
- 214 pages
- English
- ePUB (mobile friendly)
- Available on iOS & Android
eBook - ePub
About this book
Geheimdienste gedeihen im Schatten der Nacht.Sie produzieren Misstrauen, Lüge und Verrat. Um ihre verdeckten Kriege zu führen, brauchen sie Menschen. Manche werden in ihren Mühlen zermahlen, denn ob Freund oder Feind, immer geht es um mächtige Interessen.Wer in das Gespinst aus Lügen und Intrigen, Verrat und Erpressung gerät, bleibt schnell auf der Strecke.Klaus Behling erzählt Schicksale von Menschen, denen genau das geschehen ist. Auch sie sollten ihren Platz in den Geschichtsbüchern finden.
Frequently asked questions
Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
- Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
- Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access In den Mühlen der Dienste by Klaus Behling in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in History & Historical Biographies. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.
Information
MÄNNER HINTER SONNENBRILLEN
EIN ENDE IM KLISCHEE
Trudchen hat von allem nichts gewusst. Dabei wäre es doch schön, auch mal von den früheren Chefs zu hören, wie ihnen die Geschichten von den Leuten, die in ihre Mühlen geraten sind, gefallen.
Erich Mielke sitzt gerade im Knast, aber seine Frau Gertrud empfängt. Zwei Zimmer Platte in Hohenschönhausen, die DDR ist leider schon abgewickelt. Es gibt Prinzenrolle und die Krönung, das kennt die nette alte Dame noch von früher aus Wandlitz. Sie ist empört: »Den Erich einzusperren, nee, also wissense, nee! Der hat doch immer nur das Beste gewollt. Jeden Tag von früh um sechse bis tief in die Nacht gearbeitet. Alles zum Wohle des Volkes.«
Muss ein netter Kerl gewesen sein, der Erich: »Einmal beim Frühstück – er hat ja immer früh nach dem Schwimmen im Klub gefrühstückt – hat der Koch ein Rührei gemacht statt Ei im Glas. ›Nee, lass man, mein Junge, dann esse ich eben Rührei‹, hat Erich gesagt. So war er, so leutselig.«
Das haben ihm die Klassenfeinde derweil offenbar abgewöhnt. Ein paar Jahre später droht er nur mit dem Krückstock, als er höflich beim Spaziergang angesprochen wird. Auch gut, ein paar Jahre früher wäre das sicher nicht so glimpflich abgegangen.
Also Markus Wolf. Der redet viel, bietet Kuchen an und nutzt die Gelegenheit, unter den liebevoll-strengen Blicken seiner Frau Andrea mal schnell eine mitzurauchen. Was er sagt, ist in seinen Büchern zu lesen, auf die er immer wieder verweist. Und er kann Spaß vertragen: »Als der englische History Channel einen Film mit mir gemacht hat, haben sie mir eine Katze auf den Schoß gesetzt. Wie dem bösen Blofeld bei James Bond. Darf aber in der BRD nicht gezeigt werden, der Film.« Worum es da ging? »Diese sogenannten Romeos … das wird alles sehr überbewertet, da will ich nichts mehr dazu sagen.«
Also wieder nichts. Doch, Herr Wolf schwäbelt inzwischen unüberhörbar. Russische Spracheinsprengsel wie früher kommen nicht mehr vor. Schließlich kommt er aus Hechingen, sechzig Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
So wie sein zeitweiliger West-Widerpart Klaus Kinkel, der auch in Baden-Württemberg aufwuchs und dessen Vater ebenfalls Arzt war, wie Friedrich Wolf. Doch Kinkel hat noch immer ein ganzes Büro, das die lästigen Anfragen nach den Jahren als BND-Chef abwimmelt.
Vielleicht sind die Militärs zugänglicher? Generalmajor a. D. Gerd-Helmut Komossa, 1977 bis 1980 MAD-Chef, beharrt auf alten Irrtümern. Nach dem Fall eines Bundeswehr-Obristen gefragt, der wegen einer Namensverwechslung unschuldig elf Wochen in U-Haft saß, erklärt er verschwörerisch: »Die damaligen Ermittlungen konnten mit der Feststellung seiner mehrjährigen Spionagetätigkeit für einen östlichen Militärischen Nachrichtendienst in einem schweren Fall abgeschlossen werden. Einzelheiten darf ich wohl nicht öffentlich machen.« Das hat die Presse inzwischen längst getan, denn der Namensvetter des Verdächtigen stellte sich unmittelbar nach dem durch die Schlagzeilen geisternden Verdacht, der Bundesanwaltschaft.
Komossas Kollege, Flottenadmiral Elmar Schmähling, in mehreren Verwendungen im Militärischen Abschirmdienst und Anfang der Achtzigerjahre Chef des Amtes, hat gerade mit einem Partner die Pleite von zwei privaten Firmen hingelegt und 250 Gläubiger im Nacken – auch keine gute Atmosphäre für nostalgische Gespräche.
Aber irgendwas müssen doch all diese Leute gemeinsam haben! Am peinlichen Ende einer langen Recherche steht das Klischee: Es sind die Sonnenbrillen.
Die Sonnenbrille als Symbol der Macht.
Für BND-Gründer Reinhard Gehlen war sie vermutlich das Symbol der Freiheit, denn in den Vierzigerjahren hatte ihm sein Führer die Sonnenbrille zur Generalsuniform verboten. Erst nachdem der in die Hölle gefahren war, schmückte die wenigen öffentlichen Bilder des Geheimen stets die dunkle Brille.
