Maschinentod
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Maschinentod

Teil 3 der Maschinen-Trilogie

Carmen Capiti

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  1. 391 pages
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Maschinentod

Teil 3 der Maschinen-Trilogie

Carmen Capiti

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Nach den Geschehnissen in Genf kehrt Sam nach Zürich zurück. Aber für ihn ist nichts mehr so wie zuvor.Im virtuellen Hacker-Treffpunkt Electric Cat findet er nicht nur unverhoffte Verbündete, sondern auch neue Fragen. Was steckt hinter Yoshis Foto, das er in den gestohlenen Dokumenten entdeckt? Ist es mehr als nur Zufall?Immer weiter verstrickt sich Sam in ein Netz aus mysteriösen Vorfällen und Täuschungen - in der Hoffnung, die Spinne zu finden, die im Hintergrund die Fäden webt. Sie hat sein Leben verpfuscht. Und er hat die Schnauze voll.Das fesselnde Finale der Maschinen-Trilogie!

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Information

Year
2019
ISBN
9783749421329
Edition
1

1. Kapitel

Mit Hochgeschwindigkeit rauschte Sam über etwas, das ihn an eine stark befahrene Straße erinnerte. Farbige Lichter zogen in verschmierten Bahnen unter ihm hinweg. Dann kam alles um ihn herum zu einem abrupten Halt und Schwärze umfasste ihn. Für einen Moment schwankte er, bis sich das Brummen in seinem Kopf legte und er tief durchatmen konnte.
»Ist das jedes Mal so ein Zirkus?«, murmelte er und strich sich über den kahlen Schädel.
Ein Schein legte sich von hinten über ihn. Als Sam sich umdrehte, pfiff er durch die Zähne. Inmitten der Dunkelheit schwebte eine Tür. Eine nackte, abgeschabte Stahltür ohne dazugehörendes Gebäude. Darüber stand in neongrüner Schrift: Electric Cat
Neben der Schrift befand sich das Abbild eines grinsenden Katzenkopfes mit einem geöffneten und einem ausgekreuzten Auge, deren unruhiges Blinken sich stetig abwechselte.
Es erinnerte Sam an die Tätowierung, die Han-jae auf seinen Fingerknöcheln trug. Bevor er die Hand an den Türknauf legte, blickte er noch einmal an sich herab.
Er hatte sich zuerst überlegt, sich einen völlig zufälligen Avatar generieren zu lassen, hielt es dann aber für besser, sein Gesicht beizubehalten. Wer auch immer ihn in dem Schuppen treffen wollte, musste ihn erkennen können.
»Crunch.«
Er verscheuchte den Gedanken. Crunch war tot. Und auch wenn der unbekannte Absender der Nachricht in HALCom ihn Sammy-Boy genannt hatte, wie es nur sein alter Freund getan hatte, hieß das noch gar nichts.
Er strich den bordeauxroten Frack glatt, zupfte die passende Weste zurecht und richtete die venezianische Maske auf seiner Nase. Nichts davon wäre nötig gewesen. Auch wenn der Ritt durch den Cyberspace ruppig gewesen war, so sah man dies seinem Avatar in keiner Weise an.
Er legte die Hand auf den Knauf und drehte.
Er bewegte sich nicht.
Sam drehte mit mehr Kraft und drückte dabei gegen die Tür. Ohne Erfolg.
»Na toll.«
Es genügte nicht, dass er sich mit jemandem traf, von dem er nicht wusste, was er zu erwarten hatte. Nein, es musste auch noch an einem Ort im Cyberspace sein, wo er nur mit einem aufgemotzten ConnectGear hinkam, einen Avatar brauchte und wo offenbar Regeln vorherrschten, die er nicht kannte.
Er machte einen Schritt zurück und betrachtete die Tür, als wäre sie seine persönliche Nemesis.
