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Die erste Durchquerung Australiens
Von Brisbane zum Northern Territory
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Die erste Durchquerung Australiens
Von Brisbane zum Northern Territory
About this book
Ludwig Leichhardts Reisebericht liest sich wie ein fesselnder Abenteuerroman. Und doch entspringen die hier beschriebenen Ereignisse nicht der blĂŒhenden Fantasie ihres Verfassers, sondern einer wahren Begebenheit. Nach zweijĂ€hrigem Ăberlebenskampf und einem Gewaltmarsch von beinahe 5000 Kilometern durch das australische Outback kehrt der Zoologie-, Botanik- und Geologieforscher am 21. September 1846 in die Zivilisation zurĂŒck. Was hinter ihm liegt, begrĂŒndet seinen Ruhm als einer der gröĂten Entdeckungsreisenden des 19. Jahrhunderts: Die kleine Expedition um Leichhardt hatte eine der gefĂ€hrlichsten Regionen der Welt bezwungen und den australischen Kontinent erstmals in der Geschichte vollstĂ€ndig durchquert.
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Information
DORNIGE PFADE
Es war gegen Ende September 1844, als wir die nötigen Vorbereitungen zu unserer Reise getroffen hatten und die Station der Herren Campbell und Stephens verlieĂen, um langsam nach dem fernsten Punkt, an dem sich der weiĂe Mann angesiedelt, vorzurĂŒcken. Wir kamen am 30. September zu Jimba an, wo wir der Zivilisation Lebewohl sagen mussten.
Diese Stationen sind an den Creeks angelegt, die von den West-AbhĂ€ngen der KĂŒstengebirge â sich hier in einer Richtung von Nord nach SĂŒd erstreckend â herabkommen und sich durch die mehr oder weniger ausgedehnten Ebenen schlĂ€ngeln, um sich mit dem Condamine-Fluss zu vereinigen, der, ebenfalls den KĂŒstengebirgen entspringend, alle GewĂ€sser der Gegend westlich von den Gebirgen in sich aufnimmt. Der Condamine bildet in einer groĂen Entfernung die Scheide zwischen der Sandstein-Gegend im Westen und den reichen Basalt-Ebenen des Ostens. Diese Ebenen, ebenso berĂŒhmt wegen des Reichtums ihrer Weiden wie der Vortrefflichkeit der Schafe und des Viehs, das auf ihnen gezogen wird, sind gleich merkwĂŒrdig wie der Fundort von Ăberresten erloschener Tiergattungen, von denen mehrere von gigantischer GröĂe gewesen sein mĂŒssen. Die Station des Herrn Isaacs ist an solchen fossilen Resten besonders reich.
1844 Oktober 1. â Nachdem wir das Geschirr etwas ausgebessert hatten, das durch unsere widerspenstigen Ochsen zerbrochen worden war, und meine Begleiter ihre Vorbereitungen vollendet hatten, verlieĂen wir Jimba und betraten, von Hoffnung getragen, die Wildnis Australiens. Das Herz manchen Mannes wĂŒrde wie das unsrige geschlagen haben, wenn er uns gesehen hĂ€tte, wie wir auf unserem Weg um die erste Anhöhe jenseits der Station herumzogen, in vollem Chor ein »God save the Queen« anstimmend. Kaum eine Meile von Jimba kreuzten wir den Jimba Creek und gingen in einer NW-Richtung ĂŒber die Waterloo-Ebenen ungefĂ€hr acht Meilen vorwĂ€rts, wo wir an einer Reihe Weiher unser erstes Lager aufschlugen. Charley lieferte einen Beweis seiner wunderbaren Sehkraft, indem er jeden Riemen der PacksĂ€ttel, die entzweigegangen waren, im hohen Gras der Waterloo-Ebenen wiederfand.
