Die Sonette an Orpheus - Rainer Maria Rilke
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Die Sonette an Orpheus - Rainer Maria Rilke

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Die Sonette an Orpheus - Rainer Maria Rilke

About this book

Rilke schrieb die 55 Sonette im Februar 1922 wie im Diktat nieder, nachdem er die viele Jahre stockende Arbeit an den Duineser Elegien beendet hatte. Rilke bezeichnet sein Werk im Untertitel als - Ein Grabmal fĂŒr Wera Ouckama Knoop -. Bis auf zwei Sonette (I, 25. und II, 28.), die offensichtlich an die junge TĂ€nzerin gerichtet sind, lassen sich jedoch nur schwer BezĂŒge zur frĂŒh Verstorbenen finden, mit deren Mutter Rilke in gutem VerhĂ€ltnis stand. Auch der Mythos des Orpheus, an den die Gedichte gerichtet sind, wird zwar immer wieder in Anspielungen aufgerufen und liegt den Sonetten zu Grunde, spielt aber nicht die große Rolle, die der Titel erwarten lĂ€sst.Ein Sonett besteht aus vier Strophen. Zwei Quartette werden gefolgt von zwei Terzetten. Die Sonett-Tradition ist in der deutschen Literatur nicht so ausgeprĂ€gt wie beispielsweise in der englischen und italienischen. Fundiert wird das Werk durch den Mythos um Orpheus und Eurydice. Der Gestaltung des vorliegenden Bildbandes liegt die Idee zugrunde, die Texte der Sonette, separiert voneinander in Verbindung mit Bildmotiven auf jeweils einer Buch-Doppelseite anzuordnen. Text und Bild können so eine gestalterische Einheit bilden, so dass man nicht verleitet werden kann, die Sonette ohne Pause nacheineander entsprechend des fortlaufenden Druckbildes zu lesen. Die Bildmotive, so wird man schnell erkennen, haben nicht immer einen direkten Bezug zum Thema des Gedichtes. Mitunter ist Phantasie erforderlich. Mitunter, wie zum Beispiel im Sonett I/18, liegt der Bezug der sichtbaren Dampfmaschie zum thematisierten Einfluß der Technik auf den Menschen klar auf der Hand.Die grafische Gestaltung erhebt nicht den Anspruch, erklĂ€rend zu wirken. Der Ausdruck -ergĂ€nzend- ist angebrachter.Dieser Band ist als Fortsetzung des bereits veröffentlichten und Ă€hnlich aufgebauten Bildbandes Duineser Elegien zu sehen.

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Information

Year
2021
Print ISBN
9783753428062
eBook ISBN
9783753468204
Edition
2
Subtopic
Poetry
Zweiter Teil
Atmen, du unsichtbares Gedicht!
Immerfort um das eigne
Sein rein eingetauschter Weltraum. Gegengewicht,
in dem ich mich rhythmisch ereigne.
Einzige Welle, deren
allmÀhliches Meer ich bin;
sparsamstes du von allen möglichen Meeren, –
Raumgewinn.
Wie viele von diesen Stellen der RĂ€ume waren schon
innen in mir. Manche Winde
sind wie mein Sohn.
Erkennst du mich, Luft, du, voll noch einst meiniger Orte?
Du, einmal glatte Rinde,
Rundung und Blatt meiner Worte.
So wie dem Meister manchmal das eilig
nÀhere Blatt den wirklichen Strich
abnimmt: so nehmen oft Spiegel das heilig
einzige LĂ€cheln der MĂ€dchen in sich,
wenn sie den Morgen erproben, allein –
oder im Glanze der dienenden Lichter.
Und in das Atmen der echten Gesichter,
spÀter, fÀllt nur ein Widerschein.
Was haben Augen einst ins umrußte
lange VerglĂŒhn der Kamine geschaut:
Blicke des Lebens, fĂŒr immer verlorne.
Ach, der Erde, wer kennt die Verluste?
Nur, wer mit dennoch preisendem Laut
sÀnge das Herz, das ins Ganze gebome.
Spiegel: noch nie hat man wissend beschrieben,
was ihr in euerem Wesen seid.
Ihr, wie mit lauter Löchern von Sieben
erfĂŒllten ZwischenrĂ€ume der Zeit.
Ihr, noch des leeren Saales Verschwender –,
wenn es dÀmmert, wie WÀlder weit...
Und der LĂŒster geht wie ein Sechzehn-Ender
durch eure Unbetretbarkeit.
Manchmal seid ihr voll Malerei.
Einige scheinen in euch gegangen –,
andere schicktet ihr scheu vorbei.
Aber die Schönste wird bleiben, bis
drĂŒben in ihre enthaltenen Wangen
eindrang der klare gelöste Narziß.
O dieses ist das Tier, das es nicht gibt.
Sie wußtens nicht und habens jeden Falls
– sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals,
bis in des stillen Blickes Licht – geliebt.
Zwar war es nicht. Doch weil sie’s liebten, ward
ein reines Tier. Sie ließen immer Raum.
Und in dem Raume, klar und ausgespart,
erhob es leicht sein Haupt und brauchte kaum
zu sein. Sie nÀhrten es mit keinem Korn,
nur immer mit der Möglichkeit, es sei.
Und die gab solche StÀrke an das Tier,
daß es aus sich ein Stirnhorn trieb. Ein Horn.
Zu einer Jungfrau kam es weiß herbei –
und war im Silber–Spiegel und in ihr.
Blumenmuskel, der der Anemone
Wiesenmorgen nach und nach erschließt,
bis in ihren Schoß das polyphone
Licht der lauten Himmel sich ergießt,
in den stillen BlĂŒtenstern gespannter
Muskel des unendlichen Empfangs,
manchmal so von FĂŒlle ĂŒbermannter,
daß der Ruhewink des Untergangs
kaum vermag die weitzurĂŒckgeschnellten
BlĂ€tterrĂ€nder dir zurĂŒckzugeben:
du, Entschluß und Kraft von wieviel Welten!
Wir Gewaltsamen, wir wÀhren lÀnger.
Aber wann, in welchem aller Leben,
sind wir endlich offen und EmpfÀnger?
Rose, du thronende, denen im Altertume
warst du ein Keleh mit einfachem Rand.
Uns aber bist du die volle zahllose Blume,
der unerschöpfliche Gegenstand.
In deinem Reichtum scheinst du wie Kleidung um Kleidung
um einen Leib aus nichts als Glanz;
aber dein einzelnes Blatt ist zugleich die Vermeidung
und die Verleugnung jedes Gewands...

Table of contents

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Hinweise
  4. Erster Teil
  5. Zweiter Teil
  6. Anmerkungen von Rainer Maria Rilke
  7. Nachspann
  8. Über den Autor
  9. Quellennachweise
  10. Zum Autor
  11. Video-Veröffentlichungen
  12. Literatur
  13. Impressum