Vier Pilger - ein Ziel
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Vier Pilger - ein Ziel

Zu Fuß nach Jerusalem

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Vier Pilger - ein Ziel

Zu Fuß nach Jerusalem

About this book

In sieben Monaten zu Fuß von der Schweiz nach Jerusalem: eine 4300 km lange Pilgerreise, die Hildegard Aepli, Esther Rüthemann, Christian Rutishauser und Franz Mali von Christi Himmelfahrt bis Weihnachten durch elf Länder führte.Dieses Buch ist aus den Beiträgen entstanden, die während des Pilgerns im Blog veröffentlicht, und aus Texten, die rückblickend geschrieben wurden - über Themen wie Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, Spiritualität (und Sinn) des Pilgerns, Unterkünfte, Krisen, Begegnungen auf dem Balkan, Syrien - eine schwierige Entscheidung angesichts des Bürgerkrieges.In ihnen wird die starke Verwurzelung der vier Pilger in der ignatianischen Spiritualität erkennbar - etwas, das sie bis heute unterwegs sein lässt für Frieden und den Dialog mit anderen Religionen.

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Information

Publisher
Echter
Year
2015
Print ISBN
9783429038182
eBook ISBN
9783429062170

ZEHNTES KAPITEL:

Unterwegs in der Türkei

Begegnung mit dem Islam

Wir erreichen die bulgarisch-türkische Grenze. Von weiten schon sehen wir die rote türkische Fahne wehen. Vor uns liegt eine riesige Zollanlage, die größte auf der ganzen Tour. Schlangen von Autos warten auf Durchlass. Wir schreiten beschwingt an ihnen vorbei, staunen über die verschiedenen „Herkünfte“ der Reisenden, wechseln ein paar Brocken auf Italienisch und Englisch. Bei den Zöllnern angelangt, wird uns gesagt, zu Fuß könnten wir hier nicht weitergehen, wir sollten zurück und in unsere Autos einsteigen. Wir schauen uns schmunzelnd an, erklären uns. Lange Gesichter. Kollegen werden gerufen. Staunen. Wir sind eine kleine Attraktion und bekommen bald die Erlaubnis, die Türkei zu betreten. Knapp hinter der Zollanlage erhebt sich eine riesige Moschee. Wie ein Bollwerk erscheint sie mir. Sie steht für sich allein, gehört weder zu einem Dorf noch zu einer Stadt. Der Zollübergang bedeutet hier auch Religionsgrenze. Unsere Route führt ab jetzt zwar durch einen säkularen Staat, aber der Islam prägt ihn ganz klar.
Die erste Stadt in der Türkei heißt Edirne. Sie erlebte von 1368 bis 1453 eine Blütezeit als Hauptstadt des osmanischen Reiches. Das ist der Grund, weshalb wir in Edirne wunderbar alte Moscheen besichtigen können. Ich bin beeindruckt ob der Schönheit, bewundere die Schriftzeichen, Farben, Teppiche, und die Andacht der vielen betenden Männer berührt mich. Esther entdeckt auch einen alten islamischen Friedhof, wo die Inschriften der Grabmäler noch arabisch geschrieben sind.
Die muslimische Welt begegnet uns ab der Türkei bis nach Jerusalem. Wir beobachten, wie unterschiedlich sie uns hier, dann in Syrien, Jordanien und schließlich in Israel/Palästina entgegenkommt. In der Türkei ist die Präsenz des Islam eine lautstarke. Die Lautsprecheranlagen, die den Muezzin ersetzen, sind unüberhörbar, manchmal schrill, aber auch ergreifend. Die Intensität des Betens, der Aufruf, sich gemeinsam für Allah zu öffnen, beeindrucken mich. Weil Esther und ich immer wieder auf der Suche nach Postkarten und Marken sind, merken wir schon bald, dass wir die Türkei gegen Ende des Ramadan betreten haben. Die Menschen warten mit Essen und Trinken, bis die Sonne untergeht. Dann beginnen sie sich in Lokalen zu sammeln und gemeinsam zu essen.
Von einem weiteren islamischen Fest berichtet Esther im nächsten Blog. (ha)

