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Fedjas Flucht
About this book
Der junge Fedja erlebt den slowenischen Bürgerkrieg 1943–1945: das Kriegstreiben der Alten, die Waffenspiele der Kinder, das Töten im Namen von Religion und – die Entwurzelung am Kriegsende. Die katholischen Milizen fliehen nach Kärnten; sie vertrauen der britischen Besatzungsmacht; doch anstatt dass sie nach Italien gebracht werden, finden sie sich auf einer Todesfahrt in die Arme der Partisanen wieder. Fedjas hellsichtige Mutter folgt ihnen und versucht in einer atemlosen Aktion, ihre Söhne noch auf Kärntner Boden herauszuholen. In burlesken Bildern verdichtet Ditha Brickwell die Erzählung von Zeitzeugen und historische Tatsachen zu einem Roman – und entfesselt Gespenster der Gegenwart.
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Information
II.
DREI BURGEN
EXERZITIEN
September 1943, Ljubljana
Keiner in unserer Familie lügt, und keiner handelt mit falschen Tatsachen. Der Vater ist Inspektor geworden, wie angesagt, und unsere Möbel warten im Keller auf ihren guten Zweck. Nein, niemand hat gelogen. Deshalb ist der Mutter vom Himmel ein Wunsch erfüllt worden: Alles Böse hält vor unserer Straße an, kommt nicht bis zu dem kleinen weißen Spitzdach-Würfelhaus, in dem wir wohnen. Unberührt sitzen wir in einer kleinen, unsichtbaren Burg. Die Mutter hat recht behalten. Wir werden beschützt. Was hat mich geweckt? Die vollkommene Stille. Die Abwesenheit von Schnarchen, Grunzen, Vogelruf, Klappern, Rauschen im Wind, Stimmen fern. Der Atem der Nacht hat angehalten. Warum? Dass Bo und Milo aus dem Haus sind, daran bin ich gewöhnt, aber wo ist Alvin? Das Bruderbett im blassen Schein ist leer. Alvin sollte hier sein, es ist weit hinter Mitternacht, wo die Zeit still steht, der Mond nicht weiter zieht, keiner sich regt … vielleicht ist es nur das, die vollkommene Stille des Stillstands der Zeit.
Auf dem Weg zur Tür ist jeder Schritt ein Schlag. Die Tür öffnet sich langsam, die Angel soll nicht knirschen. Die Stiege ist ein Schacht hinunter in die Finsternis, die dritte Stufe knarrt (das ist mir vertraut), die weißlackierten Fußböden der unteren Zimmer geben einen unsicheren Urgrund ab, doch die Lehnsessel, der Lampenfuß, das Rauchtischchen (als dunkle Wahrzeichen) werden mir den Weg durch das Wohnzimmer weisen. In der Küche ist der Tisch weiß und Mimi sitzt nicht daran, Mimi, die uns nachgekommen ist, die hier die Nachmittage verbringt, nähend oder Obststücke schnitzend, die leise vor sich hin summt, deren Schultern rund und fest sind unter dem dünnen Stoff der Bluse; die Puffärmeln (die weißen Kronen gleichen), lenken den Blick auf die nackten Arme, die fleißigen Hebelchen, die auf und nieder gehen. Den Tisch hat sie singend sauber gewischt, als letzte Tat am Abend, Freiheit in der Küche, der Glückshof für Fedja und Mimi jeden Tag. Jetzt tickt die Uhr, glänzt der Wasserhahn. Der schwere Bolzen an der Eingangstür gibt nach, lässt sich lautlos schieben. Den haben wir heimlich geölt, Alvin und ich. Draußen im Vorgarten starren die Linien von Zaun und Plattenweg. Keiner geht. Nichts fährt, kein Pfiff. Alles wartet. Weil die Italiener abmarschiert sind, mit lauten Rufen, ernsten Gesichtern, schwungvollen Bewegungen. Eine bella figura, jeder von ihnen. Jetzt sind sie verschwunden. Die Stadt wartet auf die Deutschen. Angespannt. Ohne Atem. Vielleicht ist es das: Niemand außer mir atmet. Kein Wind hebt die Blätter, das macht die Stille noch schwerer. Starr stehen die Obstbäume. Wo ist der Mond? In der bleichen Wolkensuppe ist nur sein Widerschein. Ein Widerschein ist auf dem Fenster von Vaters Büro, das bei Tag Bücherregale und Schreibtischlampe des Lebensmittelzuteilungs-Inspektor-Vaters sehen lässt, jetzt schwimmt im schwarzen Glanz eine bleiche Scheibe, ein mattes Oval … nein, ein Gesicht ist das. An der Wand zurück ins Haus: wenn ein Feind am Fenster steht, wird Fedja ihn stellen, wenn es der Blick hinaus zum Feind ist, wird es der Bruder sein. Mit einem Schlag öffnet sich die Tür. In des Vaters Zimmer stehen Kopf und Schultern schwarz vor der Nachtbleiche.
