Mal so und mal so
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Mal so und mal so

Lustige und andere Geschichten

Klaus F. Fuhrmann

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  1. 150 pages
  2. German
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Mal so und mal so

Lustige und andere Geschichten

Klaus F. Fuhrmann

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Das Leben ist eine Reise und schreibt Geschichten aller Art. Traurige, lustige, dramatische aber auch ungewöhnliche. Mit seinen Geschichten will der Autor einen Beitrag leisten, die Probleme im Alltag etwas leichter zu bewältigen und damit die Sorgen ein wenig zu vergessen.Mit einer ordentlichen Prise schwarzen Humors gespickt, enden einige Erzählungen meist auf tragische Weise. Doch nie kommt dabei der Spaß zu kurz, auch weil oft der Protagonist kräftig auf die Schippe genommen wird.

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Information

Year
2020
ISBN
9783752676730
Subtopic
Poetry
Edition
2

ALLES WERBUNG ODER WAS?

Werbeaktionen haben heutzutage einen Umfang angenommen, da wird man schon selbst zum Werbeträger. Darüber regt sich auch der Anton immer auf. Aus allen Kanälen und Richtungen stürzen sie auf ihn hernieder. Egal, ob in der Zeitung, im Rundfunk und Fernsehen oder Internet, überall wird er von den Reklamefritzen bombardiert, so schimpft er ein ums andere Mal. Dabei benutzen sie so Ausdrücke wie „Wow-Angebote“, „Must-Haves für Sie und Ihn“ oder „No Goes“ für alle. Wenn er das schon liest, stehen ihm die Nackenhaare hoch. Die kostenlose Sonntagszeitung passt wegen der Unmengen von Werbebeilagen nicht mehr in den Briefkastenschlitz. Eine ganze Seite wird verbraucht, um auf diese Werbezettel hinzuweisen. Die Zeitung selbst besteht aus fünf Blättern.
Im Radio stellt der Anton nur Sender ohne Werbung ein, desgleichen beim Fernseher. Die automatische Sendersuche hat er deaktiviert, damit ihm unterwegs nicht plötzlich ein Werbespot um die Ohren fliegt. Stellt euch mal vor, so argumentiert der Anton, ihr fahrt ganz entspannt auf der Autobahn, hört euer Lieblingslied und plötzlich ruft einer „Alles Müller oder was“? Selbst ungestört kacken kann man nicht mehr, bemerkte er erst kürzlich. Auf dem Zylinder einer Raststätte hat es den Anton nämlich dann auch erwischt. Plötzlich hörte er aus dem Lautsprecher in der Decke: „Ich bin doch nicht blöd!“ Noch nicht, aber bald können sie mich in die Klapsmühle einliefern, klagte der Anton frustriert seinen Kumpels. Kennt ihr den Werbespot im Fernsehen für ein Duschgel, fragte er beim Stammtisch in die Runde? Erst fährt die Kamera an abgeworfenen Kleidern vorbei. Dann an einer liebeshungrigen Frau im Bett und letztlich schwenkt sie auf eine Dusche. Habt ihr den Schwachmaten gesehen, der da seinen Body einseift? Und wie der guckt! Da denkt man, er hat sich seinen Schniedel in der Schiebetür eingeklemmt. Nie im Leben kauft er sich dieses Duschgel. Wenn man nach ein paar Anwendungen so aussieht wie dieser Halbgare, nein danke. Anton überlegt immer noch, welche Botschaft dabei rüber kommen soll? Schläft die Frau anschließend mit dem Eierkopp, nur weil er dieses Gel benutzt hat? Das Shampoo lässt selbst jedwedes Grauen hinter sich, oder wie?
