Madeleine Schickedanz
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Madeleine Schickedanz

Vom Untergang einer deutschen Familie und des Quelle-Imperiums

Anja Kummerow

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  1. 304 páginas
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Madeleine Schickedanz

Vom Untergang einer deutschen Familie und des Quelle-Imperiums

Anja Kummerow

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Madeleine Schickedanz ist die Frau hinter dem Quelle-Konzern. Sie lebt zurückgezogen, man weiß wenig über sie. Anja Kummerow hat sich an ihre Fersen geheftet, um herauszufinden: Wer ist diese Frau? Wie lebt sie? Warum ist sie so öffentlichkeitsscheu? Welchen Anteil hat sie an der Pleite des Quelle-Konzerns? Ein Blick in das geheime Leben einer der ehemals reichsten Frauen Deutschlands.

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Información

Editorial
mvg
Año
2010
ISBN
9783864151569

Das Leben der Madeleine S.

Eine Frau geht langsam über die Karlsbrücke in der Nürnberger Innenstadt, vorbei an den jungen Menschen, die an den Mauern der Brücke lehnen oder darauf sitzen und einen Latte Macchiato oder eine Orangina trinken. Für den obligatorischen Aperol-Spritz ist es an diesem Nachmittag noch zu früh. Die Frau passiert das Café di Simo, ein kleines Szenecafé, in dem auch hin und wieder Nürnberger TV-Prominenz gesichtet wird, der ehemalige Herzblatt-Moderator Pierre Geisensetter etwa oder Diana Herold. Deren stumme Auftritte in der Comedy-Sendung »Bully-Parade« haben ihr Gesicht bekannt gemacht, eine »Playboy«-Titelstory den Rest.
Auch das Café selbst trug kurzzeitig einen bekannten Namen: Im September 2008, in der heißen Phase des Wahlkampfes, hatte es die CSU angemietet, um von zentraler Position aus um Stimmen zu werben. Vier Wochen lang hieß das Café wie ein guter Bekannter der Frau auf der Brücke: Beckstein. Ohne Günter.
An der Ecke, bevor die Frau zum Trödelmarkt abbiegt, schaut sie sich an diesem Frühsommertag 2010 noch einmal vorsichtig um, so, als sei sie erstaunt darüber, von all den Menschen nicht bemerkt zu werden. Die Frau ist Madeleine Schickedanz.
Sie wirkt wie eine der vielen wohlhabenden Frauen, die hier vorbeiflanieren – Unternehmergattinnen, Zahnarztfrauen, selbstständige Immobilienmaklerinnen. Dass sie auf den ersten Blick nicht auffällt, mag an der großen, dunklen Sonnenbrille liegen, die das schmale Gesicht großflächig bedeckt. Oder an ihrem überaus schlichten Kleidungsstil. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich ihre Eleganz, ihre Klasse. Alles an ihr ist edel und teuer, von Protz dabei keine Spur. Sie trägt eine schmale schwarze Hose, die ihre zierliche Figur gut zur Geltung bringt. Dazu schwarze Ballerinas, eine weiße Bluse und einen schwarzen Kurzmantel. Weder eine Knitterfalte noch der störende Hinweis auf die Marke eines ihrer Kleidungsstücke sind auszumachen.
Abgerundet wird das Gesamtbild durch die Tasche. Deren unverwechselbarer Stil verrät den Designer sofort: Über Madeleines Schulter hängt eine Bottega Veneta, »der Bentley unter den Taschen«, wie das Schmuckstück aus dem gleichnamigen Haus einmal genannt wurde. Sie trägt ein schlichtes Modell in Hellbraun.
Die Milliardenerbin hat eine Schwäche für edle und schöne Handtaschen. Auch die Marke Tod’s hat es ihr angetan. Wie Bottega Veneta hat die Firma Tod’s ihren Ursprung in Italien und ist neben ihren klassischen, handgefertigten Taschen vor allem bekannt für die Mokassins mit 133 Noppen auf der Sohle. Um eine Tod’s-Handtasche zu ergattern, müssen sich Kundinnen in Wartelisten eintragen. Bottega Veneta ist zu erkennen am »Intrecciato«-Muster, einem gewebten Flechtmuster, das in den vergangenen Jahren vor allem asiatische Raubkopierer zu deutlich preisgünstigeren Nachahmungen inspirierte. Bei dem in aufwendiger Handarbeit gefertigten Original kann schon eine schlichte Geldbörse um die 600 Euro kosten. Eine günstigere Bottega Veneta-Tasche ist für etwa 2000 Euro zu haben. Wer das Besondere des Besonderen sucht, kann auch für 15.000 Euro fündig werden. Die Marke passt perfekt zu Madeleine Schickedanz, steht sie doch für zurückhaltenden, zeitlosen Luxus.
