Gritli
eBook - ePub

Gritli

Gritlis Kinder

  1. 83 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Gritli

Gritlis Kinder

About this book

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter Gritli wachsen Elsli und Fani mit ihren Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Fani träumt davon, ein berühmter Maler zu werden. In Basel versucht er sein Glück. Währenddessen muss die zarte Elsli in ihrem verarmten Haushalt schwere Arbeiten verrichten. Ihr trister Alltag erhellt sich, als sie in der kranken Nora eine Seelenverwandte findet. Zwischen den Mädchen entfaltet sich eine tiefe Freundschaft. Doch dann geht es Nora auf einmal rapide schlechter...

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Gritli by Johanna Spyri in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Literature & Literary Criticism. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Teil II

Gritlis Kinder kommen weiter

Die neue Heimat
Es geht auf die Reise
Emmi hat einen Plan
Elsli macht eine Bekanntschaft
Eine gefahrvolle Rheinfahrt
Ein Herzenswunsch wird Wirklichkeit

Die neue Heimat

Der Winter war vorüber. Wieder rankten die blühenden Frühsommerrosen hoch hinauf an dem schönen Landhaus am Rhein. Auf dem weißen Steinpfade, der vom plätschernden Springbrunnen zu den Lindenbäumen am Fluss hinunterführte, schlenderten Fani und Elsli einher.
„Warum machst du eigentlich stets ein so trauriges Gesicht?“, fragte der Bub mit einemmal vorwurfsvoll. „Frau Stanhope sieht das auch; sie muss ja denken, du seiest schrecklich undankbar und merktest gar nicht, wie gut wir es haben.“
„Oh, das weiß ich und vergesse es keinen Augenblick, und ich möchte so gern Frau Stanhope zeigen, wie dankbar ich ihr bin“, entgegnete Elsli fast ängstlich. „Aber weißt du, Fani, die Tante Klarissa hat doch gesagt, wenn uns der liebe Gott alles gibt, was wir nötig haben, und noch viel mehr dazu, dann sollen wir auch an die denken, die in der Armut sind und im Elend, und sollen ihnen helfen. Und ich meine immer, ich müsste für jemand etwas arbeiten, etwa Strümpfe stricken für die Buben daheim, wenn ich nur Garn hätte; aber darum darf ich gewiss nicht bitten, wir bekommen ja sonst schon so viel.“
„Was denkst du auch!“, ereiferte sich der Fani. „Du solltest nicht vergessen, wie viel Kleider und andere Sachen Frau Stanhope der Mutter immer schickt! Noch letzte Woche ist ja ein großes Paket abgegangen, weißt du das schon nicht mehr?“
„Doch, doch, ich weiß es recht gut“, bestätigte Elsli. „Ich meine nur, ich sollte doch auch etwas tun für jemand und mir nicht nur so wohl sein lassen.“
„Ja, das musst du schon, weil es der Doktor befohlen hat; du erinnerst dich: er hat der Frau Stanhope gesagt, du müssest nicht soviel an den Büchern sitzen und hintereinander lernen, sondern häufig im Garten und an der frischen Luft sein.“
Und Fani nahm das Elsli bei der Hand und fing an, den Weg wieder hinaufzurennen. Aber das Mädchen hielt ihn leise zurück.
„Ich kann nicht so gut laufen wie du, Fani“, sagte es, schwer atmend, „am liebsten möchte ich zu der steinernen Bank unter den Linden gehen und dort ein wenig niedersitzen.“
„Siehst du wohl?“, bemerkte der Fani, indem er umkehrte und nun mit Elsli langsam hinunter zu den Lindenbäumen ging.
„Komm, hier ist’s schön; da wird’s dir doch einmal recht wohl werden, Elsli, es ist zum Auf jauchzen“, meinte der Fani.
„O ja“, stimmte Elsli bei, aber auf das blasse Gesichtchen kam kein heller Freudenstrahl, so wie er um Fanis Augen leuchtete.
„Wenn ich hier sitze, denke ich immer an Nora. Hier kann man so schön in den Abendhimmel sehen. Dann erinnere ich mich, wie wunderbar es war an jenem Abend, da sie dort hineinging. Und wenn es ein heller Abend ist und drüben wieder die roten Wölkchen kommen, dann meine ich immer, die Nora sieht daraus hernieder und winkt mir. Und ich möchte dann so gern zu ihr gehen, so gern!“
Jetzt sprang der Fani von der Bank auf und rief in großer Erregung: „Wie kannst du so reden, Elsli! Wir haben ein so schönes Leben, wie ein Mensch nur haben kann, und du redest davon, als wenn es nichts wäre und man lieber fortgehen wolle und gleich sterben …!“
Fani hatte sich wieder hingesetzt, aber in der Erregung, die diese Worte in ihm aufsteigen ließen, sprang er nochmals empor. »Nein, Elsli, du denkst dir Sachen aus —!“ rief er vorwurfsvoll.
„Ich wollte es nicht mehr tun“, entgegnete das Elsli wie abbittend, „aber siehst du, wenn ich mich recht freuen will über etwas, dann kommt mir daneben auch gleich etwas Trauriges in den Sinn, und dann muss ich nachdenken, ob ich nicht etwas tun könnte, dass es weniger traurig wäre. Ich sehe auch so manchmal Sachen, die du dann gerade nicht siehst, und die kommen mir immer wieder in den Kopf — und so geht es heute schon den ganzen Tag.“
„Ja, wo siehst du denn etwas, das ich nicht sehe?“, fragte der Fani verwundert.
„Schon zweimal, wenn wir am Abend vom Spaziergang heimgekommen sind, haben wir einen Mann getroffen mit einer schweren Hacke auf der Schulter, und gestern Abend wieder, du hast es nur nicht beobachtet, weil du der Frau Stanhope so eifrig erzähltest. Der Mann schaut auf den Boden herab und sieht ganz aus wie der Vater daheim, wenn er am Abend so müde war.“

