Die Blockchain-Revolution
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Die Blockchain-Revolution

Wie die Technologie hinter Bitcoin nicht nur das Finanzsystem, sondern die ganze Welt verändert

Don Tapscott, Alex Tapscott

  1. 450 pages
  2. German
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
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Die Blockchain-Revolution

Wie die Technologie hinter Bitcoin nicht nur das Finanzsystem, sondern die ganze Welt verändert

Don Tapscott, Alex Tapscott

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Blockchain ermöglicht Peer-to-Peer-Transaktionen ohne jede Zwischenstelle wie eine Bank. Die Teilnehmer bleiben anonym und dennoch sind alle Transaktionen transparent und nachvollziehbar. Somit ist jeder Vorgang fälschungssicher. Dank Blockchain muss man sein Gegenüber nicht mehr kennen und ihm vertrauen – das Vertrauen wird durch das System als Ganzes hergestellt. Und digitale Währungen wie Bitcoins sind nur ein Anwendungs­gebiet der Blockchain-Revolution. In der Blockchain kann jedes wichtige Dokument gespeichert werden: Urkunden von Universitäten, Geburts- und Heiratsurkunden und vieles mehr. Die Blockchain ist ein weltweites Register für alles. In diesem Buch zeigen die Autoren, wie sie eine fantastische neue Ära in den Bereichen Finanzen, Business, Gesundheitswesen, Erziehung und darüber hinaus möglich machen wird.

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Information

Year
2016
ISBN
9783864704062
Subtopic
IT Industry

Teil 1

Say you want a Revolution

Kapitel 1

Das Protokoll des Vertrauens

Wieder einmal hat es den Anschein, als hätte jemand den Geist der Technik aus seiner Flasche befreit. Niemand weiß, wer diesen Geist heraufbeschworen hat oder aus welchen Motiven – in einer Zeit, die alles andere als sicher ist. Dennoch steht uns dieser Geist jetzt zu Diensten. Er kann die Machtverteilung in der Wirtschaft auf den Kopf stellen und die alte Gesellschaftsordnung zum Besseren wenden. Wir müssen es uns nur wünschen.
Wie es dazu kam?
Die ersten vier Jahrzehnte nach der Erfindung des Internets brachten uns Neuerungen wie E-Mail, das World Wide Web, Dotcoms, soziale Medien, das mobile Web, Big Data, Cloud-Computing und die ersten Tage des Internets der Dinge. All das hat in erheblichem Maße dazu beigetragen, die Kosten für die Suche nach und den Austausch von Informationen und für die Zusammenarbeit zu reduzieren. Es hat die Einstiegsbarrieren für neue Nachrichten- und Unterhaltungsmedien, neue Formen des Einzelhandels und der Arbeitsorganisation und bislang ungekannte digitale Projekte gesenkt. Durch Sensortechnologie verfügen wir nun über intelligente Brieftaschen, Bekleidung, Fahrzeuge, Gebäude, Städte – und diese Entwicklung hat nicht einmal vor unserer ureigenen Biologie Halt gemacht. Unser gesamtes Umfeld ist derart gesättigt damit, dass wir uns im Berufs- und Privatleben bald nicht mehr in diese allgegenwärtige Technologie „einloggen“, sondern gänzlich darin aufgehen werden.
Alles in allem hat das Internet viel zum Guten verändert – zumindest für diejenigen, die Zugang dazu haben. Im Geschäfts- und Wirtschaftsleben weist es aber schwerwiegende Defizite auf. The New Yorker konnte Peter Steiners Cartoon über das Gespräch zwischen zwei Hunden von 1993 gänzlich unverändert noch einmal abdrucken: „Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist.“ Online sind wir nicht in der Lage, unsere Identität zweifelsfrei nachzuweisen, und für jede Transaktion und jeden Austausch von Zahlungsmitteln sind wir auf die Validierung durch einen Dritten wie eine Bank oder Regierungsbehörde angewiesen. Eben diese Intermediäre sammeln unsere Daten und missachten aus Profitgier oder aus Gründen der nationalen Sicherheit den Datenschutz. Doch selbst mit dem Internet schließt ihre Kostenstruktur an die 2,5 Milliarden Menschen aus dem globalen Finanzsystem aus. Trotz des Versprechens, eine Welt zu schaffen, in der alle gleichberechtigt sind, zeigt sich, dass die wirtschaftlichen und politischen Vorteile ungleich verteilt sind. Macht und Wohlstand fließen den Menschen zu, die bereits darüber verfügen – ohne dass sie noch viel dafür tun müssten. Mit Geld verdient man mehr Geld als die meisten Bürger durch Arbeit.
Technologie schafft weder Wohlstand noch greift sie in die Privatsphäre ein. Doch im digitalen Zeitalter steht und fällt einfach alles mit Technologie – Gutes ebenso wie Schlechtes. Sie sorgt dafür, dass wir die Rechte unserer Mitmenschen auf ganz neue Art und Weise respektieren oder mit Füßen treten können. Die explosionsartige Zunahme der Online-Kommunikation und des elektronischen Geschäftsverkehrs schafft mehr Gelegenheiten für Internet-Kriminalität. Das Moore’sche Gesetz, demzufolge sich die Prozessorleistung jedes Jahr verdoppelt, bedeutet auch, dass sich die Zahl der Betrüger und Diebe – der Moore’schen Gesetzlosen 1 – verdoppelt, ganz zu schweigen von der Flut an fragwürdigen Existenzen, die Spam versenden, Identitäten stehlen, Phishing betreiben, andere bespitzeln, Bot-Netze für ihre Zwecke missbrauchen, Rechner hacken und Cybermobbing oder Datenerpressung begehen – also Viren in Umlauf bringen, die ganze Festplatten verschlüsseln, und vom Anwender dann Lösegeld fordern. Die Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen.

