Treue ist der Liebe Kern
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Treue ist der Liebe Kern

Die Geschichte einer unvergesslichen Begegnung

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Treue ist der Liebe Kern

Die Geschichte einer unvergesslichen Begegnung

About this book

Wie zufällig lernt Eva auf einem Studentenball Andreas kennen. Eine kurze, intensive und unvergessliche Begegnung - aus der eine große, einzigartige Liebe erwachsen wird.Durch die persönlichen, aber auch gesellschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit bleiben sie sich lange Zeit nur durch Briefe verbunden. Doch immer wieder finden sie Mittel und Wege, sich zu sehen und sich ihrer Liebe zu versichern - obwohl sie weit voneinander entfernt leben.Eine Liebesgeschichte, die mit all ihren Höhen und Tiefen für die Erfahrungen einer ganzen Generation steht, deutsch-deutsche Geschichte streift, im privaten Familienglück endet und zuletzt einen großen letzten Beweis erbringt, als Eva den schwer erkrankten Andreas pflegt.

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Information

Der Mauerbau weckt Erinnerungen

Mit dem Mauerbau 1961 war unsere Idylle schlagartig vorbei. Das Weltgeschehen brach in unsere kleine »heile Welt« ein. Andreas war im Osten Deutschlands geboren worden, dort aufgewachsen und später geflüchtet. Nun wurden all seine traumatischen Erinnerungen wieder in ihm wach, und er begann zögerlich, mir alles zu erzählen, was er die Jahre zuvor verdrängt hatte.
Die erste Einengung seiner Entscheidungsfreiheit hatte er bereits nach dem Abitur erlebt. Andreas wollte in Halle Jura studieren, musste aber vorher den Justizdienst absolvieren. Schon diese Vorschrift ging ihm gegen den Strich. Nach einem Jahr Justizdienst wurde er in Halle immatrikuliert. Kurz darauf war man an ihn mit der Frage herangetreten, ob er Spitzeldienste für die Stasi leisten würde. Das war das Zeichen für ihn, so schnell wie möglich aus der DDR zu fliehen. Heute wird immer wieder versucht, die Zustände im Osten zu verharmlosen, obwohl bekannt ist, dass unbequeme Bürger unter Repressalien zu leiden hatten. Auch Ausreisewillige standen unter Beobachtung. Andreas konnte niemandem trauen, daher musste er alle Vorbereitungen im Geheimen treffen. Nur eine Aktentasche mit ein paar Habseligkeiten trug er bei sich, als er bei klirrender Kälte von Halle aus den Weg gen Westen antrat. Die Grenze war durch Posten mit Wachhunden streng bewacht. Oft hörte er sogar die Stimmen der Grenzer, einmal harrte er drei Stunden in einer Schneewehe aus, bevor er weiterzulaufen wagte.
Diese Flucht hatte sich in sein Gehirn gebrannt. Wäre er geschnappt worden, hätte das sein ganzes Leben zerstört. Unweigerlich wäre er als Republikflüchtiger ins Gefängnis gekommen. Aber Gottes gute Fügung ließ ihn, zwar erschöpft, aber dennoch gesund, das Auffanglager Friedland erreichen.
Der Gedanke, nun seine persönliche Freiheit erlangt zu haben, gab ihm viel Kraft für die darauf folgende, schwere Zeit. Drei Wochen musste er in Friedland bleiben. Viel Zeit, über den Ort nachzudenken, in dem er sein Studium aufnehmen wollte. Er entschied sich für Tübingen mit seiner altehrwürdigen Universität.
