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About this book
Birger P. Piddat ĂŒber den Wandel des Kaufverhaltens, sich Ă€ndernde MĂ€rkte und moderne Marktwirtschaften. In seinem Beitrag aus dem Kursbuch 187 beschreibt der Ăkonom, wie MĂ€rkte ihre KĂ€ufer produzieren und wandeln. `Der e-commerce lĂ€sst in der Digitalisierung aller Informations-, Werbungs- und Transaktionsbeziehungen eine Bild-, Zeichen- und Informationsdimension einziehen und Ă€ndert dadurch Marktkulturen auf eine Art und Weise, die mit dem, wie wir MĂ€rkte bis heute zu betrachten gelernt haben, nichts oder nur noch wenig zu tun haben.ÂŽ
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Information
Birger P. Priddat
Tante Emma, Big Brother
Wie MĂ€rkte ihre KĂ€ufer zurichten
Tante Emma, Big Brother
Wie MĂ€rkte ihre KĂ€ufer zurichten
Von den vielen Ănderungen, die die Welt in unseren Zeiten erfĂ€hrt, fĂ€llt an den MĂ€rkten besonders auf, wie schnell sie neue Waren, Angebote, Bedeutungen offerieren. Im Wettbewerb tauchen stĂ€ndig neue Produkte auf: nicht nur in der Mode und bei den Automobilen, wo wir es gewohnt sind, sondern auch bei den Nahrungsmitteln, den Wellnessangeboten und Sportarten, den elektronischen GerĂ€ten, die heute zu den notwendigen Begleitmaschinen zĂ€hlen. Aber es geht nicht nur um elektronische Produkte, sondern vor allem um die ĂŒber das Internet laufenden elektronischen Handelsformen. Der E-Commerce lĂ€sst in der Digitalisierung aller Informations-, Werbungs- und Transaktionsbeziehungen eine Bild-, Zeichen- und Informationsdimension einziehen und Ă€ndert dadurch Marktkulturen auf eine Art und Weise, die mit dem, wie wir MĂ€rkte bis heute zu betrachten gelernt haben, nichts oder nur noch wenig zu tun haben.
Der Laden
Ich kenne noch die kleinen LĂ€den, in denen man alles kaufen konnte, was fĂŒr die Versorgung der umliegenden Haushalte nötig war. Vieles wurde »lose« verkauft: Heringe aus dem Fass, Sauerkraut oder auch Butter, Mehl und Zucker aus SĂ€cken, Milch aus einer Pumpe, unter die man mitgebrachte Aluminiumkannen hielt. Zigaretten wurden zum Teil sogar einzeln abgegeben, ebenso Bonbons fĂŒr die Kinder. Auf einer fĂŒr alle einsehbaren Tafel wurde »angeschrieben«, das heiĂt, Kredite, die der Ladeninhaber sĂ€umigen Hausfrauen zugutehielt, wurden offengelegt. Die LĂ€den boten Lebensnotwendiges an, bei nur wenigen Luxuswaren wie Schokoladen, Liköre, manchmal Wein. FĂŒr das Viertel reichte das Angebot völlig. Man ging nicht einkaufen, sondern »holte« das, was man »brauchte«. Die LĂ€den waren Versorgungsstationen. Niemand ging extra in die Stadt einkaufen, einzig Kartoffeln, manchmal GemĂŒse und Eier wurden auf Pferdewagen ein- bis zweimal die Woche ausgefahren. Und auch ein BĂ€cker kam vielleicht, wenn nicht einer sein GeschĂ€ft nebst Backstube im Ort hatte.
Was uns heute nostalgisch anmutet, ist eine klassische Vertriebswelt, die in den LĂ€den als finalen Versorgungsstationen mĂŒndet. Der Ladenbesitzer weiĂ, was die Leute brauchen, und hat genau das in angemessenen Mengen vorrĂ€tig. Laden und KĂ€ufer bilden zusammen ein prozessierendes Gleichgewicht an Angebot und Nachfrage, beides so bemessen, dass man fast von einer sozialistischen Planungsfiliale reden kann. Der nĂ€chste Laden ist so weit entfernt, dass keine Konkurrenz entsteht, verkauft auĂerdem ohnehin zu Ă€hnlichen Preisen, weshalb die Kaufleute gar nicht auf die Idee kommen, sich gegenseitig Kunden wegzuschnappen. Die LĂ€den waren zunftartig auf die StraĂen verteilt, sodass jeder sein Areal hatte, aus dem heraus er leben konnte.
Es war eine Handelswirtschaftsform, die ohne Weiteres in Fichtes geschlossenen Handelsstaat wie in Hegels Rechtsphilosophie hineingepasst hĂ€tte. Ausnahmen bildeten die KolonialwarenhĂ€ndler, die ein etwas gehobeneres Warensortiment anboten. Kaufen war ein Versorgungsakt, den niemand mit dem Wort »Konsum« belegt hĂ€tte. Man kaufte, was man kannte und brauchte. Neue Produkte ins Sortiment aufzunehmen war fĂŒr den Ladenbesitzer riskant, da er selber dafĂŒr sorgen musste, die Kundschaft dafĂŒr zu erwĂ€rmen. Es gab wohl Reklame, aber am besten war immer noch, im Laden probieren zu können: neue Nahrungsmittel, kleine Proben von Cremes etc. Da die meisten Waren offen lagen und erst beim Kauf in TĂŒten oder Einschlagpapier gepackt wurden â ein Viertelpfund Butter oder 200 Gramm Mehl â, waren sie intensiv zu riechen, war man sinnlich mit ihnen verbunden. Man durfte sie zum Probieren bisweilen sogar anfassen, wenn der Besitzer es erlaubte. Der ganze Laden war ein einziges Sensorium.
Ăhnlich wie die BauernmĂ€rkte in den StĂ€dten â heute noch. Auch hier liegen die Waren offen aus. Man kann sie beriechen, betasten, zum Teil auch probieren. Ich betone das ungebĂŒhrlich, weil diese sinnliche Zugriffsweise in den SupermĂ€rkten und im Internethandel völlig verschwunden ist. Man mag das fĂŒr unbedeutend halten, aber erstens bedeutet es eine gravierende Ănderung der gesamten Waren-Kunden-Welt und zweitens einen Wechsel von den Waren zu deren Benennungen, Namen, Bildern, Zeichen. Die Unmittelbarkeit des warensinnlichen Erlebnisses wird durch sich dazwischenschiebende Medien in Interpretationswelten verlagert, die von uns verlangen, ganz anders in den MĂ€rkten zugegen zu sein, und die die MĂ€rkte völlig Ă€ndern.
...Table of contents
- Birger P. Priddat | Tante Emma, Big Brother â Wie MĂ€rkte ihre KĂ€ufer zurichten
- Anhang