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Die Passion Jesu im Kirchenlied
"Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude..."
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Die Passion Jesu im Kirchenlied
"Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude..."
About this book
Welcher Trost liegt in der Passion Jesu? Inwiefern hilft das Leiden und Sterben Christi am Kreuz dem, der es meditiert, zum Leben? Der theologische Grund und die soteriologische Bedeutung der Passion kommen in den Liedern des Evangelischen Gesangbuches zur Sprache. In dieser Arbeit werden ausgewĂ€hlte Passionslieder aus dem 16. und 17. Jahrhundert theologisch und musikalisch auf ihre Aussage hin untersucht; danach wird bezugnehmend auf die in ihnen aufscheinenden Motive eine Theologie der Passion umrissen.Das besondere Potential der Lieder wird sichtbar: Sie eröffnen einen Weg zur glĂ€ubigen Aneignung der Passion. Im Singen erweist sich die Begegnung des Menschen mit dem Gekreuzigten als NeubegrĂŒndung seiner Existenz in Jesus Christus.
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Information
Topic
Theology & ReligionSubtopic
Religion1 Einleitung
1.1 Der Untersuchungsgegenstand
Passionslieder bilden einen wesentlichen Teil des Lebens der Kirche und der Christen in ihr. Sie haben einen Ort im liturgischen Jahr. Sie sind, vornehmlich in der Passionszeit, Teil des gefeierten Gottesdienstes. Sie haben darĂŒberhinaus als Lieder, aber auch in ihrer Textfassung, einen Ort in der persönlichen Frömmigkeit. Sie sind ein Teil der Tradition, aus der die gegenwĂ€rtige Kirche hervorgegangen ist.
Ihnen ist darĂŒberhinaus eine starke PrĂ€senz im Leben der evangelischen Kirche zueigen: Sie sind Teil der evangelischen Kirchenmusik, die sie vielfĂ€ltig vertont und sie so im BewuĂtsein der Christen verankert, die sich durch die kirchliche VerkĂŒndigung prĂ€gen lassen. Diese PrĂ€gung sucht sich einen eigenen Weg, ĂŒber den Weg des gelehrten Glaubens hinaus: auf dem Weg des Hörens und des Singens, der Emotionen, der Ă€sthetischen Wahrnehmung.
Die Passion bildet die theologische Mitte der Kirche. Passionslieder blicken darum auf das Zentrum des christlichen und besonders des evangelischen Glaubens: Im Ereignis von Kreuz und Auferstehung nimmt die christliche Kirche ihren Anfang. Die reformatorische Theologie Martin Luthers findet hier ihre Mitte. Christologie, Soteriologie, Gotteslehre, Anthropologie, Hamartiologie, Sakramentstheologie sind durch die Passion Jesu Christi geprÀgt.
Seit dem 4. Jh. hat sich das Passionsgedenken zu einem Teil der rituellen Handlungen der Kirche und Teil der individuellen VollzĂŒge des eigenen Glaubens entwickelt. In den Berichten der Pilgerin Egeria ist der Weg durch Jerusalem ĂŒberliefert, unter Gebeten und GesĂ€ngen und unter Verlesung des Passionsberichtes nach MatthĂ€us, zu den verschiedenen StĂ€tten der Erinnerung an Christi Leben; der Ritus fand seinen Höhepunkt in der Verehrung des âWahren Kreuzesâ durch Betrachtung und KuĂ.1 Das VerstĂ€ndnis der Passion ist im Laufe der Zeit einem starken Wandel unterworfen gewesen. Nachdem in der Alten Kirche Christus am Kreuz als der triumphierende Weltenherrscher dargestellt worden war, verlagerte sich im Laufe des Mittelalters das Interesse auf sein Leiden, so daĂ die biblische Passionsgeschichte ausgestaltet wurde und z.B. einzelne Szenen wie das Gebet Jesu in Gethsemane mit Inhalt gefĂŒllt oder das GesprĂ€ch zwischen Pilatus und Jesus ĂŒber die biblische Quelle hinaus breit ausgefĂŒhrt wurde oder Legenden der Passionsdarstellung hinzugefĂŒgt wurden. Bezugnehmend auf die Leidensmystik des Bernhard von Clairvaux (1090â1153) und seinen Weg der Meditation der Wunden Jesu entstand seit dem 14. Jh. an verschiedenen geistlichen Zentren eine Methodik der Betrachtung des Leidens Christi. Dabei meditierte man in der Folge der monastischen Gebetszeiten verschiedene Leidensstationen. In der Reformationszeit wiederum lag der Schwerpunkt auf dem Auferstandenen und dem Dank fĂŒr sein Leiden; spĂ€ter fand man im Mitleiden den Identifikationspunkt mit ihm. Die Passion hat so im Lauf der Entwicklung der Kirche und des christlichen Glaubens eine Vielfalt an Ausdrucksformen gefunden, in denen Menschen sich und ihre Existenz mit dem Sterben Christi verbinden.
