Holzhausen am Hünstein - Ein Dorf lädt sich Gäste ein
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Holzhausen am Hünstein - Ein Dorf lädt sich Gäste ein

2. Teil: Ein Dorf setzt sich zur Wehr

Fritz Runzheimer

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  1. 468 pages
  2. German
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Holzhausen am Hünstein - Ein Dorf lädt sich Gäste ein

2. Teil: Ein Dorf setzt sich zur Wehr

Fritz Runzheimer

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Der Autor Fritz Runzheimer entdeckte schon in jungen Jahren seine besondere Liebe zur Heimat und zu seinem Dorf. In seinem Ruhestand hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die jüngere Geschichte seines Dorfes aufzuarbeiten und darüber eine zweibändige, reichlich bebilderte Dokumentation zu erstellen. Im Blickpunkt der beiden Bände steht die lange Tradition der Dorfverschönerung, beginnend mit der "Auszeichnung" als Gaumusterdorf 1936, bis zum Erreichen einer Goldmedaille im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" 1975. Der zweite Band dokumentiert die zeitgleiche Entwicklung des Fremdenverkehrs.

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Information

1. Kapitel

  • Die ersten 200 Gäste kamen 1936 nach Holzhausen am Hünstein
  • …für jeden Gau ein Musterdorf
  • Presseberichte: „ Der Fremdenverkehr“ 1936
  • Aufgabe erkannt und rücksichtslos in Angriff genommen
  • Holzhausen im Gau Hessen-Nassau wird eines der ersten sieben Musterdörfer in Deutschland
  • Woher kamen aber die ersten Gäste?
  • Die Nazipropaganda sorgte für den ersten Aufschwung im Fremdenverkehr
  • Die Werbung der Nationalsozialisten
  • Das Erbe der Nazizeit
  • Aus der Presse 1936: Die deutsche Fremdenverkehrswerbung und „Fünf Minuten Schulung“
  • Ludwig Damm, Bürgermeister und Kratzputzmeister
  • Der Krieg beendete den gerade begonnen Aufschwung des Fremdenverkehrs

Die ersten 200 Kurgäste kamen 1936 nach Holzhausen am Hünstein

So ist es in vielen Publikationen der vergangenen Jahrzehnte nachzulesen. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Holzhausen am Hünstein begann mit einem Paukenschlag: Wie aus heiterem Himmel tauchten plötzlich 200 Gäste in Holzhausen auf! Die Verfasser dieser Veröffentlichungen über den Beginn des Fremdenverkehrs, sind die Erklärung immer schuldig geblieben; wo ausgerechnet, in einer Zeit von hoher Arbeitslosigkeit und verbreiteter großer Armut in der Bevölkerung, kommen plötzlich „scharenweise“ die Gäste her? Wer hat sie angeworben?
Geld für große Werbeaktionen, mit den dafür erforderlichen Werbemitteln, war nicht vorhanden. Ein Werbeprospekt aus dieser Zeit ist nirgendwo aufgetaucht.
200 Gäste sind kein Pappenstiel - und rein zufällig, sind sie mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht nach Holzhausen gekommen.
Das berechtigt zu Vermutungen: Wollte man es nicht an die große Glocke hängen, wer und was den Gästeansturm auslöste? Die Erklärung des „Gästeansturmes“ ist bei Kenntnis der politischen Ereignisse dieser Zeit, in die Holzhausen in besonderer Weise verwickelt war, leicht nachzuvollziehen.
Die Nationalsozialisten waren inzwischen an die Macht gekommen und der Größenwahnsinn hatte seinen Lauf genommen. Die ersten „vorbildlichen deutschen Dörfer“ waren ausgesucht und Holzhausen war dabei.

Für jeden Gau ein Musterdorf

Die ersten sieben Gaumusterdörfer in Deutschland:
  • Groß-Schauen, Gau Kurmark
  • Wildflecken, in der Rhön
  • Holzhausen, Gau Hessen-Nassau
  • Wollseifen, Gau Köln-Aachen
  • Hermeskeil, im Hunsrück, Landkreis Trier
  • Trautenstein, im Harz
  • Bödefeld, in Südwestfalen (Sauerland)
Die Amtlichen Bekanntmachungen, im Zusammenhang mit der Ernennung zum Gaumusterdorf wurden im Parteiorgan, „Der Fremdenverkehr“, am 18. Juli 1936, im ganzen Deutschen Reich verbreitet.
Gaumusterdorf - Vorzeigedorf für die Olympischen Gäste 1936

Aufgabe erkannt und rücksichtslos in Angriff genommen!

