Fakemedizin
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Fakemedizin

Falsche Heilversprechen skrupelloser Ärzte und gerissener Gurus

Christian Kreil

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  1. 272 páginas
  2. German
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Fakemedizin

Falsche Heilversprechen skrupelloser Ärzte und gerissener Gurus

Christian Kreil

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Dieses Buch ist die Abrechnung eines medizinischen Laien: mit ausgebildeten Ärzten, die es besser wissen müssten und die ihr Berufsethos verraten; mit eingebildeten Heilern, die Verzweifelten und Kranken Heilsversprechen verkaufen; mit Gurus, die als Influencer des Irrsinns den Boden für Scharlatanerie bereiten, und mit gewieften Unternehmen, die mit der Hoffnung der Menschen spielen. Es gibt einen Überblick über die Akteure, die Praktiken und den Schrott einer boomenden Branche. Dieses Buch ist ein Aufruf an Politik, Ärzte- und Apothekerkammern sowie Universitäten, Farbe zu bekennen in der Causa Scharlatanerie versus Medizin.

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Información

Año
2021
ISBN
9783831270750

21 Facetten der Scharlatanerie

Für die 21 Facetten der Fakemedizin gilt, was auch für die Auswahl der Gurus gegolten hat: Die Beispiele geben einen guten Überblick über den Irrsinn und die Scharlatanerie. Auf Vollständigkeit muss ich verzichten: Das würde den Rahmen des Buches sprengen. Der Homöopathie sind gleich mehrere Beiträge gewidmet, das entspricht der Bedeutung dieses Kults in der Öffentlichkeit. Sie ist nun einmal die Königsdisziplin der Fakemedizin. Ähnliches gilt für die Impfgegner, auch diese Szene beleuchte ich aus mehreren Blickwinkeln. Die Seuchenfreunde stellen nicht nur die radikalste Form fakemedizinischer Manifestationen dar, der oftmals strapazierte Spruch »Hilft’s nix, schadet’s nix« trifft auf sie leider nicht zu. Impfverweigerer schaden der Gesundheit anderer definitiv.
Dass das Auftreten des Corona-Virus im Jahr 2020 fakemedizinische Anbieter und Erklärer zu Höchstform auflaufen lässt, das war zu erwarten. Die Chuzpe, mit der Ärzte, Apotheken und Laien ihre absurden Heilvorschläge gegen Covid-19 präsentierten, hat mich dann doch etwas überrascht.
Ich trenne die Scharlatanerie, die von Ärzten oder Apothekern angeboten wird, ganz bewusst nicht von der Scharlatanerie, die von Energetikern, Heilpraktikern oder selbst ernannten Schamanen angeboten wird. Damit mache ich mir keine Freunde bei Medizinern und Pharmazeuten. Aber ich verrate Ihnen etwas: Darauf kommt es mir gar nicht an.