Doch ist das Wort vom Kreuz von Beginn an Stein des AnstoĂes; Ărgernis den Juden, den Griechen eine Torheit und in der Gegenwart ruft es Kritik hervor: am Gottesbild, das die Kritiker dahinter vermuten, das einen strafenden und den Tod des Sohnes wollenden und herbeifĂŒhrenden Gott vorstellt; an dem Paradox, daĂ Heil aus dem Unheil hervorgehen soll, daĂ in einem schmerzvollen, gewalttĂ€tigen, lebenzerstörenden Ereignis sich der liebende, lebenschaffende Gott offenbaren soll. Innerhalb der Theologie findet eine Debatte statt, die sich mit der in der biblischen Tradition begrĂŒndeten Deutung des Todes Jesu als Opfer oder als SĂŒhne oder mit dem Anselmschen Modell von dem satisfaktorischen Sterben Jesu auseinandersetzt2. Des Weiteren spielt auch die Schwierigkeit eine Rolle, ĂŒber die SĂŒnde in einer Weise zu reden, mit der sich Menschen in ihrem SelbstverstĂ€ndnis identifizieren können. Es wird oft eine Deutung des Kreuzes unter Absehung von den ĂŒberlieferten Kategorien versucht.3
Diese Arbeit soll ein Beitrag sein, sich dem VerstÀndnis der Passion Jesu und ihrer heilsstiftenden Bedeutung zu nÀhern.
Das soll ausgehend von Passionsliedern geschehen. Lieder bilden als gesungener Glaube einen eigenen Zugang zu Passionstheologie und -frömmigkeit. Sie sind ein Teil des Glaubensvollzuges in Gottesdienst oder Andacht oder im individuellen Meditieren. Sie haben doppelte Wirkrichtung: Sie sind einerseits Ausdruck des Glaubens und prĂ€gen andererseits den in der Kirche und von den Einzelnen geglaubten Glauben. Sie sind Produkt menschlicher Frömmigkeit und sie gestalten den persönlichen Umgang von Menschen mit der Passion. Sie lehren und verkĂŒndigen, sie trösten und ĂŒben in den Glauben ein. Sie transportieren ihre Inhalte auf dem Weg der Musik und indem sie von Menschen selber zum Klang gebracht werden. So finden sie anders Eingang in Denken und Empfinden eines Menschen als ein katechetischer oder diskursiver Text.
Passionslieder begleiten die Passionsfrömmigkeit von Menschen durch die Zeiten hindurch. Im Wandel der Frömmigkeit von Menschen mit den Zeiten bilden sie doch eine KontinuitĂ€t. Sie spiegeln den Umgang mit der Passion zu ihrer Entstehungszeit, denn sie sind Ausdruck des je zu ihrer Zeit Geglaubten4. Sie haben durch die Entwicklung der Kirche und der Theologie hindurch ihre Bedeutung gewahrt. Denn die hier behandelten Passionslieder sind i.d.R. immer Teil des Liedbestandes der gĂ€ngigen GesangbĂŒcher gewesen, wenn es auch hĂ€ufig Umdichtungen der Texte, dem Zeitgeschmack entsprechend, gegeben hat.
Sie sind auch heute von Bedeutung. Sie sind als Lieder des EG Teil der gegenwĂ€rtigen Liedkultur und darum in der Lage, das Singen, Glauben und Hoffen der gegenwĂ€rtigen Christen zu prĂ€gen. Aufgrund dieser KontinuitĂ€t haben sie eine besondere BestĂ€ndigkeit in ihrer PrĂ€senz im Leben der Glaubenden. Darum sollen sie hier bei dem Fragen nach dem Paradox der Passion, âWie kann aus dem Sterben des einen das Leben des anderen hervorgehen?â, nach ihrem Beitrag gefragt werden.
1.2 Die Untersuchung
Im Rahmen der Untersuchung soll im Blick auf das VerstĂ€ndnis der Passion und der diesbezĂŒglichen Botschaft der Lieder diesen Fragen nachgegangen werden:
In welchem historischen Kontext ist das Lied entstanden und hat es zuerst gesprochen? Vor welchem theologischen Hintergrund ist es gedichtet, d.h. welche dogmatischen Voraussetzungen prĂ€gen es? Welche Aussagen macht es darĂŒber, wer der Gekreuzigte fĂŒr seinen Betrachter ist? Wer ist der Mensch vor dem Gekreuzigten? Was ist das eigentliche Geschehen am Kreuz und was bedeutet es fĂŒr den Menschen vor ihm? Wie wird es ihm zugeeignet? Worin besteht demzufolge sein Potential, einen Menschen anzusprechen und seinen Lebensvollzug mit der Botschaft vom Kreuz zu verweben?
Die Untersuchung richtet sich also auf die Texte der Passionslieder in ihrem theologischen Zusammenhang, auf die Melodien, die Dichter und Melodisten.
Es liegen bisher einige Arbeiten vor, die eine einzelne Liedkategorie ausfĂŒhrlich in ihren theologischen Zusammenhang stellen. Dazu gehören Untersuchungen zu Abendmahlsliedern, Adventsliedern und Taufliedern1. Lieder zur Passion haben bisher erst in ĂŒberblicksartigen AufsĂ€tzen Beachtung gefunden2.