Auf der Suche nach dem Vertrauensprotokoll

Bereits 1981 arbeiteten Erfinder an der Lösung der mit dem Internet verbundenen Probleme wie Datenschutz, Sicherheit und Einbindung von Kryptografie. Doch wie sie es auch drehten und wendeten, es gab immer Sicherheitslücken, weil Dritte ins Spiel kamen. Die Online-Zahlungsabwicklung über Kreditkarten war unsicher, da die Kunden zu viele persönliche Daten preisgeben mussten. Außerdem waren die Transaktionsgebühren bei geringen Rechnungsbeträgen zu hoch.
Schon 1993 hatte sich der brillante Mathematiker David Chaum das digitale Bezahlsystem eCash ausgedacht, „ein in technischer Hinsicht perfektes Produkt, das sichere und anonyme Zahlungen über das Internet ermöglichte. … Es eignete sich ideal, um elektronisch Kleinstbeträge über das Internet zu senden.“ 2 Es war so beeindruckend, dass selbst Branchenriesen wie Microsoft Interesse bekundeten, eCash als Feature in ihre Programme zu integrieren. 3 Das Problem war, dass Datenschutz und Sicherheit für Online-Käufer damals kein Thema waren – ein Grund dafür, dass Chaums niederländisches Unternehmen DigiCash 1998 in Konkurs ging.
Etwa zu dieser Zeit verfasste einer von Chaums Geschäftspartnern, Nick Szabo, eine kurze Abhandlung mit dem Titel „The God Protocol“ (sinngemäß: „Das Gottesprotokoll“), eine Anspielung auf den von Nobelpreisträger Leon Lederman geprägten Begriff vom „Gottesteilchen“, um auf die Bedeutung des Higgs-Bosons für die moderne Physik zu verweisen. Szabo sinnierte darin über ein allumfassendes Protokoll, das Gott als Vertrauensperson ins Zentrum aller Transaktionen rückte: „Alle Beteiligten sollten ihre Eingaben an Gott schicken, der dann zuverlässig die Ergebnisse berechnen und diese zurücksenden würde. Da Gott als ultimative Instanz für Verschwiegenheit gilt – man denke nur an das Beichtgeheimnis –, würde keiner der Beteiligten mehr über die Eingaben eines anderen Beteiligten erfahren, als er aufgrund seiner eigenen Eingaben und Ergebnisse ohnehin wüsste.“ 4 Seine Argumentation überzeugte: Geschäfte über das Internet abzuwickeln ist ohne Vertrauensvorschuss praktisch unmöglich. Doch da es der Infrastruktur an der dringend benötigten Sicherheit fehlt, haben wir oft keine andere Wahl, als Intermediäre wie Götter zu behandeln.
Ein Jahrzehnt später, also im Jahr 2008, kam es zur weltweiten Finanzkrise – womöglich ein günstiger Zeitpunkt für eine Person oder Gruppe, unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein neues Protokoll für ein elektronisches Peer-to-Peer-Zahlungssystem unter Verwendung einer Kryptowährung namens Bitcoin vorzustellen. Kryptowährungen (also digitale Währungen) unterscheiden sich dadurch von herkömmlichen Fiatwährungen, dass sie nicht von Staaten eingeführt und kontrolliert werden. Das neue Protokoll stellte in Form dezentraler Berechnungen Regelsätze auf, um die Datenintegrität der zwischen Milliarden