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an allen anderen tagen
Gedichte in Zeiten von Corona
Lars Bornschein
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an allen anderen tagen
Gedichte in Zeiten von Corona
Lars Bornschein
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About This Book
Am 18. MĂ€rz 2020, dem Beginn der Kontaktsperre und seinem ersten Homeoffice-Tag aufgrund von Corona, stellte Lars Bornschein sein erstes Gedicht auf Facebook ein. Zwei weitere folgten und bei der vierten Gedicht-Veröffentlichung schrieb er aus reiner NaivitĂ€t und Ăbermut: ich haue jetzt jeden Tag ein Gedicht raus, bis der ScheiĂ vorbei ist.Es wurden 60 Tage und 60 Gedichte, die die seltsamen Stimmungsschwankungen dieser Krise einfangen. Ein Zeitdokument in Versen.
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Information
Tag 1
Weil alles einen Anfang hat und den Patient 0
stehen geblieben
etwas ist stehen geblieben
jemand hat es gesagt
und es ist stehen geblieben
etwas ist hÀngen geblieben
jemand hatte ein bild
und es ist hÀngen geblieben
etwas ist schief gegangen
jemand plante gerade
und es ist schief gegangen
etwas ist hoch gekommen
jemand hat es klein geredet
und jetzt ist es hoch gekommen
Tag 2
Weil wir nicht wissen wie viel Zeit wir noch haben
nach der vierten zeile
die jÀhe erkenntnis
das leben ist zu kurz
fĂŒr ein langes gedicht
Tag 3
Weil sich die Zeiten auf seltsame Weise Ànderten
corinas letztes o
oh, bitte komm mir nicht zu nah
oh, bitte komm mir nicht
oh, bitte komm
oh, bitte
oh
gestern corina
heute corona
Tag 4
Weil plötzlich die HamsterkĂ€ufe ĂŒberhand nahmen und mir klar wurde dass ich weiterschreiben muss bis der scheiss vorbei ist
an alle die klopapier bunkern
dein leben ist
eine rolle klopapier
du spulst es ab
es wird schnell dĂŒnner
weil auch andere es benutzen
aber keiner es fĂŒr dich wechselt
am ende kuckst du in die röhre
und erinnerst dich nur noch
an alles was scheiĂe war
Tag 5
Weil ich hiermit einen sprunghaften Anstieg der Geburtenrate an Weihnachten prognostizierte
wo jetzt so viele zuhause sind...
wenn zwei liebende
zusammenkommen
wollen sie liebend gern
zusammen kommen
das problem ist am
zusammen Kommen
es muss so viel
zusammenkommen
Tag 6
Weil viele mit dieser Situation ĂŒberfordert waren
wenn das wörtchen
wenn ich könnte wie ich wollte
wĂŒrde ich machen was ich sollte
wenn ich tĂ€te was ich wĂŒsste
ja dann wĂŒrde ich was ich mĂŒsste
doch ich will nicht was ich kann
und mache nicht was ich ersann
ich weiĂ so viel und weiĂ doch nichts
noch so viel dunkelheit am ende des lichts
Tag 7
Weil niemand wusste ob er schon angesteckt ist und wie es endet
immer noch ansteckend
nach 2 wochen quarantÀne
Ă€hnlicher isolation
hÀnde waschen bis sie sich auflösen
in die armbeuge niesen
tĂŒrklinken zu tode desinfizieren
kilometer abstand halten
krummem homeoffice-rĂŒcken
und reihenweise negativen befunden
immer noch ansteckend
dein lachen
Tag 8
Weil alles irgendwie verkehrt war
geh weg sag ich geh weg
mein blick geht durch dich durch
wir leben und atmen
nur noch aneinander vorbei
ich komme nicht
und bleibe dir fern
verscheuche dein bild
berĂŒhre dich nicht mehr
weil du mich nicht berĂŒhrst
ich grenze mich ab
ziehe wassergrÀben zwischen uns
nichts soll von dir bleiben
entferne endgĂŒltig deine spuren
zu schÀrfsten mitteln
greife ich
ich liebe dich
Tag 9
Weil wir bei Corona alle im gleichen Zug saĂen, ganz unabhĂ€ngig von Klasse und Geschlecht
...