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Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. Halbband 2
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Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. Halbband 2
About this book
The present second volume completes the handbook Die slavischen Sprachen "The Slavic languages. Ein internationales Handbuch zu ihrer Struktur, ihrer Geschichte und ihrer Erforschung. An International Handbook of their History, their Structure and their Investigation". While the general conception is continued, the present volume now contains articles concerning inner and outer language history as well as problems of sociolinguistics, contact linguistics, standardology and language typology.
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Information
XXVI. VarietÀten Slavischer Sprachen
149. Territoriale Dialekte
Abstract
The study of territorial dialects is the main topic of dialectology. However, before the exploration and description of territorial dialects and the related linguistic areas can be started, a general problem must be discussed. This refers to the definition of the object, the dialect itself, which generates some difficulties for the formation of the theoretical basis for this discipline. Nevertheless, a lot of practical work has already been done with only intuitive knowledge of the topic, and the arsenal of methods and techniques in dialectology is being constantly developed further.
1. Einleitung
Aus dem Alltag ist allgemein bekannt, dass die Sprecher in einem bestimmten Sprachgebiet sehr unterschiedlich miteinander reden. So unterscheiden sich beispielsweise Bulgaren aus dem Osten, Westen und SĂŒden sowohl in der Aussprache wie auch im Wortschatz deutlich voneinander. Ihre ĂuĂerungen weisen neben den in diesem Kontext vernachlĂ€ssigten individuellen, sozialen und generationsspezifischen auch erkennbare regionale Besonderheiten auf. Solche sprachgeographisch distinktiven, diatopischen Unterschiede registriert jeder Hörer mehr oder weniger bewusst. Ihre systematische Erfassung und Beschreibung ist der primĂ€re Gegenstand der Dialektologie. Dieser erste konkrete Hinweis auf den Gegenstand und die spezifischen Aufgaben der sprachwissenschaftlichen Disziplin ist allerdings noch zu prĂ€zisieren.
2. UntersuchungsansÀtze
In der Dialektologie sind wie in den anderen Teildisziplinen der Linguistik zunÀchst zwei verschiedene Fragestellungen zu unterscheiden:
- 1) Allgemeine, vor allem theoretische und methodische Fragen behandelt die allgemeine Dialektologie. Hierzu gehört vor allem die zentrale und viel diskutierte Frage âWas ist ein Dialekt?â
- 2) Spezielle, auf bestimmte SprachrĂ€ume bezogene Fragen erörtert die angewandte oder einzelsprachliche Dialektologie. Diese Richtung lĂ€sst sich mit den Fragen âWelches sind die Merkmale der nordrussischen Dialekte?â oder âWodurch unterscheiden sie sich von den sĂŒdrussischen?â charakterisieren.
Beide AnsĂ€tze sind immer deutlich voneinander zu trennen. Traditionell stand und steht der zweite stĂ€rker im Vordergrund, weil er sich mit aus dem Alltag entspringenden Fragen und Problemen beschĂ€ftigt und daher von breiterem Interesse ist. Die theoretische Durchdringung der Dialektologie ist erst jĂŒngeren Datums und wird in den meisten HandbĂŒchern nur marginal behandelt.
In der einzelsprachlich ausgerichteten Dialektologie sind ferner zwei Untersuchungsperspektiven zu unterscheiden:
- 1) Der beschreibende (synchrone) Ansatz dominiert die Forschung und macht das Gros der Arbeiten aus. Die jeweilige Spezifik der Fragestellungen erlaubt weitere Differenzierungen in strukturelle, areale, soziolinguistische, typologische und kommunikative Untersuchungen.
- 2) Der historische (diachrone) Ansatz verfolgt die Entwicklung der Dialekte und berĂŒcksichtigt neben sprachlichen auch rĂ€umliche VerĂ€nderungen, wie die VergröĂerung oder Verkleinerung eines Dialektareals u. Ă€. Hierzu gibt es nur wenige Untersuchungen, da aussagekrĂ€ftiges Material rar ist. PrimĂ€r stĂŒtzt er sich auf schriftliche Quellen und entsprechende Reflexe in den heutigen Mundarten und Dialekten (Zaliznjak 1995).
