Durch Leiden zur Herrlichkeit
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Durch Leiden zur Herrlichkeit

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Durch Leiden zur Herrlichkeit

About this book

Joseph ist eine faszinierende Gestalt des Alten Testaments. Seine Geschichte weist uns auf eine Person hin, dessen Lebensweg uns noch mehr bewegt: auf unseren Herrn und Heiland Jesus Christus. Jeder, der die Bibel liebt, hat Freude daran, das Leben Josephs im Licht des Neuen Testaments zu betrachten. Die zahlreichen Parallelen zwischen Joseph und Jesus beeindrucken einfach immer wieder neu! In gut verständlicher Art erklärt der Autor drei wichtige Abschnitte aus dem Leben Josephs und erwärmt damit das Herz des Lesers für den Sohn Gottes.

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Teil 1: Verworfen und verachtet – Die Leiden Josephs (1. Mose 37–40)

Der erste Abschnitt der Geschichte Josephs beschäftigt sich mit dem Leidensweg, den dieser junge Mann ging. Er wird uns in drei großen Teilen vorgestellt:
  1. Joseph im Haus seines Vaters: Dort war er einerseits der Geliebte und Ausgezeichnete seines Vaters, andererseits der von seinen Brüdern Gehasste.
  2. Joseph in der Hand seiner Brüder: Von seinem Vater gesandt, um nach dem Wohlergehen der Brüder zu sehen, wird er von diesen abgelehnt, in die Grube geworfen und nach Ägypten verkauft.
  3. Joseph in Ägypten: In Ägypten war Joseph zuerst im Hause Potiphars und dann im Gefängnis. Dort wurde er versucht (erprobt) und schließlich vergessen.
Wir erkennen darin unschwer den Weg unseres Herrn und Heilands. Er war der Geliebte des Vaters, der von den Menschen gehasst wurde. Er kam zu seinem irdischen Volk Israel und wurde von ihnen abgelehnt. Sie ruhten nicht eher, bis sie ihn zum Tod verurteilt hatten. Der Herr kam aber auch in diese Welt und die Welt hat ihn nicht erkannt. Die Nationen (Heiden) wurden genauso schuldig an seinem Tod wie die Juden.

1. Geliebt und gehasst – Joseph im Haus seines Vaters (1. Mose 37,1–11)

In Kapitel 37 findet die Geschichte Jakobs ihre Fortsetzung in seinem Sohn Joseph. Die einleitenden Verse 1–11 zeigen uns einerseits die Person Josephs, andererseits sehen wir den Hass der Brüder.

1.1. Die Person Josephs

Der Hirte

Gleich zu Beginn wird uns Joseph als Hirte vorgestellt (V. 2). Er weidete die Herde mit seinen Brüdern. Es liegt nahe, dabei an den Herrn Jesus zu denken, der sich im Neuen Testament selbst als der „gute Hirte“ vorstellt und der in den Briefen der „große Hirte“ und „der Erzhirte“ genannt wird.
Joseph ist nicht der einzige Gottesmann im Alten Testament, der seine Laufbahn als Hirte begann. Unter den verschiedenen Hirten, die uns gezeigt werden, erinnern wir uns an zwei Männer, deren Weg deutliche Parallelen zu dem Weg Josephs aufweist. Es sind Mose und David. Auch sie wurden zuerst von ihren Brüdern abgelehnt und abgewiesen, bevor Gott sie dann in verantwortlicher Position gebrauchen konnte. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den dreien:
  • Joseph rettete seine Brüder vor der Hungersnot und wurde der Retter der Welt.
  • Mose rettete seine Brüder aus der Knechtschaft des Pharao und wurde ihr Anführer.
  • David rettete sein Volk vor der Gewalt der Feinde und wurde ihr König.
Alle drei zeigen uns etwas von der Herrlichkeit unseres Herrn. Er wurde abgelehnt, ist aber nach vollbrachtem Werk am Kreuz sowohl der Retter der Welt, der Führer seines Volkes und der König der Könige und Herr der Herren.
Der Beruf des Hirten steht in der Bibel in einem bemerkenswerten Gegensatz zu dem Beruf des Jägers. Der erste Jäger in der Bibel war Nimrod, „ein Gewaltiger auf der Erde“ (1. Mo 10,8). Der Jäger tötet, während der Hirte das Gegenteil tut. Er bemüht und kümmert sich um die Schafe. Er hat ein Herz für die ihm anvertrauten Tiere. Deshalb sind große Führer in der Bibel in ihrer Jugend oft Hirten gewesen. Bevor sie Menschen führen konnten, haben sie Schafe geführt. Der Hirte sucht, er führt zurück, er verbindet, er stärkt, er sorgt für Nahrung, er schützt. Er wird von Hingabe, Treue, Sanftmut und Mitempfinden gekennzeichnet. Wir brauchen nur ein Kapitel wie Hesekiel 34 zu lesen, um ein Bild davon zu bekommen, was ein guter Hirte tut.
Das alles finden wir vollkommen im Leben des Herrn Jesus. Er war gekommen, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist. Prophetisch lesen wir von unserem Herrn: „Er erwählte David, seinen Knecht, und nahm ihn von den Schafhürden; hinter den Säugenden weg ließ er ihn kommen, um Jakob, sein Volk, zu weiden, und Israel, sein Erbteil. Und er weidete sie nach der Lauterkeit seines Herzens, und mit der Geschicklichkeit seiner Hände leitete er sie“ (Ps 78,70–72). Als er hier auf der Erde war, sagte er selbst: „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11). Er war gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Mt 10,6), aber er hatte auch andere Schafe, die nicht aus dem Schafhof Israels waren (Joh 10,16). Es ist für uns ein unbeschreibliches Glück, ihn als den Hirten zu kennen!