elektronischen Endgeräten übermittelten Daten sicherzustellen, ohne dass ein vertrauenswürdiger Dritter vonnöten war. Dieser scheinbar unspektakuläre Schritt war der Zündfunke, der in der Computerwelt helle Aufregung auslöste – und mitunter auch Angst und Schrecken. Die Zukunft wurde in den schillerndsten Farben ausgemalt. Von dort aus sprang das Feuer auf die Geschäftswelt über und erfasste Behörden, Datenschützer, Aktivisten für soziale Entwicklung, Medientheoretiker und Journalisten, um nur einige zu nennen – und das weltweit.
„Sie alle jubelten ‚Mein Gott, das ist es! Endlich ist der Durchbruch geschafft! Darauf haben wir die ganze Zeit gewartet‘“, formulierte es Marc Andreessen, der Mitentwickler des ersten kommerziellen Webbrowsers Netscape und einer der großen Technologie-Investoren. „‚Er hat alle Probleme gelöst. Wer immer er sein mag, er hat den Nobelpreis verdient – er ist ein Genie.‘ Das ist der ganz große Wurf! Das ist das dezentrale Vertrauensnetzwerk, das das Internet schon immer gebraucht und bislang entbehrt hat.“ 5
Heutzutage versuchen vorausschauende Menschen auf der ganzen Welt zu begreifen, welche Tragweite ein Protokoll hat, das es Normalsterblichen ermöglicht, Vertrauen mithilfe eines cleveren Codes zu erzeugen. So etwas hatte es bislang noch nicht gegeben – sichere und direkte Transaktionen zwischen zwei und mehr Parteien, authentifiziert durch die Zusammenarbeit der Masse, neuerdings angetrieben durch kollektives Eigeninteresse und nicht mehr durch die Profitgier großer Unternehmen.
Mochte es auch nicht allmächtig sein, so war es doch eine vertrauenswürdige globale Plattform für unsere Transaktionen – also an sich schon eine große Sache. Wir bezeichnen das als Protokoll des Vertrauens.
Dieses Protokoll bildet die Grundlage für eine wachsende Zahl globaler dezentraler Hauptbücher, die Blockchains genannt werden. Die größte davon ist die Bitcoin-Blockchain. Die Technologie dahinter ist sehr kompliziert und auch der Begriff Blockchain geht nicht wirklich leicht ins Ohr, aber die zugrunde liegende Idee ist beeindruckend simpel. Solche Blockketten ermöglichen es, Geld direkt und sicher zum Beispiel von mir zu Ihnen zu transferieren, ohne dass einer von uns eine Bank oder ein Kreditkartenunternehmen oder PayPal bemühen müsste.
Das ist nicht mehr das Internet der Daten, sondern ein Internet des Wertes oder des Geldes. Zugleich ist es eine Plattform, auf der jeder die Wahrheit erkennen kann – zumindest, was strukturierte, erfasste Daten betrifft. Im Grunde handelt es sich um einen offenen Quellcode. Das heißt, jedermann kann die Plattform kostenlos herunterladen, nutzen oder damit neue Tools für die Verwaltung von Online-Transaktionen entwickeln. Somit birgt sie das Potenzial für unzählige neue Anwendungen und bislang noch nicht realisierte Möglichkeiten – und sie verfügt über die Fähigkeit, vieles von Grund auf zu ändern.