Der Computer vom Anton wird jeden Tag langsamer. Gut, er ist schon zwölf Jahre alt und die Grafikkarte ist dem Aufbau der ganzen Bilderchen nicht mehr gewachsen. Der Arbeitsspeicher mit mickrigen 624 KB knickt alle fünf Minuten ein und meldet: „Achtung, Leistungswarnmeldung, hohe Auslastung des Arbeitsspeichers durch…“ eigentlich alles. „Aber wofür bezahle ich eigentlich meine monatlichen Anschlussgebühren“, äußert er des Öfteren? Aus allen Ecken und Enden seines Desktop kriechen Animationen hervor, starr oder beweglich. Manchmal schiebt sich so ein Werbespot über den ganzen Bildschirm und der Anton muss gucken, ob er will oder nicht. Die Stelle (X) zum Schließen ist so versteckt, dass man sie kaum findet oder sie gibt es gar nicht. Habt ihr schon mal auf „NEIN“ gedrückt, wenn die Werbung für Kontakte auftaucht: „Wollen sie jetzt jemand kennenlernen, JA / NEIN.“ Auch wenn man „NEIN“ wählt, ist man sofort auf deren Internetseite. Wenn er sich gerade anstellt, einen interessanten Text zu lesen, rutscht dieser plötzlich nach unten und die Botschaft eines Reiseunternehmens oder einer anderer Firma schiebt sich in sein Blickfeld. Der Effekt ist ungefähr so, als wenn ihm jemand unverhofft seine Zeitschrift wegzieht, welche er gerade liest. Nur dass ihm in diesem Falle kein Werbespot vor die Augen geschoben wird. In letzter Zeit muss man die Werbebotschaft anschauen, ob man will oder nicht. Auch wenn man auf den Schließbutton drückt, erst nach zwanzig Sekunden verschwindet das Reklamemonster. Apropos Zeitung: Neulich in einem Café fragte den Anton ein Gast: „Entschuldigen Sie, lesen Sie die Zeitung auf der Sie gerade sitzen“? So einen Blödsinn, von Augen auf den Zehen hatte er schon gehört, aber auf den Pobacken? Die Zeitschrift hat der Anton dem Fragenden dann doch gegeben, sie bestand sowieso zu neunzig Prozent aus Werbebotschaften und Reklamebeilagen.
Zwischendurch verdunkelt sich sein Bildschirm um dann flackernd wieder eine andere Farbe anzunehmen. Geschlagene fünf Minuten hatte er neulich auf eine Worddatei gewartet. Rechenoperationen in Excel dauerten etwas länger, weil diverse Updates im Hintergrund verarbeitet wurden. „Ihr Computer wird optimiert“ heißt dann in einer anderen Meldung, „sie können jedoch weiterarbeiten“. Stimmt, aber mit bis zum allerletzten Zahn der angezogenen Handbremse. Bis wieder eine Eingabe möglich ist, schwebt Karls Hand über der kabellosen Maus wie ein Geier über dem Kaninchen, um bei nächster Gelegenheit sofort zuschlagen zu können. Er wollte sich schon lange einen neuen PC für kleines Geld kaufen, aber auch die Elektronik-Discounter sind mit allen Wassern gewaschen, so glaubt jedenfalls Anton. Alle versprechen sie Schnäppchen und überbieten sich regelmäßig mit höheren Rabatten und Superangeboten. Die vermeintlichen Spitzenangebote entpuppen sich schnell als Reinfall. Der Händler hat den Kunden in eine fiese Rabattfalle gelockt. Die Trickserei gipfelt in der Erhöhung des Preises eines Ladenhüters vor einer Werbeaktion, um ihn dann stark zu reduzieren. Beim angeblichen Sonderangebot sinkt der Preis lediglich auf den ursprünglichen Wert. Der Kunde freut sich, weil er scheinbar ein Schnäppchen gemacht hat und der Händler lacht sich ins Fäustchen, weil er den alten Kram zum vollen Betrag verkauft hat. Ein weiterer Trick ist die Angabe der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers, dabei ist die UVP schon lange nicht mehr gültig, weil das Gerät schon aus der Steinzeit stammt. Der Kunde jubelt, hat er doch z.B. einen Fernseher zum Preis von 299,99 € erworben, welcher eigentlich 599,98 € kosten müsste.
Auf Lebensmittelverpackungen steht heute schon mehr drauf, was nicht drin ist, als die Stoffe, die drin sind. Ohne Laktose, ohne Gluten, ohne Geschmacksverstärker, ohne Zusatzstoffe, ohne künstliche Aromen und Farbstoffe, ohne, ohne, ohne. Bald liest man einen großen Schriftzug quer über die Würstchendose, OHNE ALLES! Und man hat eine Dose ohne Inhalt gekauft! Die EU fordert neuerdings den Hinweis auf den Verpackungen: „Ohne Pferdefleisch, ohne Hund und ohne Katze, kann Spuren von Ratten und Mäusen enthalten“. Neulich im Spezialitätenrestaurant wurde dem Anton vom Kellner ein leerer Teller serviert. Als er reklamierte, er hätte doch Elefantenfleisch aus der Werbung bestellt, meinte der Kellner, „oh, da haben sie wohl gerade eine Portion vom Loch des Elefantenpopo erwischt“. Und ein Elefant hat ein riesiges, fügte der Gastronom noch leise hinzu, quasi als Entschuldigung. Ja, die Werbemacher kennen keine Grenzen. Im letzten Urlaub auf den Kanaren kaufte er sich eine Schachtel Zigaretten, da wurde unter anderem schon für Lungen- und Kehlkopfkrebs geworben, sogar mit Fotos auf der Verpackung und das für kleines Geld.
