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eBook - ePub
Der Prophet
About this book
Seit Jahrzehnten entdeckt jede Generation wieder neu die Schönheit und Tiefe der Texte Khalil Gibrans, der "Prophet" avancierte zum internationalen Kultbuch. "Eure Kinder sind nicht Eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft Ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken. Denn sie haben ihre eigenen Gedanken." (Kapitel: Von den Kindern)
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Information
Der Abschied
Und nun war es Abend.
Und Almitra, die Seherin, sagte: Gesegnet sei dieser Tag und dieser Ort und dein Geist, der geredet hat.
Und er antwortete:
War ich der Redner?
War ich nicht auch ein Zuhörer?
Dann ging er die Stufen des Tempels hinab, und alle folgten ihm. Und er erreichte sein Schiff und blieb auf dem Deck stehen.
Und sich nochmals an die Menschen wendend, erhob er die Stimme und sagte:
Leute von Orphalese, der Wind gebietet mir, euch zu verlassen.
Ich habe es weniger eilig als der Wind, doch ich muss gehen.
Wir Wanderer, die immer den einsameren Weg suchen, beginnen keinen Tag, wo wir den letzten beendet haben; und kein Sonnenaufgang findet uns, wo der Sonnenuntergang uns verließ.
Selbst während die Erde schläft, reisen wir.
Wir sind die Samen der beharrlichen Pflanze, und in unserer Reife und unserer Fülle des Herzens werden wir dem Wind preisgegeben und verstreut. Kurz waren meine Tage unter euch und kürzer noch die Worte, die ich gesprochen habe.
Doch sollte meine Stimme in eurem Ohr verklingen und meine Liebe eurer Erinnerung entschwinden, dann werde ich wiederkommen,
Und mit reicherem Herzen und dem Geist willfährigeren Lippen werde ich sprechen.
Ja, ich werde wiederkehren mit der Flut,
Und mag der Tod mich verbergen und die größere Stille mich umhüllen, ich werde dennoch wieder euer Verstehen suchen.
Und nicht vergeblich werde ich suchen.
Wenn etwas wahr ist, das ich gesagt habe, wird diese Wahrheit sich in einer klareren Stimme offenbaren und in Worten, die euren Gedanken enger verwandt sind.
Ich fahre mit dem Wind, Leute von Orphalese, aber nicht in die Leere hinunter;
Und wenn dieser Tag nicht eine Erfüllung eurer Bedürfnisse und meiner Liebe ist, dann lasst ihn ein Versprechen auf einen anderen Tag sein.
Die Bedürfnisse des Menschen ändern sich, aber nicht seine Liebe und nicht sein Wunsch, dass seine Liebe seine Bedürfnisse befriedigen sollte. Darum wisst, dass ich aus der größeren Stille zurückkehren werde.
Der Nebel, der in der Morgenröte wegzieht und nichts als Tau auf den Feldern zurücklässt, wird emporsteigen und sich in einer Wolke sammeln und dann im Regen niederfallen.
Und nicht viel anders als der Nebel bin ich gewesen.
In der Stille der Nacht bin ich durch eure Straßen gegangen, und mein Geist ist in eure Häuser eingekehrt,
Und eure Herzschläge waren in meinem Herzen, und euer Atem war auf meinem Gesicht, und ich kannte euch alle.
Ja, ich kannte eure Freude und euren Schmerz, und wenn ihr schlieft, waren eure Träume die meinen.
Und oft war ich unter euch ein See zwischen Bergen. Ich spiegelte die Gipfel in euch und die sich neigenden Abhänge und sogar die vorbeiziehenden Herden eurer Gedanken und eurer Wünsche.
Und in meine Stille drang das Lachen eurer Kinder in Bächen und die Sehnsucht eurer Jugendlichen in Strömen.
Und als sie meine Tiefe erreichten, hörten die Bäche und die Ströme noch nicht auf zu singen. Aber Süßeres noch als Lachen und Größeres noch als Sehnsucht kam zu mir.
Es war das Grenzenlose in euch;
Der unermessliche Mensch, in dem ihr nichts anderes seid als Zellen und Sehnen;
Er, in dessen Gesang all euer Singen nichts als ein tonloses Pochen ist.
In ihm, dem unermesslichen Menschen, seid ihr unermesslich,
Und indem ihr ihn erschautet, erschaute ich euch und liebte euch.
Denn welche Entfernungen kann Liebe erreichen, die nicht in jener unermesslichen Sphäre sind?
Welche Visionen, welche Erwartungen und welche Mutmaßungen können sich höher aufschwingen als ihr Flug?
Wie eine riesige Eiche, bedeckt mit Apfelblüten, ist der unermessliche Mensch in euch.
Seine Macht bindet euch an die Erde, sein Duft hebt euch in den Raum, und in seiner Dauerhaftigkeit seid ihr unsterblich.
Euch ist gesagt worden, dass ihr gleich einer Kette so schwach seid wie euer schwächstes Glied.
Dies ist nur die halbe Wahrheit. Ihr seid auch so stark wie euer stärkstes Glied.
Euch nach eurer geringsten Tat zu messen, heißt, die Kraft des Ozeans nach der Zartheit seines Schaums zu berechnen.
Euch nach euren Misserfolgen zu beurteilen, heißt, den Jahreszeiten ihre Unbeständigkeit vorzuwerfen.
