Das Buchenauer Schachtenhaus
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Das Buchenauer Schachtenhaus

im Bayerischen Wald

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Das Buchenauer Schachtenhaus

im Bayerischen Wald

About this book

Dem Haus auf der SpurDem Autor ist es gelungen, mit der Beschreibung des harten Lebens der Familie Treml, deren Schicksal lange Zeit mit dem Schachtenhaus verbunden war, die besondere Aura dieses einmaligen Ortes einzufangen. Das Buchenauer Schachtenhaus steht symbolisch fĂŒr das entbehrungsreiche Leben in unserer Region, es ist ein Zeichen fĂŒr die Kraft der Menschen, ihr Schicksal zu meistern. Und es lĂ€sst Naturschutz und Heimatpflege wieder an Bedeutung gewinnen.

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Information

Was hat das mit dem Schachtenhaus zu tun?

Nun, es war Lebensmittelpunkt der beiden Familien und verlangte den Menschen als Gegenleistung dafĂŒr all das ab. Was hĂ€tte wohl die Mutter vom Adolf zu unseren heutigen Problemen gesagt?
NatĂŒrlich möchte ich weder das Eine noch das Andere verdammen oder verallgemeinern, oder gar vergleichen. Aber ein Bisschen darĂŒber nachdenken, um vielleicht wieder etwas bescheidener zu werden, schadet bestimmt nicht. Wie sah der Speisezettel aus damals wollte ich wissen.
„Eapfesterz, Griassterz, im Summa a sauerne Mil, so Sachan hoit. Mei, de Frauen hammand ja wos am Tisch brocht, des kann ma se ja heit goa nimma voastejhn. Da Grundstoff is fast owei da gleiche gwen und do jedsmoi wos anders. Do hots Wuchtal gebm und dano wieda Doikal, de hand wieda anderst gmocht woan. Oiso Mehlspeisn noch und nöcher. Hosnknöpf und Hirtasteckan, ois wos gebm hot. Da Vater is ja an ganzn Dog ned hoamkemma, der hot se moarane Zejtn mitgnumma. Des is so ebbs wia Sengzejtn gwen. De hot eahm Muata bacha, de hot er ganz gern meng. Do is a weng a Schmoiz drinn gwen und des hot a weng herghoitn. An Sterz hams er aa manchmoi mitgnumma und zum Dringa a Mil oda an Tee. Damois hot aa scho a Thermosflaschn ghobt. SpĂ€ta danoch hots scho aa amoi a Breckl Wurscht gebm oba de hams im Winta ungern mitgnumma, weils es gfread hot. De hĂ€ttens dann am Feier afleina miassn und de Zeit war er vo da Oabat oganga“.
Kartoffelsterz, Griessterz und im Sommer saure Milch, solche Speisen eben.
Die Frauen haben trotz bescheidener Mittel etwas auf den Tisch gebracht. Dass kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Die Zutaten waren fast immer die Gleichen und doch schmeckte es jedes Mal anders.
Da gab es Wuchtal, oder Doikal – ĂŒberwiegend Mehlspeisen. Hosenknöpf und Hirtastecken, alles Speisen, die damals ĂŒblich waren. Der Vater kam ja den ganzen Tag nicht nach Hause, deshalb hat er sich moarane (mĂŒrbe) Zeltn mitgenommen, die ihm die Mutter gebacken hat. Die waren so Ă€hnlich wie Sengzeltn. Der Vater mochte die gerne. Sie wurden mit Schmalz gebacken und das hat Kraft fĂŒr die schwere Arbeit gegeben. Manchmal hat er sich auch einen Sterz mitgenommen und zum trinken Milch oder Tee. Damals gab‘s schon Thermosflaschen! SpĂ€ter dann hat es auch schon mal ein StĂŒck Wurst als Brotzeit gegeben.