Bottega Veneta wird Mitte der 60er-Jahre im italienischen Vicenza nahe der Lagunenstadt Venedig gegründet. Mit seinen Accessoires aus feinstem Leder wird das Unternehmen innerhalb kürzester Zeit zu einer der führenden Marken bei Schuhen, Gürteln und Taschen, es galt in den 70er-Jahren als exklusive Marke des Jetsets. Doch in den 90er-Jahren ließ die Nachfrage nach italienischer Designermode nach, was auch Bottega Veneta zu spüren bekam. Im Jahr 2001 schließlich kaufte der französische Milliardär François-Henri Pinault die Marke und reihte sie in seine bereits beachtliche Sammlung von Luxusgüterherstellern ein. Unter dem Dach seines Konzerns PPR – Pinault-Printemps-Redoute – sind heute viele bekannte und edle Modemarken zu finden: Gucci, Balenciaga, Yves Saint Laurent, Stella McCartney, Sergio Rossi und Bottega Veneta. Auch in Franken ging PPR auf Einkaufstour: 2007 erwarben die Franzosen mehrheitlich den Sportartikelkonzern mit dem Raubkatzenlogo – Puma. Dass der überaus charmante François-Henri Pinault das Schöne zu schätzen weiß, zeigt er auch privat. Nach einigem Hin und Her heiratete der PPR-Chef 2009 die Mutter seiner kleinen Tochter Valentina: die Hollywood-Schauspielerin Salma Hayek.
Dass Bottega Veneta in der Modewelt wieder für Furore sorgt, ist vor allem einem Deutschen zu verdanken: Tomas Maier, der auf dem Weg zu internationalem Erfolg das »h« in Thomas abgelegt hat, ist seit 2001 Chefdesigner des Labels. Mittlerweile gilt die Marke als eines der Aushängeschilder des Konzerns und als zweitstärkster Umsatzbringer. Einer Umfrage des New Yorker »Luxury Institutes« von 2008 zufolge ist Bottega Veneta in den USA die prestigeträchtigste Luxus-Modemarke – noch vor Armani, Chanel, Hermès, Fendi und Gucci.
Einige dieser Marken sind auch in der Kaiserstraße zu finden, aus der Madeleine Schickedanz an diesem Tag in die Straße einbiegt, die über die Karlsbrücke führt. Die Kaiserstraße gilt als Nürnbergs Nobeleinkaufsmeile – auch wenn sie die für eine Meile erforderlichen knapp 1,6 Kilometer kaum aufweisen kann.
Ihr Weg führt die einstige Milliardenerbin, bei der jedes Haar ihrer blonden, schulterlangen Frisur perfekt sitzt, direkt zu ihrem Friseur am Trödelmarkt. Früher war sie bis zu drei Mal in der Woche hier, will ein Insider wissen. Damals noch mit Fahrer und Bodyguard. Besitzer und Verkäufer der umliegenden Geschäfte erinnern sich an den großen stattlichen Mann im Anzug, der sich die Wartezeit mit einem Schaufensterbummel vertrieb und dabei selbst das ein oder andere Stück für seine Ehefrau erwarb.
Eine sehr gute Kundin
War sie ohne Personenschutz unterwegs, soll es häufig ihr Chauffeur gewesen sein, der diverse Aufgaben übernahm, wie sich einige Menschen erinnern. Oft wurde Madeleine Schickedanz in der Kosmetikabteilung des Karstadt-Kaufhauses an der Nürnberger Lorenzkirche gesichtet, die letzten Male jedoch »gehetzt, nervös, angespannt«. Auch hier sind ihre Besuche seltener geworden. Nach wie vor ist sie eine hoch angesehene Frau, über die zu reden sich sogar den Karstadt-Verkäuferinnen verbietet. »Ja, Frau Schickedanz ist eine sehr gute Kundin bei uns«, heißt es.
