Der nicht aufgibt
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Der nicht aufgibt

Christoph Wonneberger - eine Biographie

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Der nicht aufgibt

Christoph Wonneberger - eine Biographie

About this book

Seine Freunde nennen ihn 'Wonni'. Das klingt liebevoll und zeugt von Vertrauen. Christoph Wonneberger feiert 2014 seinen 70. Geburtstag – als Wegbereiter und Akteur der Friedlichen Revolution. Konsequenz und Einmischungswille prägen ihn wie auch der Drang nach Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit. Als Pfarrer der Dresdner Weinbergkirche initiierte er den Sozialen Friedensdienst und begründete die Tradition der Friedensgebete. Von 1986 bis Ende Oktober 1989 war er der Koordinator der Leipziger Friedensgebete in der Nikolaikirche. Seine Predigt am 25. September 1989 war ein Zeichen kluger politischer Ermutigung. Unvergessen ist sein Interview in den Tagesthemen am 9. Oktober 1989, live aus Leipzig: ein riskantes Unterfangen in der DDR.Das Buch beschränkt sich nicht auf die politische Wirkung Wonnebergers, es zeigt den Menschen mit seinen Konflikten, den Mann der Kirche und die Auseinandersetzungen mit ihr. Es gewährt Einblick in die massive Stasi-Überwachung, die den Pfarrer nie ganz ausschalten konnte. Als im Herbst 1989 das Ende der DDR besiegelt war, wurde der Mann des Wortes von heute auf morgen sprachlos – ein Hirnschlag zwang ihn zum jahrelangen Schweigen. 25 Jahre danach erzählt er dem Autor sein Leben. Zeitzeugen und Weggefährten erinnern sich. 'Wonni' ist ein Mensch ohne Neid und Hass. Gelassenheit und neue Lebensfreude begleiten ihn, wenn er zu seinen Fahrradtouren ansetzt.