Eine Studentenbude fand er bei einem liebenswürdigen Ehepaar. Das winzige Büdchen hatte nur eine Waschschale und kein Waschbecken. Das Plumpsklo befand sich auf halber Treppe, wie in vielen Städten war die Kanalisation noch nicht voll erschlossen. Das kinderlose Ehepaar mochte Andreas sehr und lud ihn jede Woche zum Essen ein. So wurde er zumindest einmal in der Woche richtig satt. Obwohl er in den Semesterferien arbeitete, blieb das Geld äußerst knapp. Seine Ernährung war hauptsächlich auf Brot, Marmelade und Bratkartoffeln beschränkt. Zum Glücksfall wurde eine Studentenverbindung für ihn. Hier fand er ein Stück Geborgenheit und liebe Freunde.
Nie zuvor hatte Andreas mir so klar von seiner bedrängten Lage während des Studiums erzählt. Jetzt liebte ich ihn noch tiefer und inniger, ich wollte, dass es ihm nie wieder schlecht ging, nie. Nun war mir auch noch klarer geworden, warum er mich so schnell wie möglich heiraten wollte. Ihm hatte ein Zuhause viel zu lange gefehlt. Ich nahm seine Hand und fühlte, dass nach diesem Gespräch uns beiden leichter zumute war. Am darauffolgenden Abend schilderte er wieder seine Erlebnisse. Der Krieg und seine Auswirkungen auf unser Leben waren für ihn wichtige Themen. Andreas war in Sachsen-Anhalt geboren worden und wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Eisleben auf. Sein einziger älterer Bruder Rudi war für ihn bester Kumpel und Beschützer. Beide hatten feste Lebenspläne: Rudi wollte den Spuren des Großvaters folgen und Förster werden, Andreas wollte studieren und die Welt sehen. Rudi wurde schließlich Forst-Anwärter in Quedlinburg. Verblendet wie so viele junge Männer meldete er sich Ende 1944 freiwillig zur Wehrmacht. Für Andreas war es der größte Schmerz seines Lebens, als Rudi schon im Januar 1945 als vermisst gemeldet wurde. Welch ein Jammer um dieses noch kaum gelebte Leben! Rudi war das Bild eines Mannes: groß wie Andreas, mit feingeschnittenem Gesicht und goldblondem Haar. Späteren Berichten zufolge war er mit Panzerfäusten bewaffnet aus dem Schützengraben gerannt und von einem russischen Panzer zermalmt worden. Im April wäre er erst achtzehn Jahre alt geworden.
Vor Kriegsende hatten die Menschen nur den einen Gedanken: Wer wird unser Besatzer, die Rote Armee oder die Westalliierten? Im Osten und Westen brachen die deutschen Fronten zusammen, die Nazipropaganda lief unterdessen auf Hochtouren und versuchte der Bevölkerung weiszumachen, dass durch Wunderwaffen der sogenannte »Endsieg« herbeigeführt werden könnte. Aber längst war bei der Konferenz auf Jalta der »Kuchen Deutschland« verteilt und diese Teilung endgültig durch den Potsdamer Vertrag besiegelt worden. Alle vier Siegermächte wollten einen Sektor Berlins verwalten. Dafür stellten die Sowjets eine Bedingung: Die Engländer und Amerikaner sollten ihnen die schon besetzten Gebiete überlassen. So zogen sich Anfang Juli 1945 die bei Kriegsende nach Mecklenburg, Thüringen und Sachsen vorgedrungenen westalliierten Truppen zurück, im Gegenzug räumten die Sowjets zwölf der zwanzig Bezirke Berlins. Im Mai waren die Amerikaner auch in Andreas’ Dorf eingerückt, worüber alle Einwohner froh und erleichtert waren. Aber die Würfel waren bereits gefallen, im Juli war es dann soweit. Mit dröhnenden Geräuschen rückten die Amis ab, unmittelbar danach zerrissen ähnliche Geräusche die Nacht: die Russen hatten übernommen. Die ganze Tragweite, nun zur Sowjetischen Besatzungszone zu gehören, war Andreas als Jugendlicher noch nicht klar. Moralisch lag Deutschland am Boden, sowohl im Westen als auch im Osten wurde nach Naziverbrechern gesucht.
