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Autobiografisches anderer Art

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Autobiografisches anderer Art

About this book

Paul M. Zulehner bedenkt in seiner Autobiografie der etwas anderen Art spirituell und theologisch das, was er freudig erlebt und dunkel erlitten hat. Seine Lebensgeschichte erscheint als roter Faden, an dem sich bedeutende gesellschaftliche wie kirchliche Themen der letzten Jahrzehnte entlangreihen. So wird seine Biografie zu einem Spiegel, in dem sich kirchlich und theologisch Engagierte wiederfinden und die jĂŒngere Kirchengeschichte in einem manchmal ĂŒberraschenden Licht betrachten können. Paul M. Zulehner gehört zu den bekanntesten Theologen Europas, der keine Angst vor der Wahrheit hat, wenn es um die Situation und Zukunft der Kirche geht. Doch ist seine Kritik immer konstruktiv und geprĂ€gt von einer großen LoyalitĂ€t. Das macht ihn zu einem inspirierenden Vordenker und geschĂ€tzten GesprĂ€chspartner.

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Information

1. Satz: Presto
Arbeiten

»Er fĂŒhrte mich hinaus ins Weite« (Psalm 18,20)

WeltbĂŒrger

Meinen Umfragen zufolge haben die Wiener einen enormen Hang zum Provinziellen. Zwar hatte die Stadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen offenen Geist, der noch die Weite der K.-u.-k.-Monarchie atmete, aber dieser scheint inzwischen verflogen zu sein. Der Wiener zĂ€hlt sich zu allererst auch nicht einmal zu Wien, sondern zu seinem GrĂ€tzel3. Sie oder er sind Ottakringer oder Favoritener, Meidlinger oder Sieveringer. Selbst Wien ist vielen schon zu weit. Geschweige denn Österreich oder gar Europa, von der weiten Welt ganz zu abgesehen.
Dass ich als geborener Wiener nicht diese ProvinzialitĂ€t geerbt habe, hat einen biografischen Grund. Ich hatte das GlĂŒck, dass schon meine Familie wiederholt den Lebensort gewechselt hatte. Das sind die vielen Stationen: Wien – Niederbayern – oberes MĂŒhlviertel – Ottensheim – Wien. Auch innerhalb Wiens haben wir mehrmals den Wohnort gewechselt. Von Wien zog die Familie spĂ€ter nach St. Thomas bei Waizenkirchen weiter.
Nach der Matura 1958 im Wiener Wasagymnasium lebte ich ein Vierteljahrhundert hindurch nie mehr als acht Jahre an einem Ort: Innsbruck – Wien – Bamberg – Passau waren meine befristeten Lebensorte. Erst als ich 1984 an die UniversitĂ€t Wien heimberufen wurde, kam die lĂ€ngste sesshafte Zeit meines Lebens. Ich habe ein kleines gemĂŒtliches Haus gebaut und wurde leidenschaftlicher HobbygĂ€rtner.
Wichtige Studienreisen haben meine fachliche Entwicklung gefördert. 1968 ging es mit dem Institut fĂŒr Sozialethik nach Prag und Russland, um vor Ort die Lage der Religion im kommunistischen Sowjetsystem und im Prager FrĂŒhling zu studieren. 1983 besuchte ich die Philippinen. Mit der PrĂ€latur Infanta auf der Hauptinsel Quezon und ihrem Bischof Julio Labayen bestand eine Partnerschaft mit dem Vikariat Wien-SĂŒd. Ich stĂŒtzte mich bei meiner Antrittsvorlesung in Wien auf diese »Begegnung mit Infanta«. Erzbischof Franz Jachym hatte damals den Kopf geschĂŒttelt und gemeint: »Ihr macht eben in eurer Generation Pastoraltheologie anders.« Der Kontakt mit den Philippinen wurde von Veronika und Gunter PrĂŒller-Jagenteufel noch lĂ€nger am Leben erhalten. Die Studienreisen mit ihnen haben eine ganze Studentengeneration bereichert.
Im Rahmen meines ersten Besuchs auf den Philippinen hat uns eine Schwester namens Teresia Estallila zu den Dumagats mitgenommen. Dieser bedrohte Stamm pflegt bis heute seine Steinzeitkultur. Unsere Reisegruppe schlief wegen der KĂ€lte »in BĂŒndeln«, um einander zu wĂ€rmen. Wir erfuhren von fremden Sitten und GebrĂ€uchen, von der Feldarbeit der Frauen und der Arbeit der MĂ€nner mit den Kindern. Sehr beeindruckt hat mich das Eheschließungsritual. Der Vater der Braut und jener des BrĂ€utigams setzen sich an einem Tisch, vor sich haben sie ein Holzbrett. Sie stoßen zwei Dolche in das weiche Holz. Die Botschaft ist klar: Wer untreu wird, muss mit dem Tod rechnen. Denn Untreue bedroht das Überleben des Stammes.
