Barrow's Boys
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Barrow's Boys

Eine unglaubliche Geschichte von wahrem Heldenmut und bravourösem Scheitern

Fergus Fleming, Henning Ahrens

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  1. 600 páginas
  2. German
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Barrow's Boys

Eine unglaubliche Geschichte von wahrem Heldenmut und bravourösem Scheitern

Fergus Fleming, Henning Ahrens

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Nach dem Triumph bei Trafalgar hat sich in der Royal Navy Langeweile breit gemacht. Die Offiziere warten ungeduldig auf eine Chance zu neuen Heldentaten. John Barrow, in der Admiralität zuständig für die Flotteneinsätze, gibt sie ihnen. In der Morgendämmerung der Industrialisierung lässt er Heizrohre in seinen Schiffen installieren und schickt sie ins ewige Eis. Eine Expedition nach der anderen endet im Desaster: Barrows Boys erfrieren, ertrinken, sterben an Skorbut, Schwarz- oder Gelbfieber, werden von Eingeborenen ermordet oder essen sich vor Hunger gegenseitig auf.Doch allen Strapazen zum Trotz bleiben die exzentrischen Entdecker bar aller Selbstzweifel. Auf dem schmalen Grat zwischen heldenhaftem Wagemut und schierem Wahnsinn feiern die Entdecker im Packeis den Geburtstag ihres Königs, der schon vor Monaten gestorben ist. Andere durchqueren die Sahara in voller Uniform – und stimmen angesichts feindlicher Tuareg ein beherztes "Rule Britannia" an.Am Ende sind es nicht mehr neue Kontinente, sondern die verschollenen Männer aus vorangegangenen Expeditionen, die zu finden Barrows Leute sich aufmachen. Noch nie hat ein einzelner Beamter so viel Energie und Geld investiert – und absolut nichts erreicht. Sein Handeln ist nicht nur Exempel für die Selbstüberschätzung des Menschen angesichts der Unbezwingbarkeit der Natur, sondern auch eine unglaubliche Geschichte von absurden Reisen und haarsträubenden Abenteurern, die Fergus Fleming mit schwärzestem Humor erzählt.