Im Osten begann jedoch auch die Zeit der Willkür gegen anders Gesinnte. Mit jedem weiteren Jahr wurde Andreas mehr und mehr klar, die Ostzone verlassen zu müssen. Er wollte die weite Welt sehen! Nun wusste ich, welcher Kampf dem einschneidenden Entschluss zur Flucht vorausgegangen war. Aber das passte zu seiner unerschrockenen Persönlichkeit.
Zur gleichen Zeit ließ die Kuba-Krise unsere Welt ins Wanken geraten. Radio und Fernseher brachten täglich in den Nachrichten den neuesten Stand der Dinge. In diesen Tagen hatten nicht nur wir große Angst, dass ein dritter Weltkrieg ausbrechen könnte. Erst sechzehn Jahre hatten wir Frieden nach dem grauenhaften Zweiten Weltkrieg, dessen Auswirkungen wir noch immer spürten. Diese brandgefährliche Situation war für uns der Anlass, unsere Erlebnisse am Kriegsende aufzuarbeiten.
Auch für mein Schicksal waren der Zusammenbruch Deutschlands und die Flucht vor den Russen entscheidend, erzählte ich Andreas. Die letzten Kriegsjahre lebten wir in Gotenhafen-Gydina, Vater war als Marineoffizier kurze Zeit in Gotenhafen stationiert und ließ uns, Mutter und sechs Kinder, aus Kiel in den Osten nachkommen, weil er der Meinung war, dass wir dort vor Bombenangriffen sicherer seien. Nach der furchtbaren Katastrophe von Stalingrad wollte meine Mutter so schnell wie möglich Gotenhafen wieder verlassen, wurde in diesem Punkt aber von meinem Vater nicht genügend unterstützt. Also blieben wir in Gotenhafen, obwohl die deutschen Fronten im Osten weiter und weiter zusammenbrachen. Mutter war von Anfang an gegen die Nazis, sie hatte eine englische Mutter und hochrangige Freunde, die genauso dachten. Täglich hörte sie den Londoner Rundfunk, ein gefährliches Unterfangen, da auf das Hören von »Feindsendern« die Todesstrafe stand. Ich erinnere mich noch genau an den 20. Juni 1944 und das Attentat auf Hitler. Wie unsere Mutter völlig aufgelöst war von den Kommentaren, die sie zum Attentat hörte. Erst auf Drängen der Verwandtschaft, sofort nach Ostfriesland zu kommen, gelang es mit großen Schwierigkeiten, eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Mit Genehmigung des Oberbürgermeisters und des Polizeichefs durften wir die Stadt verlassen, mit der strengen Maßgabe, nach spätestens vierzehn Tagen wieder zurückzukehren. Aber wir wussten, dass es für immer war, und meine Mutter nahm Abschied von allen schönen Dingen. Die Fahrt gen Heimat war schlimm. Alle Städte, die wir passierten, waren im Herbst 1945 schon so von den Bomben der Alliierten zerstört, dass es einem Wunder glich, wie effizient die Reichsbahn immer noch die Menschen von A nach B transportierte. Die Villa meiner Großeltern in Emden war ebenfalls durch Bomben zerstört worden, so dass meine Großmutter, von uns allen immer nur liebevoll Granny genannt, ein altes Gutshaus in Aurich mieten musste. Mein Großvater war nach einer Leisten-OP verstorben und hatte seiner Frau und den Töchtern die Reederei hinterlassen. Zum Kriegsende war alles kaputt, Großvaters Schiffe versenkt, die Häuser zerstört, seine Firma in Holland beschlagnahmt. Alle standen vor dem Nichts. Insofern ging es meiner Familie wie unzähligen anderen auch. Die verbliebenen Schiffe wurden von den Alliierten konfisziert. Deutschland sollte nie wieder eine Handelsflotte besitzen.