Auf einmal strich eine kleine Gestalt um den Türrahmen. Die Siamkatze setzte sich mitten vor die Tür und blickte Sam aus leuchtend blauen Augen an. Falsch, es war nur ein Auge, das andere hatte sie verloren. Abgesehen davon war es die gepflegteste Katze mit dem glänzendsten Fell, die Sam je gesehen hatte. Sie trug sogar eine passende hellblaue Fliege.
Für einen Moment starrten sich die beiden an.
»Bist du ein Avatar?«, fragte Sam zögerlich.
Die Katze legte den Kopf schräg und Sam hatte das Gefühl, vermessen und bewertet zu werden.
Wenn die Katze nicht der Avatar eines anderen eingeloggten Menschen war, so musste es sich um ein Computerprogramm handeln. Vielleicht eine Art Wächter des Electric Cat?
»Ich habe eine Einladung«, versuchte es Sam. »Würdest du mich reinlassen?«
Nun erhob sich die Katze, machte ein paar elegante Schritte vorwärts und setzte sich direkt vor Sams Füßen wieder hin. Erwartungsvoll sah sie an ihm hinauf.
»Was denn?«, fragte er und ging in die Knie. »Streicheleinheiten?«
Die einzigen Katzen, die Sam kannte, waren Streuner, die auf der Straße lebten. Keine davon hatte sich je anfassen lassen wollen und Sam hatte nie das Verlangen gespürt, sich bei ihnen etwas einzufangen. Von einer digitalen Katze wäre aber kaum so etwas wie ein Biss zu befürchten, oder?
Er streckte die Hand aus, aber das Tier wich aus. Im nächsten Augenblick schnellte die Pfote hervor und wischte Sam mit einem krallenlosen Schlag die Maske vom Gesicht.
Vor Schreck zuckte Sam zurück und starrte verdattert auf die rote Maske, die nun neben ihm in der Leere schwebte.
Die Katze gab ein zufriedenes Mauzen von sich und wandte sich um. Kurz flackerte der Vierbeiner auf und verschwand. Dann öffnete sich die Tür.
Sam hatte keine Ahnung, wie, aber offenbar hatte er den Test bestanden. Er pflückte die Maske aus dem Nichts, setzte sie jedoch nicht auf. Er trat durch die Tür und materialisierte sich inmitten eines düsteren Raumes. Im Gegensatz zu der absoluten Stille, die vorher geherrscht hatte, dröhnten hier das Stimmengewirr und der Bass der Musik geradezu in seinen Ohren. Die Luft schmeckte abgestanden und schwer und ein leichter Nebel hüllte alles ein.
Sam drehte sich um sich selbst, doch in keiner Richtung erkannte er die Tür, durch die er soeben getreten war. Stattdessen standen lauter Tische um ihn herum. Einige davon waren Stehtische aus deren Mitte Kabel ragten, welche gewisse Besucher mit dem ConnectGear ihres Avatars verbunden hatten. An den Wänden standen Sofas, und in einer Ecke befand sich eine altmodische Bar mit aufgereihten Flaschen hinter der Theke.
Sam brauchte einen Moment, bis er all das aufgenommen hatte und sich auf die Besucher konzentrieren konnte.
Die Bar war gut besucht, andererseits war sie auch nicht sonderlich groß. Sie bot Platz für vielleicht dreißig Leute, wenn sie dicht gedrängt standen. An den Tischen saß eine bunte Mischung von Avataren. Einige ähnelten wohl ihrem realen Ego, bei anderen fiel es Sam eher schwer, sich dies vorzustellen. Auf einem der Sofas räkelte sich das Ebenbild von Marilyn Monroe, an einem der Tische hockte eine Person mit einem Stierkopf, und eines der Kabel an den Stehtischen verschwand in einer undefinierten glitzernden Schleimkugel. Die meisten Besucher waren zumindest humanoid, aber bunt waren sie alle. Sam fiel in keiner Weise aus dem Raster mit seinem roten Frack.
Unschlüssig steuerte er fürs Erste die Bar an. Gerade materialisierte sich die Siamkatze auf dem Tresen. Die elektronische Musik setzte aus und wurde von schwerem Jazz abgelöst.
