Camminer Gespräche
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Camminer Gespräche

Helmut Borth

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  1. 248 pages
  2. German
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Camminer Gespräche

Helmut Borth

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850 Jahre Geschichte(n) seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1170 widerspiegeln sich nicht nur im zu Burg Stargard gehörendem Dorf Cammin selbst, in der Region um Neubrandenburg oder in Mecklenburg-Vorpommern. Sie reichen bis Kassel, Koblenz, Stuttgart, Frankfurt M., Dresden, Leipzig, Berlin, München oder Emden ebenso wie nach Polen, Russland, Frankreich oder in die damalige Tschechoslowakei. Verbunden sind die Überlieferungen auch mit Persönlichkeiten wie der Königin Louise, dem Militärreformer Carl von Clausewitz, dem Komponisten Carl Maria von Weber, den Künstlern Otto Dix und Oskar Kokoschka bzw. Lyonel Feiniger. Und nicht zu vergessen den Familien von Behr und von Jasmund, Hoth, Böhmer, Diederichs, Praefcke, Schrieber, Rochow, Meyer, Neumann, Rust, Bock, Henniges oder Zarhnt. Sie alle hinterließen wie viele hier Ungenannte kleinere und größere Spuren in den zurückliegen Jahrhunderten und Jahrzehnten. Dieses Buch widerspiegelt zwei Jahre Spurensuche.