Oktober 5. â Wir verfolgten die Lagunen-Reihe ungefĂ€hr sieben Meilen in W bei S-Richtung, die Gegend zu unserer Rechten war meist schön, vereinzelte Bricklow-BĂŒsche mit Myal und Vitex in voller BlĂŒte, von Lichtungen mit der reichsten Gras- und KrĂ€uterdecke umgeben; in den AkaziengebĂŒschen die Rebhuhntaube (Geophaps scripta) im Ăberfluss. Wir hörten den Gesang der Wonga-Wonga (Leucosarcia picala Gould). Enten und zwei Pelikane wurden gesehen. Eingeborene waren kurze Zeit vorher hier gewesen; eine Menge groĂer Unio-Muscheln, GrĂ€ten vom Codfish und GehĂ€use der Frischwasser-Schildkröte zeigten, dass sie keinen Mangel an Nahrung litten. Ein kleiner Orangenbaum, ungefĂ€hr 5â8' hoch, wuchs entweder gruppenweise oder vereinzelt, eine blĂ€tterlose Staude, zu den Santalaceen gehörig, in den lĂ€nglichen, niedrigen Dickichten zerstreut. Chenopadiaceen waren ĂŒberall, wo der Myal wuchs, hĂ€ufig. Unser Lager befand sich unter 26° 56' 11" Breite.
Oktober 7. â Indem wir der Lagunenkette westlich folgten, kamen wir nach einem Marsch von wenigen Meilen zu dem Condamine, der nordwestlich floss. Er hatte ein breites, sehr unregelmĂ€Ăiges Bett und war zu jener Zeit wohl mit Wasser versorgt â ein trĂ€ger Strom von gelblich weiĂer, trĂŒber Farbe, hier und da mit Rohr bewachsen.
Die wohlbekannten Spuren der Eingeborenen waren ĂŒberall sichtbar; so war die Rinde frisch von den BĂ€umen geschĂ€lt, die knorrigen StĂ€mme der ApfelbĂ€ume zu Fahrzeugen, um ĂŒber das Wasser zu setzen, losgehauen, Honig ausgeschnitten; auch sah man frische in die StĂ€mme gehauene Stufen, um jene der Opossums wegen ersteigen zu können. Das Thermometer zeigte bei Sonnenaufgang 41œ Grad Fahrenheit; aber zwischen 12 und 2 Uhr stand es im Schatten auf 80 Grad. Die Hitze war sehr groĂ, obschon eine leichte Brise und vorĂŒberziehende Wolken die Macht der brennenden Sonne etwas mĂ€Ăigten.
Oktober 8. â WĂ€hrend der Nacht hatten wir ein fĂŒrchterliches Gewitter gegen Westen mit viel Donner und Blitzen. Der Fluss lief sehr gewunden, sodass wir nicht weiter als 7 oder 8 Meilen vorwĂ€rtskamen. Das Bricklow-GebĂŒsch nötigte uns hĂ€ufig, im Flussbett zu gehen. Schön mit Gras bewachsenes Waldland wechselte mit Bricklow- und Myal-GebĂŒschen ab. Der Boden ist reich, schwarz und fest. Jener der Bricklow-BĂŒsche ist ein steifer Lehm, in dem vom Regen flache Rinnen ausgewaschen sind, den Ansiedlern unter dem Namen Melon-holes (Melonengruben) bekannt âŠ
Oktober 11. â Gegen Nord-West weiterreisend kamen wir an ein Dickicht Zypressfichten, das die AuĂenseite eines Bricklow-Busches bildete. Dieser Busch war zuerst ungewöhnlich offen, und ich dachte, er wĂŒrde von geringer Ausdehnung sein. Ich war jedoch sehr im Irrtum; die Bricklow-Akazie, Kasuarinen und ein verkrĂŒppelter Teestrauch bildeten ein so undurchdringliches Dickicht, dass die Ochsen, indem sie sich einen Weg hindurch erzwangen, die MehlsĂ€cke zerrissen, ihre Lasten abwarfen, die Gurte zersprengten und die Geduld meiner Begleiter hart auf die Probe stellten, da