Einsamkeit & Isolation überwinden
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Einsamkeit & Isolation überwinden

Keine Angst vor dem Alleinsein & Ablehnung, Soziale Netzwerke & Digitale Kommunikation nutzen, Selbstliebe & Selbstfürsorge als Wege zum Glück

Simone Janson, Simone Janson, Simone Janson

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Keine Angst vor dem Alleinsein & Ablehnung, Soziale Netzwerke & Digitale Kommunikation nutzen, Selbstliebe & Selbstfürsorge als Wege zum Glück

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Information

Year
2024
ISBN
9783965962347

Authentisch in Social Media: Gemeinsam Einsam?
// Von Simone Janson


Viele Menschen sind einsam. Das Internet, so wird suggeriert, kann helfen Einsamkeit zu überwinden. Doch es hat mittlerweile ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und auch sonst bietet das Thema so seine Tücken.

Wie glaubwürdig sind Nutzer?

Man darf in sozialen Netzwerken nicht alles so bierernst nehmen, weil die Dinge hier oft einfach nur zugespitzt werden. Das ist Teil des Spiels. Doch auch wenn man das weiß, ist es nicht immer einfach dieses Spiel zu durchschauen. Und es besteht immer die Gefahr, dass man sich von anderen ein falsches Bild macht.
Amina Abdallah Araf al Omari war 2011 die Vorzeigebloggerin aus dem durch das Regime unterdrückte Syrien: Die lesbische junge Frau berichtete direkt von den Unruhen in ihrer Heimat. Bis sie von syrischen Polizeikräften abgeholt wurde und verschwande, wie in ihrem Blog zu lesen war. Aber all das stimmte gar nicht. In Wirklichkeit hatte ein 40-jähriger verheirateter weißer Amerikaner, der im schottischen Edinborough studierte, sich als Amina ausgegeben. Er wollte mit dem Fake-Blog die Dissidenten in Syrien unterstützen. Am Ende verriet ihn die IP seiner eMail-Adresse. Unabhängig davon, dass er mit diesem Betrug die echten syrischen Quellen nur noch unglaubwürdiger machte, zeigt die Geschichte vor allem eines: Wie leicht es ist, im Internet, zumindest für eine Zeit, seine Identität zu fälschen. Nun ist das Internet nicht voll von gefakten Identitäten. Die meisten Menschen agieren, wie schon festgestellt, vergleichsweise Deckungsgleich mit ihrer reelen Persönlichkeit – auch wenn manche von ihnen ein Pseudonym benutzen.

Gemeinsam einsam?

Der Soziologe Simon Edwin Dittrich hat sich für einen Sammelband der Heinrich Böll Stiftung zum Thema “#public_life – Digitale Intimität, die Privatsphäre und das Netz ” ausgiebig damit beschäftigt, wie sich das veränderte Kommunikationsverhalten auf den Einzelnen und die Gesellschaft auswirkt. Nach seiner Beobachtung führen die modernen Technologien vor allem zu einer Zunahme der asynchronen Kommunikation. Damit sind Unterhaltungen gemeint, bei denen die Gesprächspartner entweder nicht zeitgleich oder nicht am selben Ort agieren.
Als Beispiel nennt Dittrich das Schreiben von SMS beim Essen. Auf Seite 100 des #public_life-Bandes erzählt er: “Als ich Kind war, wäre es undenkbar gewesen, vom Abendbrottisch aufzustehen, um ans Telefon zu gehen. Wenn ich heute mit Freunden gemeinsam esse, kommt es öfters vor, dass mehrere von uns in ihr Telefon schauen, Emails checken, SMS schreiben, Twittern oder auf Facebook schreiben. Natürlich hagelt es auch immer wieder Kritik von Menschen, die es als unhöflich empfinden, wenn man ihnen nicht seine volle Aufmerksamkeit widmet. Aber die Vehemenz nimmt ab. ” Für Dittrich ist das nicht nur ein singuläres Phänomen, sondern hat Auswirkungen auf unsere Gesellschaft: Beispielsweise unterhalten sich viele Reisende in Zügen nicht mehr miteinander, sondern via Handy oder Laptop mit anderen, weit entfernten Gesprächspartnern. Statt also mit dem direkten Umfeld zu kommunizieren, spricht man zunehmend nur selektiv mit Menschen, die man sich selbst ausgesucht hat. Das aber macht die Wahrnehmung selektiver und Austausch ärmer: Viele Informationen, die man in einem Gespräch unter Reisenden zufällig bekommen würde, bleiben dabei auf der Strecke. Bildhaft ausgedrückt: Der Tunnelblick auf die mobile Kommunikation kann so verhindern, dass sich der eigene Horizont erweitert.