Ja, ihr seid wie ein Ozean,
Und obwohl fest verankerte Schiffe an euren Küsten die Flut erwarten, könnt ihr wie der Ozean doch nicht die Flut schneller herbeiführen.
Und auch wie die Jahreszeiten seid ihr,
Und obwohl ihr in eurem Winter euren Frühling leugnet,
Ruht doch der Frühling in euch und lächelt in seiner Benommenheit und ist nicht gekränkt.
Glaubt nicht, ich sage diese Dinge, damit der eine zu dem anderen sagt: »Er hat uns hoch gelobt. Er sah nichts als das Gute in uns.«
Ich drücke nur in Worten für euch aus, was ihr in Gedanken selber wisst.
Und was ist Wissen in Worten anderes als ein Schatten wortlosen Wissens?
Eure Gedanken und meine Worte sind Wellen aus einem versiegelten Gedächtnis, das Bericht gibt von unseren gestrigen Tagen,
Und von den alten Tagen, da die Erde weder uns noch sich selber kannte,
Und von Nächten, da die Erde in Verwirrung aufgewühlt war.
Weise sind zu euch gekommen, um euch von ihrer Weisheit zu geben. Ich kam, um von eurer Weisheit zu nehmen:
Und, seht, ich habe gefunden, was größer ist als Weisheit.
Es ist ein Flammengeist in euch, der sich immer mehr steigert,
Während ihr, seiner Entfaltung ungeachtet, das Vergehen eurer Tage beklagt.
Nur ein Leben, das das Leben im Körper sucht, fürchtet das Grab. Hier gibt es keine Gräber.
Diese Berge und Ebenen sind eine Wiege und ein Trittstein.
Jedes Mal, wenn ihr an dem Feld vorbeikommt, in dem ihr eure Vorfahren beigesetzt habt, schaut richtig hin, und ihr werdet euch und eure Kinder Hand in Hand tanzen sehen.
Wahrhaftig, ihr seid oft vergnügt, ohne es zu wissen.
Andere sind zu euch gekommen, denen ihr für goldene Versprechungen, die sie euch auf euer Vertrauen hin gemacht haben, bloß Reichtum, Macht und Ruhm gegeben habt.
Weniger als ein Versprechen habe ich gegeben, und doch seid ihr großzügiger zu mir gewesen.
Ihr habt mir meinen tieferen Lebensdurst gegeben.
Sicher gibt es kein größeres Geschenk für einen Menschen als das, was all seine Ziele zu brennenden Lippen und alles Leben zu einem Brunnen macht.
Und darin liegt meine Ehre und meine Belohnung:
Jedes Mal, wenn ich zum Trinken an den Brunnen komme, finde ich das lebendige Wasser selber durstig;
Und es trinkt mich, während ich es trinke.
Manche von euch haben mich für zu stolz und zu scheu gehalten, um Geschenke anzunehmen.
Zu stolz bin ich wirklich, um Lohn anzunehmen, aber nicht um Geschenke zu empfangen.
Und obwohl ich Beeren in den Hügeln gegessen habe, als ich an euren Tisch geladen war,
Und im Säulengang des Tempels geschlafen habe, als ihr mir mit Freude Obdach gewährt hättet,
War es zugleich nicht doch eure liebende Sorge um meine Tage und Nächte, die meinem Mund das Essen versüßte und meinen Schlaf mit Visionen umschloss?
Dafür segne ich euch am meisten:
Ihr gebt viel und wisst nicht, dass ihr etwas gebt. Die Güte dagegen, die sich im Spiegel anschaut, wird zu Stein, und eine gute Tat, die sich mit zärtlichen Namen nennt, gebiert einen Fluch.
Und manche von euch haben mich unnahbar und von meinem Alleinsein trunken genannt,
Und ihr habt gesagt: »Er berät sich mit den Bäumen des Waldes, aber nicht mit Menschen.
Er sitzt allein auf Hügeln und schaut auf unsere Stadt herab.«
Wahr ist, ich bin auf die Hügel gestiegen und an entfernten Orten gewandert.
Wie hätte ich euch sehen können, wenn nicht aus großer Höhe oder weiter Ferne?
Wie kann man wirklich nah sein, wenn man nicht weit ist?
Und andere unter euch schalten mich ohne Worte, und sie sagten: »Fremder, Liebhaber unerreichbarer Höhen, warum wohnst du in den Gipfeln, wo Adler ihre Nester bauen?
Welche Stürme wills...
Table of contents
- NAVIGATION
- HAUPTTITEL
- INHALT
- Die Ankunft des Schiffes
- Von der Liebe
- Von der Ehe
- Von den Kindern
- Vom Geben
- Vom Essen und Trinken
- Von der Arbeit
- Von der Freude und vom Leid
- Von den Häusern
- Von den Kleidern
- Vom Kaufen und Verkaufen
- Von Schuld und Sühne
- Von den Gesetzen
- Von der Freiheit
- Von Vernunft und Leidenschaft
- Vom Schmerz
- Von der Selbsterkenntnis
- Vom Lehren
- Von der Freundschaft
- Vom Reden
- Von der Zeit
- Vom Guten und Bösen
- Vom Beten
- Vom Vergnügen
- Von der Schönheit
- Von der Religion
- Vom Tod
- Der Abschied
- ÜBER DAS BUCH
- IMPRESSUM
- HINWEISE DES VERLAGS