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Información

Editorial
mareverlag
Año
2019
ISBN
9783866483774

1.
Der Mann bei der Admiralität

Gibt es – zu jeder Zeit, vor allem aber in Friedenszeiten – eine ehrenhaftere Aufgabe für Teile unserer Seestreitkräfte als die, jene Lücken in den Wissenschaften der Geographie und Hydrographie zu schließen, deren Umrisse von Cook, Vancouver, Flinders und anderen unserer Landsleute auf so bravouröse Art vorgezeichnet worden sind?»1
Diese Worte schrieb John Barrow, Zweiter Sekretär der Admiralität, 1816 in seinem Vorwort zu Kapitän James Kingsleys Bericht über dessen Kongoexpedition desselben Jahres. Sie fanden nur wenige Leser, aber ihre Schwerter-zu-Pflugscharen-Gesinnung wurde von vielen, zumal von den Offizieren der Königlichen Marine, geteilt.
Die Königliche Marine, während der Napoleonischen Kriege so stark angeschwollen, dass sie hundert Jahre lang keinen ebenbürtigen Gegner haben sollte, sah sich mit massiver Abrüstung konfrontiert. Unter dem Strich war das ein einfacher Vorgang: Die Schiffe wurden außer Dienst gestellt und die Matrosen wieder auf jene Straßen geworfen, auf denen sie oft genug zum Dienst gepresst worden waren. Anders die Offiziere. Sie wollten Karriere machen, sie hatten politischen Einfluss, und man konnte sie nicht einfach entlassen. Tatsächlich wuchs ihre Zahl so stark an, dass, nachdem die Marine von 130.000 auf 23.000 Mann reduziert worden war, ein Offizier auf vier Männer kam. Doch neunzig Prozent dieser Offiziere waren überflüssig. Bei halbiertem Gehalt zur Untätigkeit verdammt, sehnten sie sich nach irgendetwas – ein Krieg wäre genau das Richtige gewesen –, um wieder Dienst tun zu können. Doch ein Krieg war nicht in Sicht, und auf Beförderung konnten sie nur hoffen, wenn ein ranghöherer Offizier verstarb. Leider Gottes waren solche Todesfälle in Friedenszeiten selten. Die Folgen der Napoleonischen Kriege blieben noch dreißig Jahre danach spürbar: Das Durchschnittsalter der Admiräle lag bei sechsundsiebzig Jahren, und Hunderte ergrauter und in tiefer Melancholie versunkener Kapitäne fristeten ihr Dasein bei halbiertem Gehalt. Im Jahr 1846 taten nur 172 von 1.151 Offizieren vollen Dienst.
Ein halbes Gehalt war keine besonders erfreuliche Aussicht, zumal es gerade eben den Lebensunterhalt sicherte. Und als Barrow die Frage nach einer «ehrenhaften Aufgabe» stellte, war die Reaktion entsprechend begeistert. Welche Aufgabe? Genau das war der Punkt.
Kapitän James Kingston Tuckey hätte es ihnen verraten können. Aber leider war er tot.
Der Sitzungssaal des Rates der Admiralität im ersten Stock des Admiralty House, Whitehall, war das Nervenzentrum der größten und mächtigsten Flotte der Welt. An einer Wand hing, über zwei Globen und zwischen Bücherregalen, eine grau-blaue Uhr, deren Pendel über einer Windrose hin- und herschwang. An einer anderen Wand waren Karten aufgerollt, immer neun hintereinander, auf denen jede Küste der damals bekannten Welt verzeichnet war. In der Mitte des Raumes übten die Lords der Admiralität, flankiert von Kohlefeuern, ihre Macht an einem Mahagonitisch aus. Dieser Tisch war im Sheraton-Stil gearbeitet, hatte Beine mit kannelierten Pilastern sowie eine mit hellgrünem Leder bespannte Platte und bot Platz für zehn Männer.
In diesem Raum trat John Barrow 1804 sein Amt als Zweiter Sekretär der Admiralität an. Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung zwischen 1806 und 1807 sollte er es unter diversen Whig- und Tory-Regierungen einundvierzig Jahre lang innehaben. Der Zweite Sekretär, nur vordergründig eine Nebenfigur, hatte erheblichen Einfluss. Im Unterschied zur Marineverwaltung, die für Fragen der Versorgung und Administration zuständig war, entschied der Rat der Admiralität, der aus sieben Lords und zwei Sekretären bestand, über die Flotteneinsätze. Die Lords waren in ihr Amt berufen worden und weder gründlich mit dem Flottenwesen vertraut noch besonders daran interessiert. Trotzdem standen sie an der Spitze, und im Falle von Entscheidungen berieten sie sich mit ihren Sekretären. Der Erste Sekretär war wie die Lords Mitglied des Parlaments. Er hatte sich um alle politischen Aspekte der Marine zu kümmern. Der Zweite Sekretär hingegen, kein Politiker, sondern ein Beamter, hatte die Aufgabe, die Entscheidungen seiner Vorgesetzten in die Tat umzusetzen und dafür zu sorgen, dass der Verwaltungsapparat reibungslos funktionierte.