3. Gegenstand
Nur unzureichend beantwortet der Hinweis auf die systematische Erforschung und Beschreibung der regionalen Unterschiede die Frage nach der genauen Abgrenzung des spezifischen Gegenstands der Dialektologie. Eine befriedigende Antwort hierauf bleibt letztlich die Voraussetzung fĂŒr die erfolgreiche Arbeit in der slavischen Dialektologie. Dieser Auffassung scheint ein kurzer Blick auf die Geschichte zunĂ€chst zu widersprechen, weil am Beginn dieser Disziplin konkrete Fragen und Aufgaben des speziellen Ansatzes und nicht die Erörterung allgemeiner Probleme der Methodologie oder gar der Theorie standen. Die ungenĂŒgende theoretische Durchdringung der frĂŒheren Forschung und die fehlende Absicherung ihrer Methoden haben sich inzwischen bemerkbar gemacht und umfangreiche Diskussionen ausgelöst. Zur Bestimmung des spezifischen Gegenstands genĂŒgt nicht mehr die triviale Antwort: Dialektologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Untersuchung und Beschreibung von Dialekten oder der dialektalen Sprache (dialektnyj jazyk) beschĂ€ftigt. Dennoch findet man solche Formulierungen, die offen lassen, was ein Dialekt ist, nicht selten in EinfĂŒhrungen zur Dialektologie (Avanesov 1949, 9; MeĆĄÄerskij 1972, 5; Stojkov 1993, 23; PĆĄeniÄnova 1997a, 117). Zu Recht konstatiert Löffler (1990, 1) eine âauffĂ€llige ZurĂŒckhaltungâ bei der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Problem, was ihn zu der provozierenden Feststellung veranlasst, dass die Dialektologie offenbar ihren Gegenstand nicht kennt.
3.1. Dialekt
Die Versuche zur Begriffsbestimmung des Gegenstands zeigen zunĂ€chst eine offenkundige Polysemie, da Dialekt als Mundart, als ĂŒbergeordnete Einheit fĂŒr mehrere Ortsmundarten, als Bezeichnung einzelner Sprachen bzw. Sprachgruppen einer gröĂeren Sprachfamilie oder als beliebige regionale Variante einer Nationalsprache verstanden werden kann (PĆĄeniÄnova 1997, 112).
Die Termini Mundart und Dialekt finden Parallelen im russischen Begriffspaar govor und dialekt, im Polnischen gwara und dialekt, im Bulgarischen govor und dialekt usw. Daneben hat sich noch im Slovakischen nĂĄreÄie, im Tschechischen nĂĄĆeÄĂ, im Sorbischen narÄÄ, narÄc fĂŒr Dialekt eingebĂŒrgert. Terminologisch ist es sinnvoll, beide Termini nicht als einfache Synonyme zu verwenden, sondern eine hierarchische Abstufung vorzunehmen und Dialekt als Oberbegriff, d. h. ein der Mundart ĂŒbergeordnetes Diasystem aufzufassen.
In vielen Definitionen werden ferner die wechselseitige Verstehbarkeit der Dialekte untereinander sowie die fehlende Schriftlichkeit bzw. Standardisierung im Sinne offiziell normierter orthographischer und grammatischer Regeln erwĂ€hnt. Zudem bilden sie als natĂŒrlich gewachsene Formen der gesprochenen Sprache die Grundschicht der sich aus ihnen entwickelnden Nationalsprache (Ivanov 1990, 133). Keinen weiteren Aufschluss fĂŒr die Definition gibt der RĂŒckgriff auf die Etymologie von griech. diĂĄlektos (phonÄ) ,die im Umgang gesprochene Spracheâ, lat. dialectus (Scheutz 2002, 162).
Als vorlĂ€ufige Bilanz aus den zitierten Definitionen ergibt sich, dass der Dialekt eine regional gebundene und natĂŒrlich gewachsene VarietĂ€t einer Sprache ohne bewusste Normierung und entwickelte Schriftlichkeit ist. Zudem werden die wechselseitige Verstehbarkeit sowie der enge und dauernde Kontakt zwischen den TrĂ€gern dieser VarietĂ€t betont. Als primĂ€r hat fĂŒr den Dialekt fraglos die mĂŒndliche Kommunikation zu gelten, als sekundĂ€r, und selten, hingegen seine eventuelle schriftliche Fixierung.
Obwohl die oben erwĂ€hnte territoriale Abgrenzung des Dialekts evident zu sein scheint, bleibt sie ebenso wie die Beziehung zur âSpracheâ in der Praxis nicht unumstritten. Insbesondere die GegenĂŒberstellung bzw. Abgrenzung von Dialekt und Sprache gibt, wie aus der Slavia hinreichend bekannt ist, Anlass fĂŒr lebhafte Diskussionen, wenn es um das VerhĂ€ltnis zwischen Bulgarisch und Makedonisch, Polnisch und Kaschubisch oder Serbisch und Kroatisch usw. geht. Das spitzt sich dann auf die alternative Frage zu, ob im betreffenden Fall ein Dialekt oder eine Sprache vorliegt. Der Streit zeigt, dass es bei der Abgrenzung Probleme bzw. Unklarheiten gibt, die freilich nicht allein sprachliche Ursachen haben. Denn es wird ein Gegensatz konstruiert, der so gar nicht existiert, da man von der irrigen Annahme ausgeht, dass der Dialekt eine unvollkommene, unselbstĂ€ndige oder gar defekte sprachliche VarietĂ€t darstellt und deshalb keine Sprache sein könne. Dem wird zu Recht mit der Definition von Dialekt als âSprachsystem im Sinne von Langueâ widersprochen (Scheutz 2002, 162). Nach dieser Auffassung ist jeder Dialekt eine vollwertige Sprache und nicht irgendein unvollkommenes oder gar minderwertiges sprachliches Gebilde. Doch in dieser Bedeutung wird Sprache in den oben zitierten Beispielen wohl nicht aufgefasst.
