Das Spiel
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Das Spiel

ErzÀhlung

Charlotte Gundermann

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  1. 64 pages
  2. German
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Das Spiel

ErzÀhlung

Charlotte Gundermann

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Die Autorin verbringt eine kleine Auszeit in einem angesagten Wellnesshotel.Dort trifft sie auf Menschen unterschiedlichster Herkunft und Lebenserfahrung, wodurch deren Auftreten und Handeln geprÀgt ist.Gemeinsame Erlebnisse werden spotÀhnlich erzÀhlt und finden in der psychedelischen Inszenierung eines Gala-Abends ihren Höhepunkt.

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Information

Year
2019
ISBN
9783748122487
Edition
2
Subtopic
Poetry
Das Spiel
Das Jahr neigte sich dem Ende zu. Es war Mitte Oktober, die farbigen BlÀtter an den BÀumen verzauberten die Landschaft. Dieses Jahr war ein gutes, aufregendes, vorwÀrts strebendes Jahr.
Ein positiver RĂŒckblick, den ich in diesem Moment genoss. Wir verließen die Autobahn. Wir, mein geliebtes, sportliches, total auf mich fixiertes, kleines Auto-Monsterchen, welches mich wohl behĂŒtet ĂŒber die Straßen fuhr. Wir verstanden uns blind, sprachen die selbe Sprache, hatten die selben BedĂŒrfnisse, genossen die gemeinsamen Pausen an den TanksĂ€ulen, an den WC- HĂ€uschen. Ich, eine Ruhe bedĂŒrftige, trotz der vielen durchlebten Jahre noch sehr neugierige, aber auch noch immer ein wenig zu schĂŒchterne, weibliche Person.
Gemeinsam bewĂ€ltigten wir die vielen kurvenreichen Straßen durch diese wunderbare Landschaft. GrĂŒn war sie bis ganz an den Rand, kurvig wie auf einer Achterbahn, einfach schön. Da lugte es vorsichtig hervor, noch halb versteckt hinter schĂŒtzenden Tannen, noch halb bedeckt von schĂŒtzenden grĂŒnen WiesenhĂŒgeln. Mein Hotel, mein Ort der Erholung. Ein Geburtstagsgeschenk von mir, an mich, fĂŒr eine ganz Woche. Die Vorfreude war groß.
Das Hotel, es war ein sehr stattliches, nicht wirklich schönes Bauwerk. Dies war mein erster Eindruck. Empfangen wurde ich mit offenen Armen. Bei dieser Willkommensgeste lief mir ein kurzer, kalter Schauer ĂŒber den RĂŒcken. Warum? Waren die Arme zu weit ausgebreitet? Freute ich mich zu sehr auf die Tage des Nichtstun? Machte mir die Trennung fĂŒr diese eine Woche von meinem treuen GefĂ€hrten, meinem Auto-Monsterchen heimlich zu schaffen? Oft war ich geneigt, mir zu viele Fragen zu stellen. In diesem Fall gab es noch keine Antwort.
Die Zufallsbegegnung auf dem Gang brachte mich schon in der FrĂŒhe des ersten Tages in eine positive Stimmung. Tief versunken in meine Gedanken, tief eingegraben in meinen viel zu großen, weißen, flauschigen Hotelbademantel auf dem Weg in das beheizte Außenbecken, begrĂŒĂŸte mich, wie eine lang vermisste alte Bekannte, der Hoteldirektor. Schneidig schritt er mir entgegen. Groß, vorwĂ€rtsdrĂ€ngend, dynamisch signalsierte er mir seine VitalitĂ€t.
Er war nicht klein, aber auch nicht sehr groß. Seine Erscheinung wirkte recht kompakt, vielleicht ein wenig zu vornehm mit seiner runden, dunkelbraunen Hornbrille, dem grauen Anzug mit braunem Einstecktuch, passend zur Brillenfarbe. Seine Augen brachten mir ein jugendliches Leuchten entgegen, welches mich ein wenig befangen machte. Nein, er war kein Womanizer. So zauberte diese Vorstellung ein LĂ€cheln auf mein Gesicht. Sein Name Erwin Klein. „Klein wie groß,“ so stellte er sich mir vor, gab mir die Hand mit einem festen Druck, machte einen angedeuteten, galanten Diener und eilte weiter. Der Tag konnte beginnen.
Noch versteckte der Morgennebel die Landschaft. Nebelschwaden, kompakt wie riesige, lichtgraue Wolken, vereinten sich mit der warmen WasseroberflĂ€che. Langsam, recht vorsichtig zog ich meine Bahnen. Ich schwamm alleine, es war still. Mein Körper wĂ€rmte sich in diesem nassen Element. Der aufsteigende Wasserdampf umhĂŒllte mich mit seinem Schleier. Die reine Entspannung, wie ich sie mir hier erwartete, trat nicht ein. Mir war unheimlich, mir war gruselig. Der Nebel entpuppte sich als Wassergeist, er duldete keine Konkurrenz.
