Konstruktionssemantik
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Konstruktionssemantik

Frames in gebrauchsbasierter Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie

Alexander Willich

  1. 707 páginas
  2. German
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Konstruktionssemantik

Frames in gebrauchsbasierter Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie

Alexander Willich

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Obwohl die Konstruktionsgrammatik die semantischen Eigenschaften von grammatischen Konstruktionen in den Fokus rückt, ist bislang kein umfassender Ansatz für die semantische Beschreibung von Konstruktionen entwickelt worden. Der Ansatz einer Konstruktionssemantik soll diesem Desiderat begegnen, indem er eine Verbindung aus gebrauchsbasierter Konstruktionsgrammatik und Frame-Semantik im Sinne des FrameNet-Projekts sucht, vermittelt durch das Analyseformat der Konstruktikographie. In theoretischer Hinsicht werden dafür die semantischen Eigenschaften von syntaktischen Konstruktionen sowie ihren Instanzen (Konstrukten) im Rückgriff auf Frames modelliert. In methodologischer Hinsicht wird die Nutzbarkeit des Ansatzes für die konstruktikographische Dokumentation von Konstruktionen aufgezeigt. In empirischer Hinsicht leitet die Untersuchung einer Konstruktionsfamilie aus drei deutschen Reflexivkonstruktionen die Entwicklung einer Konstruktionssemantik und demonstriert ihre Anwendbarkeit. Die Arbeit leistet einen innovativen Beitrag zur Weiterentwicklung von Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie sowie ihren Bezügen zur Frame-Semantik und richtet sich an alle Linguist/-innen, die auf diesen oder verwandten Gebieten arbeiten.

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Información

Editorial
De Gruyter
Año
2022
ISBN
9783110762365
Edición
1
Categoría
German Language

