Klaus Störtebeker und die Hanse
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Klaus Störtebeker und die Hanse

Seefahrt und Piratenleben

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Klaus Störtebeker und die Hanse

Seefahrt und Piratenleben

About this book

Die Zeit um 1400 war nicht nur die Blütezeit der Hanse, sie war auch eine Blütezeit der Piraterie. Das Buch bietet einen Einblick in die Entwicklung des Bundes der Vitalienbrüder um den Seeräuber Störtebeker, zeigt, auf welche Weise der Kampf um Beute ausgetragen wurde und andere Details aus dem Piraten- und Seefahrergeschäft. Die Bedeutung der Schifffahrt für den spätmittelalterlichen hansischen Handel war enorm, aber erst in jüngerer Zeit gab es entsprechende Wrackfunde, um belegen zu können, wie die Koggen genau aussahen und auf welche Weise navigiert wurde. In kurzen, prägnanten und reich bebil- derten Beiträgen schildert die Autorin den (Seeräuber-)Alltag an Bord der Koggen und in den Häfen der Hanse. Erstmals werden die zahlreichen Facetten von spätmittelalterlicher Schifffahrt, Piraterie und dem Leben auf See in einem Werk zusammengefasst. Das Buch füllt damit eine Lücke zwischen historischen Fachtiteln und den in der Bevölkerung kursie- rendenGeschichten über die legendären Freibeuter von Nord- und Ostsee.