Wir wohnten also nun bei Granny im alten Gutshaus. Vor dem Haus verlief in etwa dreihundert Metern Entfernung ein Schienenstrang, der zur Munitionsfabrik Tannenhausen führte. Eines Tages gab Granny meinem Bruder und mir den Auftrag, Brennmaterial aus der Scheune zu holen. Plötzlich erklang ein furchtbares Getöse. In Panik rannte ich aus der Scheune, links und rechts von mir kamen Einschläge der Tiefflieger. Unter Lebensgefahr gelang es meinem Bruder, mich zurück in die Scheune zu schleifen. Wir drückten uns fest an die Wand, bis das Inferno vorüber war. Zahllose Einschläge von Munition und Bomben waren auf das Schienennetz niedergegangen, keine davon jedoch explodierte. Das glich einem Wunder. Bis heute fährt mir der Schreck in die Glieder, wenn ich gewisse Flugzeuggeräusche höre.
Eine Tragödie, die Andreas und mich gleichermaßen berührt hatte, waren abgemagerte KZ-Häftlinge. Andreas hatte einmal gesehen, wie eine endlose Kette solcher bedauernswerter Gestalten durch den Ort getrieben wurde. Keiner wusste, wo sie hergekommen waren und wohin sie gingen. Auch ich hatte in den letzten Kriegstagen miterleben müssen, wie sich KZ-Häftlinge durch die Stadt schleppten. Nun hatten die Nazis ihre Maske fallengelassen. Meine Familie ahnte damals nicht, dass nur fünfzehn Kilometer von uns entfernt das Konzentrationslager Engerhafe lag.
Im Mai kamen die Kanadier nach Ostfriesland, somit waren wir gottlob in der englischen Besatzungszone. Wir Kinder bestaunten unsere neuen Besatzer. Die Soldaten waren so lässig und gepflegt, hörten Musik, die wir nicht kannten. Eine neue Welt tat sich uns auf.
In diesem Jahr begann aber auch die Vertreibung. Millionen Flüchtlinge mussten in den Besatzungszonen integriert werden. Güterwagen voller Menschen entluden sich täglich, der Bürgermeister verfügte über den Wohnraum jedes Hauses. Zimmer für Zimmer mussten wir räumen, langsam wurde es eng im Gutshaus. Wir alle hungerten. Mutters einziges Überbleibsel aus guten Tagen war ein Opel Cabrio. Auch davon trennte sie sich und tauschte das Auto gegen Speck und Haferflocken. So hatte unsere große Familie wieder für einige Zeit etwas zu essen.
Andreas und mir half es, noch einmal unsere Erlebnisse zu schildern – just zu einer Zeit, als durch die Kuba-Krise wieder Angst und Ungewissheit in der Luft lagen. An den Grenzen der von den Sowjets besetzten Gebiete fuhren bedrohlich Panzer auf. Die ganze Welt hielt den Atem an. Wir standen wie neben uns, dachten gar an einen Atomkrieg. Abends setzten wir uns oft an das Bett von Marie, jeder von uns nahm eines ihrer Händchen. Wir schauten uns an und dachten beide das Gleiche: Möge unser Kind nie, aber auch nie einen Krieg erleben müssen. Nach bangen Tagen folgte das fast Unglaubliche. Kennedy hatte Chruschtschow ein Ultimatum gestellt und damit tatsächlich Erfolg. Die Sowjetunion zog ihre Mittelstreckenraketen von Kuba ab,...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Zur Autorin
  4. Der Studentenball
  5. Von der Seine- in die Hanse-Stadt
  6. Zwischenstopp mit Verlobung
  7. Dreisamkeit nach der Hochzeit
  8. Der Mauerbau weckt Erinnerungen
  9. Zweites Kind und Kalkutta
  10. Flucht vom Jahrmarkt der Eitelkeiten
  11. Vaters trübe Augen
  12. Neubeginn in alter Heimat – Öl und Heilkunde
  13. Wesensveränderung und wieder Amerika
  14. Wałęsa und die neue Zeitrechnung
  15. Sorge um Andreas
  16. Pflege daheim
  17. Abschied kurz nach Neujahr
  18. Nachwort
  19. Impressum