1 Einleitung

Konstruktionsgrammatik und Kognitive Grammatik verbindet eine Gemeinsamkeit: Dass beide den Begriff Grammatik im Namen tragen, ist irreführend. Irreführend deshalb, weil Konstruktionsgrammatik und Kognitive Grammatik keine Grammatiktheorien sind, sondern weil sie sich in erster Linie für semantische Fragestellungen interessieren. Lasch & Ziem (2011: 1) bringen es auf den Punkt: „Konstruktionsgrammatiken sind im Kern Bedeutungstheorien.“ Zumindest für die Konstruktionsgrammatik ist der Begriff Grammatik jedoch zugleich in gewisser Weise zutreffend, da es bislang keine größeren, zusammenhängenden Bemühungen gegeben hat, einen dezidierten Ansatz für die semantische Beschreibung grammatischer Konstruktionen zu entwickeln. In diesem Sinne verharrt die Konstruktionsgrammatik also wörtlich genommen (mit wenigen Ausnahmen) bei grammatischen Beschreibungen – was sich wohl ‚unfreiwillig‘ in ihrem Namen ausdrückt. So hat sich an der folgenden von Ziem & Lasch (2013: 118) notierten Beobachtung kaum etwas geändert: „Untersuchungen von Konstruktionsbedeutungen sind in der Forschung bislang ein auffälliges Forschungsdesiderat.“
Dass eine Konstruktionsgrammatik aber ohne einen eigenständigen, leistungsfähigen Ansatz einer Semantik kaum zu betreiben ist, folgt bereits aus ihrer Grundannahme von grammatischen Konstruktionen als sprachlichen Zeichen und steht bereits seit ihren Anfängen und denen der Kognitiven Grammatik fest:
Grammar consists in the successive combination of symbolic structures to form progressively larger symbolic expressions. It therefore cannot be adequately described or understood without a reasonably detailed and explicit account of the semantic pole of symbolic structures. (Langacker 1987: 97)
Dass sich eine Forderung, die nicht weniger als den Beginn einer mittlerweile Jahrzehnte zählenden Forschungstradition markiert, mit der stetig wachsenden Menge an theoretischen Überlegungen und empirischen Untersuchungen allerdings nicht ‚von allein‘ einlöst, lässt sich an dem vergleichsweise geringen Stellenwert der Frame-Semantik innerhalb der Konstruktionsgrammatik ablesen. Gerade die Frame-Semantik ist nämlich imstande, Hauptbestandteil eines eigenständigen und leistungsfähigen Ansatzes für die semantische Beschreibung von Konstruktionen zu sein. So ist der von Langacker (1987: 97) programmatisch formulierten Forderung auch mehr als 30 Jahre später in dieser Hinsicht noch immer nicht nachgekommen worden, weshalb die Beschäftigung mit dem Verhältnis zwischen Konstruktionsgrammatik und Frame-Semantik, zwischen Konstruktionen und Frames, nach wie vor von Aktualität ist.
Wie also lassen sich Konstruktionsgrammatik und Frame-Semantik einander annähern? Als ein vermittelnder Baustein tritt die Konstruktikographie auf, eine sich zunehmend etablierende konstruktionsgrammatische Strömung, die grammatischen Konstruktionen einer Sprache zu erfassen und in digitalen Ressourcen (Konstruktika) für die menschliche und computationelle Weiternutzung zu dokumentieren (vgl. Lyngfelt 2018; Boas, Lyngfelt & Torrent 2019). Die Konstruktikographie liefert nicht nur wichtige Ideen zur systematischen grammatischen Beschreibung von Konstruktionen, sondern ist auf die Integration der Frame-Semantik aufgrund eines an sie angelehnten Beschreibungsformats für Konstruktionen noch stärker vorbereitet als die ‚klassische‘ Konstruktionsgrammatik, als deren Weiterentwicklung sie sich versteht.
Was bisher fehlt, ist eine systematische Anreicherung der Konstruktionsgrammatik wie der Konstruktikographie durch eine semantische Komponente – es fehlt eine Konstruktionssemantik. Dabei liegt es nahe, die Frame-Semantik als jene semantische Komponente ins Spiel zu bringen, nicht zuletzt weil ihre Entstehung eng mit derjenigen der Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie verwoben ist. Zwar mangelt es im Falle der Konstruktionsgrammatik nicht an der Wahrnehmung der Frame-Semantik, Bezüge werden aber oftmals mehr behauptet als umgesetzt, wodurch das Verhältnis zwischen beiden größtenteils unklar bleibt (vgl. auch Ziem 2014d: 267). Die zunehmenden Forschungsaktivitäten innerhalb der Konstruktikographie haben das Potenzial, dies grundlegend zu ändern. So verortet sich die vorliegende Arbeit in der Vermittlung zwischen Frame-Semantik auf der einen Seite und Konstruktionsgrammatik wie Konstruktikographie auf der anderen Seite.
Im Folgenden möchte ich die dreigeteilte Zielsetzung dieser Arbeit sowie fünf Fragestellungen vorstellen, die ihren Verlauf leiten sollen (Abschnitt 1.1). Im Anschluss daran gehe ich auf den Aufbau der Arbeit ein (Abschnitt 1.2).

