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Genogramme im Business Coaching
Wie ein strukturiert-analytischer Blick auf die Herkunftsfamilie neue Perspektiven auf ein aktuelles Coaching Anliegen eröffnen kann
Ulrike Proesl
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Genogramme im Business Coaching
Wie ein strukturiert-analytischer Blick auf die Herkunftsfamilie neue Perspektiven auf ein aktuelles Coaching Anliegen eröffnen kann
Ulrike Proesl
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About This Book
Im vorliegenden Fachbuch zeigt die Autorin, wie Genogramme im Business Coaching hilfreich und nĂŒtzlich eingesetzt werden können und wie ein strukturiert-analytischer Blick auf die Herkunftsfamilie neue Perspektiven auf ein aktuelles Coaching Anliegen eröffnen kann. Hierzu erlĂ€utert sie zunĂ€chst die Grundlagen der Genogrammarbeit und relevantes Hintergrundwissen zur Familie. Danach wird das Genogramm im Kontext des Berufes beleuchtet und das Genogramm im Business Coaching beschrieben. Die Arbeit schlieĂt mit einer kritischen Betrachtung.DarĂŒber hinaus gibt es wertvolle Vorlagen und Anregungen, um selbst Genogramme erstellen zu können.
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UNKONVENTIONELLE FAMILIEN
Ăber diese Grundlagen zur Familie hinhaus möchte ich auch unkonventionelle Familien vorstellen, da diese in unserer modernen Gesellschaft immer hĂ€ufiger werden. Auch hier gibt es direkte ZusammenhĂ€nge zwischen lebensgeschichtlichen Themen und aktuellen Beratungsfragen im Business Coaching, die ich jeweils beispielhaft einbringe.
Dorett Funcke und Bruno Hildenbrand stellen in Ihrem Buch âUnkonventionelle Familien in Therapie und Beratungâ verschiedene neuere Familienformen vor, die erheblich prĂ€gende Wirkung auf das Leben v.a. der betroffenen Kinder haben. Es wird unterschieden zwischen42:
- Abwesender Vater, abwesende Mutter (Alleinerziehendenfamilie, Stieffamilie)
- Abwesende Eltern (Pflegefamilie, Adoptivfamilie)
- Abwesende Kinder (Kinderlose Paare)
- Die âgleichgeschlechtliche Inseminationsfamilieâ
Ich orientiere mich in der Folge an dieser Logik:
Die Alleinerziehendenfamilie
Die Alleinerziehendenfamilie besteht aus einem Elternteil und einem oder mehreren meist eigenen Kindern.
âIn der leiblichen Familie besteht zwischen Eltern und Kindern eine Hierarchiegrenze.â43 Die Triade zwischen Vater, Mutter und Kind kann hier nicht gebildet und eingeĂŒbt werden, da der zweite Elternteil fehlt â âerst das Erscheinen des Vaters qualifiziert die Mutter als Mutter.â44
HĂ€ufig zieht eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Kind wieder bei den eigenen Eltern ein. Hierbei besteht âdas Risiko einer Verwischung der Generationengrenzen und seiner Konsequenzen fĂŒr die IdentitĂ€tsbildung der Kinder aus solchen Familien.â45
Solche Themen können bei der Genogramm Erstellung im Hinterkopf mit bedacht und sachte abgefragt werden.
Die Stieffamilie
Die Stieffamilie besteht aus einem Elternteil mit seinen Kindern und einem neuen Partner. Es gibt auch Konstellationen bis hin zur âDeine-meine-unsere-Kinder-Familieâ, bei denen jedes Kind âeinen eigenen Status hat.â46
âEin zentrales Thema der Stieffamilie ist, dass das Familienleben auf mehrere Haushalte verteilt ist. Wenn ein Kind zwischen diesen Haushalten pendelt, dann pendelt es zwischen sozialen Welten.
