ter es nicht ausschlagen könnten.
Westons Gruppe, die sich den Spitznamen „The Adventurers“ gab, obwohl diese GeschĂ€ftsleute gar nicht selbst auf Abenteuer ausziehen wollten, beschloss, das Geld bereitzustellen, um die PilgervĂ€ter nach Amerika zu senden. Als Gegenleistung mussten die PilgervĂ€ter sich verpflichten, sieben volle Jahre lang vier Tage in der Woche zu arbeiten, um die Kolonie gewinnbringend zu machen. Nach dem Ablauf der sieben Jahre wĂŒrde die Partnerschaft beendet werden, beide Parteien wĂŒrden die Gewinne unter sich aufteilen und die PilgervĂ€ter wĂŒrden frei sein und ihrer eigenen Wege gehen können.
Die PilgervĂ€ter nahmen diese Bedingungen an, weil sie keine andere Wahl hatten, und begannen, ihre Koffer zu packen. In der letzten Minute spielte ihnen Weston einen Streich, indem er die Vereinbarung abĂ€nderte. Statt jede Woche vier Tage lang zugunsten des Unternehmens arbeiten zu mĂŒssen, wurden nun sechs Arbeitstage gefordert. Außer am Sonntag hĂ€tten sie dann keine freie Zeit mehr, um ihren Garten am Haus zu bestellen, ihre Kleider zu flicken oder sich ihrer Religion zu widmen.
Nachdem sie mit Weston herumargumentiert und nichts erreicht hatten, entschieden Sie sich, ohne einen schriftlich niedergelegten Vertrag die Segel zu hissen und ohne irgendwelches Reisegeld aufzubrechen, denn obwohl Weston bisher alles bezahlt hatte, weigerte er sich nun, auch nur einen einzigen weiteren Penny herauszurĂŒcken. Sie mussten einen Teil der Butter, die sie fĂŒr den Reiseproviant hergestellt hatten, verkaufen, um die HafengebĂŒhren zu bezahlen und den Hafen mit der Speedwell, dem Schiff, das sie in Holland ausgerĂŒstet hatten, verlassen zu dĂŒrfen.
Die Speedwell war leck. Die Auswanderer waren daher gezwungen, in den Hafen zurĂŒckzukehren, und hatten dabei immer den Verdacht, dass der KapitĂ€n und die Matrosen mit Weston unter einer Decke stecken wĂŒrden und das Leck in der Schiffswand absichtlich verursacht hĂ€tten. Die meisten PilgervĂ€ter und ihre Angehörigen zwĂ€ngten sich nun in ein zweites Schiff, das kleiner und langsamer war als die Speedwell – die Mayflower.
Es ging sehr eng zu auf der Mayflower auf der Reise zu ihrem versprochenen Land in Virginia, wobei sie den richtigen Kurs verfehlten und ĂŒber ihr Ziel hinausschossen. Als sie den Irrtum bemerkten, versuchten sie, wieder sĂŒdwĂ€rts zu segeln, aber die Klippen und Untiefen von Cape Cod versperrten die Durchfahrt. Statt einen Schiffbruch in diesen fremden, rauen GewĂ€ssern zu riskieren, warfen sie im Hafen von Provincetown Anker.
Von dort segelten sie dann weiter nach Plymouth, wo sie schließlich ihre BlockhĂ€user bauten und FeldfrĂŒchte anpflanzten. Da Weston den Zufluss von Geld unterbrochen hatte, brauchten die PilgervĂ€ter eine neue Bargeldquelle. Sie handelten mit einer anderen Investorengruppe (die John Peirce leitete) und der Plymouth Company, der das Land gehörte, eine neue Vereinbarung aus.
Jeder der PilgervĂ€ter sollte 100 Morgen (etwa 40 Hektar) zur eigenen beliebigen Verwendung erhalten. Peirce seinerseits wĂŒrde fĂŒr jeden Siedler ebenfalls 100 Morgen erhalten. Obendrein sollten Peirce und jeder der anderen Investoren fĂŒr die Bezahlung der restlichen Umzugskosten und die Finanzierung der Ansiedlung pro Nase weitere 1.500 Morgen erhalten.
ZusĂ€tzlich zu ihren vielen sonstigen Sorgen, etwa wie man den Winter ĂŒberleben könne und wie sich die Beziehungen zu den Ureinwohnern, den Indianern, gestalten wĂŒrden, hatten die PilgervĂ€ter die Sorge, wie sie die zwei Investorengruppen, die von Peirce und die von Weston, die schon ansehnliche Summen zur VerfĂŒgung gestellt hatten, um sie bis hierher zu bringen, bezahlen konnten. Wenn wir uns auch gern vorstellen, dass die PilgervĂ€ter ihr ganzes Vertrauen in den Willen Gottes setzten, so hatten sie doch dasselbe Problem wie wir: fĂ€llige Rechnungen.
Nach dem ersten tĂ€tigen Jahr der Plymouth-Kolonie segelte die Mayflower zu einem Besuch mit leeren LaderĂ€umen nach England zurĂŒck: ohne Pelze, ohne Ernteerzeugnisse, ohne irgendetwas, das die Investoren hĂ€tten verkaufen können. Plymouth verlor Geld und verlor weiter Geld, eine Ernteperiode nach der anderen, oder, wie man an der Wall Street sagt: ein Quartal nach dem anderen. Dies Ă€rgerte die Investoren sehr, wie es immer bei Investoren der Fall ist, die mit ihrem Geld null Gewinn machen. Was die ganze Angelegenheit noch verschlimmerte, war die Notwendigkeit, noch weitere HilfsgĂŒter zu der Kolonie hinĂŒberzuschicken, sodass die Kosten noch weiter anstiegen.
Im Jahr 1622 hatte ...

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