1.1 Ziele und Fragestellungen

Ziel der vorliegenden Arbeit ist die theoretische und methodologische Entwicklung einer Konstruktionssemantik sowie deren empirische Anwendung. Der Begriff Konstruktionssemantik1 versteht sich dabei als konstruktionsgrammatischer und konstruktikographischer Ansatz, der die semantischen Eigenschaften grammatischer Konstruktionen in den Mittelpunkt rückt. Als semantische Komponente dient die Frame-Semantik in der Gestalt von FrameNet (u.a. Fillmore, Johnson & Petruck 2003; Fillmore & Baker 2010; Ruppenhofer et al. 2016), die (im Falle von FrameNet) gleichsam den Ausgangspunkt für konstruktikographische Bemühungen darstellt.
In dieser Arbeit, wie in der Konstruktionsgrammatik generell, „stehen sich nicht einfach Empirie und Theorie gegenüber“ (Welke 2019: 4), denn das Thema dieser Arbeit ist ein theoretisches, methodologisches und empirisches zugleich. Die somit in theoretische, methodologische und empirische Aspekte gegliederte dreiteilige Zielsetzung der Arbeit lässt sich wie folgt konkretisieren.
  • In theoretischer Hinsicht steht die Annäherung von Konstruktionsgrammatik und Frame-Semantik im Vordergrund, die seit den Anfängen konstruktionsgrammatischer Forschung implizit gefordert wird, aber bisher kaum systematisch umgesetzt wurde. Es soll darum gehen, Frames im Sinne von FrameNet möglichst umfassend zur Erfassung der semantischen Eigenschaften von Konstruktionen und deren Instanzen, Konstrukten, heranzuziehen.
  • In methodologischer Hinsicht liegt das Hauptaugenmerk auf der Nutzbarkeit eines konstruktionssemantischen Ansatzes für die Konstruktikographie: der Beschreibung und Dokumentation von Konstruktionen in Konstruktika. Der theoretische Ansatz muss also stets darauf ausgerichtet sein, forschungspraktisch umsetzbar und für die konstruktikographische Beschreibung der semantischen Eigenschaften von Konstruktionen gewinnbringend zu sein.
  • In empirischer Hinsicht ist die konkrete Anwendung der theoretischen und methodologischen Überlegungen gefordert. Die exemplarische Untersuchung einer einzelnen Konstruktionsfamilie soll jedoch nicht nur die Anwendbarkeit des entwickelten konstruktionssemantischen Ansatzes demonstrieren, sondern dieser soll ganz wesentlich anhand der Anforderungen an empirische Studien entwickelt werden.
Die Reihenfolge dieser drei Aspekte entspricht grob deren Gewichtung in der vorliegenden Arbeit. Im Vordergrund steht die theoretische Weiterentwicklung der Konstruktionsgrammatik, die mit methodologischen und methodischen Vorschlägen für die Konstruktikographie einhergeht. Der große Teil, den diese beiden Aspekte im Gesamtverhältnis einnehmen, führt dazu, dass die empirische Anwendbarkeit vorrangig exemplarischer Natur bleiben muss. Als zu untersuchenden Phänomenbereich, an dem die theoretischen und methodischen Überlegungen entwickelt und erprobt werden sollen, wähle ich deshalb eine vergleichsweise gut eingrenzbare Konstruktionsfamilie aus drei Reflexivkonstruktionen, die als deutsche Äquivalente der bereits von Goldberg (1995: 199–218, 1996) prominent analysierten englischen way-Konstruktion verstanden werden können. Die drei zum Teil bereits von Oya (1999), Smirnova (2018), McColm (2019) sowie Mortelmans & Smirnova (2020) beschriebenen Konstruktionen können als refle xive Bewegungskonstruktion, reflexive Partikelverbkonstruktion und reflexive Weg-Konstruktion bezeichnet werden. Die folgenden dem DWDS-Kernkorpus 21 entnommenen Belege (1)–(3) enthalten jeweils ein (durch geschweifte Klammern gekennzeichnetes) exemplarisches Konstrukt für die reflexive Bewegungskonstruktion in (1), die reflexive Partikelverbkonstruktion in (2) und die reflexive Weg-Konstruktion in (3).2
(1) {Er arbeitete sich durch ein kompliziertes Kreuzworträtsel}, hatte ein Bier aufgemacht und sich auf einen beschaulichen Abend eingestellt, als das Telefon läutete. (Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht, München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 381)
(2) Mühsam {kämpft sich dieses Ein-Milliarden-Volk voran}. (Weizsäcker, Richard von: Dreimal Stunde Null? 1949 1969 1989,Berlin: Siedler Verlag 2001, S. 186)
