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Prometheus. Die Titanenschlacht
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Sie zählen zu den großen Geschichten der Weltliteratur: die Sage von Prometheus - dem Titanensohn, der die Menschen erschuf -, die vom legendären Kampf um Troja und die über die Jahre dauernden Irrfahrten des Odysseus. Auch Franz Fühmanns Nacherzählungen der antiken Stoffe sind längst Klassiker: bestens lesbar, phantasievoll, spannend. Texte von herausragender Qualität, die nun in Neuausgaben erscheinen, kongenial illustriert von der Trägerin des Deutschen Jugendliteraturpreises, Susanne Janssen. Fulminant!
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Information
III
Die Erschaffung der Menschen


Veränderungen im Götterreich
So war das Reich der Götter errichtet, und Zeus wurde bald zum unbeschränkten Herrscher darin. Er konnte tun und lassen, was er wollte, ohne sich je verantworten zu müssen. Zwar berief er seine Brüder und Schwestern nach wie vor zur Ratsversammlung, doch dort wurde bald nur mehr geplaudert statt beraten, geschweige denn entschieden oder gar Rechenschaft verlangt. Das behagte Zeus sehr, und am meisten gefiel ihm, dass sich diese Entwicklung beinah von allein so günstig vollzog.
Zunächst war der Rat von Anfang an unvollständig. Der Älteste der Geschwister, Hades, fehlte immer. Er konnte zwar wieder leidlich sehen, doch die Sorge um seine Frau hielt ihn von der Oberwelt fern. Kore, die seit der Ankunft der Titanen Hügelsitz und Lager mit ihm teilte, war nämlich unglücklich gewesen, dass sie ihre Stammesgefährten bewachen sollte, anstatt mit ihnen im seligen Halbschlaf dahinzudämmern, darum hatte sich Hades aus Gaias Wald einen dreiköpfigen Hund namens Kerberos eingefangen und als Wächter vor die Flußschleife seines Reiches gesetzt. Doch nun graute es dem zarten jungen Mädchen dermaßen vor diesem Ungetüm, dass Hades sie nicht mehr allein lassen mochte. So erschien er nie zur Ratsversammlung. Er entschuldigte sich, das Licht des Gletschereises nicht zu ertragen, und Zeus gestand dem Ältesten, dessen Einfluss auf die Geschwister er fürchtete, gern das ständige Fernbleiben zu.
Auch Poseidon erschien nicht regelmäßig. Er fühlte sich in seinem muschel- und perlengeschmückten Korallenpalast vor der kretischen Küste so wohl, dass er ihn nur ungern verließ. Dort lebte er mit seiner Frau Amphitrite, einer der Töchter des alten Okeanos, und drei Kindern: dem grünhaarigen und grünschuppigen Triton, der vom Scheitel bis zum Nabel ein Gott und vom Nabel abwärts ein Delphin war; der wie eine Qualle pausbäckigen und pausbäuchigen Rhode und der schlanken, in Gischte und Wirbel und Strudel vernarrten Schwimmerin Benthesikyme, seinem Lieblingskind. Es war ihm viel angenehmer, mit ihr durch die Brandungen zu tollen, als im Rat zu sitzen, und auch die stille Demeter fand es in ihrem blühenden Reich erfreulicher als auf dem kalten Olymp. Prometheus wiederum wurde von Zeus in die entlegensten Teile des Weltalls geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Nun hätten ja die Sterne und Monde und Sonnen auch ohne sein Zutun in ihren Bahnen gekreist, doch Prometheus bereiste gewissenhaft auch die fernsten Himmelskörper, denn er war neugierig, ob er auch anderswo im weiten All einen Wald mit lebenden Wesen antreffen würde. Bislang hatte er noch kein Gestirn entdeckt, das darin der Erde glich oder auch nur ähnelte, doch diese Misserfolge spornten ihn nur noch mehr an, selbst die abseitigsten Bezirke durchzustöbern. Das kostete natürlich viel Zeit, und darum fehlte auch er immer öfter. Eigentlich waren mit Zeus nur Hera und Hestia ständig im Rat anwesend. Hestia sagte dort überhaupt nichts, und Hera nickte beflissen zu jedem Wort ihres Gemahls. Da aber auch Poseidon und Demeter nur danach trachteten, möglichst schnell wieder in ihr Reich zurückzukehren, waren auch sie mit allem einverstanden, was Zeus vorbrachte. Das war dem nur recht.