Der Diener

In Ägypten sollte Joseph einmal zum Herrscher über das ganze Land werden. Doch sein Weg begann nicht als Regent, sondern als Diener. So war es in dem Plan Gottes vorgesehen. Joseph war als Knabe (als Knecht) bei seinen Brüdern.
Der Herr Jesus belehrte seine Jünger einmal so: „Wer irgend unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer irgend unter euch der Erste sein will, soll euer Knecht sein“ (Mt 20,26.27). Darin ist der Herr Jesus selbst das vollkommene Vorbild. Er sagt: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Lk 22,27). Obwohl er der Sohn Gottes war, kam er nicht auf diese Erde, um bedient zu werden, „sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Er war es, der es nicht für einen Raub achtete Gott gleich zu sein, und der doch Knechtsgestalt annahm und sich selbst erniedrigte (Phil 2,7–9). Das Wort „Knechtsgestalt“ bedeutet wörtlich „Sklavengestalt“. Das zeigt uns, wie tief die Erniedrigung unseres Herrn war. Im Alten Testament war es schon angekündigt worden, dass er „der Knecht“ sein würde (z.B. Jes 52,13). Beim Lesen des Markus-Evangeliums wird uns diese Herrlichkeit des Herrn Jesus als Knecht besonders groß.
Dann wird uns in Vers 2 der Wirkungskreis von Josephs Dienst gezeigt. Er war bei den Söhnen Bilhas und Silpas. Bei diesen Brüdern wird er es nicht einfach gehabt haben. Es ist bemerkenswert, dass die Namen der Mütter hier genannt werden. Bilha und Silpa waren Nebenfrauen von Jakob. Sie waren Mägde der eigentlichen Frauen Rahel und Lea. In Galater 4 wird Hagar, die Magd Saras, vorgestellt. Dort wird mehrfach ein Gegensatz aufgezeigt zwischen „der Magd“ und „der Freien“. Die Magd war nicht frei. So war das Volk Israel, zu dem der Herr Jesus kam, nicht frei. Sie befanden sich nicht nur in der Macht Satans, sondern sie waren ein von den Römern beherrschtes Volk. Und doch galt gerade ihnen der Dienst des Herrn Jesus – so wie Joseph den Söhnen der Mägde diente.

