12In der Mediation behalten die Parteien ihre Autonomie, sie geben die Entscheidung nicht an ein Gericht oder einen Schlichter ab, sondern treffen sie selbst â und genau das ist der Grund, warum dieses Verfahren fĂŒr die Bau- und Immobilienwirtschaft so geeignet und in diesem Kontext auch so erfolgreich ist. TatsĂ€chlich kann man von Erfolgsquoten von bis zu 80 % ausgehen. Wie das funktioniert, wollen wir Ihnen in diesem Beitrag zeigen.
13Mediation ist ein Verfahren der Konfliktlösung, in welchem der Mediator als neutraler Dritter zwischen den Parteien vermittelt und sie dazu anleitet, wieder kooperativ und lösungsorientiert miteinander zu kommunizieren, um ein möglichst fĂŒr alle Parteien gutes Ergebnis zu erreichen und so ihre eigene, konsensuale Lösung des Konfliktes zu finden. Dabei behalten die Parteien ihre Entscheidungsmacht â das macht die erarbeiteten Lösungen nachhaltiger, erhĂ€lt im besten Fall das ArbeitsbĂŒndnis zwischen den Parteien und verhindert eine Trennung nach dem Streit, was etwa in laufenden Bauprozessen ein echter Gewinn ist. Am Ende des Prozesses sollten die Parteien eine Lösung vereinbaren können, auch wenn sie sich das am Anfang ihrer Auseinandersetzung nicht vorstellen konnten.
14Meistens sehen die Streitenden erst einmal keine Optionen fĂŒr eine Einigung. Oder sie sehen eine Lösung, können sich aber nicht verstĂ€ndigen. Also brauchen sie jemanden, der ihnen dabei hilft, ihren Konflikt zu bearbeiten. Der Mediator fĂŒhrt die Parteien zu ihrer eigenen Lösung. Das funktioniert ĂŒber das Herausarbeiten der Interessen, das Ăberwinden von Einigungshindernissen und das Finden alternativer Lösungsoptionen. Wichtig ist dabei, dass die Rolle des Mediators die eines neutralen Vermittlers und nicht die des Entscheiders ist; der Mediator ermöglicht den Parteien eine Einigung, welche sie selbst finden und gestalten können.
15Mediation kommt von dem lateinischen Verb mediare, das bedeutet âin der Mitte seinâ, und definiert die Rolle des Mediators. In der Mediation sind die Parteien gefordert, selbst an der Lösung mitzuarbeiten, wobei ihnen der Mediator als neutraler Dritter behilflich ist. Als konsensuales Verfahren im Gegensatz zu einem Entscheidungsverfahren hat die Mediation viele Vorteile.
1.Entwicklung der Mediation
16Die Mediation wie wir sie heute kennen hat ihren Ursprung in dem sachbezogenen Verhandlungskonzept, wie es Roger Fisher und William Ury 1981 entwickelt haben.6 Das sogenannte âHarvard Konzeptâ beruht auf dem an sich einfachen Motto: âHart in der Sache â weich zu den Menschenâ, und auf folgenden vier Grundprinzipien:
â Menschen und Probleme getrennt voneinander behandeln
â Auf Interessen konzentrieren, nicht auf Positionen
â Entwickeln von Entscheidungsmöglichkeiten zum beiderseitigen Vorteil
â Anwendung objektiver Beurteilungskriterien
17Das Ziel der Verhandlung ist eine Ăbereinkunft, welche die guten Beziehungen der Parteien erhĂ€lt, in der beide Seiten mitnehmen, was sie brauchen â oder, wenn beide das Gleiche brauchen, es fair teilen â und die zeiteffizient verhandelt werden kann, weil die Parteien nicht auf ihre Positionen bestehen.
18Das Harvard-Konzept unterscheidet zwischen den beiden Kommunikations-Ebenen: der des Sachinhaltes, also der zu verhandelnden Ăbereinkunft, und der VerhandlungsfĂŒhrung, einer Meta-Ebene. Dabei wird Wert darauf gelegt, die Interessen der Beteiligten zu thematisieren, und nicht die vorab eingenommenen Positionen zu zementieren. Die Konfliktparteien mĂŒssen ihre Interessen kommunizieren und die der jeweiligen Gegenseite wahrnehmen und wertschĂ€tzen, um zu einer allen möglichst gerecht werdenden Lösung zu kommen.
19Auch der Umgang mit Emotionen wie Verunsicherung, Ărger oder Wut muss geklĂ€rt...