„He, Alvin, he, was bewachst du da?“ (Der Bruder dreht sich nicht, erschrickt nicht, also hat er mich gesehen). „Wonach schaust du?“
„Von dort müssen sie kommen, direkt vom Loiblpass herunter.“
„Wer?“
„Na, wer schon.“
„Sicher werden die Deutschen mit Lärm und Kampf kommen. Also merkst du es von weitem, brauchst nicht so angespannt schauen.“
„Wer weiß! Mein Freund Leon meint, sie könnten bei Nacht hereinschleichen, in Tarnanzügen, und im Handstreich die Stadt nehmen. Vorsicht!“, schreit Alvin auf, weil sich meine Hühnerbrust über das graue Ding auf dem Fensterbrett schiebt, brütend über das geriffelte Ei. Während des Redens habe ich sie beobachtet und jetzt unter meinen Schutz gebracht, die Handgranate. Alvin kann sich nicht wehren, sie nicht unter meinem Körper wegziehen, um diesen Schatz uns balgen ist gefährlich.
„Wachen wir gemeinsam“, ist mein Angebot, „schauen wir, was kommt.“ Unser beider Atem geht ruhig, einziger Taktschlag der Zeit … wir wachen, wollen still sein, nicht sprechen …
„Du hast sie gemocht, die Italiener. Gib es zu, Alvin. Ihre Eleganz, die Kappen, die Hosen, ihren Marschschritt hast du bewundert“, sein Finger presst sich auf Fedjas Mund, es soll ihn niemand hören in der stillen Nacht, aber Fedjas Stimme zischelt weiter, „und wie sie deinen Namen ausgesprochen haben: Alvinio! Und dann war da der faschistische Gruß, zack, zack, scharf nach oben werfen, den Arm! Ach ja, der Gruß war erzwungen, vom faschistischen Kaplan … und die beiden in der Klasse, die ihn verweigerten, sind sogleich von der Schule verschwunden, noch am selbigen Tag. Wer die Hand nicht hob, der verschwand. Aber du bist ja auch von der Schule verschwunden, trotz Armheben, gleich am nächsten Tag. Bruder Alvin ließ sich vom Vater auf das Realgymnasium ummelden, dort war er vom Griechisch-Lernen befreit, hatte mehr Zeit, zum Beispiel für die Mathematik (ein großer Nutzen, wenn einer im Militär Techniker werden will) oder für das Faschistencamp. Du hast uns angemeldet, alle beide. Ach ja, die Geschichte vom faschistischen Jugendcamp.“
September 1943, Ljubljana
Alvin-Freund Zeka hinkte. Er kam zum Rondell wie immer – und schleppte einen Fuß nach, das sahen wir von weitem. Wir folgten ihm in die Richtung, die er uns wies – zur Vorsicht mit großem Abstand. Am Ende der Straße stößt Zeka ein Gartentor auf, verschwindet zwischen den Hecken. Das Haus ist mit Klappläden verschlossen, die Tür blind, Bretter verschalen das Glas. Zeka klettert, das steife Bein voraus, durch ein offenes Kellerfenster, wir hinter ihm her, in einen sauber gefegten Raum, von jetzt an unser Klub. Die Menschen, die hier wohnten, haben sie verhaftet, deportiert, weiß Zeka. Da kommt vorläufig keiner.
Hier öffnet Zeka den Gürtel seiner Hose, löst einen Strick und beginnt eine Bandage abzuwickeln. Er setzt sich auf das Fensterbrett so, dass Alvin vor ihm kniend helfen kann, die lange Baumwollschlange auffängt und gegen seinen Körper wirrt. Zwischen den Bandagenlagen glänzt es schwarz, eine Schnauze aus Metall kommt frei. Wicklung um Wicklung fällt ab und schlängelt sich auf Alvin hin. Ein kurzes, kräftiges, glänzendes Stück Gewehr schlüpft aus dem Bindengewirk. Zeka legt es in seinen Arm und dreht es nach allen Seiten, dass es sich auf uns, in den Raum, auf das Fenster richten kann.
„Wo hast du das her?“
„Aus dem faschistischen Camp. Sie geben uns die Dinger zum Spielen. Ihr könnt euch nicht früh genug daran gewöhnen, sagt der Anführer. Wir haben gelernt, sie zu zerlegen, zu putzen, und wir haben das Schießen geübt. Schau her: entsichern, anlegen, fest gegen die Schulter drücken, ein Objekt ins Visier nehmen, Atem anhalten, nicht verreißen, wenn der Stoß kommt, schätzen, wie viel der Schuss sich verzogen hat und entsprechend gegenhalten beim zweiten Schuss.“ Er lässt das Gewehr sinken und lächelt süß.