Nach den Philippinen ging die Reise weiter nach Taiwan. Ich begleitete Missionarinnen und Missionare bei ihrer jĂ€hrlichen Fortbildungswoche. Sie waren nach dem Sieg von Mao Zedong vom chinesischen Festland auf die Insel geflohen. Dort wurden viele chinesische FestlandsflĂŒchtlinge, aber auch malaysische Ureinwohner getauft. Die einen wegen des Reises, die anderen, weil sich die Missionarinnen und Missionare nachhaltig um den Erhalt ihrer Kultur gekĂŒmmert haben. Ihnen ist der Erhalt der ­einheimischen Sprachen zu verdanken, die sie auch in der Liturgie verwendeten. Ich habe in AbstĂ€nden insgesamt sieben Mal mit dieser Gruppe von ­Missionarinnen und Missionaren gearbeitet und dabei Freundinnen und Freunde gewonnen. Ich bewundere, dass sie ihr ganzes Leben auf die Karte der Mission gesetzt haben. Ob ich das könnte, so radikal alles zu verlassen? Aber zugleich habe ich erlebt, was diese Mutigen ­gewinnen. Luis Gutheinz zum Beispiel, ein Tiroler Jesuit, ist in die taiwanesische Kultur so sehr eingetaucht, dass er inzwischen mehr Chinese als EuropĂ€er ist. Er hat eine beeindruckende Chinesische Theologie verfasst, und das mehrere Jahrhunderte nach dem gescheiterten Versuch seines jesuitischen Mitbruders Matteo Ricci, der das Christentum mit dem Konfuzianismus versöhnen wollte. Dessen Grab in Beijing ist heute wieder zugĂ€nglich, obgleich es auf dem GelĂ€nde der Kommunistischen Parteiakademie liegt.
Zur Reisegruppe gehörten neben mir Sr. Lea Ackermann, Fritz Köster SAC sowie Eduard Puffer – ein Arzt aus Bad Schallerbach in Oberösterreich. Drei Jahre spĂ€ter reisten wir zusammen nach Mombasa in Kenia. Dort studierten wir die Lage von Kinder-Prostituierten. Sr. Lea hat mit Solwodi eine Organisation gegen Frauenhandel und Kinderprostitution gegrĂŒndet und ist dafĂŒr mehrmals geehrt worden. Ihr verdanke ich eine köstliche »feministische« ErzĂ€hlung: Als sie Theologie studierte, fragte sie ein Mitbruder aus dem mĂ€nnlichen Zweig der Weißen VĂ€ter, ob sie nicht mit ihm in die Mission gehen möchte, um dort den Haushalt zu machen. Sie darauf: »Magst nicht du mit mir in die Mission gehen und den Hausmeister machen?« Sr. Lea lebte viele Jahre mit dem kĂŒrzlich verstorbenen Pater Fritz im Pfarrhaus Andernach am Rhein. Sie machte nicht die Hausfrau und er nicht den Hausmeister.
Meine Pastoraltheologie wurde zudem geprĂ€gt durch eine Bildungsreise nach Peru und Bolivien mit Fachleuten von Misereor im Jahr 1983. Den Verantwortlichen lag auch an fundierter Bildungsarbeit fĂŒr die Menschen im Geberland Deutschland. Zur Vorbereitung jeder zweijĂ€hrigen Bildungsoffensive fuhr eine Gruppe in das jeweilige Schwerpunktgebiet. Ich wurde als Pastoraltheologe mitgenommen. Wir besuchten das umstrittene Megastaudammprojekt in Cajamarca in Nordperu. Unter Beteiligung deutscher Firmen und mit Geldern der Bundesregierung wurden dort weite Gebiete ĂŒberflutet. Viele Menschen verloren dadurch ihre Lebensgrundlage. Ein Treffen mit Gustavo Gutierrez in Lima hat mich sehr beeindruckt. Als bedrĂŒckend erlebte ich den Besuch in einer Silbermine in Potosi (Bolivien), wo die Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter gefĂ€hrlich und ausbeuterisch waren. In einem Dorf hoch in den Bergen begegnete ich einem spanischen Jesuiten. Ich erlebte eine einheimische Hochzeit mit. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich vom spanischen Missionar, dass in diesem christlichen Dorf die Zeit vor der Trauung keinesfalls kirchennormkonform verlief: Um zu beweisen, dass das Paar Kinder zeugen konnte, musste(!) es vor der Eheschließung zusammenleben. Als der Missionar bei seinem BeichtbefĂ€higungsexamen in Spanien von diesem Brauch erzĂ€hlte, fiel er durch.
Bei der Trauung spielte sich eine berĂŒhrende Zeremonie ab. Die Frau hielt einen leeren Hut, der Mann schob seine beiden HĂ€nde darĂŒber. Der Priester legte in die HĂ€nde des Mannes mehrere GoldstĂŒcke, die der Mann durch seine HĂ€nde hindurch in den Hut fallen ließ. So wurde rituell beschworen, dass das Paar und seine Familie immer ausreichend viel Geld fĂŒrs Leben haben möge.
So bin ich, in ĂŒberschaubaren VerhĂ€ltnissen aufgewachsen, durch viele Wohnortswechsel und Bildungsreisen mit der Zeit doch ein WeltbĂŒrger geworden. Einzig in Australien war ich (bisher) nicht. Und nicht in Israel (leider!). Die weltweiten Reisen haben mein Denken katholisch im Sinn von allumfassend gemacht.

