Schatztruhe
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Schatztruhe

Geschichten und Gedichte

Geli Hagemann, Oliver Miller

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  1. 25 pages
  2. German
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Schatztruhe

Geschichten und Gedichte

Geli Hagemann, Oliver Miller

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Kurzgeschichten und Gedichte von drei Autoren. Humorvoll, mal zum nachdenken und zum mitfiebern - eine Schatztruhe eben.

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Information

Year
2019
ISBN
9783750435308
Edition
1
Subtopic
Poesia

Der Berg - Oliver Miller

„Junge, wie heißt du?“, fragte der der Mann mit rauer, belegter Stimme. Statt einer Antwort streckte Johann ihm seine vorläufigen Papiere entgegen. Mit einem knurrenden Geräusch nahm der Mann das zerknickte Papier mit seinen schmutzigen Fingern. Umständlich entfaltete er es und blinzelte, als er zu lesen begann.
„Johann Römer“, begann er und hielt das Blatt weit von seinen zusammengekniffenen Augen weg.
„Junge, du musst mir ein wenig helfen – Lesen ist nicht so meins“, brummelte der Mann, der bereits seine Bergarbeiter-Kluft anhatte. Johann nahm das Dokument wieder entgegen und erwartete die Fragen des Vorarbeiters.
„Wie alt bist du?“
„18“, gab Johan mit leiser Stimme zurück.
Der Mann nickte: „Jahrgang 1930 also“. Ein kurzes Schweigen. „Warst du noch dabei?“
Johann begriff sofort, was er meinte: „Sie haben mich drei Tage nach meinem 15 Geburtstag im Januar 45 eingezogen.“
Sein Gegenüber schnaubte kurz, schüttelte den Kopf und murmelte leise: „Schweine“
Laut sagte er: „Und wo haben sie dich dann erwischt?“
„Bei Flensburg“
„Mit dem ollen Dönitz zusammen?“, meine der alte Bergmann und spielte damit auf die letzte Reichsregierung unter Admiral Dönitz in Flensburg an.
Johann nickte: „Aber die Briten haben mich dann gleich laufen lassen…“
„Und was machst du dann hier?“
„Naja, von meiner Familie lebt niemand mehr. Vater ist gefallen. Mutter beim Fliegerangriff umgekommen. Die letzten zwei Jahre hab ich bei verschiedenen Bauern geholfen, aber dann hab ich den Aufruf gelesen, dass man hier Leute braucht…“
Johann fand es in der Arbeiterbaracke zunehmend warm und begann zu schwitzen.
„Junge, das ist ne verdammt harte Arbeit…und ehrlich gesagt, an dir ist nicht allzu viel dran…“
Johann schaute an sich hinab – er war nicht besonders groß, dafür ziemlich mager. Sein blondes, fisseliges Haar hing ihm in die Stirn. Trotz seiner 18 Jahre war der große Bartwuchs bislang ausgeblieben, so dass er wesentlich jünger wirkte. Aber seine Augen sprachen das Gegenteil. Es waren die Augen, die Leid, Krieg und Tod gesehen hatten in viel zu jungen Jahren – er sah den Vorarbeiter lange schweigend an. Dieser schien das Alter des Blickes zu erkennen, nickte stumm und sagte: „Aber na gut, wir probieren es. Komm, ich zeig dir mal ein paar Sachen.“
Sie traten zunächst in eine der Baracken, in der sich die Arbeiter gerade für den Schichtwechsel umzogen.
„Ich bin Karl, einer der Vorarbeiter“, stellte er sich endlich vor.
„Hier arbeiten ganz unterschiedliche Leute, Johann. Viele kommen aus der Region…“
„Waren alle in der Armee…?“
„Viele, aber keiner bei den schlimmen Truppen, so SS, oder sowas…die nehmen wir hier nicht. Aber manche kommen auch ganz wo anders her – Flüchtlinge aus Ostpreußen, oder hier: Jacek…“, er deutete auf einen kleinen stämmigen Mann, der Karl daraufhin angrinste.
„Der ist Pole. Als er gesehen hat, dass die Sowjets in Polen da weitermachen, wo die Nazis aufgehört haben, hat er seinen Pass weggeworfen und ist mit einem der deutschen Vetriebenentrecks hier angekommen.“ Der Pole nickte ihm zu.
Karl wandte sich leise an Johann: „Der bleibt hier nicht lange, der wartet nur drauf, dass er in den Westen kann…“, laut sagte er dann: „In einer der Nebenbaracken haben wir sogar einen Spanier, der nach dem Bürgerkrieg vor Franco abgehauen i...

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