diese fast fortwĂ€hrend damit beschĂ€ftigt waren, eins oder das andere der unruhigen Tiere wieder zu beladen. Nachdem wir fĂŒnf Meilen darin vorgedrungen und noch ohne Aussicht auf sein Ende waren, beschloss ich, nach unserem letzten Lager zurĂŒckzukehren. Es war nicht ganz bis zum Ablauf von zwei Tagen, als wir unsere Spuren wieder betraten und die Lagune, die wir verlassen hatten, wieder erreichten. Wir hatten ungefĂ€hr 143 Pfund Mehl verloren, Herr Gilbert sein Zelt eingebĂŒĂt und seinen Flintenschaft beschĂ€digt. In derselben Nacht begann es zu regnen, und dies dauerte den ganzen nĂ€chsten Tag fort. Der Regen kam in schweren GĂŒssen mit Gewittern gegen Nord und Nord-West, machte den Boden sehr weich und lieĂ uns eine Ăberschwemmung befĂŒrchten, da die Lagune sehr schnell anschwoll. Unser Zelt war ein vollstĂ€ndiger Sumpf. Die Pferde und das Vieh waren kaum fĂ€hig zu gehen ⊠Der Flaschenbaum (Sterculia), merkwĂŒrdig wegen einer Erweiterung seines Stammes ungefĂ€hr drei FuĂ ĂŒber dem Erdboden, wurde innerhalb des Busches bemerkt ⊠Wir unterschieden wĂ€hrend des Regens drei verschiedene Frösche, die ein sehr unharmonisches Konzert anstimmten.
Oktober 17. â Der Erdboden war zu schlĂŒpfrig und morastig, als dass er uns gestattet hĂ€tte, gestern aufzubrechen; auĂerdem waren drei Pferde fort und konnten nicht wiedergefunden werden. In der letzten Nacht brachte Herr Roper drei Enten und eine Taube, womit er allen höchst willkommen war. Charley war einige Zeit sehr trotzig gewesen, wenn ich ihn nach dem Vieh ausgeschickt hatte; diesen Morgen drohte er sogar, Herrn Gilbert erschieĂen zu wollen. Ich entlieĂ ihn augenblicklich aus unseren Diensten und nahm ihm all die Sachen, welche er unter der Bedingung empfangen hatte, dass er bei uns aushielte.
Oktober 18. â Gegen Abend kam Charley und bat um Verzeihung. Ich gab ihm zu verstehen, dass er besonders Herrn Gilbert beleidigt hĂ€tte. Er wendete sich deshalb an ihn, und mit dessen Ăbereinstimmung trat Charley wieder in unsere Dienste. John Murphy und Caleb, der amerikanische Neger, gingen nach dem Creek, den Herr Hodgson zuerst gesehen hatte. Der Creek war nicht vier Meilen weit. Sie kehrten indes nicht zurĂŒck; um neun Uhr hörten wir gegen Nord-Ost schieĂen. Wir antworteten durch ein gleiches Signal, aber sie kamen nicht. Ich schickte nun Herrn Hodgson und Charley ab, um sie zurĂŒckzubringen. Wenn sie ihren Pferden die ZĂŒgel hĂ€tten hĂ€ngen lassen, wĂŒrden diese sie ohne Zögern zurĂŒckgebracht haben; aber beide verirrten sich wahrscheinlich.
Die Lagune, die ich Kentâs Lagune nach F. Kent Esq. nannte, lag unter 26° 42' 30" Breite. Wir suchten wĂ€hrend der hellen Mondnacht Opossums zu fangen, bekamen aber nur den gemeinen Beuteldachs.
Unsere Pferde gingen frei im Busch umher, um sich von den kleinen Fliegen, von denen sie gepeinigt wurden, zu befreien. Das Wetter war sehr schön. WÀhrend der hellen NÀchte taute es sehr stark; der Morgen war kalt, das Wasser in den Lagunen 8 bis 10 Grad wÀrmer als die Luft.