Besser konnte es gar nicht kommen, sagte er sich.
Am Anfang hatten die Zusammenkünfte noch den Schein einer echten Beratung gewahrt.
»Hyperion hat mich gebeten, ihn wieder die Sonnenpferde führen zu lassen. Was meint ihr dazu?«, so hatte Zeus in der ersten Ratsversammlung seine Geschwister gefragt, doch auch sofort seine Meinung hinzugefügt: »Ich bin dagegen, dass wir ihm das gestatten. Die Titanen müssen im Dämmerschlaf bleiben! Die Sonnenpferde finden den Weg durchs Himmelsgelände auch allein. Unser Bruder Poseidon sollte sie morgens ausschicken und abends wieder einfangen. Ihre Höhlen liegen ja am Saum seines Reiches, er brauchte von seinem Palast nur hinüberzugehen. Was meint ihr dazu?«
So war er verfahren, und die Geschwister hatten seinen Vorschlag gebilligt, vor allem Poseidon, denn der liebte Pferde und träumte davon, eine Schimmelherde zu züchten, die fischgleich im Wasser leben konnte. In der nächsten Ratsversammlung dann hatte Zeus nur mitgeteilt: »Liebe Geschwister, ich habe, wie ihr vielleicht schon bemerktet, die Atlassöhne Kratos und Bia in meine Dienste genommen. Prometheus ist oft sehr lange fort, und da brauche ich einfach zwei Gehilfen, und die beiden scheinen mir recht anstellig. Ich bitte euch, sie zu unterstützen, wenn sie in eurem Bereich etwas ausführen müssen.« Da war Poseidon zwar stutzig geworden, und er hatte sich vorgenommen, Bedenken gegen eine solche Verwendung der beiden Feinde zu äußern, doch Zeus hatte eine Erörterung gar nicht erst zugelassen.
Schließlich eröffnete er die Beratung mit solchen Worten: »Liebste Schwestern und Brüder, ich glaube, es gibt diesmal keine besonderen Ereignisse, über die wir reden müssten. Lasst uns die schöne Zeit des Wiedersehns besser nutzen, lasst uns essen und trinken und fröhlich sein!« Während er dies noch sprach, klatschte er schon in die Hände, und Hestia trug Nektar und Ambrosia auf, und sommers eilte Demeter ins Tal, die saftigsten Früchte zu pflücken. Dann tafelten die Götter und lachten und scherzten und erzählten einander von ihren Heldentaten in der großen Titanenschlacht, und Poseidon, Hera und Zeus prahlten auch mit Leistungen, die sie gar nicht vollbracht hatten, etwa gegen die Hundertarmigen. Poseidon schrie, dass er mindestens sieben Köpfe auf jede Zinke seines Dreizacks gespießt habe, und Hera wollte die Hälse der Ungeheuer dermaßen durcheinandergeknotet haben, dass sie sich gegenseitig die Nasen abgebissen hätten. Zeus schließlich hatte sie alle mit den bloßen Fäusten erwürgt. Dass Kronos sich den Ungeheuern freiwillig gestellt und damit die tapferste Tat dieses Kampfes begangen hatte, erwähnte keiner.