Neben den Werbelügen kommt noch eine andere Form des Veräppelns bei den Rabatten dazu. Vorher drei Mal obendrauf und dann ein Mal nachgegeben. Manchmal ist man schon in so einer Rabattmühle, dass man dann weiterkaufen muss, ob man will oder nicht. Wenn man nicht weiter macht, ist alles verloren. Erst bekommt man Gutscheine in unterschiedlicher Höhe für die fünf Lieblingsteile. Wenn alle Rabatte verbraucht sind, ärgert man sich erst einmal, den höchsten Rabatt nicht für das Oberlieblingsteil verwendet zu haben, weil man es zu spät gesehen hat. Als Belohnung bekommt man einen weiteren Gutschein, natürlich auch wieder zeitbegrenzt und wenn man den dann einlösen will, muss für eine Mindestsumme eingekauft werden. Danach kann man auf die normalen Einkäufe Punkte sammeln, Treuerabatte einheimsen und zwischendurch von Sonderaktionen profitieren. Zehn Prozent gibt es auf alles, wenn man sich eine Kundentreuekarte für fünf Euro kauft. „Sammeln Sie Treuepunkte“, wird man fast in jedem Supermarkt gefragt. Wenn die Karte vollgeklebt ist, bekommt man irgendeinen Schrott dafür oder gegen fette Zuzahlungen zum Beispiel eine angeblich exklusive Besteckgarnitur, welche nach dem ersten Abwasch schon rostet. In Wirklichkeit hat der Kunde das Besteck ja vorher schon fünf Mal über seine Einkäufe bezahlt. Einmal sagte der Anton zu der erstaunter Kassiererin, als sie ihn fragte: „Sammeln sie Treuepunkte“? „Nein, wollen Sie damit ausdrücken, dass ich ohne Sammeln nicht treu bin“?
Neulich war er mit seiner Freundin einkaufen, der Anton sträubt sich mit allen Mittel, das Wort „shoppen“ zu benutzen und da stand dann an der Schaufensterscheibe: Nur heute: Fünfzig Prozent auf alles außer…, die Artikel wurden gestern nur mit dreißig Prozent Nachlass angeboten. Schade sagte er zu seiner Freundin. „Gestern hätte ich noch siebzig Prozent gewonnen, weil ich nicht gekauft habe“. Er wartet nur noch auf den Tag, an dem er etwas erwirbt und am Ende noch Geld dazu bekommt. Diesen Fall kennt er bis jetzt nur beim Flaschenpfand, wenn er für weniger einkauft, als der Pfandbon ausweist. Aber das ist eine andere Abteilung. Wie viele Menschen fallen wohl auf das Angebot von Netzanbietern herein? Für den Vertragsabschluss über zwei Jahre erhalten sie gratis im Gesamtwert von Eintausendfünfhundert Euro: Einen Laptop, ein Küchenradio, einen Flachbildfernseher und zwei Handys.
Wenn der Anton so durch seine Innenstadt schlendert, hat er den Eindruck, dass alle Geschäfte zu einem Konzern gehören. Überall in den Schaufenstern kann man „SALE“ lesen. Den Chef von diesem Unternehmen möchte er mal kennenlernen. Meistens bleibt er draußen vor dem Geschäft stehen, wenn seine Freundin rein geht. Manchmal könnte man meinen, da ist eine Demo, so viele Männer stehen vor dem Laden. Obwohl, irgendwie demonstrieren ja auch die Männer draußen vor dem Laden, wenn auch ohne Plakate. Zum Bezahlen genügt dann ein kleiner Wink der Angetrauten und wieder verschwindet einer der Wartenden im Laden um anschließend voll bepackt und leerem Geldbeutel in Begleitung wieder aufzutauchen. Die Rabatte und „Mr. SALE“ haben wieder zugeschlagen. Der Anton geht deshalb nicht mit ins Geschäft, weil seine Freundin ihn immer nervt: „Ich bin zu dick“ und „meine Brüste hängen.