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Information

Year
2019
ISBN
9783749491155
Edition
1
Topic
History
Index
History

DIE AUFSTEIGER

Es sieht so aus, als wollte er möglichst viel Abstand zwischen sich und Gott bringen. Sein Grabkreuz steht dicht an der Feldsteinmauer, die in Cammin den Kirchhof vom Gutshof trennt. Adolph Friedrich Hoth, der 1830 Cammin und Riepke erwarb und bis zu seinem Tod besaß, hätte das Recht gehabt, in der Kirche seine letzte Ruhe zu finden. Er aber wählte 1846 keinen Platz vor dem Altar, sondern blickte, wie die Inschrift des Grabsteines belegt, hinüber auf seinen ehemaligen Besitz. Als wollte er den im Auge behalten. Sein Verwandter Georg Jacob Hoth hingegen verzichtete nicht auf das sich aus dem Patronat für die Kirche seines Dorfes ergebende Recht. Der 1753 geborene Sohn des Pächters der herzoglichen Meierei Abrahamshof bei Feldberg hatte 1819 das Gut Podewall bei Neubrandenburg erworben und sich im Alter von 88 Jahren 1841 vor dem Kanzelaltar der von ihm im gleichen Jahr erbauten Fachwerkkirche bestatten lassen.
Grab von Georg Jacob Hoth in der
Kirche von Podewall
Insofern kann die Angabe, dass er das Gut bis 1856 besaß,1 nicht stimmen. Richtiger ist vielmehr, dass sein 1807 geborener jüngster Sohn Carl Ludwig Ernst Hoth2 „zufolge des väterlichen Testaments von seinen Geschwistern und Miterben“ als alleiniger Besitzer und Eigentümer bestätigt wurde.3 Auch der um 1792 geborene Adolph Friedrich Hoth4 war der Sohn eines herzoglichen Pächters. Sein Vater Christian Friedrich Hoth bewirtschaftete zwischen 1792 und 1804 das vom Kabinettamt ausgeschriebene Gut Weisdin, welches der Mecklenburg-Strelitzer Herzog Adolph Friedrich IV. 1761 zusammen mit Zierke, Glambeck, Blumenholz und Blumenhagen von Gotthard Friedrich von Peckatel erworben hatte, dem ein männlicher Nachkomme fehlte.
Geburtseintrag Adolph Friedrich Hoth 1794 im Kirchenbuch Weisdin
Grabkreuz Adolph Friedrich Hoth in Cammin
Für den Landesherrn war das Weisdiner Herrenhaus ein kleines Lustschloss, in dem er sich gerne aufgehalten haben soll. Im Pachtvertrag hatte sich der Herzog ausdrücklich die Nutzung des erst 1749 nach einem Dorfbrand errichteten massiven Herrenhauses vorbehalten. Für Christian Friedrich Hoth und seine Familie wurde das bisherige Wirtschaftshaus, das seitlich vom Schloss am Hofplatz stand, um- und ausgebaut. In einem im Juli 1792 erstellten Inventar heißt es wörtlich: „Das Wirthschafts-Hauß welches der Herr Pensionarius Huth bewohnt, wird annach jetzt neu an- und ausgebaut, und soll demnächst nach vollendeten Bau die Beschaffenheit desselben diesem Inventario nachgetragen werden.“5
Neben Schloss, Stallungen und Scheunen gab es auf dem Gut in Weisdin auch ein massives Back- und Brauhaus sowie ein massives Gewächshaus. Letzteres soll über mehrere Räume verfügt haben, darunter eine besondere „Gewächs-Stube“ mit einem „Wind-Ofen von Mauersteinen […] mit eiserner Thüre“.6 Gut zehn Jahre seiner Kindheit verbrachte Adolph Friedrich in Weisdin, wo 1793 auch seine Schwester Friederica Augustina geboren wurde.
Spätestens 1804 zogen Vater und Mutter mit ihren zwei Kindern nach Prillwitz. Christian Friedrich Hoth hatte vom Kabinettamt einen neuen Pachtvertrag für dieses Gut sowie die dazugehörige Meierei Ehrenhof erhalten. Wieder durfte die Familie nicht im Herrenhaus leben. Das herrschaftliche Wohnhaus, der Lustgarten und der „Radegast-Berg“7 waren von der Verpachtung ausdrücklich ausgenommen. Herzog Carl von Mecklenburg-Strelitz hatte für den Pächter bei der Übernahme des Gutes 1796 die bisherige Wagen-Remise als Wohnhaus ausbauen lassen. Sie besaß über dem Tor einen Kornboden, war im rechten Winkel an die hofbegrenzende Scheune angebaut und flankierte zugleich den Zugang zum Herrenhaus. Da das Gebäude noch keine 20 Jahre alt war, dürfte dies eine praktikable Lösung gewesen sein. Ein am 9. November 1804 erstelltes Inventar bestätigt die Annahme. Das Pächterhaus wird als „im guten Stande“ bezeichnet.8 Spätestens ab 1833 fand es keine Verwendung mehr als Unterkunft für den Gutspächter und seine Familie.9 1838 wurde es bereits als „altes Pächterhaus, Mauerfach mit Steindach in mittelmäßig baulichem Zustand“ aufgeführt und als „Spritzen- und Wagenschauer“ genutzt.10 1896 brach man es laut einer Versicherungspolice ab und ersetzte es durch einen neuen Wagenschauer.11 Damit teilte das Prillwitzer Pächterhaus der Hoths das Schicksal ihres Weisdiner Domizils. Dieses allerdings hielt nur halb so lange. Es wurde 1841 abgerissen.12 Adolph Friedrich Hoth lebte mit seiner Familie bis 1809 und damit fünf Jahre in Prillwitz, wo 1804 noch seine kleine Schwester Ernestine Friederica und 1807 das Nesthäkchen Johann Christian geboren wurden. Da war er zwölf bzw. 15 Jahre alt. Keine zwei Kilometer entfernt wirtschaftete mit Christian Friedrich Hoth ein Vetter in Hohenzieritz. Als der 1807 starb, übernahm dessen jüngster Sohn Georg Christian den Staffelstab als Pächter. Der züchtete erfolgreich eine erst 1825 in Deutschland eingeführte Rasse chinesischer Schweine, die, klein von Statur, zum Fettwerden neigte und über ein zartes Fleisch verfügte.13 Sein Pachtvertrag wurde 1837 erneut um 14 Jahre verlängert. Dessen Ablauf 1851 erlebte er nicht mehr. Nach seinem Tod 1843 ging die Pachtung an seinen Sohn Hermann über, der Hohenzieritz aber nur wenige Jahre bewirtschaftete. Bereits 1848 wird der Partikulier August Wilhelm Krüger als Pächter genannt14, also ein Mann, der von seinem Vermögen lebte. Georg Christian Hoths ein Jahr älterer Bruder Johann Emanuel erwarb 1817 von der Familie von Jasmund das Gut Möllenbeck, behielt es drei Jahre und veräußerte es danach an den Kammerherrn Carl August von Borck.15 1821 wird er als Landwirt aus Rödlin bezeichnet, der das Gut Ramelow erwarb.16 Nach seinem Tod blieb Ramelow bis 1895 in der Familie.17
Fotografie von Gut Ramelow, das Johann Emanuel Hoth 1821 erwarb. Es war bis zum Konkurs 1895 über drei Generationen in Besitz der Familie.
1842 hatten mit Carl, Albert, Hermann und Georg Hoth die minderjährigen Söhne von Johann Emmanuel Hoth das Lehngut geerbt. Auf ihren und den Antrag der Vormundschaft hin wurde ihnen am 18. März 1843 der gemeinsame Mutschein18 erteilt.19 Die Bewirtschaftung des Gutes übernahm der Älteste Carl, dem dafür am 10. Juli 1844 auf seinen Antrag hin der alleinige Mutschein ausgestellt wurde. Die Brüder hatten sich mit Genehmigung ihres Vormundes darauf geeinigt.20 Der jüngere Albert hatte bereits 1840 in Penzlin von Apotheker Keller, dem Sohn des Bürgermeisters Keller, für 23.750 Taler Silber die sogenannte Pfuelsche Apotheke gekauft. Die betrieb er bis 1849. Dann veräußerte er sie mit 1000 Talern Gewinn für 24.750 Taler Silber an den Pharmazeuten Carl Vilatte aus Neustrelitz.
Zur Apotheke in Penzlin gehörten damals noch eine Material- und Gewürzhandlung sowie eine bedeutende Weinhandlung, die sogar den großherzogliche...

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