Wie funktioniert dieses weltweite Hauptbuch?

Großbanken und manche Behörden nutzen Blockchains als dezentrale Hauptbücher und revolutionieren damit die Art und Weise, wie Daten gespeichert und Transaktionen abgewickelt werden. Dabei verfolgen sie hehre Ziele: Geschwindigkeit, niedrigere Kosten, Sicherheit, weniger Fehler und das Wegfallen zentraler Angriffspunkte und Fehlerquellen. Bei diesen Modellen ist die Einbindung einer Kryptowährung für Zahlungen aber kein Muss.
Die wichtigsten und weitreichendsten Blockchains basieren auf Satoshis Bitcoin-Modell. Und so funktionieren sie.
Der Bitcoin wird wie andere digitale Währungen auch nicht irgendwo in einer Datei gespeichert; er steht für Transaktionen, die in einer sogenannten Blockchain gespeichert sind – eine Art globales Datenblatt oder Hauptbuch, das sich die Ressourcen eines großen Peer-to-Peer-Bitcoin-Netzes zunutze macht, um jede einzelne Bitcoin-Transaktion zu verifizieren und zu genehmigen. Jede Blockchain ist wie die Bitcoin-Blockchain verteilt. Das heißt, sie läuft auf von Freiwilligen in aller Welt zur Verfügung gestellten Rechnern. Es gibt keine zentrale Datenbank, die gehackt werden könnte. Die Blockchain ist öffentlich. Das heißt, jeder kann sie jederzeit einsehen, da sie Teil eines Netzwerks ist und nicht Teil einer einzelnen Institution, die mit der Überprüfung von Transaktionen und der entsprechenden Dokumentation betraut ist. Außerdem ist eine Blockchain verschlüsselt. Das heißt, es kommt eine umfassende Verschlüsselung einschließlich öffentlicher und privater Schlüssel zum Einsatz (was in etwa dem 2-Schlüssel-System eines Schließfachs entspricht), um virtuelle Sicherheit zu gewährleisten. Kein Grund mehr also, sich um die miserable Firewall von Target oder Home Depot zu sorgen oder um räuberische Mitarbeiter von Morgan Stanley oder US-amerikanischer Behörden.
Alle zehn Minuten – sozusagen der Herzschlag des Bitcoin-Netzwerks – werden alle durchgeführten Transaktionen verifiziert, freigegeben und in einem Block abgespeichert, der sich an den vorausgegangenen Block anschließt, sodass eine Kette entsteht. Jeder Block muss sich auf den vorherigen Block beziehen, ansonsten ist er ungültig. Mit dieser Struktur ist dafür gesorgt, dass jeder Wertaustausch dauerhaft mit einem Zeitstempel versehen und gespeichert wird, was erfolgreich verhindert, dass das Hauptbuch geändert werden kann. Wer eine Bitcoin-Einheit stehlen will, müsste ihre gesamte Historie in der Blockchain unter aller Augen neu schreiben und das ist praktisch unmöglich. Somit ist die Blockchain ein dezentrales Hauptbuch, das für einen Netzwerkkonsens über jede einzelne Transaktion steht, die je erfolgt ist. Ebenso wie man vom World Wide Web der Daten spricht, könnte man auch vom World Wide Ledger der Werte sprechen – von einem dezentralen Hauptbuch, das jedermann herunterladen und auf seinem PC laufen lassen kann.
Manche Wissenschaftler behaupten, die Einführung der doppelten Buchführung habe den Aufstieg des Kapitalismus und die Bildung der Nationalstaaten erst möglich gemacht. Das neue digitale Hauptbuch für wirtschaftliche Transaktionen lässt sich so programmieren, dass es quasi alles aufzeichnet, was für die Menschheit von Wert und Bedeutung ist: Geburts- und Sterbeurkunden, Heiratserlaubnisse, Besitzurkunden, Eigentumsnachweise, Bildungsabschlüsse, Jahresabschlüsse, Patientenakten, Versicherungsfälle, Wahlen, Herkunft von Lebensmitteln und alles andere, was sich in Programmiersprachen ausdrücken lässt.
Die neue Plattform ermöglicht den Abgleich digitaler Datensätze über alles Mögliche, und das auch noch in Echtzeit. Fakt ist, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Milliarden intelligenter Dinge in der materiellen Welt über Sensortechnik allerhand wahrnehmen, darauf reagieren, kommunizieren, sich ihren eigenen Strom kaufen, wichtige Daten austauschen, ja, einfach alles erledigen – vom Umweltschutz bis hin zur Gesundheitsvorsorge. Dieses Internet für alles braucht natürlich auch ein Hauptbuch für alles. Die Unternehmen, der Geschäftsverkehr und die Wirtschaft brauchen ein digitales Rechnungswesen.
Und was hat das alles mit Ihnen zu tun? Nun, unserer Auffassung nach kann uns die Wahrheit befreien und dezentrales Vertrauen wird jeden einzelnen Lebensbereich in erheblichem Maße beeinflussen. Vielleicht sind Sie ja ein großer Musikfan und möchten gerne, dass Interpreten von ihrer Kunst leben können. Oder Sie zählen zu den Verbrauchern, die wissen möchten, woher das Hackfleisch für ihren Hamburger wirklich stammt. Oder Sie sind ein Einwanderer, der es satt hat, jedes Mal, wenn er Geld in sein Heimatland überweist, um seine Familie zu unterstützen, hohe Gebühren zu berappen. Oder ein saudische Frau, die gerne ihre eigene Modezeitschrift herausgeben möchte. Vielleicht sind Sie aber auch Entwicklungshelfer, der Grundbesitzrechte klären muss, um nach einem Erdbeben Häuser wiederaufzubauen. Oder Sie wünschen sich als kritischer Bürger von den Politikern Ihres Landes mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht. Oder aber Sie legen als Nutzer sozialer Medien Wert auf Datenschutz und sind der Auffassung, dass sämtliche von Ihnen erzeugte Daten etwas wert sind – zumindest für Sie. Noch während wir diese Zeilen schreiben, tüfteln Entwickler an Blockchain-basierten Anwendungen, die auf solche Dinge ausgelegt sind. Und das ist erst der Anfang.