Es geht auf die Reise

Im Doktorhaus am Buchberg herrschte eine ungewöhnliche Aufregung. Der Monat Juli war gekommen, und morgen sollte es zu dem schönen Gut am Rhein gehen. Schon stand der große Koffer, gepackt und fest verschlossen, unten im Hausflur, fertig gerüstet zur Reise. Jetzt handelte es sich nur noch darum, die Taschen, die als Handgepäck mitgenommen werden sollten, mit den notwendigen Dingen zu füllen. Die Kinder selbst durften wählen, was sie am liebsten dort unterbringen wollten, nur nichts Unnützes. Nun hatten die drei freilich ihre eigenen Ansichten darüber, was nötig sei.
Die Mutter befand sich in der Packstube. Die Tante war mit Oskar verschwunden. Die anderen erregten sich darob sehr, denn jedes hatte der Tante noch etwas ganz Besonderes zu sagen. Dazu kam, dass das Rikli beim Anblick all der Reisevorbereitungen der schönen Dinge vergessen hatte, die ihm in Aussicht gestellt worden waren, um ihm das Daheimbleiben schmackhaft zu machen, denn Mutter und Tante hatten gefunden, es sei noch zu klein für die Reise. Jetzt saß das Rikli, durch die vielverheißenden Zurüstungen ganz aus dem Gleise gebracht, vor Zorn am Boden zwischen den Taschen und schrie immer lauter, während Emmi eifrig tadelnd vor ihm stand.
Die Mutter zog das Kind vom Boden auf und hieß alle, sich um sie zu setzen. Den letzten Abend vor der Abreise wollte sie noch ein ruhiges Stündchen mit ihnen zubringen.
Und als nun das Rikli im Verlauf des Gespräches vernahm, über wie viele Dinge die Geschwister im Zweifel waren: was sie da und dort zu tun hätten, was man zu Frau Stanhope sagen dürfe und was nicht, da dachte es im stillen, es sei doch sicherer, daheimzubleiben und die Aussicht auf so viele Spaziergänge mit Mutter und Tante zu haben und des Hauptanteils an allem Apfel- und Kirschkuchen gewiss zu sein. Das Rikli wurde wieder fröhlich über sein Los.
Oskar hatte die Tante in das abgelegenste Zimmer auf dem Boden geführt, wo auch die ungebrauchten Betten standen und also niemand hinkam. Zur Vorsicht schob er noch den Riegel vor, denn er hatte etwas so Wichtiges mit der Tante zu verhandeln, dass er durchaus ungestört mit ihr bleiben musste. Es ging darum, einen Fahnenspruch auszuwählen für den Schweizer Verein, den er ja ganz sicher dort am Rhein gründen werde.
Die Tante wollte dringend von der Gründung eines solchen Vereins abraten. Sie begann mit einer freundlichen Mahnung, aber sie konnte nicht weitersprechen. Ein fürchterliches Klopfen und Stoßen an der Tür machte allem ein Ende. Emmi und Fred hatten vergebens nach den beiden gesucht, da sie aber gegenseitig alle ihre Schliche kannten, waren sie gleichzeitig die Bodentreppe hinaufgerast Jetzt schrie Emmi durchs Schlüsselloch: „Tante! Tante! Bitte, komm schnell, der Papa ist schon da, man muss zu Abend essen, die Mama hat uns geschickt“
Und Fred lärmte hinter ihr her aus allen Kräften: „Komm heraus, Oskar, hurtig, der Papa hat nach dir gefragt.“
*
Als am frühen Morgen des anderen Tages der Wagen draußen stand, trat der Vater in die Stube. „Ich will euch Lebewohl sagen, die Kranken warten auf mich, ich kann euch nachher nicht mehr sehen“, meinte er. „Mit dir, Oskar, muss ich noch ein Wörtlein reden. Nimm dich in acht mit deinen Plänen und Gründungen, wo du nun hinkommst. Du bist auf einem fremden Boden, da ist es nicht wie daheim, wenn man etwas Dummes angestellt hat und einen jeder kennt. Du wirst uns ja auch vor Frau Stanhope keine Schande machen wollen. Nun lebe wohl, mein Junge, und du, Emmi, und du, Fred, macht euch eine lustige Zeit und tut alle recht.“ Damit schüttelte der Vater jedem die Hand und ging dann zur Tür hinaus.
Die Mutter nahm Emmi auf die andere Seite der Stube. Sehr ernstlich ermahnte sie das Kind, doch ja den Fani zu keinen Unternehmungen zu verleiten, die Frau Stanhope missbilligen könne. Emmi solle bedenken, welch schönen Lebensweg der Fani vor sich habe, wenn Frau Stanhope so ganz für ihn sorge. Aber nun heiße es auch für ihn, zu leben, wie sie es anordne, und keine Streiche und Sprünge nach eigenen Gelüsten zu machen.
Emmi versprach hoch und teuer, dass sie den Fani zu gar nichts anstiften werde und dass sie gewiss nur ausdenken wolle, wie der Bub seiner Wohltäterin eine rechte Freude machen könne.
Am Fenster stand derweil die Tante mit dem dritten. „Fred“, sagte sie in großer Freundlichkeit, „denke daran, dass es bei Frau Stanhope durchaus nicht angeht, deine Tierchen in den Taschen umherzutragen oder gar zu Tische zu bringen, so dass dir unversehens eines herausfährt, wie es etwa daheim geschieht.“
„Keine Sorge, Tante. Die Kerle, die ich einfange, will ich schon einsperren, dass sie ruhig sind“, versicherte Fred. „Du sollst sehen, was ich nach Hause bringe, da wirst du einmal deine Freude haben.“ Das Rikli hatte da und dort mit Befriedigung ein wenig den Ermahnungen zugehört, denn es fühlte sich sehr erhaben als das einzige Glied der Familie, das keine nötig hatte.
Gleich nachher saßen die drei im Wagen. Mutter und Tante blieben oben am Wege stehen und winkten mit den Tüchern so lange, bis die Kinder ihren Blicken entschwunden waren.