Mitten hineingeraten

Als wir nach dem Essen noch ein wenig die Stadt Edirne erkunden wollen und zur großen Moschee hochlaufen, geraten wir mitten in eine große Versammlung hinein. Die vielen Menschen sind uns schon tagsüber aufgefallen – viele Frauen mit Kopftüchern, Männer mit gestrickten Käppchen, modern Angezogene und viele Zigeuner.
Je näher wir zur Moschee kommen, umso mehr Leute drängen sich an uns vorbei, viele andere sitzen und liegen auf den Wiesen. Wir gehen weiter um die Moschee herum. Eine alte muslimische Frau spricht uns mit „Guten Abend“ an und lädt uns ein, in der Moschee zu beten. Sie sagt, wir gehen mit Allah reden. Wir folgen ihr, aber nach ein paar Schritten haben wir sie verloren und ein junger Mann, der in Deutschland lebt, nimmt sich unser an. Er erklärt uns, warum sich so viele Menschen um die Moschee niedergelassen haben. Jeder Flecken Boden um die Moschee und auch im Innern des Vorhofs ist belegt mit Teppichen, Tüchern und Tischdecken. Auf ihnen sitzen und warten ganze Familienclans mit Plastiksäcken voller Essen und Getränken auf den Sonnenuntergang und auf das Zeichen, das Fasten zu brechen. Nicht jeder Abend sei so wie heute, es sei ein heiliger Tag, erklärt der Deutschtürke. Wir feiern, dass der Koran vom Himmel kam, darum sind die Menschen von überall her gekommen, sogar aus Istanbul.
Wie das wohl vor sich geht? Wir setzen uns hin, um dem Treiben zuzuschauen. Wer beginnt mit Essen und wann? Gibt es ein Zeichen? Was geschieht? Wir warten – die Frauen fangen an, das Essen auszupacken und herzurichten, Kaffeegeruch steigt uns in die Nase, Trauben werden gewaschen, aber niemand isst oder trinkt. Es ist nach 8 Uhr abends. Wir warten. An den Spitzen der Minarette ist die Sonne bereits verschwunden. Ich muss noch schnell aufs Klo. Das geht aber nicht schnell, denn die Frauen waschen sich dort und das dauert. Nach meiner Rückkehr warten wir noch immer, kommen mit zwei Buben ins Gespräch, die allzu freundlich sind, unsere Hände ehrwürdig küssen, wie man das mit älteren Leuten macht, und die dafür natürlich Money, Money wollen.
Wir warten noch immer – und plötzlich ein Knall, Musik und der Muezzin ruft zum Gebet. Alle beten kurz und dann wird in aller Eile getrunken. Der Mann neben mir leert fast eine ganze Flasche, Kunststück, er wartete den ganzen Tag auf diesen Moment. Dann wird gegessen und geredet und gebetet. Eine schöne und friedliche Stimmung breitete sich über der picknickenden Menge aus. (er)