Zwischen den Verkaufsbereichen von Shiseido, Dior und Chanel flaniert Madeleine, schaut, probiert, wählt aus. Für Crèmes gegen Leuchtkraftmangel kann man in der Karstadt-Kosmetikabteilung schon einmal 70 Euro loswerden, Lippenstifte kosten selten unter 25 Euro. Madeleine Schickedanz soll es besonders zu den Ständen der amerikanischen Kosmetikfirmen Estée Lauder und Clinique ziehen. Auch die Feinschmeckerabteilung von Karstadt hat es ihr angetan. Das verriet sie der »Berliner Morgenpost« 2006, als sie mit ihrem Gatten extra aus Nürnberg in die Bundeshauptstadt gereist war, um dem großen Fest zum 125-jährigen Karstadt-Jubiläum im KaDeWe beizuwohnen. Sie selbst – in einem Hosenanzug von Armani gekleidet – habe sie »bescheiden Lebensmittelabteilung« genannt, schrieb das Blatt. Nach dem Kaufhaus des Westens verfügt das Nürnberger Haus über die zweitgrößte Karstadt-Feinschmeckerabteilung Deutschlands.
Wenn man die Konzernerbin in früheren Jahren bei Karstadt antraf, dann so gut wie nie mit Einkaufstüten in der zierlichen Hand, deren Druck beim Händeschütteln kaum spürbar ist. Eine zarte, vorsichtige Geste, die beim Gegenüber Beschützerinstinkte weckt.
Nachdem Madeleine ihre Auswahl getroffen hatte, pflegte ihr Fahrer die Einkäufe regelmäßig abzuholen. Im alten Hersbrucker Quelle-Kaufhaus soll der Fahrer die Einkäufe sogar zur Gänze erledigt haben, während Madeleine Schickedanz draußen im Fond des Wagens wartete. In München, wo Tochter Daniela mit ihrer Familie lebt, soll Madeleine Schickedanz bis 2008 – bis bei der KarstadtQuelle-Mutter Arcandor die Probleme offenkundig wurden – des Öfteren Ausflüge in die Maximilianstraße unternommen haben. In den Nobelboutiquen der Münchner Edelmeile war man begeistert von der prominenten Kundin – und von dem sie umgebenden Service. »Einmal in der Woche war sie hier, mit Fahrer und Personenschutz. Sogar die Sicherheitsleute der Geschäfte haben geschwärmt, wie das Kommando die Sache im Griff hatte«, weiß der Insider zu berichten. Heute tauche sie nur noch gelegentlich auf – und wenn, dann allein. Zu Mod’s Hair am Trödelmarkt schlendert sie, ohne dass in ihrer Nähe ein Personenschützer auszumachen ist. Beim Nürnberger »Promi«-Friseur wird die gute Kundin bereits erwartet – die Tür wird aufgerissen, sie von Weitem begrüßt.
Die sonst sehr pressefreundliche Inhaberin des Geschäftes wird ebenfalls schweigsam, wenn es um ihre inzwischen allseits bekannte Kundschaft geht. »Frau Schickedanz ist eine ganz liebe Person, eine sehr nette Frau«, sagt die Chefin. Angenehm sei sie, sehr ruhig und zurückhaltend. »Aber ich rede nicht über meine Klienten«, bescheidet sie. Anders als sonst beim Friseur üblich, erzähle Frau Schickedanz nichts. Aber man frage auch nicht.
»Liebenswürdig« ist eine jener Eigenschaften, die Madeleine Schickedanz viele der Menschen zuschreiben, die mit ihr zu tun haben oder hatten. »Launenhaft« ist eine weitere.
Entspannt, befreit, gelöst
Als Madeleine Schickedanz an diesem lauen Frühsommertag durch die Innenstadt bummelt, fast ein Dreivierteljahr nach dem Zusammenbruch der Quelle, wirkt sie entspannt und befreit. Mit den Bildern, die in der Presse nach dem 9. Juni 2009 kursierten – dem Tag, an dem der Dachkonzern Arcandor Insolvenz anmelden musste –, hat diese Frau nicht mehr viel gemein. Sie sieht nicht verhärmt aus oder gar krank. Ganz im Gegenteil. Erholt, gelöst und keineswegs ihrem Alter entsprechend wirkt die 66-Jährige.
Freunde und Familie hatten sich in den Wochen nach der Misere große Sorgen um sie gemacht. Erst ihr Zusammenbruch, der sie noch in der Schweiz ereilte, mit anschließendem Krankenhausaufenthalt. Als bekannt geworden sei, dass eine Insolvenz nicht mehr zu vermeiden gewesen sei, habe sie Herzrhythmusstörungen bekommen, erzählt sie der »Bild am Sonntag«. »Ich bin zusammengebrochen, bekam keine Luft mehr und konnte nur noch auf allen vieren über den Boden krabbeln. In diesem Moment dachte ich: Ich muss sterben.«
