KAPITEL 1 â ERSTE KLEINE EXPERIMENTE ...
Nehmen Sie bitte Schreibzeug, wir gehen gleich in medias res. Also beginnen wir mit einigen kleinen Experimenten.
Experiment 1: Ein wichtiges Thema ...
Notieren Sie, was derzeit ein wichtiges Thema in Ihrem Leben ist. Womit befassen Sie sich gerade intensiv (oder: Was befaĂt Sie zur Zeit sehr)?
Vor dem nĂ€chsten Experiment sollten wir uns vor Augen halten, daĂ Schriften ganz anders aussehen können als unsere (westlichen Buchstaben-Schriften). So gibt es Silbenschriften (z.B. japanisch) oder Schriftzeichen, die eigentlich ein Mini-Bild darstellen, wie die klassischen chinesischen Kan-Ji oder die Ă€ltesten Hieroglyphen Ăgyptens4. Jetzt folgt die Aufgabe:
Experiment 2: Hieroglyphe erfinden
Meine Seminar-Teilnehmer/innen stellen immer wieder mit Erstaunen fest, daà diese Aufgabe im ersten Ansatz weit schwieriger wirkt, als sie sich dann herausstellt. Wir können nÀmlich oft viel mehr, als wir vorher dachten! Das werden Sie in diesem Buch noch oft erfahren (insbesondere, wenn Sie tatsÀchlich aktiv mitmachen).
- Erfinden Sie eine Hieroglyphe fĂŒr den Begriff Blick.
- Schreiben Sie unter Verwendung Ihrer neuen Hieroglyphe einige Begriffe; dabei haben Sie zwei Möglichkeiten:
- a)entweder Sie schreiben die Begriffe und setzen fĂŒr den Wortteil Blick jeweils Ihre neue Hieroglyphe ein,
- b)oder aber Sie erfinden weitere Hieroglyphen, die Sie mit der ersten kombinieren â ganz wie Sie möchten.
Begriffe sind: Einblick, Durchblick, Weitblick, Blickpunkt und Ăberblick.
Wenn wir nachdenken wollen, haben wir grundsÀtzlich folgende Möglichkeiten:
- wir wollen ohne Worte denken (zeichnend, wir kommen darauf zurĂŒck, das Hieroglyphen-Experiment war ein Vorgeschmack) oder
- wir wollen primÀr in Worten denken oder
- wir wollen beide Denk-Stile gemeinsam nutzen.
Als nĂ€chstes wollen wir uns auf das Denken in Worten (analytisch-rational und/oder kreativ) konzentrieren. Hierzu brauchen wir natĂŒrlich ein gewisses Vokabular. Wenn wir zu einem fĂŒr uns wichtigen Thema jedoch kein (ausreichendes) Vokabular besitzen, dann können wir auch nicht sehr differenziert darĂŒber nachdenken. Deshalb lohnt es sich, mit einem Denk-ProzeĂ zu beginnen, indem wir ein erstes spontanes Wissens-ABC© zum jeweiligen Thema erstellen.
Zu Vokabular: Wie differenziert könnten Sie sofort nachdenken ĂŒber
âBrotbacken
âMolekular-Chemie
âJoggen
âMozarts âKleine Nacht musikâ
etc.?
Experiment 3: Ein Wissens-ABC
Es gilt, zu jedem Buchstaben des Alphabetes mindestens eine Assoziation zu notieren, wobei Sie das Thema frei wĂ€hlen können. WĂ€hlen Sie eines, zu dem Sie viel wissen. Wer frĂŒher oft Stadt-Land-FluĂ 5 gespielt hat, trĂ€gt regelrechte geographische Wissens-ABC.s im Kopf spazieren. Geht es Ihnen auch so? Dann können Sie bei diesem Thema schnell und gut reagieren. Aber wie steht es bei einem fĂŒr Sie wichtigen Thema, z.B. dem, das Sie im ersten Experiment notiert haben? (Sie merken schon: Wenn Sie nicht aktiv mitarbeiten, dann können Sie hinterher auch nicht aufbauen.) Können Sie auch zu diesem fĂŒr Sie wichtigen Themenbereich schnell und leicht ein assoziatives ABC âausfĂŒllenâ? Diese kleine Ăbung hilft uns ganz schnell:
- âeine kleine Inventur vorzunehmen: Wie ergiebig ist unser Wissen zu diesem Thema?
- âauszuloten, was sich derzeit in uns (zu diesem Thema) âabspieltâ.
Sie suchen erste Assoziatio nen zu jedem Buchstaben. Angenommen Ihr Thema wÀren Tiere, dann könnten Sie notieren:
A = Ameise, Affe oder
B = BĂ€r bis
Z = Zebra, Ziege etc.
