Liebertwolkwitz in den Tagen der Schlacht bei Leipzig vom 14. bis 18. Oktober 1813
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Liebertwolkwitz in den Tagen der Schlacht bei Leipzig vom 14. bis 18. Oktober 1813

Auf historischen Spuren mit Claudine Hirschmann

Claudine Hirschmann, Theodor Voigt

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Liebertwolkwitz in den Tagen der Schlacht bei Leipzig vom 14. bis 18. Oktober 1813

Auf historischen Spuren mit Claudine Hirschmann

Claudine Hirschmann, Theodor Voigt

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Digitale Neuausgabe des Buches aus dem Jahr 1848, für eBook-Reader geeignet. +++ Aus dem Inhalt: "Durch vorliegende Schrift sollen, zugleich als ein lehrreiches Andenken an die vorigen Zeiten, einige denkwürdige örtliche Ereignisse der Vergessenheit entzogen werden...."

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Information

Year
2020
ISBN
9783752859911
Edition
1

Kampf auf dem Gottesacker

Die Österreicher hatten eben die Franzosen zurückgedrängt und viele der ersteren befanden sich auf dem Kirchhof, von diesem erhöhten Punkt aus, ein ziemlich lebhaftes und nicht unwirksames Gewehrfeuer unterhaltend. Erbittert darüber rückten diese im Sturmschritt nach dem Gottesacker und trieben die Österreicher zurück, welche durch das nach dem Markt zu führende Gottesackertor retirieren wollten. Dies war aber nicht geöffnet und die Flügel desselben gingen nach dem Gottesacker herein.
Indem der ganze Platz vor dem Tor mit den immer mehr zurückweichenden Österreichern sich anfüllte, war eine Öffnung des Tores nicht möglich, und so wurden hier, von den in Wut nachrückenden Franzosen immer mehr gedrängt, die Österreicher von den französischen Bajonetten förmlich an das Tor gespießt und etwa 200 Österreicher fanden einen martervollen Tod. Die um diese Zeit noch immer in der Kirche weilenden Bewohner setzte diese Szene, welche von einigen, die sich auf den Turm gewagt, mit angesehen wurde, durch das Angstgeschrei der qualvoll sterbenden Krieger in die größte Furcht und Besorgnis, welche in Folge einzelner in die Kirche fallenden Kugeln mit jedem Augenblick sich mehrte und wovon bereits zwei Personen (s. unten) schwer verwundet worden waren. Selbst den auf dem ganzen Gottesacker herum liegenden Leichnamen der Getöteten stand noch eine gewaltsame Veränderung bevor, indem viele derselben bei der in Munde's Gut, Nr. 117, dessen Stallgebäude unmittelbar an den Gottesacker stieß, am 16. Oktober entstandenen Feuersbrunst teilweise mit verbrannten, bis sie endlich ca. 8 Tage darauf in der Nähe des genannten Stallgebäudes ein gemeinschaftliches Grab in einer großen Grube fanden.
Außer den in die Kirche einfallenden Kugeln flog von Wachau her eine Kanonenkugel an den Turm, so jetzt noch, ein trauriges Andenken an jene Zeit, an dieser Stelle eingemauert ist. Eine nach dem Turm abgebrannte Granate traf eine von den hölzernen grünen Säulen, auf welchen das Turmdach ruht. Die Säule geriet auch in Brand, doch wegen der Blechverkleidung brannte es nicht fort. Auch hiervon ist die Spur noch jetzt zu sehen, so wie bei vielen älteren Häusern des Orts eingemauerte Kugeln an jene Schreckenstage erinnern.
Einige Zeit vor dem Gefecht auf dem Gottesacker bei einem Rückzug der Franzosen wurden, ca. 2 Uhr des Nachmittags, die verschlossenen Kirchtüren von den Österreichern gesprengt. Sie drangen in die Kirche ein und fragten, ob Franzosen hier versteckt wären und stiegen deshalb auch auf den Turm. Da sie keinen Feind fanden, zogen sie, ohne sich an den in der Kirche sich Aufhaltenden gewalttätig zu vergreifen, wieder fort, worauf die Türen sogleich geschlossen wurden.
Während dem weiteren Aufenthalt in der Kirche wurden zwei Personen durch die in die Kirche eingefallenen Kugeln schwer verletzt. Eine Flintenkugel streifte dem Tischlermeister Joh. Gottfried Hennicker den Backen. Seine Frau lag schon krank am Nervenfieber darnieder und musste in diesem Zustand, da es bereits an verschiedenen Orten brannte, in drei Güter weiter getragen werden, ohne noch jetzt vor der schamlosen Brutalität eines ungarischen Soldaten sicher zu sein. Die Frau des Maurermeisters Joh. Christian Jahn erhielt eine Kugel in die Hüfte. Sie war mit zwei Kindern in der Kirche und hatte sie im Gedränge aus den Augen verloren. Um sie zu suchen, geht sie im Gang vor, als durch die Tür eine Kugel kam und sie traf. Die Jahn ging gleichwohl noch denselben Abend bis Leipzig und kam des Nachts 12 Uhr daselbst bei ihren Verwandten an. Nach der ersten ärztlichen Untersuchung sollte die Kugel nicht mehr im Körper sein. Indessen nahmen die Schmerzen sehr zu. Ungefähr acht Wochen später, als die Jahn wieder nach Liebertwolkwitz zurückgekehrt war, fand es sich, dass sich die Kugel in die andere Hüfte gesenkt hatte und wurde durch den Orts-Chirurgus Hoyer herausgeschnitten.