Der Abgesonderte unter seinen Brüdern

Joseph war der Abgesonderte unter seinen Brüdern. Er diente zwar mit seinen Brüdern. Er lebte in ihrer Mitte. Dennoch hatte er ganz offensichtlich mit ihrem bösen Tun keinerlei Gemeinschaft. Er war davon völlig getrennt. Gleichzeitig zog es ihn hin zu seinem Vater. Mit ihm konnte er über das schlechte Verhalten der Brüder reden. „Er brachte ihre üble Nachrede (ihren üblen Ruf) vor ihren Vater“ (V. 2). Was die Brüder taten, muss Joseph geschmerzt haben. Er war ganz anders.
Was muss der Herr Jesus empfunden haben, als er hier auf der Erde war. Die Erde war voll Gewalttat und Sünde. Dort erschien er als der Reine und Heilige. Er war vollkommen von der Sünde getrennt. Er kannte keine Sünde. Er tat keine Sünde. Sünde war und ist nicht ihn ihm. So hat er unter Sündern gelebt, mit ihnen gesprochen und mit ihnen gegessen. Aber niemals hat das böse Tun dieser Menschen einen negativen Einfluss auf ihn gehabt. Er war und blieb das Speisopfer, „Feinmehl, gemengt mit Öl“. Ein geschätzter Ausleger schreibt: „Seine Gnade brachte Ihn uns sehr nahe in all unserer Not, aber Seine Heiligkeit hielt Ihn völlig getrennt von allen unseren Sünden. Er war der himmlische Fremdling auf dieser Erde.“
Und doch hat der Herr Jesus darunter gelitten, die Folgen der Sünde zu sehen. Noch mehr als Joseph hat er es empfunden, was es bedeutete, dass seine Mitmenschen so große Sünder waren. Und wie Joseph hat der Herr Jesus Zeugnis davon gegeben. Er sagte von der Welt: „Mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind“ (Joh 7,7). Und wie Joseph mit seinem Vater darüber Austausch hatte, so auch unser Herr in viel tiefer gehender Weise. In Johannes 17 sehen wir z. B., wie der Herr Jesus mit seinem Vater über die Welt und ihren Hass redete.

Der Geliebte des Vaters

Joseph hatte in den Zuneigungen seines Vaters Jakob einen besonderen Platz. „Israel liebte Joseph mehr als alle seine Söhne“ (V. 3). Diese Liebe hatte einen zweifachen Grund. Zum einen war Joseph der „Sohn seines Alters“, zum anderen aber gab er durch sein Verhalten auch Anlass dazu, dass sein Vater ihn besonders lieb hatte.
Wenn wir an unseren Herrn denken, dann besitzt er tatsächlich einen ganz besonderen Platz in den Zuneigungen des Vaters. Er ist „der Sohn seiner Liebe“ (Kol 1,13). Dieser Platz ist durch Einzigartigkeit und Vorrangstellung gekennzeichnet.
  • Die Einzigartigkeit der Beziehung zwischen Vater und Sohn wird in dem Titel „der Eingeborene“ ausgedrückt. Er ist der „eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist“ (Joh 1,18). Wo es einen Eingeborenen gibt, gibt es keinen zweiten Sohn. Abraham hatte nur einen Sohn. Deshalb sagt Gott zu ihm: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak ...“ (1. Mo 22,2). Vor den Uranfängen der Erde war der Herr Jesus „Werkmeister“ (O. Liebling) beim Vater. Er war Tag für Tag seine Wonne (Spr 8,30).
  • Die Vorrangstellung des Herrn Jesus hingegen wird in dem Titel „Erstgeborener“ ausgedrückt. Als Erstgeborener ist der Herr mit anderen verbunden, nimmt aber immer den ersten Platz ein. Er ist der „Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29), der „Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15), der „Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18), der „Erstgeborene der Toten“ (Off 1,5).
Die Liebe des Vaters zum Sohn können wir nur staunend bewundern. In 1. Mose 22 wird das Wort Liebe zum ersten Mal in der Bibel gebraucht. Es steht dort nicht in Verbindung mit der Ehe, sondern in Verbindung mit der Liebe Abrahams zu Isaak. Abraham sollte seinen Sohn – „den du lieb hast“ – opfern. Das weist hin auf die Liebe des Vaters, der den Sohn gab. Wenn es um die Liebe Gottes zu dieser Welt geht, dann gibt uns Gott dafür einen Maßstab: „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“ (Joh 3,16). Wenn es allerdings um die Liebe des Vaters zum Sohn geht, dann suchen wir vergeblich nach einem Maßstab. Es könnte keinen geben. Majestätisch steht die Aussage vor uns: „Der Vater liebt den Sohn“ (Joh 3,35). Das ist eine absolute Aussage, deren Tragweite wir nicht erfassen können. Mehr noch, der Herr Jesus sagt selbst zu seinem Vater: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24).
Weit mehr als Joseph seinem Vater Anlass gab, ihn zu lieben, gab der Herr Jesus seinem himmlischen Vater Anlass dazu. Er sagt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,17). In Johannes 5,20 lesen wir: „Der Vater hat den Sohn lieb“. Hier wird für „Liebe“ im Grundtext ein anderes Wort gebraucht als in den soeben zitierten Stellen (Joh 3,35; 17,24; 10,17). Es ist ein Wort, das zeigt, dass jemand Anlass gibt, ihn zu lieben. Und das war bei dem Herrn Jesus vollkommen der Fall. – Unendliches Geheimnis, dass der Herr Jesus der Sohn der Liebe des Vaters ist!