Homöopathie I: Alles eine Frage der Etikettierung

Stellen wir uns ein junges Gnu in der Serengeti vor. Es erschrickt, weil in der Nähe ein Löwe brüllt. Dem zierlichen Gnu entfährt darob ein kleiner Furz. Und dann gibt es Menschen, die in der vollbesetzten Allianz-Arena beim Spiel Bayern gegen Schalke behaupten: diesen Furz des Gnus, den riech ich jetzt.
Das beschreibt in etwa die Wirkweise und das Wesen homöopathischer Medizin. Wir bezweifeln dabei gar nicht, dass in der Savanne tatsächlich Gnus furzen. Und wir können uns vorstellen, dass Leute in der Allianzarena tatsächlich etwas riechen. Wir bezweifeln nur, dass es einen Zusammenhang gibt.
Machen wir es kurz: Homöopathische Arzneien wirken nicht über den Placeboeffekt hinaus. Freunde der Homöopathie weisen mittlerweile sogar stolz darauf hin, dass das ja auch schon mal etwas sei. Wir müssen aber ganz unromantisch darauf hinweisen, was »nicht über den Placeboeffekt hinaus« heißt: Homöopathika sind nicht wirksamer als Seifenblasen, die wir in ungerader Anzahl in unseren geöffneten Waschvollautomaten pusten, während wir fest daran glauben, damit Migräne zu bekämpfen. Homöopathika sind nicht wirksamer als der Rosenkranz, den unsere Großmutter innig rauf und runter betet, um den bettlägerigen Großvater wieder auf die Beine zu bringen. Homöopathika sind nicht wirksamer als der Senf, den wir in stoischer Ruhe auf dem Fensterbrett in Form eines Heilmandalas rituell verschmieren, weil unser Hausschamane uns geraten hat, damit die Geister eines lästigen Reizdarm-Syndroms zu vertreiben. Was nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt, ist nun mal schlicht und ergreifend: unwirksam.
Beeindruckend ist allemal der Popanz, mit dem die Homöopathie die Wirkungslosigkeit ihrer Mittelchen inszeniert. Beeindruckend ist die Chuzpe, mit der homöopathische Ärzte Heilversprechen abgeben. Der in der Schweiz ordinierende Arzt Jens Wurster behauptet beispielsweise, dass er Corona und auch Krebs mit Homöopathie heilt. Beeindruckend sind die Weinerlichkeit und die Dünnhäutigkeit der homöopathischen Szene, spricht man sie ein wenig schärfer an ob des offensichtlichen Humbugs. Die Homöopathen sind die Dramaqueens der Fakemedizin. Die Homöopathie und ihre Rituale sind ein Drama, in dem eine Laienspielgruppe auf einer Volksbühne im bayerischen Wald auftritt, als wäre sie das Starensemble des Hamburger Thalia-Theaters bei einer modernen Neuinszenierung von Bertolt Brechts kaukasischem Kreidekreis.
An aufsehenerregenden Requisiten mangelt es den medizinischen Laiendarstellern in der Homöopathie nicht. Nehmen wir zum Beispiel die Substanz Leopardenurin. Der Homöopathiehersteller Remedia im österreichischen Burgenland führt das ungewöhnlich anmutende Heilmittel in seinem Arzneimittel-Portfolio. Der lateinische Name »Panthera pardus urina« klingt recht seriös, welches Wehwehchen der Urin der Raubkatze heilen soll, das bleibt freilich ein Geheimnis. Der Leopardenurin ist in Hochpotenzen bis C 200 erhältlich.
Wenn Sie sich unter den Begriffen C 200 und Hochpotenz nichts vorstellen können, lade ich Sie zu einem kleinen Versuch in der Küche ein. Das Ganze dauert maximal eine halbe Stunde. Nach dem Versuch verstehen wir einen wesentlichen Aspekt der Homöopathie, und nebenbei überlisten wir das Universum.
Was wir dazu benötigen: Eine Wasserleitung, eine Karaffe, die einen Liter Inhalt fasst, und ein kleines Schnapsglas. Das fasst 2 cl Inhalt, wir füllen das Stamperl allerdings nur zur Hälfte mit dem Urin eines Leoparden. Falls wir gerade keinen Leoparden­urin zu Hause haben, nehmen wir anstelle dessen einfach ­Wodka, die Sache lässt sich auch damit gut erklären. Wodka gibt es nämlich ebenso als homöopathisches Mittel, das niederösterreichische Unternehmen Homeocur bietet Wodka-Homöopathika feil. Wodka-Tropfen oder -Zäpfchen gibt es nur auf Anfrage. Globuli, kleine Zuckerkügelchen mit dem gewissen Etwas, das wir nun zu verstehen versuchen, sind die populärste Darreichungsform homöopathischer Arzneien, seltener sind Tropfen (Dilutionen) oder Zäpfchen.
Zurück zu unserem Versuch in der Küche: Wir mischen das halbe Wodka-Gläschen mit einem Liter frischem Wasser in unserer Karaffe und rühren ein wenig um. Wenn wir das Wasser jetzt kosten, werden wir von dem an sich intensiven Wodka nur mehr mit sehr viel Fantasie etwas schmecken. Wenn wir nicht wüssten, was in dem einen Liter Wasser verrührt ist – wir hätten keine Chance, es zu erraten –, egal ob wir Leopardenurin oder Wodka im Wasser verdünnt hätten.