Ein empörtes Raunen ging durch die Menge und jemand schmiss sein Glas in Richtung der Katze. Diese flackerte kurz auf und das Glas krachte gegen die rückwärtige Wand.
Hinter der Theke warf ein Mann die Arme in die Höhe und hastete zu einer alten Jukebox aus dem letzten Jahrhundert hinüber. Kaum wechselte die Musik wieder zum Altbekannten, sträubte die Katze ihr Fell und fauchte. Dann fügte sie sich dem Schicksal und rollte sich an Ort und Stelle zusammen.
Sam beäugte das Tier misstrauisch, als er an den Tresen trat.
»Sorry dafür«, sagte der Mann hinter der Bar mit einem dicken russischen Akzent. »Keine Ahnung, wie er das jedes Mal wieder schafft.«
Der Mann grinste breit. Inmitten seiner krausen dunklen Haare steckte eine alte Fliegerbrille, und er trug eine abgewetzte Lederweste über einem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Sein linker Arm war eine rustikale, mechanische Prothese und sein Körper von altmodischem Gear übersät, von dem Sam nicht einmal erahnte, wozu es dienen sollte.
»Was gibt’s?«, fragte der Mann.
Sam ließ den Blick über die Flaschen wandern und fragte sich, ob er den Alkohol hier im Cyberspace überhaupt spüren würde. Vermutlich schon. Für so etwas brauchte es ein Advanced ConnectGear, um sich hierhin zu verbinden.
»Eine Cola.«
Der Barkeeper nickte und füllte ihm ein Glas aus dem ersten Zapfhahn. Das Getränk verströmte einen seltsam vertrauten Duft. Es war nicht die Art Cola, die er gewohnt war, weder vom Geruch noch von der Farbe her. Erst als er einen Schluck genommen hatte, überkam ihn auf einmal die Erinnerung an Crunch und daran, was dieser immer in seinem kleinen Kühlschrank aufbewahrt hatte. Irgendwas Aufputschendes mit einer Menge Elektrolyten.
Sam schob die Wehmut von sich und nahm einen großen Schluck.
»Du bist neu hier«, sagte der Barkeeper.
Er hatte die Arme auf dem Tresen verschränkt und musterte Sam. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, die Maske aufzubehalten. Zumindest so lange, bis er sich einen Überblick über die Lage verschafft hatte.
»So offensichtlich, hm?«
Der Barkeeper winkte ab. »Ich kenn meine Leute.« Er streckte die mechanische Hand aus. »Rasko.«
Sam erfasste sie. »Sam.«
Die Katze ließ ein lautes Miauen hören. Mit ihrem einen Auge blickte sie zu ihnen herüber.
»Ah«, sagte Rasko und seine Miene erhellte sich. »Sam. Sammy Meyer. Alles klar.«
Sams Körper spannte sich. »Dann hast du mich angeschrieben?«
Erneut winkte Rasko ab. »Njet, das hat Mister Pat da drüben übernommen.«
Sam blickte überrascht zu der Katze hinüber, die das Auge wieder geschlossen hatte.
»Mister Pat? Er ist ein Avatar?«
»Meine Güte, nein. Das wäre ja was, wenn hinter dem Spinner ein echter Mensch sitzen würde.« Rasko lachte. »Er ist ein Virus.«
Wie aufs Stichwort sprang Mister Pat auf und landete mit einem Fauchen zwischen Sam und dem Barkeeper auf dem Tresen. Dann setzte er sich hin, leckte sich über die Pfote und strich sich das Fell glatt.
»Ich bin kein Virus«, sagte die Katze mit dem tiefsten Bass, den Sam je gehört hatte.
Mit aufgerissenen Augen starrte er auf das sprechende Tier.
»Ich bin ein Intrusionsprogramm erster Klasse. Mit hervorragendem Stammbaum, wohlgemerkt.«
»Ja ja«, sagte Rasko und fuhr der Katze entgegen dem Fellverlauf über den Körper, wobei er sich einen Hieb mit der Tatze einfing. »Aber ich hab di...

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