Der Ausgezeichnete des Vaters

Josephs langes Ärmelkleid mit farbigen Rändern war die öffentliche Manifestation, dass Jakob seinen Sohn Joseph lieber hatte als alle seine Söhne. Eine solche Bekleidung trugen nur vornehme Menschen. Jeder konnte also sehen, dass Jakob und Joseph ein ganz besonderes Band der Liebe verband. Die anderen Söhne trugen ein solches Ärmelkleid nicht.
Gott der Vater hat dafür Sorge getragen, dass sein Sohn auf dieser Erde öffentlich ausgezeichnet wurde. Menschen haben immer wieder versucht, ihn auf die Stufe eines gewöhnlichen Menschen zu stellen. Für sie war er „Jesus von Nazareth“, der Zimmermann“ oder „der Sohn des Zimmermanns“. In der Tat, der Herr Jesus hat „Fleisch und Blut“ angenommen. Er ist in einer verachteten Stadt aufgewachsen. Er hat einen irdischen Beruf ausgeübt. Er war ein Mensch unter Menschen. Er war der bescheidene und demütige Diener. Und doch war er völlig anders. Er war der Sohn Gottes. Er war der König Israels. Beide Titel wollten Menschen ihm streitig machen. Und doch sorgte Gott selbst immer wieder dafür, dass sein Sohn öffentlich ausgezeichnet wurde:
  • Bei seiner Geburt: Als der Herr Jesus geboren wurde, verkündete der Engel, dass er „Christus, der Herr“ ist (Lk 2,11). Wenige Zeit später kommen die Magier aus dem Morgenland und fragen in Jerusalem nach „dem König der Juden“ (Mt 2,2). In ihren Geschenken kommt ihre ganze Wertschätzung für ihn zum Ausdruck.
  • Zu Beginn seines Dienstes: Als der Herr Jesus sich am Jordan mit dem Überrest seines Volkes, der Buße tat, einsmachte und sich von Johannes taufen ließ, öffnete Gott den Himmel über ihm. Gott konnte nicht zulassen, dass man seinen Sohn auf eine Stufe mit Menschen stellte, die ihre Sünden bekannten. Seine Stimme wurde gehört: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17).
  • Während seines Dienstes: Als der Herr Jesus mit seinen Jüngern auf dem Berg war und dort vor ihnen verherrlicht wurde, öffnete der Vater noch einmal den Himmel und wieder wurden die Worte gehört: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 17,5).
  • Am Ende seines Lebens: Am Kreuz von Golgatha trug Gott Sorge dafür, dass die Überschrift über seinem Haupt nicht, wie von den Juden gewünscht, geändert wurde. „Dieser ist Jesus, der König der Juden“ (Joh 19,19–21) war dort für jedermann zu lesen[1]. Und als der Heiland sein Leben gegeben hatte, bezeugt ein römischer Hauptmann öffentlich: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mk 15,39).
Wir erkennen, welche Freude der Vater hatte, die Einzigartigkeit und Vorrangstellung seines Sohnes öffentlich zu bekunden. Niemand brauchte im Zweifel zu sein, wer dieser „Jesus von Nazareth“ war.
Die bunten Farben an den Rändern des Ärmelkleides sprechen von der Vielfalt der himmlischen Herrlichkeit, wie sie sich in dem Menschen Jesus Christus auf dieser Erde offenbarte. Wenn auch seine Herrlichkeit für die meisten verborgen war, entdeckte das Auge des Glaubens sie doch auf Schritt und Tritt. Johannes bezeugt: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