Im Winter aber nur ungern. Wenn es eisig kalt war, ist die Wurst gefroren und man hĂ€tte sie erst am Feuer auftauen mĂŒssen und die Zeit wĂ€re von der Arbeitszeit abgegangen.
Ob er aus dieser Zeit ein besonderes Erlebnis gab, wollte ich wissen. Eines, das er nicht vergisst. BedÀchtig beginnt Adolf Treml zu erzÀhlen:
„Wia da Vater mit’n Haas mitanand goabat hot, hot da Haas an Unfall ghobt, tödlich. De hamnd mitanand an Baam umgschnittn und wia da Baam foit, plötzlich fangt der s’Renna o und rennt und rennt und foit zamm und foit eam da Baam affe“.
Der Vater und der Haas haben miteinander gearbeitet. Da hat der Haas einen tödlichen Unfall gehabt. Sie hatten zusammen einen Baum gefÀllt und wie der Baum fÀllt, fÀngt er (der Haas) zu rennen an und rennt und rennt. Da stolpert er und der Baum fÀllt auf ihn.
Auch seine Schwester, damals 14 Jahre alt, kann sich noch gut an diesen Tag erinnern:
„Er, (Adolf) woaß des vielleicht nimmer so genau, weil er no kloa gwen is. De Hoizhauer warnd do im GfĂ€llei eant, do wos wieda affeganga is. Am Gegnhang eandt, ungefĂ€hr de gleiche Höh wias Schachtnhaus. Es hod a so a Saudweda ghobt, da Wind is ganga, grengd hots und so neblig is gwen und do hod ma owei de Motorsog ghead. Jessas, heid hammands wieda a Sauweda zum oabatn hamma gsogt und af amoi hod ma koa Motorsog mehr ghört. Do hamma gmoand ijatz werdn sa se wo unterstejhn, ijatz oabatnds nimma. Es war a Partie, mei Vater, meine zwoa BrĂŒda, da Haas und seine zwoa Buam. Af amoi hod ma a so a Gschroa ghört, so jĂ€mmerlich schrei, do hamma gsogt, es wird ja nix passiert sei. Des Gschrei is owei nĂ€her kemma. Da jĂŒnga Sohn vom Haas, da Hans, er war so oit wia i, der is ausm Woid aussa kemma und hod owei d’Oarm a so in’d Höh und hod gschrian, da Dadda, da Dadda, da Dadda, eahm hod da Baam daschlogn! Danoch hams erzejht, dass des goa ned da Baam gwen is. Er is weggrend und is zamgfoin und mitn Kopf af an Stoa afgfoin. Er muaß scho doud gwen sei wia na da Baam dawischt hod. Er is a seelenguada Mo gwen. Er is erst 45 Johr oit gwen“.
Er, (Adolf) weiß das vielleicht nicht mehr so genau, weil er noch klein war. Die Holzhauer waren am „GfĂ€llei“ der Gegenhang vom Schachtenhaus in etwa auf gleicher Höhe. Es hat ein furchtbares Sauwetter gehabt.
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Aufnahme 2016: DurchgÀnge in der Stube im Erdgeschoss. Geradeaus geht es zum Nebenraum, links zum Stall. (Foto: Friedrich Saller)
Es war starker Wind, es hat geregnet und es war neblig. Man hat die ganze Zeit die MotorsĂ€ge gehört. Uns haben die MĂ€nner leid getan wegen des schlechten Wetters. Plötzlich war es ruhig, es war keine MotorsĂ€ge mehr zu hören. Wir waren der Meinung, dass die MĂ€nner die Arbeit unterbrochen haben, um sich unterzustellen. Die Gruppe, Partie genannt, bestand aus meinem Vater, meinen zwei BrĂŒdern, dem Haas und seinen zwei Söhnen. Plötzlich hat man so jĂ€mmerliches Schreien gehört und wir haben gedacht es wird doch nichts passiert sein?
Das Geschrei ist immer nĂ€her gekommen und der jĂŒngere Sohn vom Haas, der Hans, er war so alt wie ich kam aus dem Wald und hat mit den Armen gefuchtelt und gerufen: „ Da Dadda, da Dadda“ ihn hat der Baum erschlagen. SpĂ€ter hat man erzĂ€hlt, dass er beim Wegrennen gestolpert wĂ€re und mit dem Kopf auf einem Stein aufgeschlagen sei.