Probieren Sie es6, indem Sie beim nachfolgenden (senkrechten) Alphabet mit dem Stift die erste (linke) Spalte nach unten âwandernâ und so schnell wie möglich pro Buchstabe möglichst eine erste Assoziation eintragen. SpĂ€ter können Sie die mittlere und die rechte Spalte mit zusĂ€tzlichen Assoziationen fĂŒllen, wenn Sie wollen.
NatĂŒrlich dĂŒrfen Sie pro Buchstabe auch mehr als einen Begriff notieren, aber Sie mĂŒssen nicht.
Merke: Manchmal fĂ€llt uns nicht sogleich etwas ein, insbesondere bei selteneren Buchstaben (Y oder Z); deshalb gilt es im ersten Ansatz so viele Buchstaben wie möglich zu âbelegenâ (wir sprechen spĂ€ter noch darĂŒber, was wir mit den LĂŒcken anfangen können). Jetzt sind Sie dran!
Siehe Tabelle
Mit der ABC-Technik können wir uns auch auf ein (fĂŒr uns) neues Thema einstimmen, insbesondere wenn wir davor gedanklich âganz woanders warenâ, also wenn wir einen abrupten Themenwechsel vornehmen wollen (oder mĂŒssen). Angenommen, ich wĂŒrde Ihnen nun vorschlagen, sofort fĂŒnf Wissens-ABC.s anzulegen: Bei welchem könnten Sie (voraussichtlich) in kurzer Zeit (z.B. 90 Sekunden) am meisten aufschreiben?
Siehe Tabelle
Experiment 4: Noch einmal Wissens-ABC.s!
Testen Sie Ihre Selbst-EinschÀtzung (nÀchste Doppelseite)!
FĂŒllen Sie zunĂ€chst bitte nur die erste (linke) Spalte aus und lassen Sie die anderen beiden vorlĂ€ufig leer.
Siehe Tabelle
Jetzt wenden wir uns zwei Techniken zu, die Sie möglicherweise bereits kennengelernt haben, denn ich habe seit ca. 1995 begonnen, ein wenig zu diesem Thema zu publizieren. Die Stichworte lauten KaWa und KaGa.
Wort-Assoziationen: Das KaWa (EinfĂŒhrung)
Wir nehmen einen Begriff und assoziieren zu jedem Buchstaben ein Wort, das mit diesem Buchstaben beginnt. NatĂŒrlich kann es sich dabei auch um den Namen einer Person handeln. Angenommen, Sie wollten ĂŒber einen Bekannten namens Bernd reflektieren, das könnte dann wie nebenstehend aussehen.
Warum diese Denk-Technik âKaWaâ heiĂt, besprechen wir spĂ€ter.
Sie mĂŒssen ĂŒbrigens keinesfalls mit dem ersten Buchstaben beginnen, sondern Sie lassen Ihr Auge wandern, wie vorhin bei der ABC-Liste. Wenn Ihnen zuerst zu einem Buchstaben in der Mitte etwas einfĂ€lllt, dann schreiben Sie eben diesen Begriff zuerst hin. Sie wollen ja gerade nicht sequentiell, linear, Schritt fĂŒr Schritt, logisch, rational etc. denken, sondern mehr âaus dem Bauchâ heraus. Wenn wir uns ein Spektrum vorstellen, an dessen einem Ende das Denken stĂŒnde und am anderen das FĂŒhlen, dann wollen Sie mindestens in der Mitte âstehenâ, oder ein wenig mehr in Richtung FĂŒhlen ... Probieren Sie es gleich!
Experiment 5: KaWa zu HUMOR
So, jetzt sind Sie dran: Was fÀllt Ihnen spontan zum Begriff Humor ein?
Experiment 6: Viele Assoziationen
Denken Sie an den Begriff âTanzenâ und notieren Sie so viele Assoziationen wie Sie in 90 Sekunden schaffen.
Ein interessantes Doppel-Experiment:
Experiment 7: Das Gegenteil
Und nun denken Sie wieder an den Begriff âTanzenâ und notieren ausschlieĂlich, was Ihnen absolut nicht einfĂ€llt ...
Das wĂ€re eine Bisoziation. Im Seminar lachen die meisten Teilnehmer/innen jetzt. Manche beginnen zwar zuerst wie wild zu schreiben, woraufhin ihre Nachbar/innen ihnen klarmachen, daĂ alles, was sie schreiben, ihnen ja eingefallen sein muĂ. Wir kommen in Kapitel 4 wieder auf diese eigenartige Aufgabe zu sprechen. Wichtig ist im Augenblick nur das Er-LEB-nis. Und nun probieren Sie bitte Ihr zweites KaWa, diesmal zu: Kunde. Welche Assoziationen fallen Ihnen spontan ein?
Wenn Sie sich spÀter an diesen ...