Stasi-Minister Erich Mielke ist – wenn auch mit Lederolstatt Schlapphut – auf vielen Tribünen, vor denen die dankbaren Untertanen ihn und die anderen Obertanen bejubeln, der Einzige mit der dunklen Brille. Und bei den Spielen des BFC Dynamo sowieso, sonst würde niemand den kleinen Fan überhaupt bemerken.
Sein Spionage-Chef Markus Wolf wird 1978 in Stockholm beim Stadtbummel mit Sonnenbrille fotografiert. Laut Pass heißt er dort zwar »Dr. Kurt Werner«, aber ein dunkel bebrillter Mann mit Entourage, Dienstreisender aus der DDR, der mit seiner jungen Frau nicht nur reichlich Möbel kauft, sondern auch noch einen Sex-Shop besucht, musste wohl selbst dem unfähigsten schwedischen Geheimpolizisten auffallen.
Wer er wirklich ist, erfährt der BND ein Jahr später von Stasi-Überläufer und Sonnenbrillenträger Werner Stiller. Das erste Bild vom »Mann ohne Gesicht« seit zwanzig Jahren! Gelernt hat Wolf daraus nichts. Am 13. März 1982 erscheint im SED-Organ Neues Deutschland ein Foto von den Trauerfeierlichkeiten zum Tode seines Bruders Konrad. Gestochen scharf sind neunundsechzig Personen darauf zu sehen. Einer trägt eine Sonnenbrille. Im Saal. Die behält er auch 1991 als Zeuge vor dem Bayerischen Oberlandesgericht auf.
Die Angewohnheit, die Sonnenbrille auch in geschlossenen Räumen nicht abzusetzen, teilt er mit dem früheren Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Richard Meier. Der hingegen setzt die Tradition des ersten Amtschefs, Otto John, fort, der ebenfalls das Dunkle liebte. Nachfolger Eckart Werthebach taucht erst nach zwanzigjähriger Beamtenkarriere auf Fotos mit Sonnenbrille auf, just zu dem Zeitpunkt, als er den Chefsessel im Bundesamt für Verfasssungsschutz (BfV) erklommen hat.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Ob die BfV-Präsidenten Günther Nollau – amtintern »Dr. No« genannt – oder Holger Pfahls – zwischenzeitlich wegen Bankrotts und Betrugs in Millionenhöhe zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt –, der DDR-Devisenbeschaffer und Stasi-Oberst Alexander Schalck-Golodkowski oder der zur Stasi übergelaufene Verfassungsschützer Hansjoachim Tiedge, sie alle tragen stolz ihre Sonnenbrillen.
Was hat das dunkle Glas?
Das vornehme britische Journal of the Royal Society of Medicine meint, alle unverbesserlichen Sonnenbrillenträger wiesen mehr «psychopathologische Merkmale” auf als andere Menschen. Sie seien neurotische und hypochondrische Persönlichkeiten.
Das Volk sieht das einfacher. Die Augen sind der Spiegel der Seele, sagt man. Wer sie verbirgt, will sich genau dort nicht hineinschauen lassen.
QUELLEN
Allen Zeitzeugen, die in oftmals langen und manchmal mehreren Gesprächen, hin und wieder auch von Erinnerungen aufgewühlt, über ihr Schicksal berichtet haben, sei herzlicher Dank gezollt. Sie alle haben dazu beigetragen, Geschichte und Geschichten zu bewahren – Geschichten aus einer Zeit, die durch einen tiefen und schmerzlichen Riss mitten durch Deutschland geprägt war. Diese Geschichten sollen und können kein abschließendes Urteil fällen, denn oft verschwimmen die Grenzen zwischen den vermeintlich so eindeutigen Tätern und den beklagenswerten Opfern. Sie sind noch lange nicht zu Ende erzählt.
Bücher:
Block, Gerhard: Verraten und Verkauft – Memoiren eines Unverbesserlichen, Berlin 2004
Behling, Klaus: Kundschafter a.D. – Das Ende der DDR-Spionage, Stuttgart/Leipzig 2003
Ders.: Hightech-Schmuggler im Wirtschaftskrieg – Wie die DDR das Embargo des Westens unterlief, Berlin 2007
Ders.: Der Nachrichtendienst der NVA – Geschichte, Aktionen und Personen, Berlin 2005
Blutke, Günter: Obskure Gesc...
Table of contents
- Cover
- Titel
- IMPRESSUM
- INHALT
- GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE – EIN PROLOG
- ABGEHOLT
- BIERCHEN MIT MOLLE
- ALEMANITA MIA
- DER GESTOHLENE BEETHOVEN
- LEICHENSACHE B.
- EINE ERFUNDENE AFFÄRE
- VERBRANNT UND FALLEN GELASSEN
- IN TREUE FEST
- EIN UNVERDROSSENER KUNDSCHAFTER
- DAS ZERSETZTE GENIE
- DER TRAUM VOM GOTTHARD
- RADIO RASENDES EUROPA
- IM FADENKREUZ
- EIN STRAHLENDER VERDACHT
- »DANN GEHT DOCH RÜBER ...«
- DER GRENZGÄNGER
- KAINSMAL
- KALTES HERZ
- HONIGFALLE
- STERNENKÄMPFER
- ZERMITTELT
- ATOM-SPION A. D.
- GENOSSE ROMEO
- TÖDLICHER URLAUB
- GRAUER WOLF IN BAUTZEN
- LACHEN UND WEINEN
- DIE WALDLÄUFER
- LIEBE IM TOTEN WINKEL
- ENDSTATION IRRENHAUS
- DER STURZ DER ALTEN DAME
- ABGESCHOSSEN
- IN DUBIO
- »BILANZSUIZID«
- MÄNNER HINTER SONNENBRILLEN – EIN ENDE IM KLISCHEE