Als Ergebnis der im 19. Jh. entstandenen kritisch-systematischen Hymnologie liegen Liedkompendien vor3, in denen Melodien und Texte von Kirchenliedern gesammelt und kurz kommentiert sind. Wo der Kontext beleuchtet wird, liegt der Schwerpunkt auf der biographischen Darstellung der Lieddichter4, weniger auf dem Lied selbst in seiner eigenen Aussage. DarĂŒberhinausgehend veröffentlichte Johannes Kulp im Handbuch zum EKG kurze Analysen von Text und Melodie von Kirchenliedern5. Als entsprechendes Nachfolgewerk zum EG ist die âLiederkunde zum Evangelischen Gesangbuchâ entstanden, in der diese Methode verfeinert und ausfĂŒhrlicher durchgefĂŒhrt wird.
Erst seit den 50er Jahren sind Einzelstudien zu Kirchenliedern entstanden, in denen der Werdegang von Liedern und ihr theologischer Kontext dargestellt werden. Als Monographie, die den Zusammenhang von Kirchenlied, Frömmigkeit und Theologie beleuchtet, ist seit 1957 das Buch von Ingeborg Röbbelen6 bestimmend gewesen, die allerdings â geprĂ€gt von der dialektischen Theologie und ihrem VerstĂ€ndnis von Frömmigkeit â Lieder des Barock theologisch als eher minderwertig beurteilt.
Nachdem sich zunĂ€chst die germanistische Forschung erneut auf Lieder des Barock konzentriert hat7, ist innerhalb der Theologie das Interesse an theologischer Liedforschung gewachsen. Hierzu liegen Arbeiten von Elke Axmacher u.a.8 vor, in denen Lieddichtung und Gesangbuch nicht nur biographisch, sondern auch theologisch eingeordnet und analysiert werden. Mit Passionsfrömmigkeit und ihrem Niederschlag in Passionsliedern befaĂt sich Anne-Madeleine Plum9. Dazu gibt es einzelne AufsĂ€tze, die sich in dieser Weise auch auf die Theologie der Passionslieder z.B. Paul Gerhardts gerichtet haben10.
Als Quelle fĂŒr die hier untersuchten Passionslieder dient der Stammteil des Evangelischen Gesangbuches, das seit 1996 EKD -weit eingefĂŒhrt ist. Dessen Lieder sind als Teil des gegenwĂ€rtigen Singens geeignet, die Frömmigkeit der Gegenwart zu prĂ€gen. Wie der Einzelne sein Glaubensleben in Bezug auf die Passion vollzieht, ist bei der DiversitĂ€t christlicher LebensentwĂŒrfe und -vollzĂŒge schwer zu eruieren. Aber die Lieder des EG haben durch dessen Verbreitung in den Gemeinden der EKD und durch ihre Verwendung im Gottesdienst einen hohen Wirkungsgrad. Deshalb sind sie am ehesten als TrĂ€ger einer Passionsfrömmigkeit der Gegenwart anzunehmen oder haben das Potential, TrĂ€ger zu werden.
Die untersuchten Lieder stammen aus zwei ZeitrÀumen:
Das 16. Jh., die Zeit der sich ausbildenden reformatorischen Theologie und der Konstituierung der evangelisch-lutherischen Kirche im Raum der deutschen LĂ€nder.
Das 17. Jh., die Zeit des DreiĂigjĂ€hrigen Krieges und der nachfolgenden Jahrzehnte. Das zuletzt entstandene Lied stammt aus dem Jahr 1722; es steht am Ende der Entwicklungslinie, auf der sich die zuvor betrachteten Lieder des 17. Jh. bewegen; es ist, auch im Blick auf seinen Dichter, dem Dresdner Superintendenten Löscher, im Gottesdienst der Kirche beheimatet und in ihm sind orthodoxes Luthertum und innige Jesusfrömmigkeit miteinander verbunden. Zu diesem Zeitpunkt hat aber mit dem Gedankengut des Pietismus und der AufklĂ€rung und der damit verbundenen Wandlungen in Kirche und Frömmigkeit auch schon eine neue Entwicklung in der Lieddichtung begonnen.
In dieser Untersuchung werden zunÀchst die Passionslieder in der Reihenfolge ihrer Entstehung als in sich vollstÀndige und eine eigene Botschaft tragende Kunstwerke betrachtet, und zwar in zwei Abteilungen, den beiden ZeitrÀumen des 16. und 17. Jh.
Dabei wird die frĂŒheste belegte Fassung zugrunde gelegt. I.d.R. dienen als Quelle die Werke von Zahn und von Wackernagel, soweit sie die ursprĂŒngliche Fassung vorliegen hatten. Von der ursprĂŒnglichen Fassung abweichende Lesarte...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einleitung
- 2 Das 16. Jh. â Passionslieddichtung im Wirkungsfeld Martin Luthers
- 3 Lieder des 17. Jh. bis zu Löscher
- 4 Die Theologie der Passionslieder in ihrem systematisch-theologischen Zusammenhang
- 5 SchluĂfolgerung: Passionslieder und die Praxis des christlichen Lebens
- Quellen
- SekundÀrliteratur
- FuĂnoten