Wir haben unsere Ladungen genau, jeden Sack Mehl zu 120 Pfund, abgewogen; deren hatten wir acht, die von vier Ochsen getragen wurden. Die Schokolade und Gelatine war uns jetzt sehr angenehm, da wir nur wenig Wildbret erlegen konnten. Die Gegend war noch immer Ă€uĂerst morastig. FuĂstapfen der Eingeborenen wurden ĂŒberall gesehen; sie selbst aber erschienen in diesem Teil des Landes selten. Obgleich wir kein Wildbret fanden, waren die FĂ€hrten von KĂ€ngurus sehr zahlreich und deuteten auf Tiere von bedeutender GröĂe. Ein paar Emus wurden gesehen.
Oktober 19. â Herr Hodgson und Charley, die ich ausgeschickt hatte, John und Caleb zurĂŒckzubringen, kehrten mit einem KĂ€nguru in das Lager zurĂŒck. Ich sandte sie mit Herrn Roper unverzĂŒglich wieder ab, um die unglĂŒcklichen Leute zu suchen, deren Abwesenheit mir die gröĂte Besorgnis verursachte. Die Herren Roper und Gilbert hatten eine Taube und eine Ente als Tagesbeute gebracht, die uns mit dem KĂ€nguru ein gutes und erwĂŒnschtes Abendessen abgaben. WĂ€hrend des Abends und der Nacht wurde ein kurzes BrĂŒllen gehört, wahrscheinlich von KĂ€ngurus herrĂŒhrend, deren Herr Gilbert einige von neun FuĂ Höhe gesehen zu haben erklĂ€rte. Brown brachte eine Teppichschlange sowie eine andere mit gelbem Bauch.
Herr Gilbert brachte mir von dem Ort, an dem er den Creek am 10. Oktober gekreuzt hatte, ein StĂŒck Steinkohle. Sie kommt sowohl hier wie an der Ostseite mit Sandstein zusammen vor. Kiesel von roter Farbe waren am Creek sehr hĂ€ufig und ebenso in dem Busch, den ich Flourspill (MehlverschĂŒtter) nannte âŠ
Oktober 20. â An diesem Morgen um neuneinhalb Uhr kehrten die Herren Roper, Hodgson und Charley mit John Murphy und Caleb zurĂŒck. Diese waren ungefĂ€hr zwölf Meilen irregegangen, ohne zuletzt selbst zu wissen, wo sie sich befanden. Ihre Spuren hatten ĂŒber sieben Meilen weit gefĂŒhrt, bevor sie jene trafen, und sie wĂŒrden unfehlbar umgekommen sein, wĂ€re Charley nicht fĂ€hig gewesen, ihnen der Spur nach zu folgen. Es war in der Tat ein Umstand, den wir der Vorsehung verdanken mussten, dass er uns nicht verlassen hatte. Ihrer Ansicht nach ist die Gegend ganz frei, von einem schönen Creek bewĂ€ssert, der in den Condamine flieĂt. Es ist derselbe, den wir am 10. Oktober passierten und den ich Charleyâs Creek nannte.
Oktober 22. â Ich verlieĂ gestern Kentâs Lagune. Nach einem Marsch von ungefĂ€hr drei Meilen durch offenen Wald trafen wir auf Hodgsonâs Creek, an dem John Murphy und Caleb gefunden worden waren. Der Creek bestand hier aus einer dichten Kette schöner, felsiger Wasserlöcher.
An den Ufern von Hodgsonâs Creek wuchs eine Dampiera mit zahlreichen blauen Blumen ⊠Jacksonia (Dogwood, Hundeholz), die Zypressfichte mit hellem, amberfarbigem Harz; Charley brachte mir schönes, claretfarbiges Harz, und ich war erstaunt, als ich fand, dass es einer anderen Art Cullitris angehörte. Gefleckte Gummi- und Eisenrinden-BĂ€ume bildeten den Wald; weiterhin Wasser-Gummi-BĂ€ume (flooded gum).

KÀnguru (Kupferstich nach einem GemÀlde von George Stubbs)
Tauben- und Mutton-Vögel sind hĂ€ufig und versorgen uns mit verschiedenen Mahlzeiten; Leguane werden als groĂe Delikatesse angesehen. Heute wurden mehrere schwarze KĂ€ngurus getroffen.