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Information

Edition
1
Topic
History
Index
History

9. Oktober - Tag der Entscheidung

»Eigentlich«, so sagt auch Christoph Wonneberger, »war schon der 25. September der Tag, an dem die Mauer einzustürzen begann. Ich spürte zum ersten Mal eine ungeheuer aufgeladene Situation. Nicht mehr diejenigen, die ihre Ausreiseanträge gestellt hatten, waren die Initiatoren des Widerstands, sondern wir, die wir bleiben wollten. Das Eis war gebrochen. Am 2. Oktober sind dann nach dem Friedensgebet 25.000 Menschen auf Leipzigs Straßen. Und eine Woche später sind es 70.000. Ende Oktober eine halbe Million.« Der Pfarrer ist sich im Herbst 1989 klar, Weltgeschichte mitbestimmen zu können. Er muss aber auch noch immer zur Kenntnis nehmen, dass die SED-Macht (noch) nicht willens ist, klein beizugeben. Am Freitag vor dem 9. Oktober erscheint sogar im SED-Bezirksorgan Leipziger Volkszeitung ein Beitrag von Kampfgruppenkommandeur Günter Lutz. Unter der Überschrift »Werktätige des Bezirkes fordern: Staatsfeindlichkeit nicht länger dulden« ist da zu lesen:
»Die Angehörigen der Kampfgruppenhundertschaft Hans Geiffert verurteilen, was gewissenlose Elemente seit einiger Zeit in der Stadt Leipzig veranstalten. Wir sind dafür, daß die Bürger christlichen Glaubens in der Nikolaikirche ihre Andacht und ihr Gebet verrichten. Das garantiert ihnen unsere Verfassung und die Staatsmacht unserer sozialistischen DDR. Wir sind dagegen, daß diese kirchliche Veranstaltung mißbraucht wird, um staatsfeindliche Provokationen gegen die DDR durchzuführen. Wir fühlen uns belästigt, wenn wir nach getaner Arbeit mit diesen Dingen konfrontiert werden.
Foto: Martin Naumann
9. Oktober 1989 - auf dem damaligen Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) stehen tausende Leipziger, die sich dem Protest anschließen werden.
Deshalb erwarten wir, daß alles getan wird, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten, um die in 40 Jahren harter Arbeit geschaffenen Werte und Errungenschaften des Sozialismus in der DDR zu schützen und unser Aufbauwerk zielstrebig und planmäßig zum Wohle aller Bürger fortgesetzt wird. Wir sind bereit und willens, das von uns mit unserer Hände Arbeit Geschaffene wirksam zu schützen, um diese konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. Wenn es sein muß, mit der Waffe in der Hand!
Wir sprechen diesen Elementen das Recht ab, für ihre Zwecke Lieder und Losungen der Arbeiterklasse zu nutzen. Letztlich versuchen sie damit nur, ihre wahren Ziele zu verbergen.«
Das Pamphlet trägt nicht unerheblich dazu bei, dass am folgenden Montag in Leipzig 70.000 auf die Straße gehen. Man hat zwar Angst, überwindet diese aber auch angesichts der so zahlreich die Innenstadt bevölkernden Menschen. Auch am so genannten »Tag der Entscheidung«, über den in unzähligen Dokumentationen alles gesagt zu sein scheint, läuft die Geschichte ein bisschen anders ab, als sie später meist dargestellt wird. Ein Blick auf die genauen Zeitabläufe lohnt sich deshalb. Nicht jene Leipziger Sechs (Gewandhaus-Kapellmeister Kurt Masur, Kabarettist Bernd-Lutz Lange, Universitäts-Theologe Bernd Zimmermann und die drei SED-Bezirkssekretäre Kurt Mayer, Roland Wötzel und Jochen Pommert) haben nämlich das Privileg behaupten zu können, als erste zur Gewaltlosigkeit aufgerufen zu haben. Auch wenn der später als »Aufruf der Leipziger Sechs« bekannt gewordene Text, der gegen 18 Uhr über den Stadtfunk an den Straßenbahnhaltestellen und zentralen Punkten der Stadt zu hören war, große Wirkung hatte, so darf der Aufruf der Bürgerrechtsgruppen nicht in Vergessenheit geraten, weil auch er beträchtlichen Einfluss auf die Menschen hatte und in seiner Ausrichtung viel radikaler war.