Der Größenwahn der Nazis macht auch vor dem kleinsten Dorf nicht halt.
„Die deutschen Dörfer, die schönsten der Welt“. Mit dieser grenzenlosen Überheblichkeit sollten die ausländischen Gäste als Besucher der Olympiade 1936 beeindruckt und von der neu erweckten Schaffenskraft des deutschen Volkes überzeugt werden, so wollte es die Propaganda der Nationalsozialisten. Das Amt „Schönheit der Arbeit“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, wurde kurzerhand beauftragt, über alle Dienststellen des Staates zur „Verschönerung des Deutschen Dorfes“ auf zu rufen.
Aufgabe erkannt - und rücksichtslos in Angriff genommen!
Unter diesem Motto wurde die Dorfverschönerung der Nazis den Dörfern und der Bevölkerung befohlen.
Holzhausen, im Gau Hessen-Nassau, wird eines der sieben ersten Musterdörfer in Deutschland.
Von der Naziobrigkeit als Vorzeigedorf für die Olympiagäste 1936 in Berlin und Garmisch-Partenkirchen auserwählt.
Nicht durch einen Wettbewerb, sondern „ausgesucht und herausgestellt“ durch Naziobrigkeit. Ein schönes sauberes Dorf sollte es sein, dem Idealbild des deutschen Dorfes soweit es irgend geht entsprechend. Holzhausen war ein solches Dorf, das sich durch seine Lage, abseits von Hauptverkehrsstraßen und einem schönem, sauberen Ortsbild, geprägt durch die Fachwerkhäuser mit Kratzputz, von anderen Dörfern im weiten Umfeld deutlich absetzte. Das neu erbaute Waldschwimmbad war ein besonderes Kleinod und lockte viele Gäste aus der Umgebung an.
In einer Zeit, von wirtschaftlicher Not und hoher Arbeitslosigkeit geprägt, war die Dorfverschönerung einzige Perspektive mit Hoffnung auf Arbeit und Brot. Den nationalistischen Hintergrund dieser unfreiwilligen Dorfverschönerung hat die Bevölkerung nicht davon abgehalten, mit großem Einsatz für ihr Dorf zu arbeiten. Davon war selbst Gauleiter Sprenger so beeindruckt, dass er in seiner Festrede 1939, im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung des Titels „Gaumusterdorf“, den besonders ausgeprägten Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung herausstellte. Von überall hagelte es Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit und das tat der geschundenen Seele gut. Die Bürger waren voller Stolz auf ihr verschönertes Dorf und die Sorgen des Alltags konnten für kurze Zeit verdrängt werden.

Woher kamen aber die ersten Gäste?

Bei realistischer Betrachtung, es gab bis zu diesem Zeitpunkt keine kontinuierliche Fremdenverkehrswerbung von Betrieben oder wie ein paar Jahrzehnte später, Werbung durch einen Verein. Wer konnte sich schon Werbung leisten, mit der auch erst nach Jahren kleine Erfolge zu erzielen waren. Die Fremdenverkehrswerbung für Holzhausen bestand vorwiegend aus der Mund zu Mund Propaganda, die aber erfahrungsgemäß nur Erfolge in kleinen Schritten ermöglichte.
Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass viele Besucher im Zusammenhang mit der Ernennung zum Gaumusterdorf, aus dienstlicher Verpflichtung, nach Holzhausen kamen.
Die Nationalsozialisten waren von außergewöhnlicher Gründlichkeit und überließen nichts dem Zufall. Nachdem in jedem Gau ein Musterdorf „herausgestellt“ wurde, übernahm das Presseamt des Reichsfremdenverkehrsverbandes die Verbreitungspropaganda. Es wurden keine branchenüblichen Erwartungen formuliert, sondern klar und deutlich in der obligatorischen Überheblichkeit, die Feststellung getroffen:
„…Diese Verschönerung des Deutschen Dorfes gewinnt im Olympia-Jahr insofern Bedeutung, als dafür gesorgt worden ist, möglichst vielen ausländischen Gästen diese vorbildlichen deutschen Dörfer zu zeigen.“
Weiter heißt es im Text der „Amtlichen Bekanntmachungen“:
„Wie jetzt mitgeteilt wird, hat auch die Organisationsleitung des Weltkongresses für Freizeit und Erholung den Entschluss gefasst, den ausländischen Teilnehmern des Kongresses Fahrten zu den deutschen Musterdörfern zu ermöglichen.“
(siehe Ausschnittvergrößerung Zeitung „DER FREMDENVERKEHR“)
200 Gäste, die wahrscheinlich mehrere Tage in Holzhausen blieben, brachten der Bevölkerung zusätzliche Einnahmen. Es blieb nicht bei den 200 Gästen pro Jahr. Die Gästezahl stieg kontinuierlich und erreichte den höchsten Stand vor dem 2. Weltkrieg 1939, mit 628 Gästen. Im „Krönungsjahr“ zum Gaumusterdorf hatte sich die Zahl der Gäste bereits verdreifacht. Die Feierlichkeiten waren ein Großereignis in dieser Zeit, das viele Gäste aus nah und fern anlockte.
In dieser, von der Arbeitslosigkeit geprägten Zeit, wurde der Fremdenverkehr zum Hoffnungsträger der vorhandenen dörflichen Gastronomie. Die Unterbringung der Gäste eröffnete eine zusätzliche Erwerbsmöglichkeit, nicht nur für die Gasthöfe, sondern auch die privaten Hausbesitzer. Mit dem Gästezimmer ließen sich leicht „über Nacht“, ein paar Mark hinzuverdienen.
Schon damals sehr bekannt, war das Hotel Schmidt in der Teichstrasse. Mit eigener Metzgerei und einem Gasthof hatte es einen guten Ruf, und mancher Reisende scheute keinen Umweg um dort einzukehren. Es kamen immer mehr Gäste, die in dem schönen Dorf mit seiner bürgerlichen Gastronomie, den aufgeschlossenen Leuten und der waldreichen Mittelgebirgslandschaft, Erholung suchten. Es war ein beispielhafter Start in einen neuen Wirtschaftszweig, der vielen Bürgern ein zusätzliches Einkommen ermöglichte.

Die Nazipropaganda sorgte für den ersten Aufschwung im Fremdenverkehr

Auszüge aus dem Parteiorgan
„ Der Fremdenverkehr“ Nr.12, 1936
„Das Dritte Reich sieht im wachsenden Fremdenverkehr einen Faktor von allergrößter Bedeutung“
Der Magnet Deutschland...

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