1. HOCHDRUCK
HOCHDRUCK
Beim Hochdruck wird die Darstellung
Erhaben ausgefĂŒhrt.
Nichtdruckende Teile werden weggeschnitten,
sind vertieft.
Zum Hochdruck gehören:
HOLZSCHNITT
HOLZSTICH
TONSTICH
LINOLSCHNITT
MATERIALDRUCKE
STEINABEIBUNGEN
Beim Hochdruck ist ein leichtes Relief spĂŒrbar,
bei dem die gedruckten Stellen vertieft wirken.
Der Holzschnitt
Die Ă€lteste von KĂŒnstlern eingesetzte Drucktechnik ist der Holzschnitt. Eine Hochdrucktechnik, bei der die Farbe von erhabenen Stellen des Druckstocks auf das Papier abgezogen wird. Seine praktische Verwendung erfolgte ab dem 13. Jh zuerst bei Heiligenbildern, Spielkarten und politischen FlugblĂ€ttern.
Wird sonst ĂŒberall grundsĂ€tzlich in der Grafik die Darstellung aufgetragen, so wird beim Holzschnitt alles um die Darstellung weggeschnitten und erst durch dieses wegschneiden, wird die Darstellung geschaffen. Das ist wie bei der Skulptur aus Holz oder Stein. Vom Grundmaterial wird so viel abgeschnitten, abgeschlagen, abgefeilt bis die Darstellung erhaben stehen bleibt.
Seine groĂe Verbreitung fand der Holzschnitt durch die entstehende Papierfabrikation in Europa. Ab der Mitte des 13. Jh. wird in Italien Papier zum allgemeinen Gebrauch hergestellt, 1282 entsteht die erste PapiermĂŒhle in Spanien, 1389 in NĂŒrnberg und dann in unmittelbarer Folge in ganz Europa.
Die ersten Holzschnitte die gedruckt wurden, zeigen Heilige. Der Schutzpatron der Papiermacher ist ĂŒbrigens der Evangelist Johannes, zu dem Albrecht DĂŒrer ein prĂ€chtiges Blatt schnitt.
Die meisten frĂŒhen Holzschnitte zeigen Heilige und Nothelfer. Die GlĂ€ubigen sollten sich nicht nur ein Bild im Kopf machen, sondern es als wundertĂ€tiges Bild nach Hause mitnehmen können. Oft auch als Belohnung fĂŒr eine Spende.
Abb.: Heilige Dorothea, Holzschnitt 1420
Diese frĂŒhen Holzschnitte (Schwarzlinienschnitt) waren linear, also es wurde mehr vom Holz weggeschnitten und nur dĂŒnne Linien blieben. Das ist nicht dem Material entsprechend, sondern entwickelte sich aus den Linienzeichnungen der Gotik. Erst im 20. Jh. entstand im Expressionismus der dem Holz adĂ€quate FlĂ€chenholzschnitt.
Die Herstellung der Bilder erfolgte arbeitsteilig. Ein Vorgang der die Regel blieb in der vervielfĂ€ltigenden Kunst, aber durch den KĂŒnstlerkult des Kunsthandels mehr und mehr verschwiegen wurde.
DER REISSER ĂŒbertrĂ€gt die Zeichnung des KĂŒnstlers auf die Holzplatte.
DER FORMSCHNEIDER schneidet die Zeichnung in das Holz.
DER BUCHDRUCKER zieht die Druckstöcke auf Papier ab.
DER BRIEFMALER koloriert die schwarzweiĂen Drucke
Die Drucke wurden mit der Hand abgezogen, wobei die erhabenen Stellen der Druckplatte schwarz eingefĂ€rbt wurden und das aufgelegte Papier von der RĂŒckseite aufgerieben wurde. Erst spĂ€ter, mit der Entwicklung des Buchdrucks, wurden Druckpressen verwendet.
Die Kolorierung erfolgte durch die Berufsgruppe der Briefmaler.
Abb.: Aus Jost Amman âStĂ€ndebuch - Eygentliche Beschreibung aller StĂ€nde auff Erden, hoher und nidriger, geistlicher und weltlicher, aller KĂŒnsten, Handwercken und HĂ€ndelnâ Holzschnitte, 1568. Verse von Hans Sachs
Blockbuch â Buchschmuck
Den mittelalterlichen Einblattdrucken der Heiligenbilder und der Folge von Holzschnitten in BlockbĂŒchern mit Biblischen Geschichten und Glaubensbekenntnissen und KalenderblĂ€ttern, folgte mit dem Ende des Mittelalters das illustrierte Buch. Hier waren Holzschnitte Buchschmuck und Illustrationen der durch den neuen Buchdruck möglichen Texte.
Abb.: Kalender des Johannes von Gmunden, 1470
Die mittelalterliche Literatur, MÀrchen, Epen, Historien, geistliche Belehrungen und triviale religiöse Erbauungsliteratur wurden damit zu Bildgeschichten und wurden so Volksschichten zugÀnglich, die nicht lesen konnten.