In Wonnebergers illegaler Pfarramtsdruckerei in Volkmarsdorf wird am 8. Oktober, also einen Tag vor der Demonstration am 9. Oktober, etwa 30.000 Mal ein Appell der Arbeitskreise Gerechtigkeit, Menschenrechte und Umweltschutz vervielfältigt. An der Druckmaschine stehen ohne Pause und die ganze Nacht zum Montag hindurch Kathrin Walther, Frank Richter, Thomas Rudolf und Herr Pfarrer selbst. Er weiß: »Kathrin war sehr firm im Schreibmaschineschreiben, so musste sie die Matrizen schreiben, und das fast 30-mal. Kein Wunder, dass in unserem Aufruf immer andere Druckfehler zu finden sind.« Auch erfand Wonneberger ein kirchliches Aktenzeichen, das auf dem Appell zu finden ist und das dem Aufruf das Siegel der offiziellen Duldung seitens der Kirchenleitung verleihen sollte. Nur wusste die wieder mal nicht, was der Bruder Wonneberger so tat. Dafür war sogar die taz in West-Berlin informiert und druckte den Aufruf in ihrer Ausgabe vom 9. Oktober 1989 in ganzer Länge.
Der Wortlaut des Appells lautet:
»In den letzten Wochen ist es mehrfach und in verschiedenen Städten der DDR zu Demonstrationen gekommen, die in Gewalt mündeten: Pflastersteinwürfe, zerschlagene Scheiben, ausgebrannte Autos, Gummiknüppel- und Wasserwerfereinsatz. Es gab eine unbekannte Zahl Verletzter, von Toten ist die Rede. Auch der letzte Montag in Leipzig endete mit Gewalt. Wir haben Angst. Angst um uns selbst, Angst um unsere Freunde, um den Menschen neben uns und Angst um den, der uns da in Uniform gegenübersteht. Wir haben Angst um die Zukunft unseres Landes. Gewalt schafft nur immer Gewalt. Gewalt löst keine Probleme. Gewalt ist unmenschlich. Gewalt kann nicht das Zeichen einer neuen, besseren Gesellschaft sein. Wir bitten alle: Enthaltet Euch jeder Gewalt! Durchbrecht keine Polizeiketten, haltet Abstand zu Absperrungen! Greift keine Personen oder Fahrzeuge an! Entwendet keine Kleidungs- oder Ausrüstungsgegenstände der Einsatzkräfte! Werft keine Gegenstände und enthaltet Euch gewalttätiger Parolen! Seid solidarisch und unterbindet Provokationen! Greift zu friedlichen und phantasievollen Formen des Protestes!
An die Einsatzkräfte appellieren wir: Enthaltet Euch der Gewalt! Reagiert auf Friedfertigkeit nicht mit Gewalt! Wir sind ein Volk! Gewalt unter uns hinterläßt ewig blutende Wunden! Partei und Regierung müssen vor allem für die entstandene ernste Situation verantwortlich gemacht werden. Aber heute ist es an uns, eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern. Davon hängt unsere Zukunft ab! Leipzig, den 9. Oktober 1989, Arbeitskreis Gerechtigkeit, Arbeitsgruppe Menschenrechte, Arbeitsgruppe Umweltschutz.« Der Aufruf wird ab dem frühen Nachmittag in der Stadt und später in den Kirchen, wo die Friedensgebete stattfinden werden, verteilt.
Quelle: Archiv Wonneberger
Aufruf der Bürgerrechtsgruppen am 9. Oktober, Stunden vor dem »Aufruf der Leipziger Sechs« verbreitet.
Im Vergleich dazu liest sich der Aufruf der Leipziger Sechs, verlesen von Kurt Masur, eher staatstreu, ja zahm, eben auf Dialog bauend: »Unsere gemeinsame Sorge und Verantwortung haben uns heute zusammengeführt. Wir sind von der Entwicklung in unserer Stadt betroffen und suchen nach einer Lösung. Wir alle brauchen freien Meinungsaustausch über die Weiterführung des Sozialismus in unserem Land. Deshalb versprechen die Genannten heute allen Bürgern, ihre ganze Kraft und Autorität dafür einzusetzen, dass dieser Dialog nicht nur im Bezirk Leipzig, sondern auch mit unserer Regierung geführt wird. Wir bitten Sie dringend um Besonnenheit, damit der friedliche Dialog möglich wird.«
