Für jedes Volk ein Wartesaal
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Für jedes Volk ein Wartesaal

Afrika und seine Megastädte

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Für jedes Volk ein Wartesaal

Afrika und seine Megastädte

About this book

Welche Rolle spielen verschiedene Kulturkreise bei der Urbanisierung? Wie haben sich beispielsweise die afrikanischen Megastädte entwickelt? Daniela Roth beschreibt in ihrem Essay die afrikanische Stadtgeschichte und erläutert die Unterschiede zwischen europäischen Großstädten und denen auf dem afrikanischen Kontinent. Nirgendwo in der Welt ist die Verstädterungsdynamik so ausgeprägt wie in Afrika südlich der Sahara: Dort entstehen neue Städte fast aus dem Nichts und wachsen rasant. Innerhalb der letzten 50 Jahre fand dort ein chaotisches Wachstum statt. Roth beschreibt das Elend der Slums, wo konstante Stromzufuhr eine Rarität ist, die sanitäre Grundversorgung nicht überall gewährleistet ist und Millionen Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen leben.

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Daniela Roth
Für jedes Volk ein Wartesaal
Afrika und seine Megastädte
Einen Stadtplan? Straßennamen? Hausnummern? Das gibt es in afrikanischen Städten weitenteils nicht. Man orientiert sich an markanten Gebäuden: einem bekannten Laden, einer Kneipe, einer Kirche, einer Tankstelle. Man kennt sich aus im Viertel, das nicht unbedingt der »Kiez« ist. Es ist eher wie auf dem Dorf. Oft laufen auch Ziegen und Hühner frei umher und suchen im Abfall ihr Futter. Afrikaner eignen sich die Welt über soziale Beziehungen an. Im Viertel, dem »Quartier«, kennt man alle, darüber hinaus, in der großen Stadt, kennt man vielleicht keinen mehr.
Der Schweizer Al Imfeld sieht die afrikanische Stadt als eine Ansammlung von Dörfern (oder Slums). Er entwarf ein Konzept der »AgroCity« für Afrika,1 eine Verbindung von Stadt und Land, die auf die »agrarisch geprägte Mentalität« der ehemaligen Dorfbewohner zielt. Er konstatierte: Die Menschen denken agrikulturell und nicht urban. Max Weber beschrieb das Entstehen der europäischen Stadt im Zusammenhang mit dem Entstehen des Bürgertums: Der Bürger löste sich aus religiösen, verwandtschaftlichen und feudalistischen Abhängigkeiten und verbrüderte sich als solchermaßen Freier mit anderen durch eine »Schwurgemeinschaft« zur Bürgerschaft der Stadt.2 Den »losgelösten« Bürger findet man auf dem afrikanischen Kontinent selten.
Die Menschen in Afrika ziehen vom Land an den Rand der Metropolen. Nirgendwo in der Welt ist die Verstädterungsdynamik so ausgeprägt wie in Afrika südlich der Sahara, wo große Städte jedes Jahr um mehrere Hunderttausend Einwohner wachsen. Über 60 Prozent der Bevölkerung haben das Land verlassen. Das verändert den Charakter der Städte und der Dörfer. In manchen Dörfern leben nur noch Alte und Kinder, die Erwerbsfähigen sind Richtung Stadt gezogen. Die Gründe sind Versteppung, Überbevölkerung (immenses Bevölkerungswachstum), Hungersnöte: Man zieht dorthin, wo man annimmt, ein Auskommen zu haben. Auf dem Land gibt es kaum Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Es ist die schlichte Sehnsucht nach einem modernen Lebensstil, die in die Stadt zieht. Denn auch auf dem Land, wo Tauschwirtschaft herrscht, kostet alles Geld: sogar Kaffee, der als Nescafé (in Portionsröhrchen, weil man sich eine Dose kaum leisten kann) konsumiert und damit importiert werden muss. Auf der anderen Seite gibt es so gut wie keine Verdienstmöglichkeiten. Die Welt und die Träume werden durch die neuen Medien größer. Für die jeunesse dorée gibt es inzwischen Starbucks in Dakar, in Johannesburg sowieso. In Dakar gibt es auch »Kaffee Touba«, eine regionale Spezialität aus der Stadt Touba.
Die »afrikanische Stadt« gab es (lange) nicht. Als heutige Megacity hat sie kaum Ähnlichkeit mit europäischen Städten. Auf den Westler wirkt sie chaotisch, zufällig, ohne Zentrum. Bamako, die Hauptstadt Malis mit 1,8 Millionen Einwohnern, ist die mit 5,5 Prozent jährlichem Zuwachs am schnellsten wachsende Stadt Afrikas. In Lagos, Nigeria, leben 15 Millionen Menschen, in Nairobi, Kenia, sechs Millionen – oder sind es doch nur 2,75, wie die Stadt angibt, wenn es um Innenpolitik und Wahlen geht? In Kenia leben 85 Prozent der Bevölkerung in den Gegenden um Nairobi und Mombasa, und das heißt in Slums. In Äthiopien sind es 95 Prozent der Stadtbevölkerung, die in Slums leben.
Slum bedeutete einst »Gaunerei«. Heute meint es Gebiete mit hoher Wohndichte, Einfachstunterkünften in Form von Brett...

Table of contents

  1. Daniela Roth | Für jedes Volk ein Wartesaal. Afrika und seine Megastädte
  2. Anhang