Oktober 23. â Wir setzten unsere Reise durch ein Kasuarinendickicht in nordwestlicher Richtung fort, kamen aber bald wieder in einen schönen, offenen Eisenrinden-Wald, hier und da mit dichtem Unterholz; ein Bricklow-GebĂŒsch zu unserer Rechten liegen lassend, gelangten wir an einen trockenen Creek mit einem tiefen Kanal, den ich wegen des hier herrschenden Ăberflusses von mehreren Arten Akazien den Acacia Creek nannte. Nicht eine Meile weiter kamen wir an einen zweiten Creek mit flieĂendem Wasser, den ich wegen einiger Jacksonia-BĂŒsche in der vollsten Pracht ihrer gelben Blumen den Dogwood Creek (Hundeholz-Creek) nannte.
Oktober 24. â Da der Creek sumpfig war, mussten wir ihm mehrere Meilen abwĂ€rts folgen, um eine Furt zu finden. An dieser fiel ein Pferd, das den Tee trug, rĂŒckwĂ€rts ins Wasser, wĂ€hrend es das entgegengesetzte Ufer zu ersteigen suchte, und durchnĂ€sste seine wertvolle Ladung.
Oktober 25. â ⊠Die Ruhe der Mondnacht wird weder durch das Geschrei des Opossums und fliegender Eichhörnchen, noch durch den monotonen Ruf des Spottvogels und der kleinen Eule unterbrochen; auch der heimische Hund umheult wĂ€hrend des kĂŒhlen Morgens unser Lager nicht. Das Heimchen allein zirpt lĂ€ngs der WassergrĂ€ben, und der melodische Ruf eines unbekannten Vogels, Ă€hnlich wie »Gluck, Gluck« klingend, viele Male wiederholt und mit einem Triller endigend, wie das melancholische Klagen des Brachvogels, werden im nĂ€chsten Busch gehört.
Oktober 26. â Unsere Reise wurde fortgesetzt. Auf der anderen Seite des Tals sahen wir entfernt Bergreihen gegen Nord-West und Nord. Der Busch war hin und wieder offener. Schöne groĂe FlaschenbĂ€ume traten auf. Das junge Holz derselben, das zwischen seinen Fasern eine bedeutende Menge StĂ€rkemehl enthĂ€lt, wurde von unseren Reisemitgliedern hĂ€ufig gekaut. Fusanus war hĂ€ufig und voller FrĂŒchte; diese, von der GröĂe eines kleinen Apfels, liefern, wenn vollkommen reif und abgefallen, eine sehr angenehme Speise.
Die Fleischschicht, die den dicken rauen Kern umgibt, ist indes sehr dĂŒnn.
Oktober 28. â ⊠Die blaue Brunonia war sehr hĂ€ufig, das Gras fĂŒnf FuĂ hoch, in voller Frucht, gleich einem Getreidefeld wogend. Der Boden ist indes sandig und locker âŠ
HODGSON UND CALEB GEHEN NACH MORETON-BAY ZURĂCK
November 3. â In der vergangenen Woche war es wĂ€hrend des Tages drĂŒckend heiĂ, dagegen in der Nacht öfter auĂerordentlich kalt gewesen. Zwei oder drei Stunden vor der DĂ€mmerung und eine Stunde nach Sonnenuntergang war es gewöhnlich angenehm, besonders innerhalb des Wirkungskreises eines lustigen Zypressfichten-Feuers, das die Luft mit dem angenehmen Duft des brennenden Harzes erfĂŒllte.