(3) Wie ein Triumphator {bahnt sich Schiller den Weg durch die Menschenmenge}, eskortiert von den Würdenträgern der Universität. (Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 311)
Die oben geschilderte dreiteilige Zielsetzung lässt sich in folgende fünf Fragestellungen überführen, die den Aufbau dieser Arbeit leiten sollen.
  1. Wie lassen sich die semantischen Eigenschaften von Konstruktionen und ihren Konstrukten mit Hilfe der Frame-Semantik auffassen?
  2. Welche Analysekategorien muss die konstruktionssemantische Analyse einer Konstruktion umfassen und wie lassen sich diese frame-semantisch bestimmen?
  3. Worin bestehen die strukturellen Parallelen zwischen Konstruktionen und Frames und wie lassen sie sich für eine semantische Beschreibung von Konstruktionen nutzbar machen?
  4. Wie können die frame-semantischen Beschreibungen einer Konstruktion konstruktikographisch generalisiert in einen Konstruktionseintrag Eingang finden?
  5. Wie gestalten sich die Relationen zwischen Konstruktionen und Frames, wie also ‚evoziert‘ eine Konstruktion einen Frame und wie lässt sich dieser mit der Konstruktion assoziierte Frame ermitteln?
Welche Auswirkungen diese fünf Fragestellungen auf den konkreten Verlauf der vorliegenden Arbeit haben, schildere ich in Abschnitt 1.2.
Während nun sowohl der Begriff der Konstruktionssemantik als auch die Rollen von Frame-Semantik, Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie in der Entwicklung einer solchen Konstruktionssemantik skizziert wurden, bedarf ein bisher noch nicht genannter Begriff, der sich wie die vorgenannten im Titel dieser Arbeit wiederfindet, der Erläuterung: das Attribut gebrauchsbasiert. Sowohl Frame-Semantik als auch Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie betrachte ich unter dem Vorzeichen der Gebrauchsbasiertheit. Dieses weist nicht nur darauf hin, dass kein formaler konstruktionsgrammatischer Zugang gewählt wird (gemäß der Einteilung von Ziem & Lasch 2013: 38–66), sondern bezieht sich sowohl auf theoretische als auch auf empirische Aspekte, die in Frame-Semantik, gebrauchsbasierter Konstruktionsgrammatik und Konstruktikographie gleichermaßen eingelöst werden, wenngleich mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Während insbesondere in der Anfangsphase der Entwicklung der Konstruktionsgrammatik noch theoretische Aspekte der Gebrauchsbasiertheit in Anlehnung an jenen ursprünglichen, von Langacker (1987: 46) eingeführten Begriff dominierten und sich erst in den letzten Jahren eine Wende hin zu vorrangig empirisch ausgerichteten Untersuchungen vollzieht, ist für die Frame-Semantik, insbesondere für das von mir herangezogene Modell von FrameNet, ein empirischer Punkt entscheidend. Von den Charakteristika gebrauchsbasierter Ansätze, die Kemmer & Barlow (2000) zusammenfassen, möchte ich drei als für die vorliegende Arbeit relevant betrachten: (i) die Relationen zwischen Schemata und ihren Instanzen, (ii) die Rolle von Frequenzinformationen und kognitiver Verfestigung (entrenchment) sowie (iii) die Relevanz von Korpusdaten. Ersterer drückt sich in der Unterscheidung zwischen Konstruktionen und Konstrukten aus, die gleichermaßen semantisch beschrieben werden müssen. Auf den Aspekt der Frequenzinformationen soll trotz des vorrangig qualitativen Zugangs (vgl. dazu Ziem & Lasch 2013: 71–73) dieser Arbeit an zahlreichen Stellen Bezug genommen werden, zumal quantitative Aussagen insbesondere hilfreich sind, um konstruktikographische Generalisierungen zu erreichen. Korpusdaten wie die bereits in (1)–(3) zitierten Belege bilden die Grundlage aller von mir durchgeführter Analysen.
Diese drei Prämissen überschneiden sich teilweise mit den fünf K-Prinzipien gebrauchsbasierter Ansätze, die Ziem (2013c: 219–223) formuliert: (i) Konventionalität, (ii) Kognitivität, (iii) Konzeptualität, (iv) Konstruktivität und (v) Kontextualität. Für die vorliegende Arbeit sind insbesondere die Prinzipien der Konventionalität und Konstruktivität einschlägig: Ersteres bezieht sich auf die für die Konstruktionsgrammatik fundamentale Annahme konventionalisierter semantischer Eigenschaften ...

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