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Peking
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`Du hast dich damit abgefunden, an der Außenhaut einer Welt entlangzugleiten, zu deren Innerem du keinen Zutritt hast.´Gregor Dotzauer nimmt den Leser in seinem Kursbuch-Essay mit in die chinesische Megastadt Peking - einer Stadt, die ihre Bürger grob ungleich behandelt und doch die sicherste Stadt der Welt ist. Er berichtet von Menschen, Begegnungen, Orten und Lebensweisen, vom Demokratieverständnis, freiwilliger Selbstzensur und fernöstlicher Spiritualität.
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Information
Gregor Dotzauer
Peking
Peking
I
Rund um die sechs Ringstraßen der Stadt leben 21 Millionen Menschen, und für eine Weile bist du der eine mehr, der keiner mehr ist. Im regennassen Trauergrau eines Oktobermorgens, der über den Wolken eben noch im gewohnten Licht gleißte, erlischt binnen Sekunden das mitgebrachte Ich. Ein ruppiger Mensch namens Mr. Zhang zieht schnurstracks mit dem Koffer davon, und während du im Flughafengewühl noch mit Mann und Gepäck Schritt zu halten versuchst, kündet ein heulend angelassener Motor schon davon, dass es keine Zeit zu verlieren gilt. Im Spurenzickzack geht es auf den Chaoyang District zu. Mr. Zhang, dessen Schweigen so undurchdringlich ist wie das Stakkato des Sprechers im Autoradio, scheucht Trödler in anfallsartigen Hupkrämpfen zur Seite, lässt sich in seiner hysterischen Seelenruhe ansonsten aber von ernsthaften Hindernissen wie dem mitten auf der rechten Spur abgestellten Wagen nicht beirren, dessen Fahrer gerade gleichmütig an die Leitplanke pisst.
Kein Name, keine zuvor gelernte Formel, nicht einmal eine Zahl will sich im Redestrom der Radiostimme zu erkennen geben. Hin und wieder schält sich am Straßenrand eine Ansammlung lateinischer Buchstaben aus dem Dunst, graue Wohnmaschinen wachsen in den verhangenen Himmel und fallen wieder in sich zusammen. Noch ist die Stadt nicht mehr als eine Ahnung. Sie versteckt sich hinter einem Stapel angelesenen Wissens; sie dehnt sich aus auf den Rastern eines Plans, der sämtliche Straßen und Viertel verzeichnet, aber nicht den Durchgang mit dem Eisengitter, der den Weg von deiner Wohnung zum fünf Minuten entfernten Park abkürzen und bald zu den täglichen Routinen zählen wird.
Die Siedlung an der Tuanjiehu Lu, die auf beiden Seiten ein dichtes Band kleiner Läden, Restaurants und Kosmetiksalons säumt, ist eine einzige Baustelle. Über mehrere Seitenstraßen hinweg erstrecken sich kasernenartige Häuserzeilen. Die Vorgärten sind bis zum Fuß der Kellerwände aufgegraben, die Erdhaufen zum Wall getürmt. In den Schlaglöchern steht das Wasser knöchelhoch. Stapelweise liegen Eisenstangen wie riesige Mikado-Spiele herum, zum Nationalfeiertag ragen aus den Eingängen rote Fahnen.
Gegenüber einer kleinen Polizeistation liegt das Haus mit der Nummer vier. Das Treppenhaus leuchtet finster aus nacktem Stein, in den Zwischenstockwerken dämmern Fahrräder schwer bepackt vor sich hin. Die anderthalb verwohnten Zimmer im dritten Stock aber, in der Mitte zwischen zwei weiteren Parteien, bieten mehr, als ein chinesisches Mittelschichtsherz, das nicht auf das ererbte sozialistische Eigentum der Eltern zurückgreifen kann, angesichts horrender, jedes Monatsbudget aufzehrender Mieten begehren dürfte: Schrank, Tisch, Stuhl und Bett, im Flur eine Waschmaschine, die wie überall im Land nur mit kaltem Wasser wäscht, eine schmale Küchenzeile und zu allem Überfluss eine Nasszelle mit Sitztoilette, die an guten Tagen sogar ihren Dienst verrichtet.
Der Einkauf im nahe gelegenen Supermarkt kostet das erste Paar trockene Schuhe. Das zweite verschlingt wenig später der Gang zur Suppenküche um die Ecke, die für umgerechnet zwei Euro eine Hammelfleischsuppe im Baukastensystem anbietet. Ein Schöpflöffel fette Brühe, eine Hand...
Table of contents
- Gregor Dotzauer | Peking
- Anhang