Zur Geschichte des 9. Oktober in Leipzig gehört vor allem, dass die um Wonneberger agierenden Bürgerrechtler heldenhaft handeln. Sie verteilen an diesem Montag gegen Mittag ihren Aufruf in der Stadt und an den vier Innenstadtkirchen, wo Friedensgebete stattfinden sollen. Kathrin Walther bezieht zudem Position in der Reformierten Kirche am Tröndlinring, wo sie mit Pfarrer Hans-Jürgen Sievers abgesprochen hat, dass die beiden aus Berlin kommenden Bürgerrechtler Siegbert Schefke und Aram Radomski auf den Kirchturm steigen können, um von dort den Zug der Demonstranten zu filmen. Ihre Aufnahmen gelangen noch am selben Abend nach West-Berlin zu Roland Jahn, der, damals Mitarbeiter des ARD-Polit-Magazins »Kontraste«, dafür sorgt, dass die Bilder aus Leipzig am Tag nach dem 9. Oktober die Welt zu sehen bekommt. Die Nachricht vom Durchbruch gelangt so über das Westfernsehen in die Wohnzimmer der ganzen DDR.
An jenem Abend des 9. Oktober erlebt Lukaspfarrer Wonneberger auch seine ganz eigene Sternstunde der Revolution. Bekanntlich ist das Telefon in seinem Pfarramt schon seit Wochen jene Informationsquelle, über die die Westmedien authentisch von den Ereignissen und Aktionen in Leipzig erfahren. Die vielfältigen Aktivitäten vor allem der unter dem Dach der Leipziger Lukaskirche wirkenden Bürgerrechtsgruppen für Gerechtigkeit und Menschenrechte haben dafür gesorgt, dass Wonnebergers Kirchen-Telefon ein Infodraht in die weite Welt ist. So hat Wonneberger in den ARD-Tagesthemen, damals ab 22.30 Uhr ausgestrahlt, seinen spektakulären Auftritt am späten Abend des 9. Oktober. Moderator Hanns-Joachim Friedrichs hat das Gespräch kurz vor der Sendung geführt. Der Leipziger Pfarrer, der im Pfarramt in der Volkmarsdorfer Lukasgemeinde am anderen Ende der Leitung ist und mit einem Standbild aus vergangenen Zeiten eingeblendet wird, berichtet von den Ereignissen an jenem Abend in Leipzig. An diesem 9. Oktober soll quasi die ganze Welt informiert werden, was wirklich in Leipzig geschieht: »Wir hatten keine Angst, dass uns irgendwas passieren könnte. Mein Motto lautete doch immer: Wir haben uns unsere Freiheit einfach genommen.« Und eben auch die Freiheit, ohne Befangenheit im westdeutschen Hörfunk und Fernsehen zu reden, zu einer Zeit, da noch nicht feststeht, was aus dem Protest gegen die SED-Diktatur wird.
Foto: Thomas Mayer
Am Abend des 9. Oktober 1989 gibt Christoph Wonneberger dem Moderator der ARD-Tagesthemen, Hanns-Joachim Friedrichs, ein Telefoninterview.
O-Ton Tagesthemen (Friedrichs): »Guten Abend, meine Damen und Herren, auch an diesem Montag wieder Demonstrationen auf den Straßen von Leipzig im Anschluss an das Friedensgebet in der Nikolaikirche. Am vorigen Montag waren es 15.000 Menschen, die mit der Forderung nach Reformen auf die Straße gegangen sind, heute sind es offenbar noch mehr, man spricht von mindestens 50.000, vielleicht 80.000 Demonstranten.«
Der Moderator hat den Telefonhörer am Ohr und fragt Wonneberger zunächst nach dem »Aufruf der Leipziger Sechs« für den freien Meinungsaustausch unter Fortsetzung des Sozialismus. Auch drei hochrangige SED-Funktionäre haben unterschrieben.
Friedrichs: »Bedeutet das eine erste Öffnung?«
Wonneberger: »Dieser Aufruf hat uns alle überrascht, weil alles darauf hindeutete, dass es einen großen Polizeieinsatz gibt.«
Friedrichs: »Sie müssen doch sehr glücklich sein darüber, dass sich nun auch einige Parteifunktionäre aus der Deckung gewagt haben.«
Wonneberger: »Ja, ich fühle mich ungeheuer erleichtert und es ist so etwas wie eine Entkrampfung zurzeit. Was natürlich jetzt dieser Aufruf bedeutet für die gesamte Entwicklung, das lässt sich bisher kaum abschätzen.«
Friedrichs: »Noch ein Wort zu den Demonstrationen heute Abend in Leipzig, die hat es in diesem Maß noch nie gegeben.«
Wonneberger: »Es sind mehr als 50.000, ich denke eher 80.000 Menschen gewesen.«
Friedrichs: »Die waren alle friedlich?«
Wonneberger: »Es hat keine Auseinandersetzungen gegeben.«
Friedrichs: »Wie hat sich die Polizei verhalten?«