Ein Außenstehender, der das, was am grünen Tisch vor sich ging, hätte beobachten können, wäre rasch überzeugt gewesen zu wissen, wer die Macht besaß. Die Lords – insbesondere der Erste Lord – repräsentierten sie schon mit ihrer feinen Kleidung, ihrer Aura der Langeweile und ihren festen politischen Überzeugungen. Der Erste Sekretär dürfte mitgeredet haben, wenn auch ehrerbietig. Und der Zweite Sekretär? Er schwieg und schrieb Protokoll. Das Gehalt der Männer jedoch besagte etwas anderes. Die einfachen Lords erhielten tausend Pfund pro Jahr. Der Erste Sekretär erhielt das Vierfache dieser Summe, und das Gehalt des Zweiten Sekretärs entsprach mit zweitausend Pfund pro Jahr dem des Ersten Lords. Der Erste und der Zweite Sekretär dürften also die mächtigsten Männer bei der Admiralität gewesen sein.
Als Barrow, ein vierzigjähriger Mann mit dunklem Haar und rundem Gesicht, zu dieser illustren Runde stieß, war er im wahrsten Sinne des Wortes ein zweiter Sekretär. 1764 in der Stadt Ulverston im nördlichen Lancashire geboren, floss kein einziger Tropfen blauen Blutes in seinen Adern. Seine Eltern lebten in einem kleinen Cottage, von dem aus sein Vater, der in sozialer und ökonomischer Hinsicht nur knapp über einem Landarbeiter stand, zwei Felder bewirtschaftete. Doch John Barrow erwies sich als sehr intelligentes Kind. Er besuchte die Tower Bank School in Ulverston, beherrschte mit dreizehn Jahren Lateinisch und Griechisch und kannte sich mit Shakespeares Werken aus. Eine Weile arbeitete er als Privatlehrer eines Seekadetten, der älter war als er selbst. Dies stärkte sein Selbstvertrauen und verschaffte ihm Grundkenntnisse in der Navigation. Barrow war überaus wissenshungrig und stürzte sich in die Arbeit. Selbst «in diesem frühen Lebensabschnitt», schrieb er später, «hasste ich den Müßiggang aus vollem Herzen».2 Eine eher selbstgefällige Aussage. Aber zum Zeitpunkt, als er sie tat, hatte er durchaus Anlass zur Selbstgefälligkeit.
In rascher Folge vertiefte Barrow sich, angeleitet durch einen einsiedlerischen «weisen Mann», in die Mathematik und die Astronomie, führte Buch für eine lokale Metallgießerei, fuhr einen Sommer auf Walfang vor Spitzbergen, besuchte das Königliche Observatorium in Greenwich und wurde mit zwanzig Jahren Hauslehrer von Thomas Staunton, einem Wunderkind, das fünf Sprachen beherrschte und ihm Chinesisch beibrachte.
Barrow war zweifellos intelligent. Aber durch Intelligenz allein brachte es im England des achtzehnten Jahrhunderts kaum jemand zu etwas. Entscheidend war die Patronage. Zu Barrows Glück war der Vater des Wunderkindes ein Baron. Dieser Baron genoss das Vertrauen Lord Macartneys, der wiederum das Vertrauen diverser Herzöge und Fürsten genoss. Als man Macartney 1795 als Botschafter für die Chinamission Englands vorschlug, lief die Patronage-Maschinerie an. Die Herzöge und Fürsten fragten Macartney, ob er Chinesisch beherrsche. Er beherrschte es nicht und fragte den Baron, ob dieser jemanden kennte. Der Baron schlug John Barrow vor, der auf diese Weise zum offiziellen Dolmetscher der Mission von Lord Macartney ernannt wurde.