Der von Gott bestimmte Herrscher

Joseph hatte zwei Träume, die uns ausführlich beschrieben werden. Auch wenn Joseph die ganze Tragweite dessen, was Gott damit klarmachen wollte, sicher nicht verstanden hat, wurde doch deutlich, was gemeint war. Auch die Brüder verstanden es sofort. Sie fragen „Solltest du etwa König über uns sein, solltest du etwa über uns herrschen?“ (V. 8). Es war in dem Plan Gottes vorgesehen, dass Joseph einmal Herrscher in Ägypten sein würde und dass seine Brüder sich dort vor ihm verneigen sollten.
Der Herr Jesus ist der von Gott bestimmte Herrscher über Himmel und Erde. Schon lange vor seinem Kommen auf diese Erde war klar, dass er der König Israels sein würde, dessen Herrschaftsbereich aber über Israel hinausgehen sollte. Viele alttestamentliche Weissagungen sprechen davon. Den ersten Hinweis darauf finden wir in dem Segen Jakobs in 1. Mose 49,10: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen.“ In Jesaja 49,6 lesen wir: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen; ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.
Um die Herrlichkeit Josephs in Ägypten zu enthüllen, hätte ein Traum genügt. Um die Herrlichkeit des Herrn Jesus als „Herr der Herren und König der Könige“ zu zeigen, genügte ein Traum nicht. Joseph träumt zweimal. Der erste Traum beschreibt eine irdische Szene. Es geht um Garben auf dem Feld. Der zweite beschreibt eine himmlische Szene. Dort geht es um Himmelskörper, um Sonne, Mond und Sterne. Beide Träume drücken die Vorrangstellung von Christus als Herrscher und König aus. Seine Vorrangstellung wird ein zweifaches Gepräge haben. Er wird erstens der Höchste auf dieser Erde sein. Im Tausendjährigen Reich tritt er die Herrschaft an, „bis an das Ende der Erde“. Aber die Herrschaft des Herrn Jesus beschränkt sich nicht auf diese Erde, sondern sie schließt den Himmel ein. In Epheser 1 werden beide Träume Josephs miteinander verbunden. Dort lesen wir, dass es das Wohlgefallen unseres Gottes und Vaters für die Verwaltung der Fülle der Zeiten (das ist das Tausendjährige Reich) ist, „alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist“ (Eph 1,9.10). Christus wird über alle Werke der Hände Gottes herrschen (Ps 8,7).
Wenn Christus herrschen wird, wird es ein sichtbares Reich auf dieser Erde geben. Es wird zwar vom Himmel aus regiert, aber es ist doch ein Reich auf der Erde. Christus wird König sein und auf der Erde wird es Untertanen geben. Gleichzeitig gibt es aber auch ein himmlisches Reich (2. Tim 4,18). Die Garben auf dem Feld sprechen von der irdischen Seite des Reiches. Die Himmelslichter hingegen sprechen von der himmlischen Seite, die unser Teil sein wird. Der Herr Jesus wird der Souverän über alles sein. Er sagte selbst: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18).

1.2. Der Hass der Brüder

In einem deutlichen Kontrast zu dem, was über Joseph gesagt wird, werden jetzt die Brüder vorgestellt. Sie sind gekennzeichnet von Hass und Eifersucht. Die moralische Größe ihres jüngeren Bruders stellte ihre eigene Bosheit um so deutlicher ans Licht. Sie konnten es offensichtlich nicht ertragen, dass Joseph getrennt...

Table of contents

  1. Titelseite
  2. Impressum
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Vorwort
  5. Einleitung
  6. Teil 1: Verworfen und verachtet – Die Leiden Josephs (1. Mose 37-40)
  7. Teil 2: Erhoben und erhöht – Die Verherrlichung Josephs (1. Mose 41)
  8. Teil 3: Herrlichkeit und Segen – Joseph und seine Brüder (1. Mose 45)
  9. Ausblick