Das gefiel Prometheus nun gar nicht, doch weil auch er keinen Streit wollte, erschien er immer seltener zu diesen Mahlen und hauste im Wald. Er wurde schließlich gar nicht mehr eingeladen. Nur manchmal bat Zeus, dass Prometheus ihm den stärksten und feurigsten Nektar braue, denn sein Kopf schmerzte oft dermaßen, dass es kaum zu ertragen war.
Doch auch der betäubendste Nektar verschaffte bald keine Linderung mehr.
»Könntest du nicht Gaia fragen, ob sie ein Kraut gegen meine Schmerzen kennt?«, fragte er schließlich seinen Gehilfen.
Der zuckte bedauernd die Schultern.
»Ich hab’s schon versucht«, antwortete er, »aber Gaia zeigt sich mir nur selten; sie ist ganz kleinwinzig geworden und wackelt nur noch mit dem Kopf und schweigt und versinkt.« Das war aber nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit hatte Gaia gesagt, dass sie Zeus zürne, weil er ihre Kinder, die Hundertarmigen, wieder eingesperrt hatte und ihr liebes armes Söhnlein Kronos dazu. Auch war sie böse, dass ihr Enkel sie niemals besuchte, obwohl er ihr so nahe war. Aber das alles verschwieg Prometheus. Er ahnte, dass Zeus nicht aufrichtig zu ihm war, und fühlte sich ihm gegenüber auch nicht zur vollen Wahrheit verpflichtet.
Das hieß jedoch nicht, dass Prometheus den Olymp nun gänzlich mied. Er besorgte Nektar und Ambrosia, lehrte Hestia verschiedene Arten, diese Speisen zuzubereiten, und kam gern zu Gast, wenn die Götterfamilie einen Zuwachs feierte. Das war immer recht spaßig, denn die Kinder der Götter kamen sprachbegabt und ziemlich verständig auf die Welt, wenn sie auch bei der Geburt wie ein Säugling klein waren. Es nahm sich dann höchst drollig aus, wenn so ein zehenlutschendes Strampelchen ganz ernsthaft sagte: »Nein, ich möchte noch nicht zur Nachtruhe gehen, ich möchte mich durchaus noch unterhalten!« Dieser Zustand dauerte allerdings nicht lange, denn die Kinder wuchsen in wenigen Tagen nah an die Größe ihrer Eltern heran. So riesenhaft wie die Titanen wurden die Götter aber nicht mehr, denn die Eltern hatten zu lange Zeit im engen Herzen des Kronos zugebracht und dadurch an Wachstumskraft eingebüßt. Sie erreichten höchstens Palmen- bis Pflaumenbaumgröße, und das erbte sich auf die Kinder fort.
Als Ersten brachte Hera einen Sohn zur Welt, Ares, einen wüsten und gänzlich unverträglichen Gesellen von bärenhaft starkem Rumpf und ungeschlachten Gliedmaßen, mit denen er sofort wie ein Mistkäfer um sich zu hauen begann. Ihm folgte eine anmutige Tochter, Hebe, die sich eng an Hestia anschloss und der es bald die größte Freude machte, die Drusen mit Nektar und Früchten zum Mahl aufzutragen. Sie neigte dabei den Kopf vor jedem Bewirteten und sagte lächelnd zu ihm: »Lass es dir gut schmecken!« Diese Freundlichkeit war neu und gefiel allen. Es schmeckte dann wahrhaftig doppelt so gut. Nur Ares murrte unentwegt.
»Ich möchte was anderes«, maulte er.
»Was denn?«, fragten Hebe und Hestia geduldig.
