Der Fall des weißen Riesen
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Der Fall des weißen Riesen

Was wir aus der amerikanischen Einbürgerungsgeschichte für die deutsche Flüchtlingskrise lernen können

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Der Fall des weißen Riesen

Was wir aus der amerikanischen Einbürgerungsgeschichte für die deutsche Flüchtlingskrise lernen können

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Mita Banerjee erinnert uns an die US-amerikanische Geschichte der Einbürgerung - daran, dass auch Iren, Italiener und Griechen in den USA einmal als `colored´ galten und letztlich nur dadurch zu `Weißen´ wurden, weil es die `Schwarzen´ gab. Das ist ein klassischer Fall, der zeigt, wie hybride und instabil auch das Eigene ist. Banerjee spricht von einer Odyssee, die Fremde durchmachen müssen, um Eigene zu werden. Im Zentrum der Einbürgerungsdebatte in den USA, ebenso wie in der deutschen Flüchtlingsdebatte der Gegenwart, stand und steht die Frage der Assimilation; die Angst vor `Parallelgesellschaften´ war und ist dieselbe.

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Mita Banerjee
Der Fall des weißen Riesen
Was wir aus der amerikanischen Einbürgerungsgeschichte für die deutsche Flüchtlingskrise lernen können
Was können wir aus der Geschichte lernen, um die Gegenwart besser zu verstehen? Und gibt es etwas, das wir aus der amerikanischen Geschichte lernen können, um die gegenwärtig oft zitierte »Krise des Abendlandes« besser zu verstehen? Zunächst ist da die Einsicht, wie sie Angela Merkel jüngst formuliert hat, dass Deutschland ebenso wie die USA längst ein Einwanderungsland geworden ist. Dies kann man als Entwicklung verteufeln oder gutheißen, eine Tatsache jedoch bleibt es. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, wie man mit Einwanderung an sich und Flüchtlingswellen im Besonderen umgehen soll. Wo bleibt sie und wie lässt sie sich (neu) definieren, die viel beschworene »deutsche Kultur«? Ein Teil der gegenwärtigen Bredouille scheint es zu sein, dass die öffentliche Flüchtlingsdebatte und die Einwanderungsdiskussion untrennbar ineinanderfließen; der Zustrom an Flüchtlingen stelle deshalb eine Bedrohung dar, so führen viele an, weil schon zu viele Zuwanderer im Land sind. Aus dieser Verquickung schöpfen die ohnehin grob vereinfachenden Parolen der Pegida ihre Kraft. Solchen Parolen gilt es durch bewusste Differenzierung entgegenzuwirken. Denn wer spricht hier überhaupt, wer gibt sich als Normkultur aus, und in wessen Namen?
Anders als die deutsche Gesellschaft, so könnte man argumentieren, ist die US-amerikanische geradezu differenzbesessen. Es ist eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder vor allem nach ethnischen Gesichtspunkten aufteilt und kategorisiert. Dies schlägt sich auch in den Kategorien der Volkszählung nieder, die über Jahrhunderte hinweg nur fünf Gruppen kannte: »white«/Hispanic, Asian, African-American, Native American/Pacific Islander und die fünfte Kategorie »other«. Diese Kategorisierung, die David Hollinger einmal als »ethno-racial pentagon« bezeichnet hat, macht erstens deutlich, wie sich Ordnungsmechanismen auf gesellschaftliche Wahrnehmungsmuster niederschlagen; denn wir erkennen zunächst nur das, was in unserem Differenzinstrumentarium bereits vorgegeben ist. Die Kategorisierung, wie sie etwa die Volkszählung vorgibt, hilft, die Wirklichkeit zu vereinfachen. Aus der schier unüberschaubaren Vielzahl von Ethnien, die die multikulturelle Bevölkerung der USA ausmachen, werden vier scharf voneinander abgegrenzte herausgefiltert, der Rest kommt in das Sammelbecken der fünften Kategorie »Sonstiges«. Die am schnellsten wachsende Kategorie war eben die der »Sonstigen«, also derjenigen, die sich keiner Kategorie zuordnen ließen, weil sie entweder einer Vielzahl von Kategorien angehörten und somit deren Reinheitsprämisse selbst infrage stellten, oder weil sie ganz anderen, nicht erfassten beziehungsweise erfassbaren Gruppen angehörten, die die Logik der Volkszählung ohnehin nie abgebildet hatte.
Aus deutscher Sicht mag uns diese Kategorisierung absurd erscheinen; umgekehrt könnte man jedoch behaupten, dass es sehr wohl instruktiv ist, die Differenzierungsmechanismen der US-Amerikaner zu untersuchen, weil sie uns helfen können, uns über die Logik unserer eigenen Differenzwahrnehmung und unserer eigenen Kategorisierungsmuster klar zu werden. Denn die amerikanische Geschichte macht deutlich, dass Kategorisierungsmechanismen gerade dann gefährlich werden können, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind; wenn sie uns natürlich, offensichtlich oder objektiv erscheinen. Der erste Schritt zu nationaler oder kultureller Selbsterkenntnis kann also eine Bewusstmachung der eigenen Differenzwahrnehmung sein, wobei gerade die scheinbar nicht Kategorisierbaren und ihre fehlende Passung die Logik der Kategorien an sich vor Augen führen. In den USA des 19. Jahrhunderts waren diese Grenzgänger zwischen den Kategorien vor allem diejenigen Einwanderergruppen, von denen man nicht klar sagen konnte, ob sie weiß waren oder nicht. Sie waren, wie die Gesetzgeber in ihrer Verlegenheit anführten, »unklare Weiße« ...

Table of contents

  1. Mita Banerjee – Der Fall des weißen Riesen
  2. Anhang