Kommunikation im öffentlichen Zwischenraum

Für Dittrich entsteht auf diese Weise ein öffentlicher Zwischenraum, in dem paradoxerweise aber vor allem private Handlungen vollzogen werden – beispielsweise wenn sich Leute im Bus via Mobiltelefon streiten und das alle mitbekommen. Und genau aus diesen Zwischenräumen ist es hinterher auch schwieriger, wieder herauszukommen, wie Dittrich konstatiert, denn sie sind eben nicht wirklich privat: “Mit den Spuren, die wir in den öffentlichen Zwischen(t)räumen zurück- lassen, wird es aber schwieriger, ein Umfeld komplett zu verändern. Jedenfalls ist es nicht so ‘einfach’ wie aus Klein-Gummersbach nach Hamburg zu ziehen, denn unsere Online-Profile bleiben unverändert.” Eine Erfahrung, die auch Vivian Pein machte. Die 29-Jährige war Community-Managerin bei Xing und wurde auch als solche im Netz wahrgenommen. Dazu hatte sie mit ihren zahlreichen Aktivitäten im und um das Netz auch selbst beigetragen. Dann aber wechselte sie zum Logistikunternehmen Hermes als Social Media Managerin. Das Problem: Viele ihrer Online-Kontakte haben den Jobwechsel gar nicht mitbekommen – und sprechen sie immer noch als Xing-Mitarbeiterin an.
Noch einen Schritt weiter geht die amerikanische Psychoanalytikerin und Soziologie-Professorin Sherry Turkle. Sie erforscht seit über 30 Jahren die Auswirkungen moderner technischen Entwicklung auf unser Leben. In ihrem neuen Buch “Alone Together” warnt Sie vor der schleichenden Vereinsamung, die kommunikativen Veränderungen mit sich bringen können. Denn das Internet, vor allem in der mobilen Version für Hand- oder Hosentasche, böte jederzeit die Möglichkeit, den komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen der Realität zu entfliehen – so wie die Studentin, die ohne weiteres ihren Freund gegen einen Roboter als Liebhaber eintauschen würde, um sich die Welt einfacher und besser zu machen. Oder wie Kollegen, die eMails oder SMS ins Nachbarbüro schicken, weil es ihnen zu intim vorkäme, dort einfach vorbeizuschauen. Wichtige Informationen und gefühlsmäßige Regungen, die in einem Telefonat oder im persönlichen Gespräch mitausgetauscht würden, fehlten dabei – und genau dadurch verändere sich nicht nur die Kommunikation sondern die zwischenmenschlichen Beziehungen insgesamt. So sagt Turkle in einem Interview: “Man kann online andere Beziehungen haben. In einer gewissen Weise enthüllen die Menschen mehr von sich selbst. Aber sie enthüllen das, was sie enthüllen wollen, nicht unbedingt das, was der andere wissen will! In einer Freundschaft von Angesicht zu Angesicht findet eher ein echter Austausch statt. Ich untersuche solche Chats seit den frühen neunziger Jahren, und wissen Sie was: Wenn es ungemütlich wird, dann kneifen die Leute. Es gibt viel weniger Verbindlichkeit in den Beziehungen.”

Realitätsverlust durch das Internet als große Gefahr?

Nun mag Turkle recht haben damit, dass im Internet soziale Beziehungen, anders, nämlich oberflächlicher ablaufen und das damit für manche Menschen eine Gefahr des Realitätsverlustes einhergeht, wenn man sich zu sehr darauf einlässt. Die Medizinerin Shima Sum von der Universität Sidney zeigte zudem 2008 in einer Studie unter Senioren, dass sich schon bestehende Einsamkeit nur sehr schlecht mit Social Media, Chats, Foren und privaten Nachrichten bekämpfen. Im Gegenteil, wenn sich erst die Isolation im realen Leben den Weg ins virtuelle sozialeNetz bahnt, wird der Mangel an echten Freunden eher noch größer. Allerdings darf man Online-Intimität eben nicht mit echter Intimität verwechseln. Und natürlich sind Textnachrichten im Internet bequemer als Telefonate oder das persönliche Gespräch, weil man eben mit einer großen Zahl von Menschen in Kontakt stehen und diese gleichzeitig mehr auf Distanz halten kann, als das zum Beispiel bei einem Telefonat möglich wäre, bei dem wir persönlich anwesend sein müssen und die Stimme – und die darin mitschwingenden Emotionen – des anderen hören. Allerdings kann ich nicht erkennen, was daran verkehrt sein soll, im Gegenteil, um effizient arbeiten zu können, ist diese Filterung sogar unablässig. Zumal Turkle auch über sich selbst sagt, dass eMails auch ihr wichtigster Kommunikationsweg sind. Eine holländische Studie von Patti M. Valkenburg und Jochen Peter zeigt folgerichtig auch das Soziale Medien ein hervorragendes Mittel sind, um einen bereits bestehenden Bekanntenkreis zu pflegen.
Man muss also differenzieren. Einmal nach den Gründen, wie warum man soziale Medien nutzt, aber auch danach, mit wem man kommuniziert und warum. Denn natürlich besteht die Gefahr, dass man seinem inneren Schweinehund nachgibt und faul zu Hause sitzen bleibt, statt sich persönlich mit Menschen zu treffen. Und während die meisten Menschen im richtigen Leben oft sehr genau wissen, wer Freund, Kollege, guter Bekannter oder Feind ist, scheint genau diese Unterscheidung viele Menschen in Sozialen Netzwerken zu verwirren. Das merke ich immer dann, wenn mich Leute, die sich normalerweise ja auch nicht mit jedem auf ein Bier verabreden, unsicher fragen “Was mache ich denn, wenn ich bei Facebook eine Freundschaftsanfrage von jemandem bekomme, den ich nicht als Freund haben will?” Grund dafür ist, dass die Kommunikation in digitalen Zwischenräumen zwar öffentlich, aber doch oft auch irgendwie persönlich ist. Die strikte Trennung zwischen Öffentlich und Privat existiert im Netz also nicht mehr, die Grenzen sind aufgehoben. Die Frage ist daher: Wie gehen wir damit um? Brauchen wir neue Grenzen? Oder sind wir grenzenlos frei?