„Lässt du mich?“, fragt Alvin.
„Nein, das kannst du nicht bezahlen, nicht das Halten, nicht das Schießen. Ich habe mein Leben riskiert. Du bekommst davon nichts – und wenn du mir gleich zehn Brotmarken aus dem Amt deines Vaters bringst. Nur gucken darfst du und das gratis.“
„Lass es mich anfassen, nur einmal streicheln. Ganz sanft.“ Zeka reißt das Gewehr hoch.
„Hände weg, ich verkaufe es einem Partisan!“ Er zielt auf Alvin. Lässt es wieder sinken. Da liegt es auf seinen nackten Knien, im heiklen Gleichgewicht über der heruntergerutschten Hose, die sich um die Knöchel gelegt hat, als säße Zeka auf dem Klosett. Der liebkost den aufragenden Eisenspieß, das Korn.
„Was ist, Alvinio, willst du auch eintreten bei uns? Ich habe die Formulare hier. Ich weiß, dass dein Vater nicht zustimmen würde, doch der soll das ohnedies nicht wissen. Die Sache ist geheim. Du fälscht seine Unterschrift und lässt dir einen Grund einfallen, wo du so regelmäßig hingehst. Es ist höchste Zeit, dass du ein Mann wirst, ein Geheimnis hüten kannst und ein Gewehr bekommst.“
Jeder Mann ist stolz auf sein Gewehr. Als Kinder hatten wir nur unsere angewachsenen Rüssel, mit denen wir im weiten Bogen Flüssiges schießen konnten. Jetzt wollen wir metallene Gefährten, die nach Öl und Eisen riechen und weiter schießen als der Mann genau sehen kann.
Zeka legt das Gewehr sanft auf den Boden, zieht die Hosen hoch und schnallt den Gürtel eng. Aus der linken Tasche kramt er ein Anmeldeformular hervor. Und Alvin will das Richtige lernen und am Gewehr üben.
Wir gingen durch die Allee, auf der weichen Erde neben der Pflasterbahn, in Schlangenlinien um die Bäume.
„Ich habe nicht geschworen, also hüte ich auch kein Geheimnis. Wenn ich aber wieder mitkommen darf, kann ich schweigen, als hätte ich geschworen.“ Statt einer Antwort zieht Alvin scharf nach links auf die Fahrbahn, zur anderen Seite hin – bevor einer rufen, warnen, schreien und dazu Luft holen und hinterher springen, den Bruder zurückreißen, das Auto mit Willenskraft anhalten kann – schrillen zugleich die Bremsen und die Stimmen der Frauen. Auf der anderen Seite angekommen, stehen vor ihm mit weitgeöffneten Augen die Mutter und die Köchin Martha. Die Mutter stellt die schwere Tasche ab. Sie schlägt so schnell, dass keiner die Hand sieht, nur wie die Wange zuckt, das Kinn hochfährt, die Schläfe rückwärts kippt. Alvin versucht einen hellen Schrei, der sofort abreißt, dann folgt ein röhrendes Geheul, der Bruder reißt die Arme hoch, die großen Hände wedeln vor seinem Gesicht, als wollten sie zurückschlagen, doch sie krallen nur die Luft, haben den Körper freigegeben, sodass die Netztasche der Mutter freie Bahn hat, sie prallt gegen Alvins Bauch, pendelt zurück und kommt mit neuem Schwung geflogen … Martha lehnt umständlich ihren Beutel gegen einen Baum und fängt der Mutter Arm, hält ihn fest, sodass Alvin weinend fliehen kann. Alvin geht schon drüben hinter den Bäumen, zügig wie einer, der auf fremde Länder zumarschiert, als der Mutter Atem ruhig wird.