Wonneberger: »Die Polizei war in Bereitschaft, sie hat an der Seite gestanden, sie hat sich nirgends im Einsatz befunden, außer verkehrsregelnd. Wir waren in großer Angst heute und haben in allen Kirchen, in denen Friedensgebete waren, einen Appell unserer Arbeitsgruppen Menschenrechte, Gerechtigkeit und Umweltschutz verbreitet, auf Gewalt zu verzichten.«
Noch scheint aber die Staatsmacht nicht begreifen zu wollen, wie schlecht es um sie nach diesem Tag bestellt ist. Ein Ereignisbericht vom Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Leipzig, Rolf Opitz, an DDR-Ministerpräsident Willy Stoph kündet von Ignoranz gegenüber der wahren Stimmung gegenüber einem Volk, das schon bald die SED-Granden entmachten wird: »Offensichtlich unter dem Eindruck hoher gesellschaftlicher Aktivität progressiver Bürger, der Wirkung der Veröffentlichung in der LVZ … sowie der starken Präsenz der Deutschen Volkspolizei und der Kampfgruppen der Arbeiterklasse handelten die Teilnehmer des Demonstrationszuges ohne Gewaltanwendung … Der Demonstrationszug löste sich selbständig gegen 20.30 Uhr ohne Ausschreitungen und Vorkommnisse auf. Die gesellschaftlichen Kräfte sowie die Einsatzkräfte der Schutz- und Sicherheitsorgane bewiesen eine hohe Einsatzbereitschaft.«
Extra für diesen Montag legte Wonneberger in seinem Pfarrhaus einen Telefonanschluss in einen Raum neben seinem Büro, damit man ungestört telefonieren kann. Am Morgen bohrte er dafür ein Loch durch die Wand. In der Nacht vom 9. zum 10. Oktober spürt Wonneberger dann »nur noch Freude und Zufriedenheit«. Bis 2 Uhr in die Nacht wollen Westmedien unterschiedlicher Ausrichtung wissen, was in Leipzig wirklich geschah, Wonneberger und Freunde geben den Medien jenseits der Mauer wohl zehn Interviews. Mit dem Pfarrer sind seine engsten Vertrauten. Alle sind happy und sich einig: »Ab heute ist nichts mehr so wie es war.« Wonneberger sagt an diesem Abend, in dieser Nacht: »Leute, das müssen wir aber feiern. Denn das, was wir heute erlebten, ist der Durchbruch.« Im familiären Wäscheschrank liegt noch eine Flasche Johnnie Walker, die er irgendwann mal im Intershop gekauft hatte. Ein Prosit auf die Friedliche Revolution!
Foto: Martin Jehnichen / Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V.
Christoph Wonneberger zündet in der Lukaskirche am 5. Oktober 1989 eine Kerze für die inhaftierten Bürgerrechtler an.
Diesen Freudentrunk hätte auch Katrin Hattenhauer gern mitgetrunken. Zu den unikaten Geschichten rund um den 9. Oktober gehört auch ihre. Am 12. September wird sie nach ...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Zitat
  6. Eine Sternstunde
  7. »Wonni« ist so frei
  8. Schlosser bei Diamant
  9. Zum ersten Mal Leipzig
  10. Eine versuchte Anwerbung
  11. Prager Erkenntnisse
  12. Wunderbare Jahre
  13. Im Weinberg in Dresden
  14. Geburt der Friedensgebete
  15. Eine Gewissensfrage
  16. Heirat und Fasten
  17. Die Freiheit des Narren
  18. Zurück in Leipzig
  19. Konzert mit dem Staatsfeind
  20. Populäre Gebete
  21. Lieber Bruder Wonneberger
  22. Kampf um die Wahrheit
  23. Symbol der Freiheit
  24. Der Ton wird schärfer
  25. Treff bei Lukas
  26. Der 25. September 1989
  27. Gepaart mit Gottvertrauen
  28. 9. Oktober – Tag der Entscheidung
  29. Warum ein Atheist die Kirche braucht
  30. Ute, die Frau an seiner Seite
  31. Drei Brüder
  32. Pfarrer ohne Worte
  33. Aus mit 47
  34. Josef und Marie
  35. Der schwierige Bruder Wonneberger
  36. Erinnerungen des Telefonisten
  37. Oliver Kloss, ein enger Vertrauter
  38. Pfarrerfreund Turek
  39. Hausmann und Bundesverdienstkreuz
  40. Helden-Bambi
  41. Geist(lich) vereint
  42. Der Provokateur träumt
  43. Ein Mann für’s Museum
  44. Nachwort (Lutz Rathenow)
  45. Zum Autor
  46. weitere Bücher