Was wir jetzt gemacht haben: Wir haben aus einer Urtinktur, das ist der Wodka, eine C 1-Potenz hergestellt. C 1 steht für eine homöopathische Verdünnung von 1:100. Der Hausverstand sagt uns: schade um den Wodka. Die Homöopathie sagt: Jetzt geht es erst richtig los. C 1 ist im Sinne der Homöopathie allerdings erst eine eher jämmerliche Niedrigpotenz. Je niedriger die Potenz, desto geringer die Wirkung. C 1 kann demnach noch gar nichts. Homöopathika, die auf derart geringen Verdünnungen beruhen, werden kaum angeboten. Nebenbei bemerkt: Das ist angesichts der Substanzen homöopathischer Mittel ganz gut. Denn wer will sich schon indische Kakerlaken, Benzin oder eben Leopardenurin (alles vom Hersteller Remedia) allzu unverdünnt auf der Zunge zergehen lassen.
Um den Wodka homöopathisch so richtig zur Geltung kommen zu lassen, müssen wir weiter potenzieren, das heißt verdünnen. Zurück zu unserer Karaffe mit dem bereits im Verhältnis 1:100 verdünnten halben Stamperl Wodka. Aus der 1-Liter-Karaffe mit einem Hauch von Alkohol entnehmen wir jetzt wiederum ein halbes Stamperl der Flüssigkeit. Den Rest schütten wir weg und füllen die Karaffe erneut mit einem Liter frischem Wasser. In das leeren wir jetzt unser Stamperl mit der C 1-Wodka-Lösung und rühren um. Wir kosten davon. Es ist beim besten Willen nicht mehr möglich, den Wodka auch nur zu erahnen. Ein Chemiker würde in einem Labor die Alkoholmoleküle aus der Karaffe wohl noch detektieren können, unser Geschmack hat bei einer C 2-Verdünnung aber nicht mehr die geringste Chance. Und das geht jetzt so weiter, wir wiederholen die Prozedur mit der 1:100-Verdünnung unseres ­Wodkas noch viermal, und wir erreichen die Potenz C 6.
In der beginnt – homöopathisch gesehen – schön langsam die Post abzugehen. C 6 klingt unspektakulärer als es ist. In unserem kleinen Versuchsaufbau mit dem Wodka und dem Wasser bedeutet C 6: Unser ursprüngliches halbes Stamperl Wodka ist mittlerweile in einer Menge von Wasser verdünnt, mit dem man rund 4.000 olympische Schwimmbecken füllen kann. Wir haben aber nur einen Liter davon vor uns in der Karaffe. In dieser auch nur ein Molekül unseres Alkohols zu finden, das ist wohl für kein Labor der Welt mehr möglich. In der Wodka-C6-Lösung in unserer Karaffe findet ein Analyst vermutlich jede Menge Moleküle von Mineralien, Salzen, Bakterien, Schuppen von unserer Haut und vielerlei andere Verunreinigungen. Aber er findet eben nichts mehr von unserem Wodka, um den sich – zumindest aus der Sicht des Homöopathen – weiterhin alles dreht, und von dem wir einen Schluck für die Wissenschaft geopfert haben.
Der ganze Zauber bis zur Wodka-Potenz C 6 hat ein paar Minuten gedauert. Wir machen tapfer weiter bis zu C 30. Das kostet uns zwar 30 Liter Trinkwasser, dafür befinden wir uns nun im Bereich der Hochpotenzen und nähern uns den Dimensionen des Universums. C 30 ist eine sehr beliebte Hochpotenz in der Homöopathie. Fragen Sie in Ihrer Apotheke, ob C 30-Homöopathika vorrätig sind. Ich garantiere Ihnen, die Regale sind voll mit Mittelchen in dieser Potenz. Wenn Sie ein wenig Spaß haben wollen, dann fragen Sie Ihren Apotheker, ob er ihnen die C 30-Verdünnung plausibel und bildhaft erklären kann. Falls nicht, erklären Sie es ihm!
Die C 30-Potenz unseres Wodkas in unserer Versuchsanordnung in der Küche bedeutet, dass wir in der Karaffe vor uns eine Verdünnung haben, die einem halben Stamperl Wodka in einer gedanklichen Kugel aus Wasser mit diesem Durchmesser entspricht: 150 Millionen Kilometer. Dass sich ausgerechnet in unsere Karaffe mit einem Liter Inhalt ein Molekül des Wodkas verirrt hat, ist unwahrscheinlich. Ich erkläre das – als Mann – gern so: Es ist wahrscheinlicher, dass mich an einem Nachmittag alle fünf Spice-Girls unabhängig voneinander per SMS um ein Rendezvous bitten, ich am Abend mit einem einzigen Tipp einen Lotto-Sechser errate und ich mein Glück deswegen nicht auskosten kann, weil mir auf dem Weg zum ersten Date mit Ginger Spice ein Meteorit auf den Kopf fällt.
Nichtsdestotrotz: C 30, das ist die Verdünnung die Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, für die Arzneimittelprüfung empfiehlt. Ein kleiner Exkurs ist hier nötig: Bei der Arzneimittelprüfung testen gesunde Personen, wie sie auf die »Arznei« reagieren. Just jene Beschwerden, die eine Substanz in der Potenz C 30 bei einem Gesunden hervorruft, soll die Substanz bei einem Kranken heilen. Das besagt das unter dem Begriff Ähnlichkeitsprinzip bekannte Dogma der Homöopathie. Sollten sich die Probanden bei unserem auf C 30 verdünnten Wodka einen Schwips einfangen, dann wissen wir: Die Wodka-G...

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