Dem Interview folgte die große Häme. Dabei hatte sie schon in diesem Gespräch gesagt: »Ich traue mich nicht mehr unter Menschen. Ich habe den Eindruck, dass alle auf mich starren und hinter meinem Rücken tuscheln und sagen: ›Guck mal, da ist die Schickedanz. Die hat alles verloren.‹ Das kann ich nur schwer ertragen.« Bei einem Besuch der Salzburger Festspiele, als die Arcandor-Krise gerade begann, sei sie in der »Zauberflöte« gesessen. »Ich habe die Blicke der anderen Besucher wie ein Messer im Rücken empfunden.«
Eine, die dieses Gefühl kennt, ist Susanne Klatten, geborene Quandt. Das Leben der Erbin von großen Aktienpaketen an BMW und dem Chemiekonzern Altana, die jahrelang auf größtmögliche Diskretion bedacht war, wurde über Nacht öffentlich. Aus einer Affäre war ein schmutziges Geschäft geworden, Klatten wurde von ihrem Liebhaber erpresst. Sie tat etwas, womit der professionelle Gigolo Helg Scarbi nicht gerechnet hatte: Sie wehrte sich und zeigte ihn an. Zwischen Scarbis Verhaftung und dem Bekanntwerden der Erpressung lagen ein paar Wochen. Klatten hatte geglaubt, sich auf das mediale Ereignis vorbereiten zu können, wie sie später der FTD – der »Financial Times Deutschland« – erzählt. »Eine Illusion«, musste sie feststellen. Auch Madeleine Schickedanz dürfte mit derartigen Reaktionen auf ihre Worte kaum gerechnet haben. Was Susanne Klatten über sich sagte, gilt auch für Madeleine Schickedanz: Die Leute sehen in ihr nicht den Menschen. Sie sehen zuerst einmal die Milliardärin. Das Geld. »Es verletzt mich«, sagte Klatten der FTD, »wenn ich immer nur im Maß des Geldes gemessen werde. Geld bewertet nicht, was oder wer ich bin.«
In der Zeit nach dem »Bild am Sonntag«-Interview wurde Madeleine kaum noch gesichtet. Nach dem Aus für die Quelle schien sie wie vom Erdboden verschluckt, unerreichbar für die meisten. In Deutschland wurde sie in einer ihren Villen in St. Moritz vermutet oder in ihrem spanischen Anwesen in Tarragona. Andere dachten, sie sei im französischen Schloss der Familie in der Nähe von Orleans. Oder vielleicht doch in ihrem Feriendomizil am Tegernsee? Nur wenige Freunde und Vertraute wussten, dass sie sich für einen längeren Zeitraum nach Chile abgesetzt hatte.
Flucht nach Chile
Vor mehr als fünf Jahrzehnten erworben Gustav und Grete Schickedanz dort ein riesiges Anwesen: das Gut »La Poza«. In der Boomzeit des Wirtschaftswunders galt es unter den Großindustriellen als schick, sich der Landwirtschaft zu widmen. Konkurrent Neckermann etwa besaß auf der spanischen Insel Mallorca ein Landgut von rund 180 Hektar Größe.
Hans Dedi ist der Ehemann von Louise, Gustav Schickedanz‘ Tochter aus erster Ehe. Im Auftrag seiner Schwiegereltern kaufte er 1962 den etwa 850 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb, rund 30 Kilometer entfernt von der Stadt Osorno im Süden Chiles. »Es ist alles so schön dort, die Natur und auch die Menschen sind so ganz anders. Auch ein schönes Häuschen wurde für uns gebaut. Falls Deutschland einmal unter kommunistische Vorherrschaft fallen sollte, möchten wir in Chile wohnen«, hatte Grete Schickedanz gesagt, wie der ehemalige Verwalter des Landgutes in seinem Tagebuch festhielt. Der Schwiegersohn war schon einige Male zur Jagd nach Chile eingeladen worden und hatte die Region dabei schätzen gelernt. Dedi sei es schließlich auch gewesen, der der Familie Schickedanz Land und Leute auf einer Geschäftsreise nach Lateinamerika näherbrachte. Die Versandhausinhaber hätten sich sofort in Chile verliebt, heißt es. So kauften sie das Gut bei Osorno. Eigens dafür gründete die Familie zuvor eine Gesellschaft, die auch als Eigentümer im Grundbuchamt auftauchte: »La Poza S. A.« Fünf Jahre später wurde das Gut auf die beiden Schwestern überschrieben, Madeleine Mangold und Louise Dedi, beide geborene Schickedanz. Nur das Vorwerk blieb im Besit...

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