Emmi hat einen Plan

Am ersten Tag nach der Ankunft der Gäste war im Garten der Rosenhalde eine Bewegung und ein Hin- und Herlaufen wie noch nie. Was hatte es schon gestern Abend für ein Staunen bei den Doktorskindern erregt, als sie auf den oberen Stock des Hauses geführt worden waren und da hintereinander in derselben Reihe drei große Zimmer geöffnet fanden, für jedes von ihnen ein besonderes! Die Fenster schauten alle hinaus auf den blumenduftenden Garten und weiterhin auf den Rhein, den man dahinrauschen hörte.
Der erste Morgen war mit Hilfe von Tante Klarissa dazu benutzt worden, den großen Koffer auszuräumen und dessen Inhalt in den drei Zimmern unterzubringen. Auf den Nachmittag hatten die Kinder die Erlaubnis erhalten, Haus und Garten und auch die Weiden zu durchstreifen, um die Rosenhalde so recht von allen Seiten kennenzulernen. Das war nun eine wahre Herrlichkeit —! Emmi trachtete vor allem, an den rauschenden Strom hinabzugelangen, dort unter die alten Lindenbäume mit den tief herniederhängenden Ästen, die so leicht auf den sonnenüberglänzten Wogen dahinschwammen, wie es Fani so schön für sie aufgezeichnet hatte. Die beiden liefen gleich zusammen dorthin.
Fred wusste gar nicht, wohin er sich wenden sollte unter all den lebendigen Wundem, die ihm überall entgegenschimmerten, ihn umschwirrten, umsummten, umkrabbelten, wie er da mitten in dem Rosengarten stand. Hier kroch ein golden blitzender Käfer über den Rasen, dort wirbelten Scharen von Schmetterlingen in den buntesten Farben in der Luft umher. Auf dem Gestein am Springbrunnen sonnte sich eine große, grüngoldene Eidechse. Drüben an der Hecke wimmelte es von wundersamem Getier auf allen Blättern und Zweigen. Was war da für eine Ernte zu halten —!
Mittlerweile war Oskar durch den Garten, dann zum Rhein hinuntergegangen und ringsum, den Wiesengrund entlang, nach dem steinernen Hof zurückgekommen, wo zwei große alte Eichen weithin ihren Schatten...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Teil I
  4. Teil II
  5. Impressum