Jetzt war es mir auf eine schmerzliche Weise klar geworden, dass ich in meinen Berechnungen zu sanguinisch gewesen war, wenn ich hoffte, stets eine hinreichende Menge Wildbret zu finden, um meine Begleiter mit animaler Kost versorgen zu können, und dass der Mangel desselben unsere Mittel und KrĂ€fte sehr beeintrĂ€chtigen musste. Auch waren wir genötigt gewesen, eine bedeutendere Menge von unserem Mehl zu gebrauchen, als ich es wohl gewĂŒnscht hĂ€tte, und ich sah klar, dass meine Reisegesellschaft, die ich bei meiner Ankunft in Moreton-Bay nur mit Widerwillen vergröĂert hatte, fĂŒr unsere VorrĂ€te zu bedeutend war. Ich eröffnete deshalb meinen Begleitern, dass es absolute Notwendigkeit sei, unsere Zahl zu verringern. Alle schienen indes gleiches Verlangen zu tragen, die Reise fortzusetzen; deswegen war es billig, dass die, die sich zuletzt uns angeschlossen, uns verlieĂen. Herr Gilbert jedoch, der dieser Anordnung zufolge hĂ€tte zurĂŒcktreten mĂŒssen, fand einen Ersatzmann in Herrn Hodgson, der wohl unter den anhaltenden Beschwerden am meisten gelitten hatte, sodass er und Caleb, der amerikanische Neger, sich auf ihre RĂŒckkehr nach Moreton-Bay vorbereiteten. Zuvor unterstĂŒtzten sie uns jedoch beim Schlachten eines Ochsen, dessen Fleisch wir in Streifen schnitten und an der Sonne trockneten. Dieser unser erster Versuch, von dessen Gelingen der Erfolg unserer Reise abhing, erhielt uns wĂ€hrend seines Verlaufs in einem Zustand der gröĂten Aufregung. Es glĂŒckte indes zu unserer groĂen Freude und flöĂte uns Vertrauen fĂŒr die Zukunft ein. Der kleine Stier gab uns 65 Pfund getrocknetes Fleisch und ungefĂ€hr 15 Pfund Talg. Die Operation schloss damit, dass wir unseren GefĂ€hrten Lebewohl sagten, und obgleich unser Besitztum um zwei Pferde vermindert wurde, ĂŒberlieĂ uns Herr Hodgson den gröĂten Teil seiner eigenen VorrĂ€te. Die tĂ€gliche Ration der Gesellschaft wurde nun auf vier Pfund Mehl mit drei Pfund trockenen Fleisches festgesetzt, was wir vollkommen hinreichend fanden, uns unsere KrĂ€fte zu bewahren.
Sooft es notwendig war, einige Zeit an einem Ort zu bleiben, verursachten uns unsere Ochsen und Pferde groĂe Unruhe; sie wollten bestĂ€ndig in der Richtung, aus der wir gekommen, zurĂŒck, und hĂ€ufig mussten wir sie fĂŒnf, sieben, ja selbst zehn Meilen weit wiederholen.
Am 30. Oktober wurden wir aus dem Busch von Eingeborenen angerufen; aber mit einer Ausnahme lieĂen sie sich nicht blicken. Dieser Mann kannte einige englische Worte und sprach den Dialekt der Darling-DĂŒnen. Er schien mit der Gegend um Jimba bekannt zu sein und bat um die Erlaubnis, in unser Lager kommen zu dĂŒrfen. Diese gab ich ihm indes nicht. Sie liefen, als sie uns unsere Gewehre ergreifen und zwei Pferde aus dem Lager bringen sahen, in den Busch zurĂŒck.
Am 3. November besuchten sie uns wieder und unterhielten sich mit uns auf sehr freundschaftliche Weise, zeigten uns in einem der nĂ€chsten BaumstĂ€mme Honig, unterstĂŒtzten uns beim Ausschneiden desselben, aĂen auch etwas davon und baten uns um Tabak. Es war uns indes nicht möglich, ihnen Geschenke zu machen, da wir in jeder Hinsicht sparsam sein mussten. Besonders bewunderten sie unsere roten Decken. Beim Erblicken eines Degens wurden sie v...
Table of contents
- Cover
- Ăber den Autor
- Zum Buch
- Titel
- Impressum
- INHALT
- EinfĂŒhrung des Herausgebers
- LUDWIG LEICHHARDTS TAGEBUCH
- Nachwort
- WorterklÀrungen
- Daten zur Entdeckungsgeschichte Australiens
- Quellenwerke und Literaturhinweise
- Bildnachweis
- Kontakt zum Verlag