Diese Mission war ein grandioses Debakel. Macartney, der mit allen Wundern der westlichen Welt beladen in Peking eintraf – mit Kanonen und Teleskopen, einem Vierspänner sowie einem Heißluftballon samt Pilot –, wurde mit widerwilliger Höflichkeit aufgenommen und am Ende mit formvollendeter Verachtung vor die Tür gesetzt. Der chinesische Kaiser befand, die Anwesenheit eines britischen Botschafters «steht nicht im Einklang mit den Gesetzen des Himmlischen Reiches, und zudem sind Wir der Ansicht, dass sie Eurem Land zu keinem Nutzen dient». Außerdem «haben Wir künstliche Gegenstände nie sehr geschätzt und nicht den geringsten Bedarf an den Produkten Eures Landes». Und um einen endgültigen Strich unter die ganze Angelegenheit zu setzen, fügte er hinzu: «Dies ist ein Sondererlass!»3
Als Übersetzer dürfte Barrow also häufig den Hiobsboten gespielt haben, aber irgendwie gelang es ihm während der aussichtslosen Mission, Macartneys Gunst zu gewinnen. Als dieser, nur wenige Monate nach seiner Rückkehr aus China, zum Gouverneur der Kap-Kolonie in Südafrika ernannt wurde, durfte Barrow ihn begleiten.
Der Bauernsohn, der Chinesisch beherrschte, übertraf sich selbst. Er führte die erste Volkszählung in der Kap-Kolonie durch, kartierte das Landesinnere bis zum Oranje, einem Fluss in Namibia, führte, obgleich Amateur auf diesem Gebiet, einige geologische Untersuchungen durch und erlangte sogar eine Audienz bei Shaka, dem König der Zulus, dessen Impis das südliche Afrika kurz darauf in Aufruhr versetzen sollten. (Ein Mann «mit Sinn und Verstand»4, wie Barrow ein wenig zu voreilig notierte.) 1798 heiratete der Dreiunddreißigjährige die Tochter eines Richters aus Stellenbosch und ließ sich in einem am Fuß des Tafelberges gelegenen Haus nieder, um vier Jahre später nach England zurückzukehren.
Während seiner Zeit in Afrika konnte Barrow einen weiteren Förderer gewinnen. General Francis Dundas, der das Gouverneursamt 1798 von Macartney übernahm, gehörte zum weit verzweigten und einflussreichen Dundas-Clan, dessen Mitglieder Ämter und Posten in Marine, Heer und Parlament bekleideten. Sein Onkel war Lord Melville, ein gnadenloser Realpolitiker, der im Mai 1803 zum Ersten Lord der Admiralität ernannt wurde. Einen Tag nach seiner Ernennung bestellte Melville Barrow auf Anraten Macartneys und Dundas’ zur Admiralität und teilte ihm mit, dass man ihn zum Zweiten Sekretär ernennen wolle.
Melville hatte eine kluge Wahl getroffen. Das Amt verlangte einen Bürokraten, der wusste, was er tat, und die Hierarchie respektierte. Barrow erfüllte diese Kriterien. Er war das Musterbeispiel eines Bürokraten und imstande, 40.000 Briefe pro Jahr zu lesen und zu beantworten. Er hatte, wenn auch nur flüchtig, das Leben an Bord eines Schiffes kennen gelernt, war in internationalen Angelegenheiten erfahren und hatte zwei mit Wohlwollen aufgenommene Bücher über China und Südafrika geschrieben. Vor allem aber war er ein Bauernsohn aus Lancashire, der das System bewunderte, das ihn so weit gebracht hatte.
Der Erste Lord, dessen «Gewandtheit und freundliche Güte, mit der seine Lordschaft sämtliche Marineoffiziere empfing, seine unerschütterlich gute Laune, vor allem aber seine Unvoreingenommenheit»5 Barrow pflichtschuldig pries, wurde jedoch zwei Jahre später wegen Vetternwirtschaft, Veruntreuung von Geldern und des Missbrauchs öffentlicher Mittel seines Amtes enthoben. Sein Sturz erregte so viel Aufsehen, dass selbst Napoleon aufhorchte.
Doch Barrow überstand die Affäre. Seine Stellung war zu untergeordnet, als dass er in derartige Machenschaften hätte verwickelt sein können. Außerdem, so argumentierte er, habe er eine Arbeit zu tun, und er tue sie unter jeder Regierung. Es wäre dumm gewesen, das einmal erreichte Amt aufs Spiel zu setzen, und er blieb, ganz gleich ob Whigs oder Tories an der Macht waren, bis zum Alter von einundachtzig Jahren bei der Admiralität. Auf diese Weise wurde er zum ersten wahren Beamten Großbritanniens.