Beijing

Ich kann von GlĂŒck sagen, dass ich in den Jahren 2008, 2010 und 2011 zu Vorlesungen ins Priesterseminar in Beijing eingeladen worden war. Diese Reisen waren theologisch besonders prĂ€gend. Peter Neuner, Dogmatiker und Ökumeniker aus MĂŒnchen, mit dem ich seit Passauer Zeiten befreundet bin, war schon vor mir dort tĂ€tig. Er hatte den damaligen Studienleiter Johannes Chen-Binshan in MĂŒnchen promoviert. Jetzt brauchte dieser im Rahmen des Umbaus des Priesterseminars in eine theologische FakultĂ€t mit DiplomabschlĂŒssen jemanden fĂŒr Pastoraltheologie. Ich habe mit freudiger Neugierde zugesagt, in diesem mir fremden Land Pastoraltheologie zu unterrichten.
Die drei Aufenthalte in China blieben nicht ohne Auswirkungen auf meine Pastoraltheologie. Auf dem Nabel der Welt im Park des Tempels des Himmlischen Friedens zu stehen ist fĂŒr uns EuropĂ€er, die sich weltkirchlich fĂŒr das Zentrum der Welt halten, bewegend und ernĂŒchternd zugleich. Das chinesische Imperium verstand sich als »Reich der Mitte« mit einer jahrtausendalten Kultur. Viele KulturschĂ€tze Chinas wurden zwar durch die Kulturrevolution unter Mao Zedong (1966–1976) zerstört, doch heute werden sie in bewundernswerten Genauigkeit wiederhergestellt. Davon konnten wir, Peter Neuner und ich, uns in dem von China einverleibten Tibet ĂŒberzeugen. Nach dem bislang letzten Kurs in Beijing im Jahre 2011 haben wir Tibet eine Woche lang bereist und bestaunten die mit hohem Aufwand wiedererrichteten Tempel und KulturdenkmĂ€ler.