Die PrĂ€zisierung und Eingrenzung der Fragestellung auf den tatsĂ€chlich gemeinten, implizit oder explizit formulierten Gegensatz zwischen Dialekt und der Amts-, Schrift-, Hoch- oder Standardsprache verweist auf ein wichtiges Problem. Zu fragen ist nĂ€mlich nach dem Status der beiden sprachlichen VarietĂ€ten und der Möglichkeit ihrer gegenseitigen Abgrenzung und nicht danach, ob der Dialekt ein vollwertiges sprachliches Gebilde im Sinne der Langue darstellt. Die ursprĂŒngliche Frage muss also folgendermaĂen umformuliert werden: Was unterscheidet den Dialekt von der Standardsprache? Wie ist das VerhĂ€ltnis zwischen ihnen zu beschreiben? Was ist das Genus proximum und was die Differentia specifica? Hier zeigt sich ein weiterer Aspekt der Definition. Denn Dialekt wird immer in Bezug auf eine ĂŒbergeordnete Sprachform gesehen, und damit wird die offenkundige âRelationalitĂ€tâ dieser VarietĂ€t zu anderen angesprochen, die Heger (1982, 425) explizit macht. FĂŒr ihn gibt es keinen Dialekt per se, sondern nur in Bezug auf eine âSpracheâ, wobei aber zu klĂ€ren bleibt, was unter letzterer zu verstehen ist. Keinesfalls ist die den Dialekt ĂŒberdachende Hochsprache mit dem höheren, den Dialekten ĂŒbergeordneten, abstrakten Diasystem zu identifizieren.
3.2. Kriterien
Aus den bisherigen AusfĂŒhrungen geht hervor, dass die widerspruchsfreie und exakte Bestimmung des Begriffs Dialekt schwierig bleibt. Diese Erkenntnis ĂŒberrascht nicht, da die Linguistik hĂ€ufig bei der Definition aus der Alltagssprache vertrauter und durch die Empirie bewĂ€hrter Termini erhebliche Probleme hat (vgl. Definitionsversuche zu Wort, Silbe oder Satz). Immerhin gibt es aber Merkmale, die wie die im Hinweis auf die regionale Begrenztheit des Dialekts enthaltene diatopische Dimension fĂŒr die Begriffsbestimmung essentiell, und andere, die eher akzidentiell sind, wie Aussagen ĂŒber die Benutzergruppe u. Ă€. Die PrĂ€zisierung der diatopischen Dimension, d. h. die genaue geographische Abgrenzung des Dialekts, ist im Einzelfall schwierig. Das zeigt die unterschiedliche Zuordnung der Ăbergangsdialekte zwischen Russisch und WeiĂrussisch, Polnisch und Tschechisch usw. Zur Erörterung dieses Problems ist die systematische Ăbersicht von Löffler (1990, 3 ff.) ĂŒber die in den verschiedenen Definitionen benutzten Kriterien sehr hilfreich. Seine Analyse der Kriterien zeigt, dass sich in der Geschichte der Dialektologie der Begriff entwickelt hat und Akzentverlagerungen bei der Bewertung der verschiedenen Merkmale aufweist. Aus den Definitionen lassen ...
Table of contents
- Die slavischen SprachenThe Slavic Languages
- Titel
- Die slavischen Sprachen The Slavic Languages
- Impressum
- Vorwort
- Preface
- Artikel mit Bezug zu den Slaven, den slavischen Sprachen, dem slavischen Sprachraum etc. in frĂŒheren HSK-BĂ€nden - Contributions related to the Slavs, the Slavic Languages, and the Slavic Linguistic Area in other handbooks of the series
- Inhaltsverzeichnis
- XV. Vorgeschichte der slavischen Sprachenund Sprachkontakt
- XVI. Altkirchenslavisch und Kirchenslavisch
- XVII. FrĂŒhe volkssprachliche Ăberlieferungen
- XVIII. Slavische Standardsprachen
- XIX. Schrift- und Lautgeschichte der slavischenSprachen
- XX. Historische Morphologie der slavischen Sprachen
- XXI. Historische Syntax der slavischen Sprachen
- XXII. Historische Lexikologie der slavischen Sprachen
- XXIII. Grammatikschreibung bei den Slaven
- XXIV. Slavische Lexikographie
- XXV. Standardologie
- XXVI. VarietÀten Slavischer Sprachen
- XXVII. Typologische Aspekte der slavischen Sprachen
- Register / Indexes
- Sprachenregister / Language index