Die âLEGENDA AUREAâ des Jacobus de Voragine mit den reiĂerischen Heiligengeschichten war das, was man heute als Bestseller bezeichnen wĂŒrde. Ăber 900 Abschriften davon haben sich erhalten. Von der Mitte des 15. bis zum 16.Jahrhundert aber wurde es nicht mehr abgeschrieben, sondern mit Holzschnitten fein versehen. Es war das meistgedruckte Buch Europas ĂŒberhaupt. Kein Buch neben der Bibel wurde so oft gedruckt. Die Attribute der Heiligen in diesen Holzschnitten sind noch heute gĂŒltige Symbole.
Abb.: Jacobus de Voragine âLegenda Aureaâ GĂŒnther Zainer, Augsburg 1472, mit Holzschnitten des Formschneiders Johann BĂ€mler.
Abb.: Druckstock und Abzug des Holzschnitts âMartyrium des hl. Sebastianâ, SĂŒddeutschland 1470â1475 (British Museum)
Abb.: Albrecht DĂŒrer âDie vier apokalyptischen Reiterâ, Holzschnitt 1497?
KĂŒnstlerholzschnitt der Renaissance
Mit Albrecht DĂŒrer (1471 â 1528) und Lucas Cranach (1472 â 1553) begann das Zeitalter der Renaissance auch im Holzschnitt. âIn der ersten Zeit dieser intensiven TĂ€tigkeit fĂŒr den Holzschnitt ist DĂŒrer noch SpĂ€tgotiker⊠Der Stil um 1510 ist aber ein ganz anderer.â schreibt der ehemalige Stuttgarter Museumsdirektor H. Th. Musper. Unter DĂŒrer entwickelte sich die Technik soweit, dass die Feinheit einer Federzeichnung erreicht wurde. Welche Bilder DĂŒrer eigenhĂ€ndig in Holz geschnitten hat und welche von Formschneidern, lĂ€sst sich nicht mit Sicherheit sagen.
Es gab zur Zeit DĂŒrers massenhaft Druckgrafik vor allem in den stark besuchten Wallfahrtsorten, aber DĂŒrer gab dem Medium Druckgrafik einen ganz neuen Stellenwert, einen Rang, den es vorher nicht gehabt hatte, als SammlerstĂŒck. Er erkannte sehr frĂŒh die Möglichkeiten dieser neuen Medien und machte sich zunĂ€chst stĂ€rker mit der Druckgraphik als mit der Malerei einen Namen. DĂŒrer wandte sich gezielt an einen neuen Sammlerkreis gebildeter Interessenten mit höherem Einkommen.
Und er schuf Werke in einem gröĂeren Format als bisher ĂŒblich. Nur begrenzt durch das Format der lieferbaren Papierbogen.
Ein neuer phantastischer Realismus wird von DĂŒrer in groĂformatigen BlĂ€ttern geschnitten. Bestes Beispiel fĂŒr diesen Wandel sind die BlĂ€tter zur Apokalypse. In der Endzeiterwartung der Zeit vor 1.500 wird die Apokalypse des Johannes aus der Bibel besonders aufmerksam studiert. DĂŒrer macht sie sichtbar, wie kein KĂŒnstler vor ihm. Ausdrucksstarke Bilder, bereichert durch eine Vielfalt von Schraffuren und kraftvolle energiegeladene Linien. Beispielhaft fĂŒr eine neue Zeit in der Kultur und Kunst.
Ein wichtiger RenaissancekĂŒnstler und vielleicht wichtigster Mitarbeiter in DĂŒrers Atelier war Hans Baldung genannt Grien (1484? â 1545). Er brachte in die Grafik etwas ein, was vor ihm nicht in dieser Form gezeigt wurde: Die Schönheit und Erotik des nackten Menschen. In zahlreichen Variationen schuf er Zeichnungen und Holzschnitte voll kraftvoller Sinnlichkeit Die nackte, sinnliche Frau wird dargestellt auf dem Umweg ĂŒber die biblische Eva oder antike Göttinnen, aber vor allem als Hexen voll sexueller Weiblichkeit.
Die Druckgrafik bekommt immer mehr Bedeutung, da sie Religion, Politik, Wissenschaft und Phantasie zu der Ausbreitung verhilft, die das neue Zeitalter bestimmen.
Lucas Cranach d.Ă. (1472 â 1553) war einer der bedeutendsten Maler und Grafiker der Renaissance.
Als er als Geselle auf Wanderschaft ging, kam er 1501 nach Wien und bekam erste Kontakte zu fĂŒhrenden Humanisten. Seit seinem Wiener Aufenthalt signierte Cranach seine Bilder mit Lucas Cranach (âLucas aus Kronachâ).
Er war eng befreundet mit den Reformatoren Luther und Philipp Melanchthon und entwickelte sich zum charakteristischen KĂŒnstler der deutschen Reformation. Er wirkte durch seine Grafiken zu reformatorischen Schrifte...