Ein dritter größerer Unglücksfall traf des Sattlermeisters Joh. Christ. Bothe's Frau. Schon war sie mit einer Tochter in der Kirche, als sie es gleichwohl wagte, noch einmal in ihr Haus, Nr. 19, zurückzukehren, um noch einiges, darunter eine Summe Geld zu retten. Die Sachen in der Schürze bergend, war sie bereits auf dem Rückweg nach der Kirche, als sie auf dem Weg dahin, den sie durch Fischer's Garten, Nr. 21, nahm, von einer Kugel getroffen und auf der Stelle getötet ward.
Bis gegen 6 Uhr des Abends blieben die in die Kirche Geflüchteten daselbst, als ihnen ein französischer Offizier, der schon gegen 4 Uhr die in der Kirche Anwesenden wegen dieses unsicheren Aufenthaltes gewarnt hatte, durch Ordonnanz zu schleuniger Flucht aus der Kirche raten ließ. Die Kirchtüren wurden jetzt geöffnet, allein keiner wagte zuerst herauszutreten, indem fortwährend noch Kugeln an die Kirchmauer anschlugen. Als endlich der Heraustritt erfolgte, bot sich dem Auge ein schrecklicher Anblick dar. Rings um die Kirche herum Tote und Verwundete, letztere verstümmelt, laut jammernd und mit dem Tod ringend. In der nächsten Umgebung des Gottesackers, auf dem Markt und in den Gassen, währte der erbitterte Kampf Mann gegen Mann noch fort, und der Brand des Orts beleuchtete dies Trauerspiel. Mehrere verließen jetzt sofort die Heimat, einen letzten Blick auf die Stätte richtend, die noch vor Kurzem Gut und Eigentum geborgen hatte. In der allgemeinen Bestürzung waren viele Familien voneinander getrennt worden und sahen sich erst nach längerer Zeit wieder, entblößt von allem, gebeugt, mehrere krank.
An diesem für Liebertwolkwitz so verhängnisvollen Donnerstag, den 14. Oktober, erhob sich über den ganzen Ort eine große Feuerstatt. Es brannte zugleich an verschiedenen Orten von Donnerstagmittag an ununterbrochen fort bis Sonntag. Mit Einschluss der Seitengebäude brannten etwa 60 Gebäude nieder. Die meisten Feuerstätten waren am 14. und 16. Oktober. Ein anderer nicht geringer Teil von Häusern wurde in Folge des Plünderns und Niederreißens der brennbaren Bestandteile für das Biwak dermaßen ruiniert, dass sie nicht mehr zu bewohnen waren. Viele Häuser wurden durch das Anfliegen der Bomben und Granaten zerstört. In Leipzig trat neben den Tausenden von Wachtfeuern die Feuerstatt von Liebertwolkwitz als ein lichterer Punkt hervor.
Die einzelnen Feuersbrünste erfolgten weniger durch absichtliche Ansteckung als teils durch die vielen an und in die Häuser geflogenen Kugeln, teils durch die Seiten der Soldaten beim Plündern mit Licht stattfindende Unvorsichtigkeit und Gleichgültigkeit in Erhaltung fremden Eigentums, teils auch durch die vielen um und in dem Ort selbst, oft hinter Strohdächern brennenden Biwakfeuer.
Das immer weitere Umsichgreifen des Feuers konnte insofern nicht fehlen, da niemand löschte, auch niemand löschen konnte, indem von Donnerstagabend an die meisten Einwohner, um wenigstens das Leben zu retten, den Ort verlassen und in die umliegenden Dörfer, wie nach Kleinpösna, Albrechtshain, Eicha, Brandis, Beucha, Zweenfurth, Rohrbach, in das Belgershainer Holz und andere Orte geflohen waren. Andere retteten sich nach Leipzig.
Zuerst ging das Feuer in der der größten Gefahr ausgesetzten Windmühlengasse auf. Es brannten am 14. Oktober ab:
  • Scheel, Nr. 185, wo zuerst das Feuer ausbrach,
  • Ernst, jetzt Kühn, Nr. 1,
  • Werner, jetzt Polze, Nr. 2,
  • Seidel, jetzt Voigt, Nr. 181,
  • Hiller, jetzt Krah, Nr. 186,
  • Kühn, Nr. 187,
  • Engelmann, jetzt Hofmann, Nr. 188,
  • Simon, jetzt Quandt, die Windmühle, Nr. 189.
Auf der Schulgasse brannten an demselben Tag und in der darauffolgenden Nacht ab:
  • Trumtrair, Nr. 20,
  • Michel, jetzt Fischer, Nr. 21,
  • von der Schule, Nr. 22, brannte die Scheune,
  • Staub, jetzt Freyer, Nr. 23,
  • von Schönfeld, Freigut, jetzt Schönkopf, brannte das Stallgebäude, Nr. 24.
Von dem im Garten des Freiguts brennenden Biwakfeuer geriet die daran stoßende Sackgasse, jetzt Gärtnergasse in Brand. Es brannten ab:
  • Kutscher, Nr. 25,
  • Wolf, jetzt Helm, Nr. 26,
  • Graubner, jetzt Calov, Nr. 27,
  • Kais...

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