»Weiß nicht«, knurrte Ares, »was anderes!« Als er aber eines Tages gewahrte, wie zwei Geier einen Fasan zerrissen, leckte er das Blut vom Stein auf und sagte: »Das schmeckt! Das ist süß und warm! Das will ich!«
Seit dieser Stunde folgte er den Raubtieren und fraß mit ihnen rohes, blutiges Fleisch. Den Göttern ekelte davor, und sie verachteten ihn, und Hestia nannte ihn Ares den Blutsäufer. Doch er lachte zu dieser Schelte und sagte: »Ihr wisst ja gar nicht, was gut ist.«
Er versuchte sogar, in den Wald zu ziehen und dort zu leben, doch er war so unverträglich, dass sich alle Tiere zusammenfanden und ihn verjagten. Was einen Stachel hatte, stach ihn, was einen Zahn hatte, biss ihn, was einen Huf hatte, trat ihn, und was eine Kralle hatte, kratzte ihn. Sogar der scheue Maulwurf schloff aus seinen Gängen und kniff ihn in die Ferse. Von dieser Stunde an hasste Ares das Leben und jauchzte laut, wenn er ein atmendes Wesen zugrunde gehen sah.
»Ich werde euch alle umbringen, wartet nur!«, drohte er manchmal. Doch da er ebenso feige wie grausam war, traute er sich nicht mehr in den Wald hinein.
Nach Hebe kam ein Zwillingspaar zur Welt, Schwester und Bruder, die Zeus Artemis und Apollon nannte. Beide waren überaus verständig und schön und schienen einer anderen Art zu entstammen, denn sie trugen anstatt des straffen schwarzen Haares der Götter Locken: Apollon blaue und Artemis silberne. Sie liebten Tiere über alles. Apollon lernte bald die Sonnenpferde führen, und Artemis wurde Waldhüterin. Es machte ihr Spaß, mit den Hirschen und Antilopen um die Wette zu laufen, sie fürchtete sich aber auch nicht, ein Wolfsrudel zu hetzen. Nur den großen Katzen ging sie aus dem Weg, nachdem sie einmal von einem wütenden Löwen angesprungen worden war. Zwar borgte sie sich dann und wann von ihrem Vater Zeus das Schwert aus, doch anzugreifen wagte sie diese geschmeidigen Räuber auch dann noch nicht.
»Ich möchte ein Schwert haben, das zehnmal so lang ist wie dieses da«, sagte sie zu ihrem Bruder. »Dann könnte ich die Raubkatzen niederhalten, bevor sie mich anspringen. Ich möchte gar zu gern eine lebendig fangen! Sieh dich doch um, ob irgendwo solch ein Schwertbaum wächst.«
»Aber solch ein Schwert wäre viel zu unhandlich, Schwester«, erwiderte Apollon, »du könntest es nicht heben, geschweige denn schwingen. Doch ich will gern darauf achten, ich komme ja mit meinen Sonnenpferden rund um den Planeten.«
Eines Tages entdeckte Apollon am Strand einer entlegenen Insel ein Mädchen, das singend im Meerschaum badete. Die Insel hieß Zypern und duftete von Rosen und Honig, und das Mädchen, das dort badete, war das schönste Geschöpf, das Apollon je gesehen. Er war so bezaubert, dass er die Pferde anhielt und zu ihr hinunterstieg.
»Wer bist du?«, fragte er hingerissen.
»Ich bin Aphrodite«, sagte das Mädchen. Sie badete nackt im Meer und wiegte sich, da sie sprach, in den Hüften.
»Wer sind deine Eltern?«, fragte Apollon. »Bist du eine Göttin oder eine Titanin?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete das Mädchen. »Mit einem Mal war ich da, und das Meer schäumte, doch es war roter Schaum, und große, rote Tropfen sanken in die Tiefe. Dann wurde der Schaum weiß und hob mich empor und trug mich hierher ans Land. Seitdem bin ich da.« Sie drehte sich langsam um sich selbst. »Gefalle ich dir?«, fragte sie.
Apollon nickte.
»Dann nimm mich doch mit«, bat Aphrodite. »Ich bin so allein, das macht keinen Spaß. Du gefällst...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Widmung
- Inhalt
- I Das Reich der Titanen
- II Der Sturz der Titanen
- III Die Erschaffung der Menschen
- Impressum