Kotzende Einhörner beim Flittern

Daniel Decker sitzt auf der großen Bühne im Friedrichstadtpalast und trinkt Wodka. Und er redet übers Flittern. Flittern, das ist Flirten via Twitter, wo Decker als @kotzend_einhorn aktiv ist. Und er stellt ernüchtert fest, dass zwischen der Kommunikation bei Twitter und dem Realen Leben eben doch große Unterschiede bestehen: Twitter, so seine Erfahrung, ist eben nicht die Chance für Schüchterne, den Lebenspartner zu finden.
So geschehen in der Veranstaltung “What’s happening? Love.”, die zu einem der großen Publikumsmagneten auf der Blogger-Konferenz re:publica 2011 avancierte. Wohl auch deshalb, weil das ein Thema ist, bei dem jeder irgendwie mitreden kann. Wirklich spannend aber war die Diskussion zwischen Decker und Moderatorin Teresa Bücker über Rollenspiele und Kommunikationsverhalten bei Twitter, die bis heute als Video bei Youtube zu sehen ist. Während Bücker die Ansicht vertrat, dass Menschen, die bei Twitter sehr klug, nett und eloquent seien, das meist auch in der Realität seien, hatte Decker andere Erfahrungen gemacht: Der bekennende Telefonmuffel kann sich schriftlich viel besser ausdrücken als mündlich und musste sich daher nach erfolgreicher Kontaktanbahnung im Netz anhören: “Auf Twitter bist Du viel Lustiger… irgendwie bist eine ganz andere Person.” Seine Erklärung dafür: “Selbst wenn man im Netz unter seinem realen Namen agiert und sich möglichst wenig versteckt, ist es natürlich immer noch so, dass man natürlich ein Figur kreiert. Das kann natürlich auch im realen Leben passieren. Aber der Unterschied ist, dass man sich bei Twitter vor dem ersten Treffen schon viel intimer und viel weiter ausgetauscht hat, als wenn man sich so auf einer Party trifft. Deswegen ist das Bild, das sich das Gegenüber schon gemacht hat, ein ganz anderes.”

Im Internet kommunizieren – aber richtig!

Genau das ist der wichtige Punkt: Menschen machen sich nunmal ein Bild von anderen, wenn sie mit ihnen reden. Das setzt sich daraus zusammen, was jemand sagt – aber unbewusst auch aus den Gesten, der Mimik und dem Tonfall der Stimme. Genau diese Merkmale fehlen bei der Kommunikation in sozialen Netzwerken. Zum Beispiel auch, weil man in Sozialen Medien in der Regel schriftlich kommuniziert. Dadurch fehlen uns aber dann wichtige Informationen, die uns unsere Gesprächspartner im persönlichen Dialog durch die Stimme, Gestik und Mimik unbewusst mitteilen. Der amerikanische Psychologe Albert Mehrabian fand 1967 in zwei Studien heraus, dass die Wirkung einer Botschaft nur zu sieben Prozent vom Inhalt des Gesagten abhängt. 55 Prozent werden durch Körpersprache bestimmt und 38 Prozent durch Stimme, Tonfall, Betonung und Artikulation. Was aber tun, wenn uns diese 93 Prozent der Kommunikation fehlen – zum Beispiel, wenn wir mit Leuten eben nur twittern oder bei Facebook chatten, statt mit ihnen persönlich zu reden? Dann müssen wir uns diese Informationen dazu denken und neigen vielleicht dazu, ob wir wollen oder nicht, uns ein Bild zu machen, mit der Realität nichts oder wenig zu tun – je nachdem, wie gut wir unseren Gesprächspartner wirklich kennen.
Daher sollten soziale Netzwerke immer nur Teil unserer Kommunikation sein – die persönliche Kommunikation sollten sie aber nicht ersetzten. Wenn das doch geschieht, besteht die Gefahr, dass wir uns von unseren Gesprächspartnern, sei das nun von ihnen beabsichtigt oder nicht, ein völlig falsches Bild machen. Wie sehr sich das Bild, dass die Menschen von sich im Netz abgeben, vom realen Menschen unterscheidet, hängt allerdings offenbar stark von der persönlichen Zufriedenheit ab. Die Medienpsychologen Sabine Trepte und Leonard Reinecke von der Hamburg Media School haben in mehreren Studie die Auswahl von Avataren bei...

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