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Information

Mythos Störtebeker – Großer unter Gleichen

Ein Mann – eine Legende. Unzählige Geschichten stilisieren Klaus Störtebeker zu einem Mythos, einem Helden, der sich souverän und selbstlos gegen die Obrigkeit auflehnte, einem Outlaw, der mit ungeheurem Mut gegen die göttliche Ordnung verstieß, in der ärmere Menschen sich gefangen sahen. Nach wie vor ist Störtebeker eine Figur, mit der man sich, zumindest in norddeutschen Gegenden, gerne identifiziert, war der Seeräuber doch in etlicher Hinsicht ein Phänomen:
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So wie er in zahllosen Geschichten beschrieben wird (»hünenhaft«, »riesengroß«, »rothaarig«, »mit blond gelockter Mähne«, »von grimmigem Aussehen«, »von kräftiger Statur«, »mit einem Brustkorb, der Ketten sprengen konnte«), scheint der Seeräuber schon rein äußerlich einiges Aufsehen erregt zu haben.
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Er war angeblich so trinkfest, dass er einen Vier-Liter-Humpen Bier in einem Zug leerte (Klaus Stürz-den-Becher).
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Diesen konnte er danach noch mit einer Hand zusammendrücken. Beidhändig gelang es ihm, ein Hufeisen auseinanderzuziehen oder Eisenketten zu zerreißen.
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Störtebeker galt einerseits als grausamer und beutegieriger Gewalttäter, der seine Gefangenen – wenn sie kein Lösegeld zahlen konnten – gnadenlos über Bord werfen ließ, gleichzeitig aber auch als hilfreicher und selbstloser Menschenfreund.
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Er war gerissen und führte seine Gegner geschickt an der Nase herum.
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Nach seiner Hinrichtung lief er ohne Kopf an einigen seiner Männer vorbei.
Zusammengenommen vermitteln diese Attribute den Eindruck einer vielschichtigen Persönlichkeit, die zwar kopflos starb, es aber auch nach sechshundert Jahren immer noch schafft, in den Köpfen der Menschen herumzuspuken. Wahrscheinlich erscheint, dass er ein charismatischer Führer und gewandter Kämpfer war, der von seinen Leuten über die Maßen bewundert wurde. Als gesichert kann angesehen werden, dass er als Räuber zur See ungewöhnlich großen Erfolg hatte, denn dies geht eindeutig aus den Klageschriften bestohlener Kaufleute hervor.
Freiheitskämpfer und Pirat. Robin Hood der Meere ist wohl die geläufigste Bezeichnung des Seeräubers Störtebeker. Gerechtigkeit soll ihm über alles gegangen sein. Der Sage nach nahm er Hab und Gut von den reichen Hansekaufleuten und teilte die Beute fair mit seinen Kameraden aus der Piraten-Bruderschaft.
Außerdem wird er als mildtätiger Retter beschrieben, der auf der Seite der Ärmsten und Ausgebeuteten stand und ihnen aus der Not half, indem er sie entweder mit Geld oder Lebensmitteln versorgte. Andererseits stellten die Vitalienbrüder eine enorm große Bedrohung dar, und auch im Mittelalter wusste man schon, dass Piraten extrem gewalttätig und skrupellos agierten.
Gründe, weshalb Seeräuber dennoch als draufgängerische Abenteurer angesehen wurden, die gegen die als ungerecht empfundene Macht- und Geldverteilung in der Welt angingen, sind auch in massiven Umbrüchen und Katastrophen des 14. Jahrhunderts zu suchen. Der Beginn der sogenannten Kleinen Eiszeit hatte Missernten zur Folge, und zwischen 1347 und 1353 starb nach Schätzungen circa ein Drittel der europäischen Gesamtbevölkerung an der Pest. In Hamburg erlagen beispielsweise 16 von 21 Ratsherren der totbringenden Seuche, in Lübeck kamen während dreier Pestschübe rund 40 Prozent der Mitglieder aus Kaufmanns- und Handwerksfamilien ums Leben. Nur ein Jahrzehnt später spülte die Zweite Marcellusflut, auch Große Manndränke genannt, allein an der deutschen Nordseeküste mehr als 30 Kirchengemeinden ins Meer und kostete schätzungsweise 100000 Menschen das Leben. Infolge dieser schrecklichen Ereignisse, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellten, brachen Hungersnöte und teils anarchische Zustände aus. Ein ganzes Weltbild geriet ins Wanken. Erstmals in der europäischen Geschichte erlaubten es sich die unteren Bevölkerungsschichten in größerem Maße, die herrschenden, »gottgegebenen« Machtverhältnisse anzuzweifeln und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Aufstände, zum Beispiel 1374 in Braunschweig (Große Schicht) oder zehn Jahre später in Lübeck (Knochenhaueraufstand), transportierten ein Gedankengut, das mit den angeblichen Werten der Piraten von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit gut zusammenpasste.
Über die Handelsrouten auf dem Wasser verbreitete sich die Pest noch schneller als im Binnenland. So trug im Mai 1349 eine Kogge englischer Kaufleute den Schwarzen Tod ins norwegische Bergen, kurze Zeit später erreichte die Seuche die deutsche Nordseeküste. Über die Ostsee gelangte sie in weitere Länder, bis hin zum hansischen Kontor in Nowgorod.