“ Dabei wiegt sie 56 Kilo bei 1,70 Größe. Nach ihrem Body-Maß ist sie magersüchtig und auch bei anderen Reglements ist sie eher untergewichtig. Was die Brüste betrifft, hatte er ihr schon mal den Bleistifttest empfohlen. Das Schreibgerät fiel auch bei herunter gelassenem Arm auf den Boden. Die größten Probleme hat die Freundin bei der Anprobe von Kleidungsstücken. „Guck mal, nichts passt mehr“, sagte sie jedes Mal zu Anton, weil sie von Kleidergröße 36 auf 38 umsatteln musste. Dabei ist die Lösung doch so einfach: Nichts probieren! Wenn sie dann doch was kauft und er hat dem Dauerwinken letztlich nachgegeben, drückt er sich immer von der Bezahlung und täuscht urplötzlich Interesse an einem T-Shirt für sich selbst vor. Mit dem Kleidungsstück in der Hand schielt er permanent zur Kasse und wartet so lange, bis seine Freundin direkt vor der Kassiererin steht. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo er flugs in die Ankleidekabine verschwindet. Leider passten die ausgesuchten Stücke nicht.
„NUR HEUTE“, dieses Versprechen kennt man auch aus der Fernsehwerbung. „NUR HEUTE“ bekommen sie den günstigen Preis und wenn sie jetzt bestellen, erhalten sie gleich zwei Teile von der angebotenen Ware. Das ist aber noch nicht alles, NUR HEUTE bekommen sie noch eine Menge Zubehör kostenlos dazu, und wenn sie jetzt anrufen erhalten sie für fünf Euro gratis eine dritte Pfanne obendrauf. GRATIS für fünf Euro, und das nur HEUTE. Morgen und übermorgen, ja die ganze Woche sehen sie die Sendung und immer heißt es: „NUR HEUTE“. Da fällt dem Anton nichts mehr ein, höchsten noch der Spruch in der Kneipe über dem Tresen: „Freibier gibt es morgen“.
Den Gipfel der Dreistigkeit hat der Anton beim Besuch eines Internetshop erfahren. Nachdem es sein Computer endlich geschafft hatte, die Homepage aufzurufen, fiel ihm die Rubrik „Gratisaktionen“ sofort ins Auge: Spontan hatte er diese Seite angeklickt, acht Artikel waren da aufgelistet. Sieben waren mit Preisnachlässen angeboten und ganz am Ende gab es Gratis eine Zeitschrift dazu! Wenn er einen der Artikel kaufen würde, bekommt er also eine Gratiszeitschrift.
Er wollte dann nur die Zeitschrift bestellen und dabei erschien der Hinweis: „Ihr Warenkorb ist noch leer“. Wenn er als Kunde nur die Zeitung nehmen würde, kämen fünf €uro Versandkosten dazu, welche er ja sonst sparen könnte. Und das alles unter der Rubrik „GRATISAKTIONEN“. Den Hammer erlebte der Anton vor wenigen Tagen. Von einem bekannten Kartenanbieter für das Sammeln von Punkten erhielt er eine Mail, in der der Verfall seiner Punkte kurz bevor stehe. Der Empfehlung in dieser fürsorglichen Nachricht, seine Punkteguthaben zu retten und dafür eine attraktive Prämie einzuheimsen, folgte er spontan und rief die Internetseite des Anbieters auf. Einloggen konnte sich Anton nur, wenn er die Zustimmung, zukünftig alle News zu einmaligen Angeboten zu erhalten, gab. Daran führte kein Weg vorbei und letztlich drückte er, wie gefordert auf OK. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als sich das nächste Fenster öffnete. Als er seinen Kontostand abfragte, stand dort in der eigens dafür eingerichteten Rubrik: >Keine Punkte sind vom Verfall betroffen<. Ein ganz fieser Trick, seiner Meinung nach. Im Übrigen darf an dieser Stelle erwähnt werden, dass die sogenannten attraktiven Prämien durchweg mit Zuzahlungen verbunden waren, oder es wurde Schrott angeboten. Die News hat er dann sofort wieder abbestellt und bald, da ist er sich sicher, wird er wieder eine Information erhalten: >Ihre Punkte verfallen zum …<