Hinter Gittern

Zum ersten Mal erlebe ich ein muslimisches Gebet in einer Moschee. Wir sind per Zufall hineingeraten, weil wir die Moschee besichtigen. Immer mehr Männer kommen an uns vorbei, grüßen, nicken, beachten uns oder auch nicht. Einer der Männer schickt uns zu den Frauen auf die Empore, was wir auch tun.
Eine steile Stiege führt uns hinauf aus dem Blickfeld der Männer, auf die Empore. Wir werden nicht gesehen, sehen selber aber auch nicht viel. Hinter Gittern, fern dem Geschehen, nehmen wir Platz. Eine junge Frau mit abgelegtem Tschador ist ins Gebet vertieft. Sie nickt uns freundlich zu und heißt uns damit bei den Frauen willkommen. Drei weitere sitzen schon oben und begutachten die Männer, tuscheln und machen einander mit dem Finger auf irgendwen oder irgendwas aufmerksam. Noch drei Frauen kämpfen sich keuchend die Stiege hoch. Ich strecke ihnen meine Hand entgegen, damit sie sich an mir hochziehen können. Dankbar nehmen sie an, lächeln mir zu. Scharfer Schweißgeruch, der sich in den langen Nylonmänteln hält, kommt mir entgegen.
Das Gebet beginnt. Ich versuche etwas zu sehen, stelle mich ans Gitter. Der Blick ist leider sehr eingeschränkt. Immer wieder schaue ich zu den betenden Frauen, schaue ihren Ritualen, Gesten, Bewegungen zu. Viele Fragen tauchen auf. Was bewegt eine Frau, sich so zu verhüllen? Wie erleben sich die Frauen im Islam? Was beten sie? Was verstehen sie? Hilft ihnen ihr Glaube? Kann ich es mit dem, was mich bewegt, vergleichen?
Das Gebet endet. Die junge Frau kommt auf Hildegard zu und spricht sie auf Englisch an. Ein kleiner Wortwechsel entsteht. Namen werden ausgetauscht. Sie heißt Gül, das bedeutet Rose. Hildegard heißt übersetzt Schützerin im Kampf, das ist auf Englisch schwer zu sagen, da ist Esther, der Stern, schon einfacher. Wie alt wir seien, oh, wir sähen jünger aus. Sie ist 22. Sie freut sich sichtlich, mit uns ein bisschen zu plaudern und noch mehr darüber, als Hildegard ihr sagt, sie habe sich im Stillen gewünscht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Leider muss sie sich bald verabschieden, denn ihr Mann steht unten und wartet. Mit viel Wärme in den Augen sagt sie: Nice to meet you, zieht den Tschador über, knüpft ihn streng unterm Kinn und bis zu den Handgelenken zu und steigt nach unten. Zusammen mit ihrem Mann verlässt sie das Gebetshaus. Gerne hätten wir mit ihr noch länger gesprochen. (er)

Feiern und Feste

Für uns vier beginnt mit der islamischen Welt ein neues Kapitel. Wir feiern jeden Sonntag miteinander Eucharistie und machen uns dafür auf die Suche nach einer Flasche Wein. In Edirne, zur Zeit des Ramadan, war es unmöglich, eine solche aufzutreiben. Christian hatte in mehreren Hotels danach gefragt und war erfolglos geblieben. Auch den Schwarzmarkt konnte er an diesem Tag nicht ausfindig machen. Tage später entdecken wir, dass schwarze, undurchsichtige Plastiksäcke darauf hinweisen, dass jemand Alkohol gekauft hat, dass es also einen Laden geben muss. Da ist allerdings auch die Zeit des Ramadan vorbei.
Während der Vorbereitungszeit zuhause hatten wir uns Gedanken gemacht, wie wir ab der Türkei damit umgehen sollten, unser Ziel Jerusalem zu nennen. Sollten wir vorsichtig sein gegenüber den Moslems? Wir wissen nicht, wie sie unsere Wallfahrt einschätzen. Im Nachhinein empfinden wir unsere Sorge als völlig lächerlich. In der Türkei haben wir während der 75 Tage, die wir uns in diesem riesigen Land aufhalten, nirgendwo Probleme. Wir geben immer unser Ziel an und sagen, dass wir eine „Hadsch“ machen. Die Menschen sind genauso offen und beeindruckt wie in allen anderen Ländern.
So wie wir beim Eintritt in die Türkei das Ende des Ramadan miterleben durften, wird uns kurz vor der syrischen Grenze bewusst, dass wir das Land wieder zu Festzeiten verlassen, zur Zeit des Opferfestes, eines der größten Feste für Muslime. In den Bauerndörfern, die wir durchlaufen, begegnen wir Menschengruppen, die dabei sind, ein Opfertier zu schlachten. Überall entdecken wir Plakate und Transparente mit der Aufschrift iyi bayram (gutes Fest). Die Menschen rufen uns den Wunsch auch zu und auch wir begrüßen sie in diesen Tagen genauso: iyi bayram.
In Syrien fällt uns auf, dass hier der Muezzin kaum hörbar ist. Im Gegensatz zur Türkei empfinden wir den Islam hier stiller, ja beinahe unauffällig. Wir laufen durch Gebiete der Alawiten, erfahren, dass dies eine gemäßigtere islamische Ausrichtung ist. Die Frauen sind ohne traditionelle Kopfbedeckung anzutreffen. Später geht unser Weg auch durch mehrheitlich christliche Dörfer. Wir sind erstaunt und wir freuen uns darüber. (ha)