Er war wohl schon tot, als ihn der Baum erwischte. Der Mann wurde nur 45 Jahre alt.
Er war ein Seelen guter Mensch fĂŒgte die Schwester noch hinzu.
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Aufnahme 2016: TĂŒr zur kleinen Dachkammer im Obergeschoss. (Foto: Friedrich Saller)
Ein weiteres einschneidendes Erlebnis aus den letzten Kriegstagen hat der Adolf ebenfalls nie vergessen.
„Wia d’Amerikaner kemma hand 45, im Juni moan i. Do is a Bsuach gwen bei de Haasn, zwoa Deandla vo da Jungmeier HĂŒttn. De hand ausse ganga voas Haus, af amoi hand do Panzer daher kemma. De hammnd dann s’Rohr hidraaht afs Schachtenhaus. De Deandla hand scho a wenig ajta gwen und de hamnd gspannt, de schuiß®nd ijatz afs Schachtnhaus hi. De hamnd glei gschrian, Zivil, nicht schießen. De hams es dann do eiredn loßn. De hand so nervös gwen wias kemma hand. In jeds Zimmer mitn Gwehr im Anschlag hands einegsprunga.
Do hamma scho aa a weng gschreckt gwen. Es is oaba guad ausganga.
De hand dann weidazogn, Richtung Gsengad.
SpĂ€ta hamma aussagriagt, dass se herausahoin Schachtenhaus in dera HĂŒttn,
StationshÀusl hamma mia gsogt und do hamnd se SSler zruckzogn.
De waatnd in Stellung ganga. Deswegn hand de Amerikaner so nervös gwen. De hamnd des grouße Haus gseng und hamnd gmoand do hand no mehra. In
dera HĂŒttn aaf dem Bejdl do hand aa SSler drinn gwen. De hams se dano festnehma lossn. Oaba da AnfĂŒhrer, der Offizier is er davo. Der hot dano im Wejdscheuereck, do is aa a HĂŒttn gwen zwoa Johr lang ghaust. Der hot a Jagdgwehr ghot und do holt er se fuatbrod. Der hot se dann gmejd, wei er koan Entlassungsschein ghobt hot. Mein Bruada hams aa mitgnumma. Oamoi nach Cham, do is a er abghaut und dann noch Freyung, do is a er wieda abgaut. Er hot se wieda sejba gmejd, wei er a an Entlassungschein braucht hot. Er hot ja dann Lebensmittelmarken braucht und ohne Entlassungsschein griagst koi.
Do bist ja quasi ned amtlich gwen“.
Als dann die Amerikaner vorgerĂŒckt sind, ich glaube es war 45 im Juni, da war gerade Besuch bei der Familie Haas. Zwei MĂ€dchen von der Jungmeier HĂŒtte. Die gingen gerade vors Haus, als auf einmal Panzer auf das Haus zukamen.
Die Panzer haben die GeschĂŒtztĂŒrme direkt auf das Haus ausgerichtet.
Die beiden MĂ€dchen waren schon etwas Ă€lter. Sie haben sofort gemerkt, dass die Amerikaner auf das Haus schießen wollten. Sie haben den Soldaten zugerufen: „Zivil! Nicht schießen!“
Die Amerikaner haben es ihnen geglaubt. Sie waren ziemlich nervös, als sie das Haus betraten.
Sie haben jedes Zimmer mit dem Gewehr im Anschlag durchsucht. Auch wir hatten Angst, aber es ist Gott sei Dank gut ausgegangen.
Die Soldaten sind dann weiter in Richt...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Liebe Leserinnen, liebe Leser
  5. Vorwort des Autors
  6. Oits Haus
  7. Dem Haus auf der Spur
  8. Was war das fĂŒr eine Zeit, damals von 1836 bis 1843?
  9. Wie können wir uns das Leben im Lindberg der vierziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts vorstellen?
  10. Zeitmuster
  11. Was hat das mit dem Schachtenhaus zu tun?
  12. Der Autor bedankt sich bei
  13. Impressum