Die Lektion chinesischer Studierender

Eine der ersten Fragen, die mir die Studierenden in Beijing stellten, war: Wie steht es um das Heil der Buddhisten, Maoisten, Kommunisten, Daoisten – also der Mehrheit der Menschen in China? Zwar wĂ€chst die Zahl der Christen in China relativ rasch, weil das Christentum in Verbindung mit der bewunderten westlichen Technologie fĂŒr viele Intellektuelle die dazugehörige »Erfolgsreligion« darstellt. Aber die in eine der christlichen Kirchen Hineingetauften bilden im chinesischen Milliardenvolk nach wie vor eine marginale GrĂ¶ĂŸe. Mich verwundert, dass die mĂ€chtige Kommunistische Partei Chinas in der katholischen Kleinstkirche eine derart große Gefahr sieht und sie verfolgt, einen betrĂ€chtlichen Teil in den Untergrund treibt und den anderen Teil in josephinischer Manier ĂŒber die »Patriotische Vereinigung« von innen her rigoros kontrolliert.
Ich bin in einem katholischen Land groß geworden und auch meine ersten Jahre an der UniversitĂ€t verbrachte ich in den katholischen Gegenden Bambergs und Passaus. Bei den Franken war zudem der Anteil der evangelischen Christen groß. Durch die Ausbildung von Priestern und Pastoralreferentinnen und -referenten sowie das Training von PfarrgemeinderĂ€ten und engagierten Mitgliedern in Gemeinden und VerbĂ€nden fokussierte ich meine fachliche Arbeit auf die katholische Kirche. »Katholisch« klang fĂŒr mich von Kindesbeinen an konfessionell. Das war eine Nachwirkung der Reformation. Denn als sich in der einen »weströmischen« Kirche im Zuge der Abspaltung der Protestanten in Augsburg um 1530 eine neue Konfession bildete, mutierte auch die katholische Kirche spĂ€testens auf dem Konzil von Trient zu einer solchen. »Katholisch« meinte dann nachreformatorisch im Vergleich zu den anderen christlichen Kirchen jene »wahre Kirche«, außerhalb derer es kein oder nur in seltenen Ausnahmen Heil gab. Als BĂŒrger eines katholischen Landes beunruhigte mich das nicht ernsthaft. Ich konnte hoffen, dass Gott alle rettet, die mir lieb und teuer sind. Und die wenigen Nichtkatholiken im Land? Diese zu retten ĂŒberließ ich der weisen Kluglist Gottes.
Ich merkte rasch, dass die chinesischen Studierenden das ganz anders wahrnahmen. Wenn die Katholiken auch in China ein Heilsmonopol haben, wenn also nur getaufte Mitglieder der katholischen Kirche gerettet werden: Kann es dann wirklich Gottes Plan sein, dass nur eine Minderheit des chinesischen Riesenvolks zum Heil kommt? Und die vielen anderen? Sie rĂŒhrten mit ihren Fragen an ein auch in meiner Biografie sehr wirkmĂ€chtiges Thema. Das Heilsmonopol der christlichen Konfessionen wurde mit einer fatalen theologischen Ansicht des Kirchenlehrers Augustinus erklĂ€rt: Aus der großen Zahl der Menschheit werde Gott nur eine kleine Schar retten. Augustinus meinte zu wissen, dass es so viele sein werden, als Engel gefallen waren. Die