In einer davon erlebt sich das Kind als fremd, mindestens insofern, als es nicht an den Ăberzeugungen, Routinen, Ritualen und Gewohnheiten in dem MaĂe teilnimmt, in dem es in der Familie daran teilnimmt, in der es die meiste Zeit lebt. Des Weiteren muss fĂŒr den Stiefelternteil eine angemessene Position erst gefunden und in den Familienalltag ĂŒbersetzt werden.â47
So ist âdie Integration des Stiefelternteils in eine Stieffamilie ein Prozess, der sich ĂŒber fĂŒnf bis sieben Jahre hinzieht.â48
âWichtig ist auch, wo die Partner im Lebens- und Familienzyklus zum Zeitpunkt der GrĂŒndung der Stieffamilie stehen. Je gröĂer der Unterschied in den Lebens- und Familienerfahrungen ist, desto gröĂer ist die Herausforderung beim Ăbergang zu einer neuen Familie.â49
âDie Anwesenheit eines Stiefelternteils sei epidemiologisch der beste PrĂ€dikator fĂŒr sexuellen Missbrauch, heiĂt es. Andere sagen, dass das Risiko, von einem Stiefvater sexuell missbraucht zu werden, bei 1:6 liegt, wĂ€hrend dasselbe Risiko beim leiblichen Vater bei 1:50 liegt.â50
Die KomplexitĂ€t dieser Familienform fĂŒhrt dazu, dass âetwa 20 Prozent der Kinder, die in einer Stieffamilie aufwachsen, Verhaltensprobleme entwickeln, die eine Behandlung und/oder eine Fremdplatzierung erforderlich machen.â51
Die Pflegefamilie
Bei der Pflegefamilie sind die leiblichen Eltern abwesend. Sie können jedoch âmehr oder weniger unvorhersehbar auf der BildflĂ€che erscheinen und ihren Anspruch auf die Erziehung ihres Kindes geltend machen. FĂŒr eine Pflegefamilie stellt eine solche
Ausgangslage eine Quelle stĂ€ndiger Verunsicherung dar.â52
âDiese Kinder haben Auseinandersetzungen in der Triade nicht dauerhaft erleben können, und sie haben ihre Eltern auch nicht zuverlĂ€ssig als Paar erlebt. [âŠ]
Bei einem Drittel der Pflegekinder kommt hinzu, dass sie noch ein Geschwister haben, das bei den Eltern oder bei der Mutter lebt, wĂ€hrend ihnen dieser Status verwehrt ist, so dass es hier zu Erfahrungen der Ausgrenzung kommt.â53
Die Pflegefamilie kann fĂŒr die betroffenen Kinder zu einem âlebensgeschichtlichen Normalisierungsprozessâ, âIdentitĂ€tsbildung und Autonomieentwicklungâ54 fĂŒhren und kann weit besser sein als das Heranwachsen in der Ursprungsfamilie.
Idealerweise gibt es in der Pflegefamilie âdie Kombination von strukturgebendem Vater und emotional abfedernder Mutterâ55 und einen dauerhaften, guten âBezug zur Herkunftsfamilie.â56 Vorteilhaft ist ebenso, wenn die Pflegefamilie aus einem âFamilienbetrieb mit Land- und/oder Gastwirtschaftâ besteht. Dies sind âideale Lebensorte fĂŒr Pflegekinder, da die Zugehörigkeit nicht primĂ€r ĂŒber die leibliche Herkunft, sondern ĂŒber die Zugehörigkeit zu einem Betrieb hergestellt werden kann.â57
Die Adoptivfamilie
âDie Adoptivfamilie ist durch eine Eltern-Kind-Beziehung gekennzeichnet, die biologisch nicht fundiert ist. [âŠ] Das fremde Kind wird âan Kindes stattâ angenommen und wird gegenĂŒber den Adoptiveltern voll erb- und unterhaltsberechtigt. Insofern erlöschen die verwandtschaftlichen Beziehungen des Kindes zu seinen leiblichen Eltern.
Die Adoptiveltern treten an die Stelle der leiblichen Eltern.â58
âDie zentrale Frage ist: Wie gelingt es den Adoptiveltern, den leiblichen Eltern einen Platz im Erziehungsprozess zu geben?â59
Die Herausforderungen in solchen Familienkonstellationen sind groĂ. Wesentliche Merkmale, die Adoptivfamilien von leiblichen Familien unterscheiden, sind:
- âEs gibt keine gemeinsame Geschichte von Anfang an.
- Das Adoptivkind bringt bereits einen âRucksackâ an Erfahrungen in die neue Familie mit.
- Das Kind muss sich damit auseinandersetzen, dass es abgegeben und von einer neuen Familie aufgenommen wurde, und
- Es steht vor der Herausforderung, zwei unterschiedliche Welten, die seiner Herkunft und die der neuen Familie, in seine Biografie zu integrieren.
SchlieĂlich mĂŒssen alle Familienmitglieder gleichermaĂen ein Leben in âdoppelter Elternschaftâ gestalten.â60
âRisiko- und Schutzfaktoren fĂŒr das Aufwachsen in einer Adoptivfamilieâ61 sind lt. Funcke / Hildenbrand:
- Das Alter des Kindes bei der Adoption (so...