Themenwechsel

Es gibt große Schlangen und schöne Echsen in Bulgarien, in Kroatien Hasen, Igel, Füchse, Hunde und Katzen, sogar Dachse und vieles mehr. All diese Tiere lagen tot am Straßenrand. Unschön und traurig anzusehen. Immer wieder „riechen“ wir sie von weitem. Auf dem Weg nach Edirne in der Türkei bewegt sich etwas am Straßenrand. Ich schaue hin – eine Schildkröte. Wow! Welche Freude! Eine Schildkröte in freier „Wildbahn“ habe ich noch nie gesehen. Wie kommt sie denn hierher? Wurde sie ausgesetzt? Ich bin fasziniert. Dass diese Schildkröte keine Einsiedlerin ist, sehen wir an den überfahrenen Resten ein paar Meter weiter. Und immer wieder treffen wir nun Schildkrötenpanzer, die einen überfahren, die anderen auf dem Teer verendet. Gibt es hier vielleicht freilebende Schildkröten? Wenn ja und wenn es ihnen hier gut geht, freue ich mich auf die nächste, hoffentlich lebende! (er)

Eindrücke von unserem Tag

Kurz nach Aufbruch in Edirne um 5 Uhr Stromausfall in der ganzen Stadt. Dunkler könnte es nicht mehr sein. Wir suchen unsere Stirnlampen, ziehen die Leuchtwesten an. Zum Glück dauert die Unterbrechung nicht lange. Die Gehwege in den Städten sind tückisch. Wir laufen auf der D 100. Die Straßen in der Türkei sind breiter, sogar doppelspurig, und wir glauben es kaum – mit Pannenstreifen. Das nennen wir echte Pilgerwege. Die Türken hupen und winken uns fast andauernd aus ihren Autos zu. Wir sind eine Attraktion, wenn wir zu viert mit Rucksack und Stöcken daherkommen. Die Autobusse, die regelmäßig zwischen den Ortschaften hin und her fahren, hupen auch, verlangsamen, warten, ob wir einsteigen wollen. Ein Busfahrer stoppte gar sein Gefährt, fuhr rückwärts, um uns aufzuladen. Wir lehnten dankend ab.
In der Nähe einer Baustelle rennt ein junger Mann über die Straßen auf uns zu. Es ist Enver. Ich bin Berliner, sagt er stolz. Ein Türke – in Berlin aufgewachsen, Studium absolviert, Firma gegründet, für ein paar Monate hier – schätzt uns als Deutsche ein. Er lädt uns zum Tee ein, und ein interessantes Gespräch über seine Einschätzung zu Türkei und EU entsteht. Er gibt uns seine Telefonnummer. Tag und Nacht dürften wir ihn anrufen, falls wir Probleme hätten. (ha)