Gefangennahme Störtebekers – Mythos und Wirklichkeit. Der Sage nach gelang die Überwältigung Störtebekers auf folgende Weise: Ein Ewerführer aus Blankenese (damals ein Fischerdorf an der Elbe, heute ein Stadtteil Hamburgs), der im Sold der Hanse stand, kundschaftete auf der Nordseeinsel Helgoland zunächst heimlich aus, welches der Like-deelerschiffe unter dem Kommando Störtebekers stand. Dann goss er geschmolzenes Blei auf diejenigen Stellen, an denen das Ruderblatt am Heck befestigt war, und machte es dadurch bewegungsunfähig. Nun lag Störtebeker mit seiner Kogge in der Bucht von Helgoland eingeklemmt und hatte keine Möglichkeit mehr, den zahlenmäßig deutlich überlegenen Angreifern zu entkommen. Gemäß der Überlieferung konnte Klaus Störtebeker also nur durch eine List besiegt werden. Aus historischer Sicht dagegen stellt sich die Expedition der Hamburger eher wie ein exakt geplanter und straff durchgeführter militärischer Schachzug dar. Durch ihre Spione wussten die Angreifer, dass Störtebeker seinen Stützpunkt auf Helgoland eingerichtet hatte und dass seine Schiffe in der einzigen Bucht der Insel lagen. Diese bot den Fahrzeugen zwar ein gutes Versteck, hatte aber auch den Nachteil, dass sie bei Gegenwind nicht verlassen werden konnte. Genau dieser Wind jedoch begünstigte die Pläne der Piratenjäger, die nach neuesten Erkenntnissen nicht direkt aus Hamburg kamen, sondern von der Dithmarscher Küste aus angriffen. Um ihren nächtlichen Überraschungsangriff zu starten, brauchten sie dort nur den richtigen Wind abzuwarten.
Die Sage enthält also folgende Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit:
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Die Hamburger haben sich (durch getarnte Verbindungsleute) vor dem Angriff ein genaues Bild von der Situation gemacht.
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Die Offensive unterlag der Geheimhaltung und erfolgte völlig überraschend.
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Störtebekers Schiff war bewegungsunfähig.
Hintergangen, geköpft und aufgenagelt. Auch um die Hinrichtung Störtebekers ranken sich einige Legenden. So habe er zum Beispiel den Hamburger Ratsherren ungeheuer kostbare Schätze gegeben, im Tausch gegen sein Leben und das seiner Männer. Die Hamburger schmolzen die Sachen ein, um mit dem Gold entweder – hier erhalten die Schilderungen verschiedene Ausprägungen – das Turmdach der Katharinenkirche zu decken, die Nikolaikirche mit einer Krone zu schmücken oder eine goldene Kette anfertigen zu lassen, die um die gesamte Stadt herumreichte. Die Ratsherren nahmen das Gold, brachen jedoch ihr Versprechen und richteten die Piraten gnadenlos hin.
Eine andere Legende erzählt, dass Störtebeker den Hamburger Ratsherren die Zusage abrang, zwar nicht ihn selbst, aber doch so viele seiner Männer freizulassen, an denen er ohne Kopf noch vorbeilaufen könne. Man streitet darüber, wie groß die Anzahl letztendlich war (sie schwankt zwischen fünf und zwölf), ist sich aber dahingehend einig, dass es noch mehr Gerettete hätten sein können, wenn die Hamburger nicht den Scharfrichter bzw. seinen Gehilfen angewiesen hätten, Störtebeker ein Bein zu stellen.
Aber auch ohne derartig mythische Geschehnisse werden die beiden Massenhinrichtungen der Likedeeler in den Jahren 1400 und 1401 schon spektakulär genug gewesen sein, um sich in den Köpfen von Generationen festzusetzen. Hinzu kommt, dass Störtebekers und Gödeke Michels’ Totenköpfe nach der Exekution vermutlich noch jahre- oder sogar jahrzehntelang am Hafen posierten. Solch eine Präsenz, zusammen mit dem weitverbreiteten Aberglauben an Wiedergängertum (welches durch das Aufspießen der Schädel ja eigentlich verhindert werden sollte), kann vermutlich die abstrusesten Geschichten produzieren.
Störtebekerlied. Die Ereignisse rund um die Piratenführer Klaus Störtebeker und Gödeke Michels werd...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Dank der Autorin
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Vitalienbrüder. Aus Raubrittern werden Piraten
  7. Likedeeler. Zu gleichen Teilen
  8. Klaus Störtebeker. Berühmtheit ohne Gesicht
  9. Störtebekers Kumpane. Freunde bis in den Tod
  10. Koggen. Innovative Schlickrutscher
  11. Koggen-Zubehör. Koggen-ABC
  12. Hanse und Handel. Vom reisenden Händler zum Global Player
  13. Schifffahrt. Ankommen ist das Ziel
  14. Waffen/Entern/Kampf. Feuertöpfe und andere Fernwaffen
  15. Beute. Geiseln, Silber, Salzheringe
  16. Leben an Bord. Haferbrei und Hülsenfrüchte
  17. Arbeiten an Bord. Mit der Kogge vor dem Wind
  18. Berufe. Geachtete Knochenjobs
  19. Regeln und Strafen. Gemeinsam sind wir stark
  20. Krankheiten und Verletzungen. Husten, Holzbein, Hakenhand?
  21. Schlupfwinkel und Schatzverstecke. Von Inseln, Höhlen und Legenden
  22. Hafen. Umschlag mit Know-how
  23. Navigation. Ohne Karte und Kompass
  24. Nordsee. Gefahrvolles Meer
  25. Schiffbruch. Von Monsterwellen und Seeungeheuern
  26. Verfolgung und Gefangennahme. Eine »Bunte Kuh« auf Kopfgeldjagd
  27. Hinrichtungen. Mitgefangen, nicht gehangen
  28. Störtebekers Schädel. Ein Schädel schreibt Geschichte
  29. Entwicklung nach 1400. Alles vorbei?
  30. Schiffswracks und ihre Schätze. Zeugen auf dem Meeresgrund
  31. Kogge-Nachbauten. Gelebte Geschichte
  32. Mythos Störtebeker. Großer unter Gleichen
  33. Impressum