Ja, die Werbelügen ziehen sich durch alle Bereiche und auch der Autor will noch seine Erfahrungen dokumentieren. Auf einem Becher mit Jogurt las er vor ein paar Tagen, was da in Riesenlettern geschrieben stand: „Mit fünfzehn Prozent Pfirsich!“ Darunter wurde ganz klein erwähnt: „Pfirsichzubereitung mit vier Prozent Frucht“. Aus den fünfzehn Prozent Pfirsich wurden also plötzlich vier Prozent Pfirsich und die restlichen elf Prozent waren undefinierbare Zubereitung. Dabei wird immer nach dem gleichen Schema vorgegangen. Auf der Vorderseite erkennt man auf verlockenden Abbildungen, die den Betrachter zum Kauf animieren sollen. Auf der Rückseite und leicht übersehbar werden die Details genannt. Eine abgebildete Ziege und der entsprechende Text auf der Vorderseite dazu lassen auf Ziegenkäse schließen, tatsächlich beträgt der Milchanteil von dem gezeigten Tier aber nur zwanzig Prozent. Der Hinweis „zuckerreduziert“ vorne auf dem Puddingbecher lässt auf weniger Kalorien schließen, der Süßstoffersatz auf der Rückseite hat dann meistens höhere Werte. Der Hinweis auf dem Deckel des Jogurts „Fettreduziert, nur 1,8 % Fett“, verspricht dem Verbraucher Genuss ohne Reue, doch die reichliche Zuckerzugabe im Kleingedruckten hebt dies doppelt auf. Darüber hinaus sind die reichlich abgebildeten Erdbeeren nur zu einem verschwindend geringen Teil enthalten. Getrickst wird also immer und überall.
Auch die versprochenen Beauty-Wunder bleiben meist aus wie zum Beispiel: „Weiße Zähne in nur vierzehn Tagen“, „oder gesundes Haar bereits nach der ersten Anwendung“. Die Werbung zeigt uns zwar perfekt aussehende Frauen mit den oben genannten Erfolgen. Jeder weiß natürlich, dass bei den Fotos nachgeholfen und im Text gelogen wurde und doch fallen wir immer wieder darauf rein. Es gibt sogar Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Bilder für die Verpackungen zu schießen. Für diesen einmaligen Moment wird dann eine Mahlzeit vom Feinsten hergerichtet. Frische Zutaten dazugelegt und das Gulasch appetitlich gebraten, mit dem entsprechenden Hintergrund. Lichtspiele lassen dann dem Betrachter der Dose das Wasser im Munde zusammen laufen. Zuhause den Inhalt nach Anweisung zubereitet, entpuppt sich das Leckerli als undefinierbares Etwas. Abgesehen von dem faden Geschmack erblickt der Gelackmeierte einen pappigen und grauen Brei, von den abgebildeten Zutaten keine Spur.
Dann noch die falschen Versprechungen bei Reinigungsmitteln, Fleckentod, Kalklöser, Schimmelentferner und so weiter. Reklamiert man, dann hat man bei der Anwendung etwas falsch gemacht und man ist auch noch selber schuld, dass das erhoffte Ergebnis nicht erreicht wurde. Den Beweis bleibt man natürlich schuldig, weil man keine Chancen hat. Ehrlich gesagt, ist er persönlich auch schon mehrmals bei diesen Wundermitteln hereingefallen und probiert es doch immer nochmal, in der großen Hoffnung, es könnte doch mal helfen. Neulich hat er sich ein Kleidungsstück mit einem Tintenfleck versaut. Nach der Behandlung mit einem garantiert wirkenden Mittelchen sah es noch furchtbarer aus. Der Fleck wurde zwar heller, dafür aber umso größer. Da hast du bestimmt etwas falsch gemacht, gestand er sich demütig ein, als er sich an die Argumente des Herstellers erinnerte. Daraufhin entschloss er spontan, das ganze Hemd heimlich in hellblau zu färben. Das Ergebnis verschweigt er lieber, doch so viel sei erwähnt. Noch einige Waschladungen nach dieser Aktion kam die Weißwäsche mit einem zartem Blauton aus der Waschmaschine zu Tage. Gegenüber seiner erstaunten und fassungslosen Freundin spielte er den Unwissenden. Trotzdem kam sie dahinter, wer der Übeltäter war. In der hauseigenen Papiertonne fand sie zufällig den Verpackungskarton. Seit diesem Zeitpunkt verflucht er den Erfinder der Mülltrennung.