„Geh ihm nach, Fedja“, sagt sie, „lass ihn ein Weilchen laufen, bevor du ihn einholst und zurückbringst.“
In der späten Sonne leuchtet Alvins Hemd, die Wolle der Haare rötlich, kleiner roter Wolf mit Tatzen und Klauen groß, das ist deine Legende in der Familie: Er war es, der im Kindergarten Sacre Coeur den Wolf in einer Lafontaine Fabel spielen sollte, mit Fellmütze und Lausch-Ohren und Felltatzenfäustlingen an den Händen, an die eine Kinderfrau Klauen aufgenäht hatte, mit Sorgfalt. Der Wolf wedelte mit den Pfoten und schwang sie, übte den lauernden Wolfsgang auf und nieder, bis eine Klaue am Felsen hängen blieb, der war aus grauem Schleierstoff über hölzernem Gerüst und kam sofort herab in seiner Länge, schlug gegen den Wolf, der erschreckt zurücksprang, hinein in den Wald, der weich ihn mit Filzstoff umfing und mit ihm stürzte, knarrend und klappernd folgten ihm die Lichtkabel und Scheinwerfer, Regiehocker und Seitenvorhang – mit seinem zusammenfallenden Gestell traf der Wald alles, was vor ihm auf der Bühne stand und drückte es zu Boden. Ein vielstimmiger Schrei wehte über den Wolf hinweg, jemand riss ihm Ohren und Pfoten herunter, jemand schlug gegen seine Schulter, seinen Rücken, eine Hand wies ihn hinaus. Der Wolf, der so wölfisch war, verließ diesen Kindergarten im Kloster Sacre Coeur, wo die Felsen falsch waren und kehrte nie mehr zurück, und die Mutter traute ihm nicht mehr, dem Unglückswolf, dem Tolpatschtier – und schlug vorbeugend zu. Deshalb muss ein Mann wie der Kleine Wolf beschützt werden, vor sich selber. Denn wenn einer geschlagen wird und vielleicht deshalb sein Hirn verliert, nur weil er dem Auto-Tod entkommen ist, wie erst werden die Prügel sein wegen der Lebensgefahr im Faschistencamp? Da wandelt eine Gestalt, kommt schnell näher, nur fünf Armeebäume weit entfernt ist der dicke Franc, der Klassenkamerad. Er schlendert, wie Dicke gehen, den Bauch vorwärts geschoben, die Füße auswärts gedreht, dass die runden Schenkel nicht aneinander reiben. Obwohl kleiner als Alvin, setzt er den Von-oben-herab Blick an. Dazu muss er den Kopf zurückbiegen und den kurzen Hals spannen. Sobald er vor Alvin anhält, plappert dieser los:
„Heute habe ich mit einem Gewehr gespielt“, sagt Franc und glänzt und grinst. Alvin kehrt um, dass er mit Franc gehen kann, der eifrig weiter watschelt. „Wo, sag es mir, Franc, bitte! Auch ich möchte mich dauerhaft für Volk und Vaterland …“
„Du hast Brüder“, stellt Franc fest.
„Ja, aber Bo ist weg und Milos Kampf ist so geheim, dass er mit niemandem darüber spricht, schon gar nicht mit uns, weil er uns nicht in Gefahr bringen will; er sagt, die Gefahr ist überall und jederzeit, man weiß von niemandem mehr, wer er ist und wohin er gehört, seit den jüngsten Verhaftungen … und Morden!“ Alvin bleibt mit einer Drehung vor Franc stehen, sodass der breite Körper anhält und der Kopf nach oben schnellt, dass die Augen prüfen können, woher Gefahr kommt.
„Er ist sehr vorsichtig geworden, weil“, Alvin beugt sich zu Francens fettem Hals und zischt in sein Ohr, „er muss stündlich mit seiner Verhaftung rechnen.“ Er lärmt, dieser mein Bruder, dass ich alles ins Ohr Gesagte über meinen Fünf-Schritte-Abstand vernehmen kann, und der Franc hört nicht zu, er trottet weiter, schiebt den Alvin vor sich her, der einen Schritt vor ihm bleiben will, halb zu ihm gewandt: „Oder mit seiner Ermordung“, raunt er dröhnend. „Also wo, Franc!“
„Zum Ministranten-Unterricht gehe ich, bin im Schutz der Kirche. Vielleicht willst du auch Ministrant werden? Ich kann dich hineinbringen in den Spezialunterricht bei den Franziskanern, weil, du und ich, wir sind ja Freunde.“ Seite an Seite marschieren sie, das Abendrot auf ihren Rücken (mich nehmen sie nicht wahr).
Was ist Verrat? Alvin sagt: wenn einer redet. Mimi meint, Verrat gibt es nur in der Liebe, alles andere zählt nicht. Sie deckt den Tisch im Speisezimmer, setzt Gläser neben die Teller, reihum. In der Liebe ist Verrat so viel wie Mord. Aber der andere Verrat, an Verwandten, an der Familie … Mimis Hände bewegen sich über den Tisch, verteilen gerollte, von silbernen Ringen gehaltene, bestickte Servietten. Als die Hände wieder am Ausgangspunkt vor Mimis bauschiger Schürze angekommen sind, bleiben sie beieinander liegen.
„Wenn Verrat einem guten Zweck dient, um jemanden zu retten …“, sagt sie. „Oh, Mimi, ich würde dich niemals im Stich lassen, dir immer zu Hilfe kommen!“ Mim...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- I. Kapitel: Stimmen
- II. Kapitel: Drei Burgen
- III. Kapitel: Weiße Fahne, weißes Pferd
- IV. Kapitel: Das Böse fährt immer mit
- Nachwort