Ein junger Türke

Gestern standen wir vor Çorlu und kamen mit einigen Männern am Straßenrand ins Gespräch. Auf einmal gesellte sich ein junger Türke dazu, der ein perfektes und ausgewähltes Englisch sprach. Denizhan war auf dem Balkon gesessen, hatte uns beobachtet und war gleich auf die Straße gekommen, weil er dachte, die anderen könnten uns mit ihren Sprachkenntnissen nicht weiterhelfen – und weil er neugierig war, wer wir seien.
Als wir die letzten 5 km zur Stadt unter die Füße nahmen, begleitete er uns und trug später auch Hildegards Rucksack. Noch nie ist er ins Zentrum seiner eigenen Stadt zu Fuß gegangen! Beim Gehen begann er, der 25-Jährige, mir seine Geschichte zu erzählen: Vor vier Jahren war er 125 kg schwer, heute noch 77. 16 Stunden saß er am Computer und aß in sich hinein. Offensichtlich war er nach der Verweigerung des väterlichen Wunsches, die Militärakademie zu besuchen, und nach abgebrochenen technischen Studien aus der Spur gekommen. Nun hat er mit Hilfe von Ärzten und Freunden und eigener strengster Disziplin zur Gestaltung des eigenen Lebens zurückgefunden. Als wir ihn einluden, mit uns am Tagesziel etwas zu Mittag zu essen, trank er nur Wasser, weil er sich immer noch an seine Essensordnung hielt. In wenigen Tagen wollte er mit dem Studium der englischen Sprache und Literatur in Trabzon beginnen. Die Phase der Apathie schien überwunden. Uns fiel aber auf, dass er immer noch stark zitterte; gesundheitlich schien er noch nicht über den Berg.
Denizhan ist ein junger und sensibler Türke, der sich über die Entwicklung seiner Gesellschaft Gedanken macht und mit der Banalität des Alltagslebens seiner Kollegen nicht zufrieden ist. Er sucht – noch etwas sehr idealistisch und trotzdem schon recht differenziert – nach einem Lebensentwurf. Die Menschen des Westens und Asiens faszinieren ihn, weil er in ihnen Menschen sieht, die ihr Leben nach Prinzipien und Einsichten gestalten. Dies vermisst er in seiner Heimat. Als wir uns verabschieden, wünsche ich Denizhan alles Gute. In der Stunde gemeinsamen Weges habe ich ihn ins Herz geschlossen, vielleicht auch deshalb, weil ich in ihm viel Sehnsucht meiner eigenen Studentenzeit gespiegelt sehe. (chr)

Tierische Freude

Gestern beim Wassertrinken entdeckten wir ein unglaubliches Schauspiel. DAS haben ich und auch die anderen noch NIE gesehen! Tausende und Abertausende von Störchen auf ihrem Zug in den Süden. Sie war überwältigend, die riesige Ansammlung der Vögel, die über uns hinwegzog. Wir bestaunten ihre Segelkünste, die Formationen, wie sie wild durcheinanderflogen und doch keiner den anderen berührte. Wir waren begeistert!
Alle diese Störche haben das gleiche Ziel – fliegen uns sogar ein Stück voraus, überqueren den Bosporus, um dann über den Sudan nach Tansania und sogar bis nach Südafrika zu gelangen. Sie legen einige Kilometer mehr zurück als wir, ca. 150 bis 300 km pro Tag, oft mehr als 10 000 km insgesamt. Der Strecke über den Bosporus nach Zentralanatolien bis Iskenderun folgen etwa 500 000 Störche. Es sind die sogenannten Ostzieher. (er)

Mit der Filmcrew unterwegs

In den letzten freien Tagen in Istanbul ist eine Reise...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Widmung
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. ERSTES KAPITEL: Die Vorgeschichte
  7. ZWEITES KAPITEL: Abschied
  8. DRITTES KAPITEL: Erfahrungen mit dem GPS
  9. VIERTES KAPITEL: Pilgeralltag
  10. FÜNFTES KAPITEL: Unterkünfte
  11. SECHSTES KAPITEL: Krisen
  12. SIEBTES KAPITEL: Begegnungen
  13. ACHTES KAPITEL: Spiritualität und Sinn des Pilgerns
  14. NEUNTES KAPITEL: Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft
  15. ZEHNTES KAPITEL: Unterwegs in der Türkei
  16. ELFTES KAPITEL: Syrien – eine schwierige Entscheidung
  17. ZWÖLFTES KAPITEL: Advent – Warten kurz vor dem Ziel
  18. DREIZEHNTES KAPITEL: Jerusalem, am Ziel ankommen
  19. VIERZEHNTES KAPITEL: Heimkehren
  20. SCHLUSS-STATEMENTS
  21. Anmerkungen
  22. Impressum