„Täglich frisch geschnittenes Brot“ bedeutet doch nichts anders als, dass das harte Brot von vorgestern heute frisch geschnitten wurde. Oder „täglich frisch verpackt“: Das Hackfleisch von voriger Woche wurde heute neu eingepackt. Frisch abgeschnittener Obstsalat, von altem Obst? Er jedenfalls lässt sich schon lange kein X mehr für ein U vormachen. Vor kurzem hat es ihn dann doch erwischt. Da war er auch wieder, der Großmogul „Sale“. Diesmal hatte der Supermarkt sogar seinen Vornamen erwähnt: „Final Sale“. Eine Packung Toilettenpapier war als „Preisknaller“ nur halb so teuer, wie die andere Marke. Bei der nächsten Sitzung stellte er dann doch den Unterschied fest. Mit einlagigem Papier kann man gar nichts werden. Am Ende war der Verbrauch drei Mal so hoch und schon war sein Preisvorteil quasi weggewischt.
Die gewählten Begriffe bei Lebensmitteln und anderen Produkten machen ihn auch immer ganz wuschig: Jagdkruste heißt ein Brotlaib. Muss man Jäger sein, um es zu essen?
Kann man damit auf die Jagd gehen, oder muss man das Brot erst fangen? Und die Landsalami darf man als Stadtbewohner bestimmt nicht essen, sondern muss damit extra aufs Land fahren, um sie zu verzehren! Ersetzt ihm die Reisezahnbürste den Flugpreis oder die Bahnkosten? Es geht doch keiner mehr zu Fuß auf Reisen. Die Werbeaktionen sind meistens so raffiniert, dass am Ende auch wirklich außer dem Hersteller niemand einen Vorteil davon hat. Sogar mit Luft wird schon geworben. Denken sie nur an die „Luftschokolade“, welche wir als Kinder schon gerne gegessen haben. Neuerdings macht ein Margarinehersteller mit seinem aufgepumpten Produkt Reklame, besonders luftig und locker wäre die neueste Kreation. Bleibt nur zu hoffen, dass unsere Politiker, dadurch angeregt, nicht auf den Trichter kommen, eine „Luftsteuer“ zu erfinden.
Wenn ja, dann würde ihn heute schon die sogenannte „Bemessungsgrundlage“ interessieren. An dieser Stelle schweift die Erzählung zwar etwas vom Thema ab, aber die Gedanken muss er noch loswerden. Ein Bundesbürger mit zum Beispiel einem Gewicht von fünfundsiebzig Kilogramm Körpergewicht holt im Schnitt fünfzig Mal Luft pro Minute, pro Atemzug also etwa 0,0003 cbm. Das macht Summa Summarum etwa einen Kubikmeter Sauerstoff je Stunde. Das mal 24 Stunden an 365 Tagen ergibt nach Adam Riese 8760 Kubikmeter, dies multipliziert mit 55 Cent/cbm sind knapp 5000 Euro pro Einwohner und Jahr. Bei 80 Mio. Menschen in unserer Republik streikt zwar sein Taschenrechner, aber es würde sich für den Staat allemal lohnen. Offen bliebe dabei noch die Höhe der Mehrwertsteuer, voller oder ermäßigter Steuersatz, oder eventuell sogar ein neuer. Hier sind dem Einfallsreichtum unserer Politik keine Grenzen gesetzt. Einzig allein die Frage der Steuergerechtigkeit würde voraussichtlich wie immer Probleme aufwerfen. Denn ein übergewichtiger Mensch holt bekannter Weise öfter Luft. Und wenn Opa seinen letzten Zug nimmt, wer bezahlt dann? Bei unseren Freunden, den Griechen ist das nicht so ein Problem. Da zahlt der Staat ja auch noch die Rente für bereits Verstorbene. Doch bestimmt sind dann gegen die Bescheide Widersprüche möglich. Die Beweislast, dass weniger Luft verbraucht wurde, als veranlagt, liegt allerdings beim Bürger selbst. Davon lebt dann wieder ein ganzer Wirtschaftszweig, der geeichte Messgeräte für die gesetzlich verpflichteten Luftholer baut. Abgesehen von den Arbeitsplätzen, die dabei geschaffen werden, bleibt am Ende festzustellen: Auch hier würde der kleine Mann wieder die Zeche bezahlen. Just fällt ihm noch eine Luftsteuer ein, nämlich die Abluft- oder Blähungssteuer. Sie könnte nach gleichem Schema erhoben werden. Es müsste dazu nur ein Gerät erfunden werden, welches die abgehenden Winde misst. Das ...

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