In der Empfangshalle gab es ein lautes, geschĂ€ftiges Hin und Her. Koffertrollis wurden ungeduldig ĂŒber den großen, dunkelgrĂŒnen, allzu dicken Eingangsteppich gezogen. Als wolle er seine Wichtigkeit unter Beweis stellen, stemmte er sich gegen die kleinen, schwarzen Plastikrollen, hielt sie genĂŒsslich fĂŒr einen kurzen Moment fest in seinen Armen, ließ sie dann nach einem qualvollem Kampf wieder frei, putzte sich, schĂŒttelte sich zurecht, bereit fĂŒr den nĂ€chsten Kampf.
Laura, eine robuste Mittvierzigerin, mit straff nach hinten gebundenem schwarzen Haar, mit aufmerksam dunkel funkelnden Augen, erledigte ihren Job wie eine versierte Dirigentin. Schnell, sehr konzentriert, flog ihr Blick ĂŒber die ihr gereichten Papiere. Freundliches Nicken war ihre BestĂ€tigung der Buchung. Mit elegantem Schwung nahm sie den SchlĂŒssel, in Form einer Plastikkarte, aus einer nicht einsehbaren Schublade, lĂ€chelte, wies den Gast mit einer weich geschwungenen, tĂ€nzerisch anmutenden Armbewegung den Weg zum Aufzug, agierte weiter, empfing den nĂ€chsten Gast, ließ die Vorstellung von Neuem beginnen.
Fasziniert von dieser virtuosen AktivitĂ€t, stand ich da, angelehnt und halb im Schatten einer SĂ€ule, verkrochen in meinen allzu großen, weißen, flauschigen Hotelbademantel, beobachtete ich dieses virtuose Bewegungsspiel, summte, erfand dazu meine eigene kleine Melodie. Stimmengewirr, PapiergerĂ€usche, das Klappern der Schuhe, das Surren des Fahrstuhls unterstrichen die Mimik, spielten mit in meinem Orchester der Phantasie.
Der letzte Gast checkte ein. MĂŒde sah er aus. Aus seiner linken, sehr zerknitterten Jackentasche zog er vorsichtig die Hotelreservierung, legte sie mit einem kurzem, mĂŒden LĂ€cheln, einem schiefen Achselzucken der Entschuldigung in Lauras ausgestreckte, sehr gepflegte HĂ€nde. Erstaunt zog sie ihre sonst so glatte Stirn in Fragefalten. Das Papier in ihren HĂ€nden war sorgfĂ€ltig, nein geradezu akribisch gefaltet. Es war gefaltet in Form eines Himmel und Hölle Spiels. Erstaunt schaute Laura den ankommenden Gast mit ihren dunkel funkelnden, schwarzen Augen an. Nach einem kurzen Moment der absoluten Stille, fing sie leise an zu Glucksen, welches sich dann in ein unaufhaltsames Lachen, bis ihr die TrĂ€nen kamen, steigerte. „Marc MĂ€rz, MĂ€rz wie FrĂŒhling“ stellte er sich vor.
Still, ja fast unbeweglich stand er, Marc MĂ€rz, da, in der Hoteleingangshalle. Seinen hellbeigen Trenchcoat hatte er lĂ€ssig ĂŒber die rechte Schulter geworfen. Er trug eine dunkelblaue Stoffhose, die in sich mit einem leichten, großen Karomuster verziert war. Das weiße Hemd stand ein wenig zu weit offen, es fehlte die Krawatte. Die spitzen, reich dekorierten Cowboystiefel unterstrichen seinen individuellen Bekleidungsstil. Seine gepflegten HĂ€nde waren schmucklos. Als einziges Accessoire trug er an seinem linken Arm eine Uhr, die schon eine gewisse Uhrenkenntnis voraussetzte.
Langsam nahm er seinen ZimmerschlĂŒssel, in Form der Plastikkarte, in Empfang und entschwand hinter der summenden, sich schließenden FahrstuhltĂŒr. Laura lachte ins Leere, verstummte abrupt. Was war geschehen? Was in Gottes Namen hatte dieser Gast mit ihr gemacht? Ihr Verhalten war ihr peinlich und, obwohl niemand mehr zugegen war, wurde Laura vor Verlegenheit und Wut auf ihre Unbeherrschtheit sauer und mißstimmig.
Mein Zimmer lag im zweiten Stock, es war von mittlerer GrĂ¶ĂŸe. Ein kleiner Flur mit praktischen EinbauschrĂ€nken, in denen sich ein Tresor versteckte. Vertrauen hatte ich dazu allerdings nicht wirklich. Links daneben das Bad, mit all dem Komfort des heutigen Wellnessgedankens ausgestattet.
Das Zimmer hell, die Farben der WĂ€nde, der Einbaumöbel, der BettwĂ€sche dezent aufeinander abgestimmt. Eine etwas zu klein geratene Buschrose in einer weißen, sehr schmal zulaufenden Keramikvase stellte sich als Akzent in diesem „ton sur ton“ Ambiente dar. Beinahe hĂ€tte ich sie ĂŒbersehen, doch im letzten Moment zog ich sie liebevoll an mich, stellte sie auf meinen, irgendwie in der Lu...

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