Rationaler Überschwang für die Blockchain

Eines steht fest: Die Blockchain-Technologie wird zahlreiche Institutionen von Grund auf verändern. Und genau deshalb dürften so viele kluge und einflussreiche Menschen so aufgeregt sein, wenn es um die Blockchain geht. Ben Lawsky hängte seinen Job als Leiter der Bankenaufsicht im US-Bundesstaat New York an den Nagel, um ein eigenes Beratungsunternehmen zu gründen, das sich auf die Blockchain-Technologie spezialisiert hat. Er sagte uns: „In fünf bis zehn Jahren werden wir das Finanzsystem nicht mehr wiedererkennen … und ich will diesen Wandel mitgestalten.“ 6 Blythe Masters, ehemalige Finanzchefin und Leiterin der globalen Rohstoffabteilung der Investmentbank J.P. Morgan, gründete ein Blockchain-fokussiertes Technologie-Start-up, um die Branche aufzumischen. Im Oktober 2015 war Masters auf der Titelseite von Bloomberg Markets. Die Schlagzeile lautete: „Alles dreht sich um die Blockchain.“ Auch in dem Leitartikel „Die Vertrauensmaschine“ des Economist vom Oktober 2015 hieß es, die Technologie hinter dem Bitcoin könne die Wirtschaft auf den Kopf stellen. 7 Für The Economist ist die Bloc...

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