Oberflächlich betrachtet war Barrow ein bescheidener, unauffälliger Mann. Er hielt stets Maß, ob beim Essen oder beim Trinken – einfache Gerichte und hin und wieder ein Glas Portwein –, und trieb selten Sport. Jeden Sommer spannte er einen Monat auf dem Land aus. Ins Ausland reiste er nie, «von zwei, drei Ausflügen auf den Kontinent abgesehen»6. Er wurde nie krank, nahm nie Medizin – 1846 ließ er sich zum ersten Mal in dreiundfünfzig Jahren den Puls fühlen – und wog stets zwischen fünfundsechzig und siebzig Kilo. Seinen eigenen Worten nach lag dies vor allem «an einem regelmäßigen und geordneten Leben sowie der Vermeidung übermäßigen Essens und Trinkens»7. Sein Tagesablauf war immer derselbe. Er arbeitete, kam nach Hause, aß mit seiner Familie zu Abend und arbeitete danach noch ein bisschen weiter. Mit seinem Schreibtisch in der Admiralität war er so verwachsen, dass man ihm das Möbelstück schenkte, als er in Ruhestand ging. Alles in allem wirkte er wie die personifizierte Langeweile.
Hin und wieder aber wagte Barrow sich vor. Er hielt nicht damit hinter dem Berg, dass er der letzte Vertreter der Admiralität gewesen war, der Nelson vor dessen Tod bei Trafalgar gesehen hatte – und die Ausmaße des Kultes um Nelson sowie das Prestige, das jeder gewann, der jemanden kannte, der den Admiral gekannt hatte, können heute nur noch erahnt werden –, und er war es, der 1816 St. Helena als Exil für Napoleon vorschlug. Im Grunde aber wollte er mit den politischen Rankünen der Admiralität nichts zu tun haben. Hätte er sich zu sehr eingemischt, wäre er Gefahr gelaufen, womöglich Partei ergreifen zu müssen, und das hätte ihm Nachteile eingebracht. Deshalb war er mit seiner Rolle als Protokollführer durchaus zufrieden.
Hinter der Fassade der Bescheidenheit aber verbarg sich ein ehrgeiziger und intelligenter Mann, der stets mit Feuereifer bei der Sache war. Barrow gefährdete seine Stellung nicht, indem er sich in Entscheidungsprozesse einmischte, aber er war entschlossen, sich einen Namen zu machen. Und dafür suchte er sich das Gebiet der Entdeckungsreisen aus. Seine Leistungen in Südafrika waren hoch gelobt worden: «Ich glaube, dass kein Mensch, weder Einheimischer noch Fremder, so viel von diesem Land – und dies so gut und mit so reicher Ausbeute – erkundet hat wie er», schrieb Lord Macartney. «Ich bin der Ansicht, dass seine Reisen von großem Nutzen für die Welt sind. Seine Karte ist gewiss besonders wertvoll, denn sie ist die einzige, auf die man sich verlassen kann.»8 Barrow war stolz auf dieses Lob und beschloss, darauf aufzubauen.
Während sich die Napoleonischen Kriege dahinschleppten, eroberte sich Barrow eine Nische als Geograph. Seine Bücher über Südafrika und China – insgesamt vier Bände – hatten ein wenig mehr Licht auf diese geheimnisvollen Weltgegenden geworfen, waren mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen und in mindestens eine Fremdsprache übersetzt worden. Dadurch ermutigt, fiel es ihm nicht schwer, als Rezensent geographischer Fachliteratur bei der Quarterly Review tätig zu werden, einer Zeitschrift, die als Gegenpart zur eher linksgerichteten Edinburgh Review gegründet worden war. Als ihr Gründer William Gifford 1809 zum ersten Mal bei Barrow anfragte, zögerte dieser noch, seine «flüchtigen Betrachtungen» dem Auge der Öffentlichkeit zu unterbreiten – vor allem deshalb, weil man verlangt hatte, dass er sich mit dem Thema, worüber er schrieb, genau auskennen müsse. Doch nachdem er sich mit einigen Artikeln über China abgemüht hatte, kam er langsam in Schwung. Er achtete darauf, in kein Fettnäpfchen zu treten: «In sämtlichen meiner kritischen Schriften habe ich versucht, das Politische zu umgehen, und ich meine, dass mir dies fast immer gelungen ist.»9 Aber auch ohne die Politik hatte er genug Themen. Er schrieb über China, Afrika und Amerika, über Holz für den Schiffbau, «W...

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