Übrigen wĂŒrden am Ende eine unĂŒbersehbare »massa damnata« bilden, die große Zahl der Verdammten. In der westkirchlichen Tradition des Christentums wurde diese Ansicht des Augustinus ĂŒber Jahrhunderte offiziell gelehrt, in Katechismen gedruckt und Kindern beigebracht. Auch ich habe es Kindern in der Volksschule gelehrt. Um es auch den Getauften nicht zu leicht zu machen, wurde das »Durchkommen« an viele moralische Details gebunden. Schwere SĂŒnden brachten einen rasch ins Heils-Out, das Beichten hingegen fĂŒhrte auf die Heilsspur zurĂŒck. Weil das SĂŒndigen angesichts des reichhaltigen SĂŒndenkatalogs nicht selten war, wurde die hĂ€ufige Beichte eingemahnt – am besten vor jedem Kommunionempfang, mindestens also einmal im Jahr zur österlichen Zeit. Wer angesichts der ungewissen, weil an moralische IntegritĂ€t gebundene Heilsaussicht ganz sicher gehen wollte, feierte die Herz-Jesu-Freitage, was ich auch machte. Oder ich betete instĂ€ndig den Rosenkranz. Von Seherkindern aus Fatima belehrt, fĂŒgten wir hinzu: »FĂŒhre alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedĂŒrfen.« Zu diesen HeilsbedĂŒrftigen zĂ€hlte man in erster Linie sich selbst. Das alles habe ich getreu mitgemacht. Richard Rohr, franziskanischer Mystiker aus New Mexico in Kalifornien karikiert solche heilsĂ€ngstliche SpiritualitĂ€t als »worthiness-contest«.
Diese Pastoral zeitigte freilich bei mir wie bei vielen Katholiken betrĂ€chtliche KollateralschĂ€den. Ich erinnere mich, in meiner Kindheit eine lĂ€hmende Höllenangst entwickelt zu haben. Einmal trĂ€umte ich – und dieses Traumbild sehe ich bis heute plastisch vor mir – in einem Fass eingeschlossen zu sein, als es darum ging, in den Himmel einzuziehen. Ich hatte riesige Angst, dass ich nicht rechtzeitig aus dem Fass herauskĂ€me. Diese kindliche Höllenangst sehe ich heute fĂŒr gar nicht jesuanisch an. Angst ist Enge, wie ich aus ihrer bedrĂ€ngenden Erfahrung weiß. Ich hatte in meinem Glauben nicht befreiende Weite, sondern beĂ€ngstigende Enge gelernt. Was ich in Predigten gehört, im Religionsunterricht gelernt und spĂ€ter in den moraltheologischen Vorlesunge...

Table of contents

  1. NAVIGATION
  2. Inhalt
  3. WIDMUNG
  4. BUCH LESEN
  5. 1. Satz: Presto Arbeiten
  6. Wurzeln
  7. Lehrmeister
  8. Pastorale Lehrjahre
  9. An der UniversitÀt Wien
  10. Biblische Bilder als Inspiration meiner Pastoraltheologie
  11. Medienarbeit
  12. Brigitte Schwaiger
  13. 2. Satz: Menuett Lieben
  14. Gott lieben – meine spirituelle Lebensreise
  15. Menschen lieben
  16. 3. Satz: Lento WofĂŒr ich stehe und einstehe
  17. Orientierungen fĂŒr den Kirchenumbau
  18. Respekt vor dem Reichtum an Lebensformen
  19. Coda: Die Unvollendete
  20. Fragment
  21. Reinkarnation oder Fegfeuer
  22. Lebenslauf
  23. Anmerkungen
  24. ÜBER DEN AUTOR
  25. ÜBER DAS BUCH
  26. IMPRESSUM
  27. HINWEISE DES VERLAGS